Er hatte sich auf eine der Edelstahlbänke gesetzt, die es auf jeden Bahnhof gab. Als er nun den Beutel abstellte hörte er ein leichtes klingeln und als er von außen nach der Ursache fühlte, ertastete er ein Schlüsselbund. Das war also der Grund, warum sie so panisch reagiert hatte, ohne Schlüssel kam sie sicherlich nicht in ihre Wohnung.
Der nächste Zug lief ein. Aufmerksam versuchte er hinter den Scheiben etwas von der schönen Unbekannten zu erhaschen, doch das war fast unmöglich. Er erhob sich von der Bank und schaute am Zug entlang, konnte sie aber nirgends entdecken.
„Suchst du mich?“ Hörte er dann plötzlich eine leise Stimme hinter sich.
Langsam drehte er sich um und da stand diese wunderschöne Frau so dicht vor ihm, dass er sie hätte berühren können. Die Häschen Maske blähte sich mit jedem Atemzug und wurde beim Einatmen wieder an ihren Mund gesogen, sodass er die Konturen ihrer Lippen sehen konnte. Sie schien etwas aufgeregt zu sein.
„Ja ich habe nach dir Ausschau gehalten, ich wusste ja nicht ob du mich verstanden hast.“
Kai hielt ihr den Beutel hin. Als sie ihn entgegen nahm, berührten sich ihre Finger und er glaubte noch nie so ein schönes Gefühl erlebt zu haben. Wie ein leichter Stromschlag durchfuhr es ihn. Gleichzeitig spürte er die Wärme ihrer Finger.
Wie gebannt schauten beide auf ihre Hände, die immer noch den Beutel umschlossen. Scheinbar ging es dem Häschen genauso!
„Ich glaube, jetzt sind meine Coronaviren zu dir gekrochen und deine zu mir!?“, sagte Kai und konnte sich vor Lachen kaum halten.
Aber auch Lisa fand es lustig, denn sie löste trotz der imaginären Gefahr nicht ihre Finger. „Gönnen wir ihnen noch einen Augenblick, damit der Austausch vollkommen ist!“, auch sie kicherte leise hinter ihrer Maske, als sie das sagte.
Kai zog sie mit zur Bank und setzte sich hin, ohne den Beutel los zu lassen, sodass Lisa sich auch setzen musste. „Besteht die Möglichkeit, dass du mir deine Handynummer gibst, oder ich dir meine? Ich würde dich gerne widersehen und dich näher kennen lernen.“
Bevor Lisa antworten konnte, ließ er widerwillig den Beutel doch los, rutschte bis ans Ende der Bank und löste seine Maske. „Und so sieht der Kerl aus, der übrigens Kai heißt, und der dich gerne wiedersehen, oder wenigstens mit dir telefonieren möchte!“
Wieder war Lisa überrascht von dem impulsiven Verhalten. Noch nie war ihr ein Mann begegnet, der ihr so deutlich zeigte, dass sie ihm gefiel, aber gleichzeitig nicht aufdringlich war. Sie auf eine nette Art zum Lachen brachte und dazu noch richtig gut aussah.
Jetzt löste auch sie die Gummibänder an ihrer Maske und zog sie ab. „Und so sieht das Häschen hinter der Maske aus. Ich heiße Lisa und würde mich freuen, wenn du mich mal anrufst!“
Kai verschlug es im ersten Moment die Sprache. Er hatte ja schon an ihrer Kopfform, ihrer perfekten Frisur und den tiefgründigen Augen vermutet, dass sich hinter ihrer Häschen Maske etwas Schönes verbarg, doch das was sie jetzt freilegte, ließ ihn im Moment die Luft anhalten.
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