Märchenman

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Märchenman

Märchenman

Marina Soral

Es war einmal vor langer Zeit .....
So begannen im Allgemeinen die Märchen meiner Kinderzeit.
Ich bin mit Märchen und Geschichten meiner Großmutter in einem kleinen Dorf im schottischen Hochland aufgewachsen.
Ja genau das ist die Gegend wo es noch Gnome, Trolle, Feen und Irrlichter geben soll. Großmutter konnte wunderbar erzählen. Ich liebte als Kind und später auch noch als junges Mädchen ihre abendlichen Erzählungen. Als Großmutter vor einigen Jahren starb, erbte ich ihr kleines Häuschen samt dem Grundstück, welches neben einem alten verfallenen Herrensitz aus den frühen 20er Jahren lag.
Ich zog also mit meinen ganzen Habseligkeiten von London wieder zurück zur Stätte meiner Kindheit, und machte es mir in Großmutters Häuschen so richtig gemütlich. Da ich als freischaffende Restaurateurin arbeitete konnte ich das genauso gut von hier aus wie von London aus machen.
Ich lebte mich rasch wieder ein und fand in kurzer Zeit wieder Anschluß an die Freunde meiner Kinderzeit. Alle waren ja nicht so wie ich nach dem Studium weggezogen. Mein leben hatte einen ruhigen und irgendwie trotzdem wunderschönen Tagesablauf. Ich ging gerne auf lange Spaziergänge, da ich immer schon eine Hundenärrin gewesen war, schaffte ich mir einen wunderschönen Setter an. Nachdem er mir treu ergeben war, nannte ich in Sancho. Also wie gesagt Sancho und ich erkundeten unsere Umgebung mit jedesmal größerer Begeisterung. Bei einem unserer Spaziergänge wurden wir wieder einmal von einem Gewitter überrascht, da der Weg nach Hause aber zu lange war suchte ich für uns einen Unterschlupf. Ich blickte mich um und sah nicht allzu weit entfernt ein großes altes und anscheinend leeres Haus stehen. Wir liefen darauf zu und konnte uns gerade noch unter das Vordach des Eingangstores flüchten, als das Unwetter mit aller Macht anbrach.
Ich klopfte und nichts rührte sich im inneren. Ich versuchte die Tür zu öffnen, und siehe da sie war gar nicht abgeschlossen. Also traten wir ein. In der Zwischenzeit war es draußen dunkel geworden durch das Gewitter. Ich suchte nach meinem Feuerzeug, fand es endlich und im Schein der Flamme entdeckte ich einen Kerzenleuchter. Ich zündete die Kerzen an und sah mich neugierig um.
Das Haus schien unbewohnt, es waren aber noch alle Möbel vorhanden. Diese waren wie es früher immer gesehen ist, wenn die Besitzer länger abwesend waren mit weißen Laken abgedeckt. Ich ging durch die Eingangshalle und blickte mich um. Hier standen alle Dinge an seinem Platz, so als ob die Besitzer wirklich nur auf Urlaub gefahren seien. Wenn nicht alles unter einer dicken Staubschicht versunken wäre, hätte ich annehmen können, es wäre so.
Ich begab mich zur Treppe und da sie stabil aussah, stieg ich mit dem Leuchter in der einen Hand und Sancho an der anderen Hand in den 1.Stock.
Oben teilte sich die Treppe und führte in eine Galerie, von dieser gelangte man in die einzelnen Räume in diesem Stockwerk.
Meine Neugier war geweckt und ich wurde mutiger. Ich öffnete nach und nach jede einzelne Zimmertüre und überall, wo ich eintrat, hatte ich das Gefühl, die Besitzer seien nur mal rasch was besorgen und kämen gleich wieder. Jeder Raum war komplett eingerichtet, doch auch hier war überall eine dicker Staubschicht. Ich trat in eines der letzten Zimmer und sah mich genauer um, Ich stand in einem sehr exquisiten Schlafzimmer, hier schien es mir lag der Staub nicht gar so hoch wie in den anderen Räumen. Ich setzte mich in einen gemütlichen Lehnstuhl welcher am Fenster stand und blickte zum Fenster hinaus. In der Zwischenzeit wuchs sich das Gewitter zu einem Sturm aus und ich wußte, das ich heute sicher nicht mehr nach Hause kommen würde. Meine Erfahrung sagte mir, das dieses Wetter noch Stunden dauern würde.
Also machte ich es mir gemütlich. Ich staubte die einzelnen Möbel ab und fand in einem Schrank sogar frische Bettwäsche. Ich bezog das Bett. Es war eines der größten und schönsten Himmelbetten, welche ich je gesehen hatte. Alles war echte Handarbeit und ich fühlte die Liebe welche der Tischler hatte, als er dieses Stück gebaut hatte.
Da ich ganz schön geschafft war, legte ich mich in das Bett und muß auch augenblicklich eingeschlafen sein. Ich erwachte durch ein Geräusch, zuerst konnte ich mich nicht zurecht finden. Aber dann viel mir ein wo ich war. Ich setzte mich auf und wollte, nach dem Feuerzeug greifen um die Kerzen wieder anzuzünden. Da flüsterte mir eine leise Stimme ins Ohr es nicht zu tun, noch nicht. Ich dachte immer noch ich träume. Aber die Stimme war da und sie war leise und zärtlich und irgendwie tröstlich. Ich kuschelte mich wieder in die Kissen zurück und meinte ich träume doch noch. Plötzlich fühlte ich eine Hand auf meiner Brust und diese Hand begann mich zärtlich zu streicheln und ganz langsam wurde ich von der zweiten Hand berührt und die Stimme sprach leise in mein Ohr. Ich fühlte wie die Hitze in mir hochstieg. Die Berührung dieser Hände war einfach wunderbar, ganz langsam zog er mir die Kleidungsstücke eines nach dem Anderen und immer wieder flüsterte er mir Kosenamen dabei ins Ohr. Seine Hände erforschten meinen Körper und ich begann zu stöhnen und versuchte ihn an mich zu ziehen, aber irgendwie schaffte er es, sich mir zu entziehen. So konnte ich nur warten auf seine nächste Berührung und mein Körper begann zu zittern. Ich lauschte nur noch dieser Stimme und fühlte nur noch die Berührungen. Ich stöhnte auf und plötzlich, lag er auf mir und hielt meine Hände fest, so daß ich keine Möglichkeit hatte sein Gesicht zu berühren oder auch nur einen Teil seines Körper. Ich dachte im gleichen Augenblick als er in mich eindrang, es würden in mir tausend Sterne zerspringen. Ich konnte nicht anderes ich bäumte mich auf um in einem Rausch der Sinne zu ertrinken. Wir jagten mit unheimlicher Geschwindigkeit auf einen explosionsartigen Höhepunkt zu und als er endlich erschöpft auf mich nieder sank, konnte ich mich aus der Umklammerung befreien. Ich drehte meinen Kopf zur Seite und versuchte mit einer Hand das Feuerzeug zu erreichen um mit diesem Licht wenigstens seine Augen zu sehen. Er merkte aber mein Vorhaben und küßte mich daraufhin mit einer Leidenschaft, die mich wieder entfachte und vergessen lies was ich eigentlich wollte. Auf diese Art und Weise fanden wir uns noch einige male um immer wieder dieses Spiel der Lust zu wiederholen, bis ich im Morgengrauen endlich erschöpft an seiner Schulter einschlief.
Als ich durch die ersten Sonnenstrahlen, welche durch das Fenster fielen geweckt wurde, merkte ich, daß ich allein war. Doch der Traum der Nacht, war so real gewesen. Ich wußte nicht ob es Wahrheit oder Einbildung war.
Ich, war mir nicht mehr sicher ob ich selber aus meinen Kleidern gestiegen war als ich zu Bett gegangen war oder nicht.
Ich zog mich an und ging durch den naheliegenden Ort nach Hause. Zu Hause erzählte ich einer Freundin Sarah von meinem eigentümlichen Traum in diesem Haus. Sarah sah mich eigentümlich an und meinte, du bist im Haus von Lord Byron gewesen. In dieses Haus hat nie mehr ein Mensch einen Fuß gesetzt, seit er Ende der 20er Jahre bei einem Duell getötet wurde. Eigentümlicher weise verfällt dieses Gebäude auch nicht. Die Leute im Ort meiden es, weil sie sagen, der tote Lord geistere immer noch durch sein Haus und hält es mit einer ganzen Schar Gnome in Schuß. Es wurde schon öfter zum Kauf angeboten, aber keiner wollte darin wohnen.
Als ich das hörte, begab ich mich zu dem Makler der das Anwesen verkaufen sollte. Ich fragte ihn welchen Preis er denn verlange für das gesamte Anwesen.
Der Makler hielt mich zuerst für nicht ganz zurechnungsfähig, aber als ich ihm erklärte, das ich sehr wohl in der Lage sei zu zahlen. Verkaufte er mir das Haus doch. Noch am selben Tag übersiedelten Sancho und ich in unser neues zu Hause. Am ersten Abend wartete ich bereits ungeduldig im Himmelbett ob sich mein Traum wiederholen würde. Er wiederholte sich tatsächlich und seitdem lebe ich nur noch für meine Nächte. Die Leute meiden das Haus immer noch und in der Zwischenzeit halten sie mich auch für einen Sonderling, aber ich würde nie wieder in meinem Leben woanders wohnen wollen als hier in meinem Geisterhaus. Ich bin glücklich und sehne mich jede Nacht aufs Neue nach meinem Lord, der mich noch nie im Stich gelassen hat und das seit Jahren.

Auszug aus dem Buch PANDORAS TRÄUME von Marina Soral erschienen im Verlag Hager ISBN: 3902400072

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