Am Morgen ihres 50. Geburtstags blickte Louisa Faber in die Spiegeltüren ihres Kleiderschranks. Und erschrak. Schon lange hatte sie sich nicht mehr die Zeit genommen, sich ausgiebig und kritisch von Kopf bis Fuß zu betrachten. Wozu auch? Seit ihrer Scheidung vor sechs Jahren spielten Männer, für die es sich lohne, attraktiv zu sein, keine ernsthafte Rolle. Zwei Urlaubsflirts, drei One-Night-Stands unter Alkoholeinfluss. Das war's.
Es gab derzeit auch niemanden, dem sie ihren Körper pur und ungeschminkt zeigen würde, von ihrer besten Freundin Annika einmal abgesehen. Die war drei Jahre älter und die Einsamkeit hatte inzwischen für eine Mon-Chéri-Figur gesorgt. Ihr fehlte der kritische Blick und erst recht die Courage, der Freundin Ratschläge zu geben, die auf sie selber auch passen würden. Jedenfalls wollten sich Louisa und Annika an diesem runden Geburtstagsabend bei Ernesto, dem besten Italiener der Stadt, treffen. Das war es aber auch schon.
Louisas kritischer Blick scannte ihr Spiegelbild von oben bis unten. Gut schulterlange Haare, die seit ein paar Jahren von braun zu grau mutierten. Müde dreinschauende hellbraune Augen, umgeben von Fältchen und unansehnlichen Tränensäcken. Die hatten ihren Namen verdient, denn ihr war wirklich zum Heulen zumute. Wenigstens der Hals und das Dekolleté waren noch erfreulich glatt. Allerdings hatte der Busen im Laufe der Jahre begonnen, den Kampf gegen die Schwerkraft zu verlieren. Glücklicherweise waren ihre Brüste nicht allzu groß, was den Abwärtstrend begrenzte. Mit dem Rest ihrer Figur war Louisa zufrieden. Sie hatte schon immer viel Sport getrieben, ging zweimal in der Woche ins Fitnessstudio und achtete sorgfältig auf ihr Gewicht. Immer, wenn sie die 60 Kilo-Marke erreichte, verordnete sie sich eine oder zwei Salatwochen und verzichtete auf das geliebte Glas Wein zum abendlichen Fernsehprogramm, bis sie wieder bei 58 Kilo war. Da war sie eisern. Ach ja, schöne Hände hatte sie und Füße. Aber ihre feinen Gesichtszüge, die geschwungenen Lippen und die gleichmäßigen Zähne kamen so ungeschminkt, wie sie meistens war, kaum zur Geltung. Sie war auf dem besten Wege, eine graue Maus zu werden.
Und nun, am Morgen ihres 50. Geburtstages, stand sie einsam und alleine vor dem unbestechlichen Spiegel in ihrem nur halb genutzten Schlafzimmer und fragte sich: "Alleinstehend, Dreizimmer-Küche-Bad - sollte das alles gewesen sein?" Louisa straffte ihren Rücken und setzte einen fordernden Blick auf. Bei guter Führung hätte sie wahrscheinlich noch 30 oder 40 Jahre vor sich. Jahre, die sie mit Leben ausfüllen wollte statt mit Lethargie. Es war an der Zeit, etwas zu ändern. Und zwar gewaltig. Eher ein Tsunami als eine brave Welle am Wattenmeer.
"Ich will etwas erleben, will nicht mehr als Solotänzerin durchs Leben gehen, will wieder begehrt werden", schwor die sich. "Allerdings werde ich keinesfalls den Fehler begehen, mich auf jung zu trimmen. Aber ich werde an meiner Attraktivität arbeiten - immer alles mit Würde."
Vor Kurzem hatte sie ein Portrait von einem skandinavischen Model gelesen, die mit Fünfzig aufhörte, sich die langen blonden Haare zu färben, und mit ihrer silbergrauen Mähne zur Werbeikone wurde, gebucht von renommierten Agenturen und Fotografen. Ihre Präsenz in den sozialen Medien war unübersehbar, Facebook, Instagram, Blogs, Fernsehen, Modemagazine. "Mit Fünfzig fängt das Leben erst an!" Louisa nahm sich vor, ihre persönliche Zeitenwende einzuläuten. Und zwar sofort!
Mit den Haaren würde sie es genauso machen. Sie würde sie nicht mehr färben und sie wachsen lassen, bis sie bis zur Taille reichten. Wenn sie regelmäßig nur die Spitzen schneiden ließe, hätte ihre silbergraue Mähne in zwei bis drei Jahren die perfekte Länge. Mit Extensions könnte sie das sicherlich beschleunigen, doch die würden ihren gesunden, seidigen Haaren vermutlich nur schaden.
Und wegen der übrigen Alterserscheinungen müsste sie sich mal an einen Experten wenden. Vielleicht ein wenig Botox gegen die Fältchen. Die Beseitigung der Tränensäcke und vielleicht eine Bruststraffung wären da schon aufwändiger. "Auf jeden Fall werde ich noch heute einen Termin bei der Kosmetikerin buchen und anfangen, meine Garderobe gehörig aufzufrischen. Heute ist der erste Tag meines neuen Lebens."
* * *
An ihrem 53. Geburtstag stand Louisa Faber wieder einmal vor dem Spiegel. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, als sie die Veränderungen der letzten Jahre begutachtete. Statt drei Jahre älter wirkte sie nun eher sieben Jahre jünger als an ihrem letzten runden Geburtstag. Und das trotz des silbergrauen Haars, das ihr vom Seitenscheitel ins Gesicht fiel und erst in Höhe der schlanken Taille endete. Obwohl die vergangene Nacht sie kaum in den Schlaf kommen ließ, wirkte ihre Augenpartie ausgeruht und ihre Gesichtszüge entspannt. "Dr. Lehmann hat wirklich hervorragende Arbeit geleistet", dachte sie, wie schon so oft. Seit dem Brustlifting hatte Louisa nie wieder einen Büstenhalter getragen. Die Brüste hatten wieder ihre ursprüngliche Straffheit und Ausrichtung zurückbekommen, ohne gleich den Eindruck zu vermitteln, man hätte hier nachgeholfen. Nicht sonderlich üppig, aber dafür überaus ansehnlich. Und so hatte sie sich angewöhnt, damit nicht zu geizen. Louisa konnte endlich wieder Shirts und Pullover tragen, die wie eine zweite Haut saßen und ihre erregende Wirkung nicht verfehlten.
Ein nackter Mann in den Dreißigern mit durchtrainierter Figur kam aus dem Bad. "Lou, du siehst unglaublich sexy aus! Ich liebe deine verführerische Silbermähne und deinen wunderbaren Körper." Der Zustand seines Zauberstabes bewies die Ehrlichkeit seiner Aussage. Er trat hinter sie, drückte seine Erektion zwischen ihre Pobacken und zwirbelte die Nippel beider Brüste ganz sanft zwischen Daumen und Zeigefinger.
"Du bist wohl unersättlich, Oliver! Wir haben doch schon die ganze Nacht gefickt und geleckt. Ich bin schließlich kein junges Mädchen mehr." Louisas Haare fielen ihr ins Gesicht und umspielten ihren straffen Busen. Sie fühlte, wie seine Eichel sich erneut den Weg in ihre nasse Spalte bahnte, und begann, sich unter leisem Stöhnen zu winden.
"Ich habe noch nie eine verführerischere Frau als dich kennengelernt. Da können die jungen Dinger alle nicht mithalten. Wenn dein seidiges, langes Haar dein Auge verdeckt und sich deine steifen Nippel mir entgegen drängen, kann ich es kaum noch erwarten, deinen herrlich glatten Venushügel zu fühlen und dich zu vögeln."
"Komm, stoß mich so tief du kannst! Härter! Noch härter! Ja, genau so."
Sie fühlte, wie der harte Schwanz in ihrer Grotte zu pulsieren begann. Unaufhörlich näherten sich beide der Explosion, die sie und ihren Liebhaber überwältigte. Sie konnte den lauten Schrei nicht mehr vermeiden, dem ein langgezogenes wimmern folgte. Erschöpft ließen sich beide aufs Bett fallen. Das war der fünfte Orgasmus dieser Nacht, der absolute Wahnsinn. So etwas hatte sie früher nie erlebt.
Oliver war nicht der erste attraktive Mann, der sie begehrte, seit sie mit Fünfzig beschlossen hatte, sich von dem Alterungsprozess nicht unterkriegen zu lassen. Besonders ihr langes silbergraues Haar brachte ihr immer wieder Komplimente ein. Aber auch die sportlich-straffe Figur, die sie gerne durch verführerische Kleidung betonte, sorgte für Aufmerksamkeit, besonders von Männern, die jünger waren als sie selbst. Nicht zuletzt das deutlich gestiegene Selbstbewusstsein wirkte anziehend. Sie fühlte sich sexy und begehrenswert.
An diesem Abend hatte sie sich mit Oliver im Chez François getroffen. Amüsiert hatte sie beobachtet, wie sein Blick immer wieder zu ihren dunklen Nippeln wanderte, die sich deutlich unter dem engen schwarzen Spitzentop abzeichneten. Das Wechselspiel der langen Silbermähne, die von Zeit zu Zeit die straffen Brüste umspielte, wenn sie den Kopf zur Seite neigte und ihm verführerisch zulächelte, schien ihren heutigen Begleiter völlig fertig zu machen. Mehrmals wanderten seine Finger verstohlen zu seinem Schritt, der wohl unter Spannung geraten war. Da war es nur konsequent, dass sie anschließend in ihrem Bett gelandet waren.
* * *
In der Woche zuvor hatte sie sich mit Roberto getroffen. Zunächst waren sie im Theater gewesen, danach in der Rooftop-Bar des Interconti. Louisa hatte alle Register gezogen und die zwei Knöpfe ihres Blazers geöffnet. Zu seiner Verblüffung war sie darunter so gut wie nackt. Unter einem Hauch von Chiffon präsentierten sich ihre festen Brüste mit den steifen Nippeln in voller Schönheit und riefen geradezu danach, zärtlich berührt zu werden. Im Aufzug abwärts konnte Roberto nicht verhindern, dass seine Finger, geradezu magisch angezogen, ihren Busen streichelten. Leider war die Aufzugfahrt zu kurz, um ihnen Gelegenheit zu geben, die tiefer liegenden Gefilde zu erkunden.
"Gehen wir zu dir oder zu mir?", flüsterte er ihr ins Ohr. In Louisas Wohnung konnten sie es kaum erwarten, sich gegenzeitig die Kleider abzustreifen und wild übereinander herzufallen. Robertos Prachtschwanz kam in dieser Nacht nicht nur einmal zum Einsatz.
* * *
Die wieder gewonnene Ausstrahlung hatte Louisa geholfen, attraktive Männer anzuziehen, so wie früher. Männer umschwirr‘n mich, wie Motten das Licht, summte sie bei dem Gedanken an die verführerische Marlene Dietrich. Ob beim Sport, auf Veranstaltungen oder bei der Arbeit - mittlerweile stand die extravagante Fünfzigerin im Mittelpunkt. Es war selten geworden, dass sie die Abende und Nächte allein verbrachte. Louisa hatte gelernt, die Abwechslung zu lieben.
Louisas Zeitenwende
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