Die Inspektion der der Windelhöschen: Ludmilla und Marina entkleiden sich bis auf die Inkontinenzhöschen. Bis hierher ist alles in Ordnung. Kein Geruch feststellbar. Ludmilla ist als erste dran. Nach dem Ausziehen der Windelhose weht ein Geruch von Ammoniak durchs Zimmer. Noch ist alles trocken. In der Windel liegt die Bescherung. Aber sie hat alles aufgenommen. Bei Marina, das gleiche Ergebnis.
Nachrechnen ergibt aber - ein Tag paßt rein, aber bei zwei Tagen wird es naß.
Weniger als zwei Liter trinken ist ungesund. Die zwei Liter müssen irgendwo hin. Ein Teil wird über die Haut verdunstet und belastet das Klimagerät von Starsem. Wenn die Hose auch belüftet wird, dann kann vielleicht ein Teil der aufgesaugten Flüssigkeit ebenfalls verdunstet werden? Nachher wird das Gewicht der trockenen Windel gewogen und morgen mit der nassen verglichen.
Unter der Windel riechen Ludmilla und Marina nicht mehr frisch. Sie können sich jetzt vorstellen, wie es auf einer Raumstation riechen könnte. Duschen macht Spaß heute. Der Gedanke an Valeris nasse Hose auch. Nach dem Duschen werden Ludmilla und Marina vom Schlaf überrascht. Am nächsten Morgen geht's aufs Klo, erst dann wird die Windel erst gewogen und dann angezogen.
Ludmilla und Marina sind heute sehr sparsam mit Getränken. Essen fällt ganz aus. Diese Nacht will Ludmilla wieder in den eigenen vier Wänden verbringen. Zwei in einem Bett ist vielleicht doch etwas eng. Weil sich noch alles gut anfühlt, riskieren Ludmilla und Marina die Windel bis morgen Abend anzulassen. Morgen muß noch einmal mit Wasser gespart werden. Duschen ist in der Windel auch nicht möglich.
Ludmillas Harnröhrenausgang juckt. Kratzen geht nicht unter der Windel. Saublöde Idee, mit der Windel. Ziehen die im Weltraum wirklich Windeln an? Auf der MIR gibt es ein Klo. Dann reicht ein Tag für den Hinflug, und für den Rückflug ebenfalls. Der Flug zum Mond dauert zwei Tage. Mehr ist einfach nicht drin. Die Blase drückt. Ludmilla getraut sich nicht im Bett zu machen. Sie steht lieber auf
Ludmilla ist heute besonders früh im Labor. Marina wartet schon. Auch sie hat diese Nacht nicht so gut geschlafen. Auch heute wird mit Getränken gespart. Einzige Abwechslung für diesen Tag ist die Amateurfunkstation. Ludmilla stellt Walther Goat einige peinliche Fragen.
Ja, es stimmt wirklich die Astronauten tragen im Raumanzug eine Windel. Ja, es stimmt, daß die Windel an das Klimagerät angeschlossen wird. Die Astronauten, die zum Mond geflogen sind haben es vier Tage in der Windel ausgehalten. Heute wird nach jedem Weltraumspaziergang die Windel gewechselt. Meist ist die Windel danach noch trocken. Der Weltraumspaziergang dauert selten länger als vier Stunden. Das Verhältnis, eine Stunde An- und Ausziehen, vier Stunden Tragen, ist wirklich bescheiden. Als Walther erfährt, daß Ludmilla und Marina seit mehr als einem Tag in einer nassen Windel stecken, muß er lachen. Bald weiß jeder auf der ISS, daß Ludmilla in einer nassen Hose steckt.
Auch Marina muß lachen. Sie interessiert sich für Amateurfunk. Wie kann Ludmilla so einfach mit Astronauten sprechen, noch dazu mit amerikanischen?
Ludmilla erklärt, daß man dafür viel lernen und dann eine Prüfung ablegen muß. Aber dann darf man mit jedem funken, der auch die Prüfung bestanden hat. Viele Expeditionen nehmen außer dem notwendigen Funkgerät auch noch Amateurfunk mit, weil man so, auch dann, funken kann, wenn der normale Funk ausfällt, ganz besonders in Notfällen. Funkamateure gibt es überall auf der Welt. So kann die MIR auch dann jemanden erreichen, wenn sie gerade nicht über Russland und die Ukraine fliegt. Wenn sie will, wird ihr Ludmilla alles beibringen, was man für die Amateurfunkprüfung braucht.
Auf der ISS wissen alle, daß Ludmilla und Marina nasse Hosen anhaben. Ein Glück, daß es in der Schule niemand weiß. Nur Fräulein Iwanowitsch weiß alles. Sie liest nämlich Marinas Wochenberichte.
Heute will Marina bei Ludmilla übernachten. Auch in ihrer Bude hat Ludmilla ein Amateurfunkgerät. Sie hören ein paar Funkamateure aus der Nachbarschaft und auf Kurzwelle sogar von der ganzen Welt. Die meisten senden keinen Sprechfunk sondern Morsezeichen. Ludmilla erklärt, daß man mit Morsezeichen viel weiter kommt als mit Sprechfunk und außerdem nimmt morsen weniger Platz weg.
Ludmilla ist bei weitem nicht so toll eingerichtet wie Marina. Es gibt nur ein Klo auf der Etage und nur eine gemeinsame Dusche. Viele nette junge Männer gehen auf Ludmillas Etage spazieren. Marina kann nicht verstehen, daß Ludmilla keinen Freund hat. Wahrscheinlich braucht man ein Amateurfunkgerät wenn man mit Ludmilla sprechen will.
Auf Ludmillas Nachttisch steht eine Glasschale mit Bananen und Nüssen. Bei Bananen kommt Marina sofort eine Idee. Aber Nüsse - es muß etwas mit Nüssen geben.
"Ludmilla kannst du Nüsse knacken"
"Ich habe leider keinen Nußknacker, aber entweder nimm einen Hammer, oder versuch es mit zwei Nüssen und nimm die Hände als Nußknacker. Soll ich es dir zeigen?"
"Das mit den Händen kenne ich. Es geht aber auch mit den Beinen."
Ludmilla will es genau wissen. Aber erst müssen die Windeln ausgezogen und gewogen werden. Mit Windel über den Flur zu laufen getrauen sich die beiden nicht. Also bleibt nur die Wäsche am Wasserstein und das Pinkelritual auf einem Bein. Marina hilft anschließend beim Putzen.
Die Windeln sind voller als letztes Mal. Es ist schon eine üble Sauerei. Aber wahrscheinlich hätten die Beiden auch drei Tage durchgehalten. Wo ist nur die ganze Flüssigkeit geblieben?
Jetzt will Ludmilla wissen, wie das mit dem Nußknacken geht.
Ludmilla Bibikow 6.
aus "Der Blitz legt Eier"
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