Der Lustbeamer - Teil I

Im Café

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Der Lustbeamer - Teil I

Der Lustbeamer - Teil I

Yupag Chinasky

Die Frau, so glaubt er, ist bereit, aber er ist es noch nicht, weil die Gedanken immer noch in seinem Kopf noch kreisen und ihm keine Ruhe lassen. Wie viele Jahre hatte er schon auf dem Gebiet der Hirnforschung als anerkannter Spezialist gearbeitet? Sehr lange jedenfalls. Er hatte sich darauf spezialisiert Tumore im Gehirn, die man operativ nicht entfernen kann, mit Laserstrahlen zu zerstören. Er hatte hart gearbeitet und viele Versuche durchgeführt, die schließlich erfolgreich waren und dazu führten, dass einige seiner Techniken weltweit routinemäßig angewendet wurden. Er war gut in seinem Beruf, das wusste er und das bekam er auch immer wieder bestätigt. Er konnte stolz von sich behaupten, dass er auf dem Gebiet der Tumorbekämpfung im Gehirn zur Weltspitze der internationalen Forschung zählte. Dennoch würde er sich selbst, als einen etwas verqueren Wissenschaftler bezeichnen. Einen, der ganz für seinen Beruf lebt, hoch spezialisiert und deswegen ziemlich einseitig und auch etwas lebensfremd ist. Hinzu kommen seine Hobbys, den Hang zum Eigenbrötler fördern, er ist ein leidenschaftlicher Computerfreak und ein begabter Bastler. Doch einen Unterschied sieht er zu den Genies, die immer nur still vor sich hinbrüten. Er würde, wenn es so weit war, mit einem gewaltigen Schlag, mit einem grandiosen Knalleffekt, die ganze Welt auf sich und seine Erfindung aufmerksam machen. Er würde alles tun, um das Beste, das Maximum aus seinem Patent herauszuholen, um alles nachzuholen, worauf er bisher verzichten musste.

Noch war es nicht so weit, aber der Tag des Triumpfes war nicht mehr sehr fern. Noch herrschte Alltag, noch musste er seinen beruflichen Verpflichtungen nachkommen. Immerhin leitete er ein hoch spezialisiertes Labor und hatte ausreichende Forschungsgelder zur Verfügung. Solange er Erfolg hatte, war er auch ziemlich unabhängig. Er konnte auf seinem Fachgebiet tun und lassen, was er wollte. Niemand redete ihm drein, weil es keinen gab, der ihm überlegen war. Doch das ganz große Ding, von dem er träumte, der Knallbonbon, die Riesenüberraschung, die Weltrevolution, würde nicht auf seinem Fachgebiet stattfinden. Es gab da noch etwas, ein Gebiet, auf dem er wirklich ein einsamer Spezialist war, aber das wusste sonst keiner. Bei seiner Arbeit hatte er sich schon sehr früh auf die Teile des Gehirns spezialisiert, in denen man einen Tumor nicht durch Operation entfernen kann, ohne den Patienten umzubringen. Dazu gehörte die Hypophyse, diese wichtige Hormondrüse mitten im Großhirn. Wenn dort ein Krebs wucherte, gab es ohne seine Technik keine Rettung. Er hatte es geschafft, auch solch einen Krebs im frühen Stadium mit Hilfe eines Lasers zu zerstören. Das verhalf zwar dem Patienten zum Überleben, aber seine Persönlichkeit wurde drastisch verändert. Deswegen hatte er eine andere Methode gesucht und auch gefunden. Er hatte den Laser wesentlich schwächer, dafür aber viel genauer dosiert. Jetzt wurden die Krebszellen nicht mehr direkt zerstört, sondern die körpereigenen Abwehrkräfte wurden genau dort so gestärkt, dass sie den Krebs besiegen konnten.

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