Er sah die Dampflocks wieder vor sich, einmal hatte er ein kurzes Stück in der Lok mitfahren dürfen, weil er dem Lokführer Zigaretten besorgt hatte. Dann die Wagen der dritten Klasse mit Holzbänken, die beigen Plüschbezüge in der ersten Klasse, auf die er sich manchmal heimlich setzte, wenn der Schaffner weit weg war. Er erinnerte sich an den roten Schienenbus und die Möglichkeit, sich neben den Zugführer zu stellen, und die wohlbekannte Strecke aus dessen Perspektive zu erleben. Er erinnerte sich an die berühmte alte, überdachte Holzbrücke, die auf seinem Weg lag und die später durch eine neue ergänzt und unter Denkmalschutz gestellt wurde. Dass sogar die Schnellzüge, wie sie damals hießen, in einem Ort mit nur wenigen Einwohnern hielten, hatte den einfachen Grund, dass sich dort ein berühmtes Kloster und eine bekannte Wallfahrtskirche befanden. Das ganze Jahr über kamen Pilger mit der Bahn, denn Busse und Privatautos waren damals noch ziemlich rar. Das Kloster war auch der Grund, dass es Maria Trost gab, eine eigenartige Mischung aus Hotel, Exerzitienhaus und Erholungsheim. Es lag in einiger Entfernung zum Bahnhof und zum Kloster, etwas erhöht im Wald und an dem Forstweg, der zu seinem Dorf hinauf führte. Es wurde seinerzeit von Nonnen bewirtschaftet, die in ihren Habits wie große schwarze Raben mit weißen Köpfen aussahen und ihm manchmal auf seinem Weg begegneten. Die Menschen, die sich dort einquartierten, suchten neben der Ruhe vor allem spirituelle Betreuung, sie nahmen an Exerzitien teil, belegten Kurse zur Stärkung ihres Glaubens und fanden vielleicht sogar den Trost, den der Name versprach. Allerdings hörte man schon damals seltsame Geschichten über das Nonnenheim, junge Mädchen sollen dort gegen ihren Willen gefangen gehalten worden sein, es habe sogar Teufelsaustreibungen gegeben, aber auch positive Nachrichten, von Menschen die von weither gekommen seien, um sich erfolgreich heilen zu lassen und von Frauen, die von Kindern gesegnet wurden, nachdem sie sich hier aufgehalten hatten.
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