Lilly - Ziel meiner Sehnsucht

Ein Treuetest - Teil 3

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Lilly - Ziel meiner Sehnsucht

Lilly - Ziel meiner Sehnsucht

Alnonymus

Ich mache eine kleine Pause, um meine Worte wirken zu lassen. „Sie hat dann so tief und fest im Arbeitszimmer geschlafen, dass ich sie heute Morgen sogar wecken musste. Vielleicht war das letzte Bier doch zu viel.“ schwindle ich, ohne rot zu werden. „Aber sie wird dich bestimmt noch anrufen.“ „Nehme ich an“, ist Hannas einzige Reaktion. Gerade als die Bedingung den zweiten Kaffee bringt, zeigt mein Handy durch ein kurzes Brummen an, dass eine Nachricht eingetroffen ist. Automatisch ziehe ich das Gerät aus der Hosentasche, um auf das Display zu schauen. Während meine Augen gebannt am Text haften, erstarrt mein Körper, nur mein Herz scheint plötzlich bis zum Hals zu schlagen. ‚Du bist viel zu schade für nur eine Nacht. Wann bist du heute zu Hause? Lilly.‘ lese ich. „Was ist?“, holt mich Hannas Stimme in die Wirklichkeit zurück. Als ich sie ansehe, merke ich, wie sie sich vorbeugt, um vielleicht einen Blick auf das Display werfen zu können. Doch, keine Chance. Ich hole tief Luft: „Ach, das ist Robert, weißt du, der neue Arbeitskollege. Er fragt, ob ich heute Abend Zeit für ein Bier hätte, und ich überlege, ob ich zusage“, fällt mir gerade noch ein. „Ach so … mach doch.“ meint Hanna nur, sich wieder in ihren Stuhl zurücklehnend. Tatsächlich schaffe ich es, meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bringen, nur meine Finger zittern ein klein wenig, als ich tippe: ‚Du auch. 18:00 Uhr.‘

Den Rest des Vormittags schlendern wir durch die Straßen und Gässchen der Stadt. Dabei frage ich mich schon nach kurzer Zeit, ob die SMS von Lilly nicht nur ein schöner, kurzer Wachtraum war. Erst nachdem ich, von Hanna unbemerkt, dreimal auf mein Handy geschaut habe, wird mir bewusst, dass es real ist. Am Nachmittag besichtigen wir noch das Schloss, und vertreiben uns die Zeit in dem riesigen Schlosspark. Den ganzen Tag ist meine Frau wieder so unzufrieden und unnahbar wie schon in der Zeit vor ihrem Rehaaufenthalt. Die Zeit hier scheint keinen positiven Effekt auf sie zu haben. Fast hätte ich ‚leider‘ hinzugefügt, aber offen gestanden, ist es mir inzwischen egal. Um halb fünf setze ich Hanna schließlich wieder an der Klinik ab, damit sie sich vor dem Abendessen noch ein wenig frisch machen kann. Zum Abschied gibt es wieder nur eine kurze Umarmung mit einem sparsamen Kuss.

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