Er richtet sein Handy auf die Frau, zoomt sie heran und peilt auf dem Display ihre Nasenwurzel an, die kleine Fläche zwischen Augenbrauen, Nase und Stirn. Dies ist die mit Abstand beste Stelle, um mit den Strahlen, die das Handy gleich aussenden wird, die Hypophyse zu erreichen und zu stimulieren. Die erbsengroße Hirnanhangdrüse liegt tief verborgen und gut geschützt mitten im Gehirn. Sie ist die zentrale Schaltstelle zur Aktivierung von Hormonen durch Sinneseindrücke, die Schnittstelle der Kommunikation zwischen Gehirn, Muskeln und Organen, die Schaltstelle zwischen nervösen und endokrinen Reaktionen. Hier wird entschieden, dass bei Gefahr gekämpft wird und hier entsteht die latente Bereitschaft zur Kopulation, wenn ein geeigneter Sexualpartner entdeckt wurde. Diese kleine Drüse ist die Wiege der Wollust, der Begierde, des sehnlichsten Verlangens, das die Menschen kennen. Hier werden die hormonellen Glückscocktails initiiert, die den Körper durchfluten und in den siebten Himmel versetzen. Keine Liebe ohne die Hypophyse, kein Begehren, kein Aufkommen sexueller Wünsche und schon gar nicht deren Befriedigung. Und genau dieses Lustzentrum wird er gleich stimulieren. Es werden dann schlagartig Hormone freigesetzt, die bei der armen oder vielleicht eher überglücklichen Frau, Gefühle auslösen, die sie gleichzeitig in den Himmel und die Hölle versetzen.
Das Handy, auf dessen Display sein Zeigefinger nun ruht, ist alles andere als ein normales Smartphone. Es ist eine Spezialkonstruktion, ein Unikat, ein Zauberstab, den er allein entwickelt hat. Wenn er hier und heute Erfolg hätte, würden ihm interessierte Kreise für das Patent sicher ein paar Millionen bieten und ihn sehr reich machen. Reich wegen der Millionen Männer, die gerne Machos wären, aber das Zeug dazu nicht haben oder wegen der vielen Millionäre, die sich zwar trauen, aber nicht mehr können, weil sie senil und lendenlahm sind. Auf der vorderen, schmalen Kante seines Superhandys sind zwei „Augen“ angebracht, kleine durchsichtig Halbkugeln. In der einen ein winziges, steuerbares, sehr präzises Zoomobjektiv, in der anderen die Austrittsöffnung für eines sehr speziellen Lasers. Die Kamera kann mit Hilfe des Objektivs sehr genau auf ein Ziel ausgerichtet und, dank der im Handy vorhandenen Gesichtserkennung, sehr stabil gehalten werden. Dies ist notwendig, damit die kaum sichtbaren, hochmodulierten Laserstrahlen möglichst genau die Hypophyse erreichen. Diese Strahlen können, ähnlich wie die Röntgenstrahlen, biologische Materie durchdringen. Sie können diese aber auch schwer schädigen, wenn sie zu hoch oder zu lange dosiert werden. Der Laser durfte daher immer nur als kurzer Impuls von wenigen Millisekunden Dauer gesendet werden. Bevor die Strahlen aber die gewünschten biologischen Reaktionen hervorrufen, müssen Mikrowellen die Hypophyse einstimmen. Es sind dieselben Wellen, die als Bluetooth in vielen Handys externe Lautsprecher mit Musik versorgen. Ganz wichtig war nur noch, welche Musik das Handy aussendete. Das ganze Geheimnis des Lustbeamers besteht also darin, dass mit Hilfe von Strahlen und geeigneter Musik sexuelle Erregungen hervorgerufen werden, die sehr rasch einsetzen, äußerst heftig wirken und nach einer unverzüglichen Befriedigung verlangen. Und dann gab es da noch eine seltsame Besonderheit. Die angebeamten Lebewesen wollten unbedingt von dem befriedigt werden, der ihre Lustgefühle ausgelöst hatte.
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