Männertag - Männertag

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Männertag - Männertag

Männertag - Männertag

Richard Hebstreit

Gerold bereitete sich extra gründlich vor. Auf den Männertag. Schon Maitage vorher erinnerte Gerold seine Frau an diese jährliche traditionelle Festivität. Gerolds Frau nickte großmütig gönnerhaft bei jeder Erinnerung. Am Mittwoch vor dem Männertag wurde es ernst. In den alten grünen Rucksack vom Großvater kam eine karierte Decke und ein Regenschirm. Gerold schraubte an seinen Spazierstock eine Fahrradklingel, welche er ein Jahr zuvor einen Tag nach dem Männertag abgeschraubt hatte. Die schwarze Melone, die Männertagskopfbedeckung wurde vom Boden geholt und gründlich abgestaubt. Schwarz-Weiß-Rote Bänder, welche am Hut befestigt waren, wurden gewissenhaft und gründlich nachgebügelt. Gerold ging zeitig zu Bett und stand am Männertag um sieben Uhr auf. Nach einem kräftigen Frühstück und dem Füllen des Rucksackes mit Speck, Wurst, zehn Minifläschchen Stonsdorfer Magenbitter harten Eiern, einer Flasche achtunddreißiger Nordhäuser Doppelkorn und sechs Büchsen Bier brach Gerold zu seiner Männertagstour auf.
Am gleichen Tag um zweiundzwanzig Uhr krabbelte Gerold auf allen vieren die kleine Eingangstreppe zu seinem Haus hoch. Seine Frau öffnete die Tür und wuchtete Gerold, der von oben bis unten nach Magenbitter stank in sein Bett, wo er nach wenigen Minuten total erschöpft einschlief.
Auch Dieter bereitete sich extra gründlich vor. Auf den Männertag. Schon Mai-Tage vorher erinnerte Dieter wie Gerold seine Frau an diese jährliche traditionelle Festivität. Auch Dieters Frau nickte großmütig gönnerhaft bei jeder Erinnerung. Am Mittwoch vor dem Männertag wurde es ernst. In den alten grünen Rucksack vom Vater kam eine karierte Decke und ein Regenschirm. Dieter schraubte ebenso an seinen Spazierstock eine Fahrradklingel, welche er ein Jahr zuvor einen Tag nach dem Männertag abgeschraubt hatte. Die schwarze Melone, die Männertagskopfbedeckung wurde vom Boden geholt und gründlich abgestaubt. Schwarz-rote-goldene Bänder, welche am Hut befestigt waren, wurden gewissenhaft und gründlich nachgebügelt. Dieter ging zeitig zu Bett und stand am Männertag um sieben Uhr auf. Nach einem kräftigen Frühstück und dem Füllen des Rucksackes mit Speck, Wurst, zehn Minifläschchen Stonsdorfer Magenbitter harten Eiern, einer Flasche achtunddreißiger Nordhäuser Doppelkorn und sechs Büchsen Bier brach Dieter zu seiner Männertagstour auf.
Am gleichen Tag um Neunzehn Uhr krabbelte Dieter auf allen vieren die kleine Eingangstreppe zu seinem Haus hoch. Seine Frau öffnete die Tür und wuchtete Dieter, der von oben bis unten nach Magenbitter stank in sein Bett, wo er nach wenigen Minuten total erschöpft einschlief.
Soweit, so gut. Wo ist jetzt hier die Pointe? Die beiden Geschichten unterscheiden sich nur durch die Farbe der Bänder und das der eine seine Melone vom Großvater hatte und der andere hatte die Melone von seinen Vater. Naja, zu unterschiedlichen Zeiten waren beide vom "Vatertagsausflug" zurück.
Des Rätsels Lösung ist, dass Dieter die Vorbereitungsrituale und gewisse spezielle Inhalte der Männertag-Ausführung von Gerold hatte. Als beide ins Bett fielen, waren beide im Gegensatz zum Schein stocknüchtern. Gerold war aber anders auf Tour als man denken könnte. Gerold war nicht kampftrinkend wandern. Gerold war in der gleichen Straße zwei Hauser weiter bei einer Nachbarin, wo er wenige Minuten nach dem Einpacken seinen Sack auspackte und die Nachbarin den lieben langen Tag bei einem Gläschen Wein manchmal das hohe C jodeln ließ. Am späten Abend besudelte er sich von oben bis unten mit Stonsdorfer und ging nach Hause.
Dieter war schon am späten Nachmittag zu Hause. Aus Sicherheitsgründen. Dieter war bei der Frau von Gerold. An einem Männertag, wie jedes Jahr im Mai.
Empfehlung: "Erzählen sie diese Geschichte nie ihrer Frau, es sei denn, sie wollen künftig so wie ich am Männertag zu Hause bleiben!
Und noch eine Pointe gibt es. Am Freitag in jedem Jahr nach dem Himmelfahrtstag fanden die Männer der Müllabfuhr in der kleinen Stadt, wo die Geschichte passiert ist in den Mülltonnen Hunderte von vollen Bierbüchsen, Nordhäuser Doppelkorn, Speck- und Wurstpakete.

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