Er hatte lange nachgedacht, wo und wie er diesen abschließenden Test, diesen wichtigen Beweis, den er noch brauchte, durchführen könnte. Es musste ein ruhiger Ort sein, einer der von Frauen aufgesucht wurde, die bereit waren, sich auf ein kleines Abenteuer einzulassen, denn das war die Tarnung, ein kleines Abenteuer am Nachmittag. Es musste ein Ort sein, von dem aus man ohne große Umstände und ohne Zeitverlust in ein Hotel wechseln konnte, in dem es Zimmer stundenweise zu mieten gab, zu jeder Tages- und Nachtzeit. Zunächst hatte er geglaubt, dass ein anspruchsvolles Bordell mit einer Bar am besten geeignet wäre. Aber dort gab es zu viele Professionelle, zu viele, die seinen Manipulationen auf die Schliche kommen könnten, dazu noch Freier oder Zuhälter, die aufpassten und das Sicherheitspersonal. Wenn man ihn dort in flagranti erwischt hätte, wäre es ihm vermutlich schlecht ergangen. Ein Puff war auch zu offensichtlich auf Verkehr ausgerichtet, der Effekt, den er bewusst erzielen wollte, diese plötzliche Initiierung der Lust, hätte an diesem Ort auch durch andere Ursachen eintreten können. Außerdem wäre er mit seinem "Opfer" nicht lange genug allein gewesen, ohne Kontaktaufnahme, und er hätte die Reaktionen nicht in Ruhe studieren können. Es musste ein Ort sein, wo sich beide, der Tester und die Testperson, eine gewisse Zeit lang und auch in optimaler Entfernung voneinander, ungestört aufhalten konnten, ohne aufzufallen. Selbst wenn der Lustbeamer einwandfrei funktionierte, brauchte die Biologie einige Zeit, bis die gewünschten Reaktionen in Gang kamen. Deswegen und weil er von seinen Experimenten mit Straßenkötern und streunenden Katzen wusste, dass die Trefferquote sehr niedrig war, versuchte er erst gar nicht das Experiment auf der Straße mit zufälligen Passanten durchzuführen. In einem Park wäre es vielleicht gegangen, wenn jemand ruhig auf einer Bank gesessen wäre. Um aber auch die Folgereaktionen zu erforschen, hätte man einen Tag im Sommer gebraucht, jetzt war es aber Herbst und es war ziemlich kalt und regnerisch und deswegen hätte man sich nicht einfach in die Büsche zurückziehen können, wenn Eile geboten wäre und außerdem sind Parks im Sommer meist sehr voll. Er hatte lange gesucht, um den richtigen Ort zu finden, aber endlich war er auf das Café Mohr gestoßen. Es war nicht zu groß und nicht zu klein und lag am Rande eines Bezirks mit vielen zwielichtigen Bars und einigen Bordellen. Ein Ort, der gern von Menschen frequentiert wurde, die auf der Suche nach einem temporären Partner waren oder einer rasche, intime Begegnung zumindest nicht abgeneigt waren. Es hatte schließlich keinen Sinn, eine tugendhafte Hausfrau zu verwirren, die gar nicht gewusst hätte, was mit ihr geschieht und vermutlich Hals über Kopf davongestürzt wäre. Nein, es sollte eine Frau sein, die die sexuellen Signale ihres Körpers kannte und entsprechend reagierte, die ihnen nachgab, wenn sie aufkamen und auch das Richtige tat, wenn die Gelegenheit sich bot. Das Café Mohr war auch deswegen ideal, weil sich auf der anderen Straßenseite das Hotel Aphrodite befand, ein etwas zwielichtiges Etablissement, aber genau richtig für sein Experiment.
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