Madrid

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Tina Devot

Der Flughafen ist voll, aber sie finden sich sofort und geben sich förmlich die Hand. Er hat sie für eine Nacht gekauft, um seine Sklavin zu sein. - Das Geld gab er ihr vor vier Wochen beim Abschied. Sie war etwas enttäuscht, weil er doch kein Zimmer nehmen wollte. Er bedankte sich nur für das Gespräch, aber er bestand darauf, sie zum Auto zu begleiten. Offensichtlich war sie nicht sein Typ und er wollte nur höflich sein. Aber es kam anders.
Sie wollte schon einsteigen. „Triff mich in Madrid, für eine Nacht“, sagte er und nahm einen Umschlag aus der Jackentasche. „Ich werde dir zeigen, wie es ist, dominiert zu werden.“ Dann küsste er sie, so bestimmt und fest, dass ihr buchstäblich die Luft wegblieb. Bevor sie antworten konnte, drückte er ihr den Umschlag in die Hand und entfernte sich schnellen Schrittes. Die ganze Fahrt zurück, dachte sie über sein Angebot nach und erinnerte sich, was er an diesem Abend zu ihr gesagt hatte.
Er hatte ihr erzählt, er hätte jahrelang eine Sklavin gehabt. Er hatte das so beiläufig formuliert, als würden sie sich gerade übers Wetter unterhalten, dabei schnitt er an seinem Steak. Sie sei sehr gut gewesen und unterwürfig. Immer wenn sie kam, hätte sie sich in einen Wasserfall verwandelt. Ob sie auch so sei, ob sie abspritze, halt nicht wie ein Mann, sondern wie es manche Frauen tun? Sie hatte gelächelt. Nein, bei so einem Arrangement noch nie. „Aber vielleicht wirst du es“, hatte er gesagt.
Ganz wie es ihm beliebte, hatte er das Gespräch wieder auf Dominus und Sklavin gelenkt, dann hatte er wieder längere Zeit kein Wort darüber verloren. Er hatte einen faszinierenden, dunklen Blick. Er konnte sie mustern und gleichzeitig verunsichern, so als wäre er nicht wirklich interessiert. Sie hatte ihm zu gefallen versucht, aber er blieb kühl und distanziert. Es fühlte sich an, wie ein Bewerbungsgespräch.
Sich im Ausland zu treffen ist ein Risiko, aber sie war neugierig. Was konnte ihr schon passieren? Er war überaus höflich gewesen. Den Umschlag hatte er ihr ohne Gegenleistung gegeben, als Vertrauensvorschuss. Also entschied sie sich, es einfach zu tun und flog vier Wochen später nach Madrid. Seine Anweisungen waren, hochhackige Schuhe und kurzer Rock. Er würde sie am Flughafen abholen und ins Hotel fahren. Wichtig ist, sie dürfe ihren Rasierer nicht vergessen.

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