Die Männerversteherin

IV.

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Die Männerversteherin

Die Männerversteherin

Anita Isiris

Schon vor dem Abi – vor allem aber ab dem ersten Semester meines Germanistikstudiums galt ich an der Fakultät als Männerversteherin. Meine Kommilitonen waren vorwiegend weiblich – noch immer hält es sich so, dass sprachlich-musische Fächer „Frauensache“ sind, während die Analytik – Mathematik und so – den Männerhirnen vorbehalten bleibt.

Sei's drum – sprachlich-musische Kenntnisse und sprachlich-musisches Erleben sind doch sinnenfroher als Theoreme, Axiome und Fakultäten der höheren Mathematik.

Ich war schon immer eine gute Zuhörerin. Mich interessierte, warum Männer in Goethes Werther vernarrt sein können. Las mir jemand auch nur eine Zusasmmenfassung von Max Frischs „Homo Faber“ vor, ging mir das mitten durchs Herz. Ich bin empfänglich für Sprache und werde das wohl immer bleiben.

Ja, und Hand in Hand mit Literaturschicksalen schritt das Leben fort und war den paar jungen Männern um mich herum oft alles andere als milde gestimmt.

Jannik zerfloss beinahe vor Liebeskummer. Er war in meine beste Freundin vernarrt, aber die wollte von Männern nichts wissen. Er zeichnete sie. Schrieb ihr Gedichte. Versuchte, mich als Vermittlerin einzusetzen. Nichts half. Lorena blieb kühl und tauchte lieber in ein Meer aus Sentenzen, Zitaten, Bonmots und Literaturhinweisen ein als Jannik auch nur eines Blicks zu würdigen.

Wieso also sollte ich Janniks wunde, brennende Seele nicht kühlen – mit etwas Liebe? Er war hübsch, hatte grüne Augen, wofür ich ohnehin eine Schwäche habe, und er spielte oft verträumt mit seinen Locken, die ihm in die Stirn hingen.

Ich lud ihn in die Mensa zu einem Tee ein. Den Kaffee dort konnte man nicht trinken – geschweige denn, jemanden dazu einladen. Tee war erst noch billiger. Zusammengekauert sass er mir gegenüber. Jannik war sehr wortkarg an jenem Spätnachmittag, als ich beschloss, ihn zu verführen. Wieso auch nicht? Wieso nicht den zusammengekauerten Mitstudenten in einen strahlenden, strammen Jüngling verwandeln? Ich ahnte, dass es da Dinge gab an Jannik, die durchaus stramm stehen konnten – zur Freude aller Beteiligten.

„Ich hab da ein paar interessante Reclam-Bände in meiner Bude“, sagte ich ihm. Ich bin wohl die erste Frau der Welt, die versucht hat, einen Mann mit Hilfe von kleinen, gelben Reclam-Bänden zu verführen. Sekundärliteratur ist in aller Regel alles andere als ein Aphrodisiakum.

Wortlos stand Jannik auf und nickte mir zu. O.K., sagte er, „Aber nicht zu lange. Ich muss noch ein Seminar vorbereiten.“ „Keine Bange“, erwiderte ich. „Ich auch.“

Ich lebte sehr einfach. Matratze auf dem Boden. Am Kopfende ein Foto der Akropolis. Ein schlecht beleuchtetes Pult. Ein Dachfenster als einziger Luxus. Dort prasselten nämlich Regentropfen drauf, was ich, vor allem vor dem Einschlafen, sehr behaglich fand.

Wir nutzten die einzige Sitzgelegeneit: Meine Matratze mit der Batik-Decke, die mir meine Mutter genäht hatte. „Jannik, sag mal... was fasziniert Dich eigentlich so an Lorena?“ Er war sofort hellwach. Ohne wissen zu wollen, wohin meine Frage zielte, schwärmte er los. „Ihr Haar“, sagte er. „Es ist ihr Haar. Ihr dunkles, langes Haar. Und, ja, ihre Stimme. Lorena singt beim Sprechen. Wenn Du wüsstest, wie ich das liebe.“ „Und sonst?“, fragte ich. „Magst Du auch ihre Kleidung?“ „Oh ja... ich mag alles an ihr. Lorenas lange Röcke bringen mich zum Fantasieren, weisst Du.“ „Was geht Dir denn durch den Kopf bei Lorenas Röcken?“

Jannik schwieg verlegen. Womöglich war ich zu weit gegangen mit meiner Frage. Dann holte er aus mit seinen Schilderungen. „Es ist das Verborgene, das mich reizt“, sagte er. „Ich habe Lorenas Beine ja noch nie gesehen – geschweige denn, ihren Ausschnitt.“ Es war so, dass Lorena sich ausgesprochen dezent kleidete und nie zuviel von sich preisgab. „Was erwartest Du von ihrem Ausschnitt, Jannik?“

„Oooch... ich bin ein Mann...“ druckste er herum. „Ich habe Lorena schon so oft gemalt. Ihren Kopf, ihr Gesicht, ihren Hals. Aber ich möchte mehr. Ihre... Brüste, weisst Du. Lorenas Bauch. Lorenas Beine.“ Ich fand es rührend, dass er zwischen Bauch und Beinen eine derart grosse unbenannte Lücke liess.

„Ich habe ein Foto, das Lorena im Bikini zeigt“, lachte ich. Jannik erstarrte. „Wirklich?“ „Wir waren zusammen am Meer.“ Ich ging zur einzigen Tischschublade und zog ein Fotoalbum hervor. „Da. Das ist sie.“ Jannik bekam Stielaugen. Pink-gelbe geblümte Bikinis sind Geschmackssache. Lorena war aber in der Tat eine attraktive Frau. Sie hatte eine ziemlich grosse Oberweite, was sie aber eher störte. Am Ferienanfang war ich immer damit beschäftigt, ihr ihre Hemmungen zu nehmen. „Du bist nicht die Einzige hier mit Brüsten“, sagte ich. „Da wird nun mal drauf geguckt. Es gibt Schlimmeres.“

Ich legte den Arm um Jannik. Sein Körper versteifte sich. „Magst Du das Foto?“, fragte ich sanft. Jannik antwortete nicht und wartete, dass ich weiterblätterte – wie ein Kind, das die nächste Märchenbuchseite kaum erwarten kann. Das Album enthielt noch ein zweites Lorena-Foto. Ich hatte mich daran nicht erinnern können. Es zeigte sie von hinten, mit nacktem Rücken, und ihr Badehosenhintern wölbte sich frech in die Kamera.

„Geil...“, murmelte Jannik. Ich strich mit dem Finger über das Foto, liess ihn zwischen Lorenas Pobacken ruhen. „Ich mag das Foto auch“, sagte ich. Jannikss Atmung beschleunigte sich. Ich streichelte seinen Oberarm. Dann drückte ich seine Hand. „Lorena ist kein einfacher Fall“, sagte ich. „Es muss doch einfach einen Weg geben...“

„Magst Du was trinken?“ Wir hatten einen Gemeinschaftskühlschrank, der aber erstaunlich sauber und gepflegt war. Ich besass eine letzte Colaflasche und holte dazu zwei Gläser. Als ich zu Jannik zurückkehrte, betrachtete er noch immer das Badehosenfoto. Die Wölbung in seinem Schritt war mühelos zu erkennen. Ich setzte mich ganz nah zu ihm und legte wieder den Arm um ihn. Ich fasste mir ein Herz und küsste ihn flüchtig auf den Hals. Jannik errötete.

„Soll ich Dir von Lorena erzählen? Möchtest Du, dass ich Dir ihren nackten Körper beschreibe, hm?“ Jannik schwieg – ein stummes Einverständnis? „Also...“, sagte ich, ohne wirklich zu wissen, was ich ihm denn nun erzählen sollte. Ich vermeinte aber zu wissen, dass Männer auf die Beschreibung eines nackten Frauenkörpers stehen.

„Lorena ist schön gerundet“, sagte ich. „Keine kantigen Stellen, wenn Du weisst, was ich meine. Sie hat einen schönen langen Hals. Wenn sie sich aufstützt, sieht man ihre Schlüsselbeine.“ Jannik rutschte etwas näher zu mir. „Lorenas Brüste, naja...“, sagte ich. „Sie sind jedenfalls wesentlich grösser als meine. Lorena hat kleine, kecke Brustwarzen.“ Ich flüsterte in Janniks Ohr. „Bestimmt würdest Du gern dran saugen, nicht...? Lorenas Bauch ist etwas gewölbt. Sie ist natürlich nicht schwanger. Hat sie wohl von ihrer Mutter geerbt, diese Bauchform. Viele griechische Göttinnen haben ebenfalls einen gewölbten Bauch. Lorenas Muschi? Wie soll ich Dir bloss Lorenas Muschi beschreiben? Ein hübsches, gekraustes Haardreieck, exakt in der Farbe ihrer schwarzen Augenbrauen.“

Ich fasste mir ein Herz und legte meine Hand an Janniks Schritt. „Lorena und ich haben uns einmal gestreichelt, eine ganze Nacht lang“, verriet ich Jannik. Es war wunderschön, ihre Erregung zu spüren. Sie war ganz warm und weich da unten.“ Janniks Schwanz war stahlhart, so weit ich das erfühlen konnte. Das Fotoalbum lag aufgeschlagen auf dem Fussboden.

„Soll ich Dich erleichtern...?“ Wie gern hätte ich jetzt Janniks Schwanz in mir drin gespürt. Ich war ja selber noch sehr jung, hatte mich von vier Männern untersuchen lassen und mit dreien geschlafen.

Janniks Schwanz war überraschend gross. Da hatte ich ein schlechtes Gewissen – Lorena gegenüber. Ich verdrängte dieses Gefühl sofort und beugte mich zu Janniks geschwollener Eichel hinunter. Ich musste nicht lange lecken. Ich schob mir Janniks Penis in den Mund – und schon stöhnte er auf und spritzte an meinen Gaumen. Ich vermeinte zu wissen, dass Sperma nach nichts schmeckt – allenfalls etwas schal. Janniks Sperma schmeckte süsslich.

Ich schluckte das bisschen Schleim hinunter und lächelte Jannik an. Ich, die Männerversteherin.

Das Faszinierende an Tagebüchern ist, dass sie funktionieren wie eine Zeitmaschine. Man kann sich jederzeit zurückversetzen in Epochen, in denen es einem besser oder schlechter ging als heute und sich weiden an den üppigen Köstlichkeiten, die der Alltag damals bot. Ohne Tagebuch wären diese Erlebnisse wohl noch in Umrissen vorhanden – die Würze, die Details nämlich, fasst ein normal konfiguriertes Menschenhirn nicht über Jahrzehnte hinweg. Milde geben wir uns dem Vergessen anheim, oder, wie es Pink Floyd so schön sagen, „you get comfortably numb.“

Das Tagebuch reisst nicht nur alte Wunden wieder auf und lässt Blumen neu entstehen. Nein, es macht auch geil. Mich jedenfalls. Ich werde noch heute geil, wenn ich lese, wie es damals genau war, in La Neuveville am Neuenburger See.

Ich habe ja ein paar Semester in Zürich studiert, aber wenn ich schon mal in der Schweiz war, reizte mich die Leichtlebigkeit im Westen des Landes. Diesem Landesteil wird jedenfalls Leichtlebigkeit nachgesagt. Spontaneität. Offenheit. Eine gewisse Nonchalance.

So verschlug es mich ins Weinstädtchen La Neuveville. Ich besuchte dort einen Sommer lang die Handelsschule. Intellektuell war ich nicht gerade überfordert – einmal abgesehen von der französischen Sprache, die es hier zu reden galt. Wurde man auf dem Pausenhof beim Deutsch Parlieren erwischt, gab es gleich eine ganze Note Abzug im „Usage de Français général“ - also im „alltäglichen Gebrauch der französischen Sprache.“

Wir hatten alle das Hormonsausen, um allmählich auf den Punkt zu kommen. Mein Gott, was waren die Jungs doch süss, was waren wir Girls doch naiv. Liebeskummer bereits nach der ersten Schulstunde. Es gab da einen faszinierenden Kontrapunkt zwischen dem altehrwürdigen Schulhaus und gewissen Lehrern, die vermutlich in diesen Gemäuern aufgewachsen waren – und unserer unverbrauchten Jugend, unserer unbändigen Energie, unserem Wissens- und vor allem Erlebnisdurst. Etliche meiner Kolleginnen stillten diesen Durst unten am See. Küssend fanden sie sich auf selten freien Holzbänken wieder, mit einer forschenden Zunge in ihrem Mund, eine Männerhand am Busen, die andere den Rock über die Knie hochschiebend, bis dahin, wo die Beine zusammentreffen, als müsste allen Passanten gezeigt werden, welch süsses Höschen die Geküsste trägt.

Es gab da auch ein Kino. Es war das erste und letzte Mal dass ich ein Kino mit einem Filmpianisten erlebt habe. Er war etwas gelbstichig, dieser Pianist, hatte wohl ein Leberproblem oder so, er ging gebückt und war eher verschlossen. Vertiefte er sich aber in die Filmmusik zu Charlie Chaplins „Limelight“ oder zu „A Christmas Carol“, „Scrooge“ oder so, kam Feuer in den Mann. Sein Körper war unter Strom, er wiegte sich auf dem Klavierstuhl hin und her und wir fürchteten oft, dass er eines Tages stürzen und sich eine Kopfverletzung an den Pedalen des Kinoflügels zuziehen könnte. Auch in diesem Kino wurde geküsst, aber nicht nur. Kaum eine von uns, die sich in diesem Pianokino nicht auch die Brüste hätte betasten lassen.

Einmal wollte ich mehr. Viel mehr. Von Livon, dem hübschen Sohn eines ansässigen Weinbauern. Nachdem der obligate Zungenkuss erfolgt und mein Busen ausgiebig untersucht worden war, wurde ich selber aktiv und legte meine Hand an Livons Schritt. Sein Schwanz wurde sofort steif. Das ist bei vielen jungen Männern ein beobachtbares Phänomen. Die Frau soll sich öffnen, ihren Busen herzeigen, eine Hand dulden, die sich in die enge Jeans drängt und die heisse, feuchte Spalte reizt. Wehe aber, man wird als Frau aktiv und gibt etwas zurück. Viele Typen verkraften das einfach nicht.

Seit dem Erlebnis mit Jannik bin ich definitiv davon überzeugt, dass ich eine Männerversteherin bin und ging daher bei Livon nicht etwa forsch, sondern sehr behutsam vor. Er trug eine weite Bundfaltenhose, und der spürbar harte Schwanz unter dem leichten, luftigen Stoff machte mich sofort ganz fickrig.

Auf der Leinwand wurde „West Side Story“ gegeben, der Pianist spielte synchron zur Filmmusik. Es waren nur wenige Leute anwesend, ausschliesslich Paare, für die der Film lediglich ein Vorwand war. Es war so schön dunkel hier, und draussen in der prallen Sonne rumschmusen machte einfach keinen Spass. Zu gross war die Gefahr, dass der Dozent für Betriebswirtschaft oder der Französischpauker auftauchte und mehr sah, als für seine bebrillten Augen bestimmt war.

Ich intensivierte meinen Kuss. Ich züngelte sehr aktiv, was Livon zu gefallen schien. Er atmete tief. Gleichzeitig massierte ich seinen Schwanz. Vor uns sassen Sue und Rainer. Sie hielten sich bei der Hand, was sich angesichts der Aktivitäten von Livon und von mir fast rührend ausnahm.

Dann bedeutete mir Livon, ihm zu folgen. Geräuschlos erhob er sich, duckte sich, weil es der Pianist vorne nicht ertrug, wenn jemand während seiner Show den Kinosaal verliess. Er hörte dann abrupt auf zu spielen und blickte endlos traurig ins Dunkel. Ich duckte mich ebenfalls und folgte Livon.

Wir nahmen in der hintersten Reihe Platz. Für einen Bruchteil einer Sekunde ging mir durch den Kopf, dass Livon ohnehin nicht im Stande gewesen wäre, aufrecht zu gehen. Ich hatte doch ganze Arbeit geleistet an seinem Zentralorgan.

„Suçer“, sagte er. „Suçer“. Aha. Es gab da Begriffe in dieser fremden Sprache, die ich in meinen Wörterbüchern nicht fand. Das Wort klang aber dermassen obszön aus Livons Mund, dass ich sofort begriff, dass er von mir geblasen werden wollte. Ich öffnete seinen Reissverschluss und musste nicht lange suchen. Livons Schwanz war riesig. Ich umfasste den Schaft mit einer Hand und rieb sanft, so, als wollte ich ihm beim Wichsen helfen. Auf der Leinwand fanden diese herzerfischenden Strassenkämpfe statt. Der Pianist legte sich ins Zeug.

„Ta fente“, sagte Livon. „Donne-moi ta fente.“ Was wohl konnte eine „fente“ sein? Ich überlegte differnzialdiagnostisch. „Zunge“ hiess „tongue“. „Busen“ hiess „sein“. „Po“ hiess „cul“. Aber „fente“?

Schlagartig war mir alles klar. Livon wollte meine Muschi. Hier, im dunklen Kino, vor dem ahnungslosen Pianisten und im Rücken der ahnungslosen Sue.

Mein Unterleib wurde schwer und warm. Livon streichelte mich zwischen den Schenkeln, und ich war froh, dass ich einen leichten Sommerrock trug. Diese Röcke haben eben schon was Gutes – mal abgesehen davon, dass einem immer frischer Wind um die Beine weht, was ich sehr mag. Geschickt massierte Livon mein Fötzchen, meine „fente“ und ich musste die Lippen zusammenpressen, um nicht aufzustöhnen.

„A tergo“, sagte er. „C'est le plus mieux.“ Latein beherrschte ich natürlich. „A tergo“. Von hinten. Ich kniete mich also auf meinen Kinostuhl und bot Livon meinen Hintern dar. Dieser schob mein Höschen zur Seite und betastete meine Spalte. Ich hielt es kaum mehr aus, wie auch mein Tagebuch mir bestätigt. Es war so warm, so dunkel, so geil... ich fühlte mich wie in der künstlichen Gebärmutter des Natural History Museums in London.

Livon liess mich nicht lange warten. Ich bin eher eng gebaut, und es ging eine ganze Weile, bis er in mir drin war. Er verharrte still, weil der Pianist vorne gerade die Musik unterbrach. Dann aber ging es richtig los. Er fickte wirklich gut, dieser Livon, und der Fakt, dass der Kinopianist ausgesprochen kurzsichtig und auch schwerhörig war, gab uns eine gewisse Sicherheit. Während Livon mich vögelte, massierte er meine Clit, eine Technik, die ich in dieser Intensität seither nicht mehr erlebt respektive wahrgenommen habe.

Ganz unerwartet zog Livon mit einem lauten „Haiiii...“ seinen Schwanz aus meiner Scheide und spritzte auf den roten Samt des Kinostuhls. Samen zu Samen. Bestimmt hatten da schon andere hingekleckert.

Dann ging das Licht an. Pierrot-Ice-Cream-Pause. Das Timing war perfekt.

„Kommt Ihr auch nach draussen?“ rief Sue mir zu.

Streichelntätschelnfummelnleckenficken.

Zwischendurch erlebe auch ich Unglaubliches. Letzte Woche stand ich im Aldi in der Kassenschlange. Ich habe zwar keine Augen am Hintern. Aber ich habe gespürt, dass da ein Mann war. Dieser Mann tat etwas Ungewöhnliches mit seinem Smartphone. Nervös nestelte er daran herum. Dann schrie die Frau, die sich hinter ihm befand, auf. „Schwein!“, sagte sie. „Er hat Ihren Arsch fotografiert!“

Ich war soeben Opfer eines so genannten „Spy Snappers“ geworden. Ich reagierte blitzschnell und versperrte dem jungen Mann, einem Albaner, wie sich bald herausstellen sollte, den Fluchtweg. Er hatte seinen Einkaufskorb einfach stehen lassen und wollte sich an mir und der Kassierin vorbei ins Freie drängeln.

Er war kein Profi. Offenbar hatte er vergessen, bei seinem Smartphone das Klickgeräusch auszuschalten, das entsteht, wenn man fotografiert. Zudem war ich vermutlich auf dem Display zu sehen gewesen. Ich – respektive mein Hintern. Bei Profis bleibt der Fotoauslöser stumm und das Display schwarz.

Ich bedankte mich bei der Frau hinter mir mit einem kurzen Kopfnicken. Dann knöpfte ich mir den Spy Snapper vor. „Komm mit, Freundchen“, sagte ich und weiss noch immer nicht, wie ich es gleichzeitig geschafft habe, zu bezahlen und meine Ware einzupacken. Der Junge schlotterte am ganzen Körper. „Kann ich Ihnen helfen?“, fragte die Kassierin. „Nö, in Ordnung“, antwortete ich und lud den Albaner kurzerhand zu einem Bier ein.

Dieser wusste nicht wie ihm geschah. Er tätigte keine weiteren Fluchtversuche und folgte mir zur Gartenkneipe am andern Ende der Strasse. Wir setzten uns unter einen prächtigen Oleander. „Das, was Du soeben getan hast, wiederholst Du bitte nie mehr“, sagte ich streng, und dann, etwas milder „zeig mal das Foto.“

Der Mann errötete und strich übers Display seines Geräts. Nun ja. Ich sehe mich selten von hinten, gehe aber davon aus, dass ich ganz o.k. aussehe.

„Warum tust Du das?“
„Ich liebe Frauen hier in Deutschland.“
„Ist das ein Grund?“
„Ich viel schauen Fotos in Internet.“
„Klaro, das machen alle. Aber warum gerade mein... Hintern?“
„Du mir sehr gut gefällst.“
„Aha.“
„Deine Jeans sind so schön eng.“
„Na und?“

Sein Gesicht ist tiefrot. Ihm ist das Gespräch peinlicher als mir. Als Männerversteherin möchte ich aber mehr wissen über sein Motiv.

„Was möchtest Du denn mit mir tun – wenn Du könntest?“, frage ich direkt.

„Streichelntätschelnfummelnleckenficken.“ Er sagte es in einem Atemzug, hatte das zusammengezogene Wort wohl irgendwo gelernt.

„Mit einem Foto geht das aber nicht.“

„Ja, aber ich sehr viel Fantasie habe“, sagte er. Das fand ich nun schon fast rührend. „Machst Du das mit vielen Frauen?“

„Jeden Tag.“

Ich verlangte von ihm, dass er mir das Foto via Bluetooth übermittelte. Darin bewies er erstaunliche Fertigkeiten. Ich bezahlte sein Bier und liess ihn sitzen.

Den ganzen Abend wurde ich das schale Gefühl nicht los, dass ich Männer wohl nie ganz verstehen werde.

Der Fan über mir hatte enorme Ausmasse. Er verteilte lediglich die klebrige Hitze, die von überall auf mich zukroch, obwohl ich soeben geduscht hatte. Ich war splitternackt. Was denn sonst, im Südseesommer, durch Jalousien von neugierigen Blicken geschützt? Für mich ist meine eigene Nacktheit ja nichts Besonders. Hätte ein Mann neben mir gelegen, ich hätte mir bestimmt etwas übergeworfen. Ein Hauch von Nichts vielleicht – aber nackt neben einem Mann liegen und von ihm in Ruhe gelassen werden? Undenkbar.

Die Matratze, auf der ich lag, war hart. Für gewisse sportliche Aktivitäten hätte sie sich klar nicht geeignet. Ich mag blaue Flecken nicht. Um wach zu bleiben, über mich nachzudenken – darum war ich eigentlich hier – und ein wenig an mir herumzuspielen, war sie aber perfekt, die Matratze, die sich anfühlte, als wäre sie mit gemörserten Kokosschalen gefüllt.

Mein Teil des Bungalows im grosszügigen Resort bestand aus zwei Räumen – einem Küchen-Wohnraum und dem Schlafzimmer, in dem ich soeben lag. Die Wand, an der mein Bett stand, war aber nicht etwa bis in den Giebel hochgezogen, sondern endete dort, wo die Dachschräge begann. Dort ging sie in ein feinmaschiges Gitter über – wohl aus Gründen der besseren Belüftung.

Reginas Schlafzimmer befand sich direkt auf der andern Seite. Ja, die Regina. Tochter schwerreicher Eltern und begeisterte Leserin meiner Kurzgeschichten, hatte mich nach Rarotonga eingeladen. Rarotonga ist der Prototyp einer Südseeinsel – umsäumt von Korallenriffen, Kokospalmen, wohin man schaut, und eine einzige Strasse, die rund um die Insel führt und mit kleinen Motorfahrrädern erkundet werden kann. Dafür muss man eine spezielle Prüfung ablegen, die von einem gelangweilten Dorfpolizisten abgenommenn wird. „No crime at all around here“, hatte er mir verraten, während er meinen MoFa-Führerschein vorbereitete.

Ich habe schon einige Frauen geliebt, und zwar innig. Mit Regina hätte ich mir jedoch keinen Sex vorstellen können. Sie war zu perfekt und dadurch wirkte sie unnatürlich. Für unglaublich viel Geld hatte sie sich ihre Brüste machen lassen. Nein, nicht nur den eigentichen Busen – selbst die Brustwarzen hatte sie sich aufspritzen lassen, damit ihre gigantische Oberweite unter den bunten Träger-T-Shirts, die sie meist trug, besser zur Geltung kam. „Die Nippel sind die Sahnehäubchen der Frau, da lohnt es sich doch zu investieren“, soll ihr plastischer Chirurg zu ihr gesagt haben.

Regina war eine Nymphomanin. Sie verschlang alles, was einen Schwanz hatte und mir war stets schleierhaft, wieso sie noch so frisch und unverbraucht aussah – perfekt eben. Regina war nach Rarotonga gekommen um zu vögeln. Sie hatte sich von mir ein ganz anderes Bild gemacht – mir das Image verpasst, das man einer Erotik-Autorin nun mal gibt. Sie hatte gedacht, ich ginge mit ihr Abend für Abend auf Männerfang, für einen Threesome am Strand. Ich interessierte mich aber mehr für Kugelfische und Korallen. Trotzdem wurden wir Freundinnen und amüsierten uns königlich in diesem Luxusresort, wo es so viel zu beobachten gab – etwa Hochzeiten, die unter Kokospalmen oder vor üppigen Frühstückstischen mit Südfruchten inszeniert wurden.

Ich war völlig in Gedanken, und meine Hände wanderten zur Muschi. Ich brauchte einfach mal einen männerlosen Sommer, und mein kleines Biotop gehörte ganz allein mir. Dann hörte ich dieses feine Geräusch. Das Geräusch einer Frau, die etwas schneller und lauter atmet. Der Bungalow war ja alles andere als schallisoliert, mit seinen dünnen Wänden und dem Netz, das die Schlafräume trennte. „Nice tits, baby“, vermeinte ich zu hören. Ein Text wie in einem billigen Porno. Das war aber kein Film, der sich da abspielte, sondern das pralle Leben. Ich wurde Zeugin von Reginas Liebesspiel. Es war zweifellos Regina, die da beschleunigt atmete, und da war ein Mann bei ihr. Ich hörte ein schmatzendes Geräusch. Saugte er an ihren Nippeln? Ich wurde sofort feucht und kitzelte meine Fut. Es war so angenehm – der sirrende Fan über mir, die Geborgenheit hinter den Jalousien, das Nacktsein.

Wie gesagt, war mir Regina für ein Liebesspiel unter Frauen zu perfekt. Ich versuchte also, mich in einen Mann zu versetzen, der im wahrsten Sinne davor stand, sie zu vögeln. Ja, die Regina. Blitzgescheit, abenteuerlustig und jetzt gerade oben ohne, vermutlich. Bestimmt gab sie sich ihren Lovern nicht gleich ganz. Sie wollte, wie alle Frauen, ertastet, erkämpft, erobert werden. „Like your motorbike?“ Bei mir klingelten die Glocken. Regina hatte sich den Polizisten gekrallt, einen gut aussehenden Stallion. Den Polizisten, der uns die Führerscheine ausgestellt hatte. „No crime at all.“

Meine Finger glitten tiefer. Ich reizte meine geschwollene Clit, öffnete die Schenkel. „Let me entertain you.“ Was war der Mann charmant! Regina sagte kein Wort – ich hörte jedenfalls nichts. Vielleicht beherrschte sie die Flüstersprache besser als er? Ob sie noch ein Höschen anhatte? Ich war geil wie ein Frettchen. Ich drehte mich zum Beistelltisch und nahm meinen Dildo aus der Schublade. Ich zögerte nicht lange, wollte etwas Hartes in mir spüren. „I want to fuck you now.“ Bestimmt hatte sich der Mann an zahlreichen Pornofilmchen aufgegeilt, sich die Textzeilen gemerkt. Und jetzt würde er meine Freundin bumsen. Wie gut ich ihn verstand... wie sehr ich Regina benied!

Dann stöhnte Regina auf. Ob er einen grossen Schwanz hatte? Ich schob den Dildo so tief rein, wie ich konnte. Ich versuchte, den Rhythmus des liebenden Paares zu übernehmen, bewegte meine Hüften. Regina schrie, der Stallion keuchte. Was machte er mit ihr, verdammt?

Ich stand kurz vor dem Orgasmus und presste die Schenkel zusammen. So ist es für mich am intensivsten.

Der Fan sirrte. Die klebrige Hitze hatte mich erreicht.

Ich würde vor dem Einschlafen noch einmal duschen müssen.

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