Mit ihren 19 Jahren war Mariangela eine sehr selbstsichere Frau, die vom Leben schon mehr mitbekommen hatte als andere, die mit 60 im Bett lagen, im Wissen, es nicht mehr verlassen zu können. Ihre Eltern waren Besitzer einer Taverne im Trastevere, wir schreiben das 15. Jahrhundert n.Chr.
Als Wirtstochter war Mariangela etwas höhergestellt als eine Schankmagd, diese wiederum mussten jede Woche mehreren Männern zu Willen sein, deren Sinn nach warmem, weichem Frauenfleisch stand. Die glutäugige, schwarzgelockte Mariangela überlegte sich vor dem Einschlafen oft, wie schön die Welt wäre, so es denn keine Männer gäbe. Keine betrunkenen Dorfbewohner. Keine hochmütigen Ritter aus fernen Landen, die meinten, sich im Rom alles leisten zu können. Wie es gewesen wäre, wenn die antiken Römer, im Colosseum, zur Volksbelustigung, ihren Löwen keine gläubigen Christen zum Frass vorgeworfen hätten.
Mariangela war eine gläubige Christin und dachte mit Schaudern daran, wie man, ein paar Jahrhunderte zuvor, mit ihr wohl verfahren wäre. Trotz ihres Glaubens war Mariangela aber eine Frau durch und durch, und vor natürlichen weiblichen Empfindungen keineswegs gefeit. Dank ihrer vielfältigen Aufgaben in der Taverne war sie davor verschont, von ihren Eltern in ein Kloster gegeben zu werden. Es war ihr verwehrt, sich in einen höheren Stand einzuheiraten, und die einfachen Dorfbewohner waren ihren Eltern wiederum zu wenig. So war es gekommen, dass Mariangela mit ihren 19 Lenzen noch immer unverheiratet war.
Es war ihre Jungfräulichkeit, die einige der Tavernenbesucher bis aufs Blut reizte. Dem „Kränzchen“, der anatomischen Struktur, die bis heute von Vielen als „Jungfernhäutchen“ gesehen wird, kam im 15. Jahrhundert eine enorme, gesellschaftsbewegende Bedeutung zu. Wehe den Frauen, die sich bereits vor der Heirat hingegeben hatten – etwa einem vorbeiziehenden Ritter oder einem Angehörigen des Adelsgeschlechts. Sehr rasch wurde eine unbescholtene Frau zur Metze, währenddem der Beischlaf mit Frauen vor der Heirat den Männern ohne grosse Umschweife verziehen wurde. Sie mussten sich ja von ihrem strengen Arbeitsalltag als Söldner, Ritter, Knechte, Fahrende oder Mönche irgendwie erholen – am besten bei schwerem Wein, Bier und willigem Frauenfleisch.
Die unverheiratete Mariangela war für die Tavernenbesucher Freiwild. Ihre Widerspenstigkeit hatte sich herumgesprochen, und was gibt es für einen Ritter Reizvolleres als eine uneinnehmbare Burg? Ein Pförtchen, das noch nie durchschritten worden war? Mariangela mit ihren fraulichen Formen, ihren runden Hüften und ihrer grosszügigen Oberweite war eine enorme Projektionsfläche für die Schweinsbraten-Esser und Weintrinker in der „Tiberia“, wie die Taverne hiess. Was gab es Reizvolleres, als sich nach ein paar Gläsern schweren Weins aus römischen Rebbergen den Gedanken hinzugeben? Den Gedanken an die splitternackte Wirtstochter, mit gespreizten Schenkeln auf einem der Tische liegend, der Dinge harrend, die da kamen?
Bückte sich Mariangela, etwa um eine Münze aufzuheben, musste sie immer damit rechnen, dass sich eine Männerhand unter ihren Röcken verirrte und ihren nackten Schenkeln entlang strich, bis sie die Stelle erreichte, an der ihre Beine zusammentrafen. Die weltbeherrschende Stelle. Mehr als einmal hatte die zornige Mariangela daraufhin einen Weinkrug auf dem Schädel des Übeltäters zertrümmert, was bei einem der geilen Besucher sogar zu einem Schädelbruch geführt hatte. Schon oft hatte Mariangela deswegen Ermahnungen ihrer Eltern über sich ergehen lassen müssen – wohl wissend, dass niemand gegen sie Klage erheben würde. Denn einer Frau zwischen die Beine zu greifen, war auch im Mittelalter, gegen aussen hin, schändlich – obwohl Männer nichts lieber taten als genau das. Diese Doppelmoral brachte die Tavernenbesucher erst recht dazu, ihre Trinkkumpanen mit wortreichen Zoten zu unterhalten und sich lautstark über Mariangelas körperliche Vorzüge zu unterhalten. Dieses Männerverhalten hatte Mariangelas Zunge geschärft – ihre Zunge war schärfer als das Schlachtermesser ihres Vaters, der neben der Taverne eine kleine Metzgerei betrieb.
Mariangela war reine Fleischeslust, und sie wusste sehr gut damit zu kokettieren. „Wenn mich die Männer so sehen wollen“, sagte sie sich vor dem Einschlafen oft, „dann sollen sie es haben. Mir bringt das zusätzliches Trinkgeld“.
So kam es, dass Mariangela freizügig die obersten Knöpfe ihres langen schwarzen Kleids offen liess und ihren Brustansatz den hungrigen Männerblicken preisgab. „Wegschauen kann mir ja niemand etwas“, sagte sie zu sich. „Ich behalte meine Brüste, die Männer gewinnen Freude, mein Geldbeutel wird grösser, und alles ist gut“. Das Teufelchen reizte Mariangela dermassen, dass sie zwischendurch sogar stillhielt, wenn eine gierige Männerhand ihre Oberschenkel befummelte. Unter ihren Röcken war sie oft nackt, womit die Frage beantwortet ist, was Mittelalter-Frauen untenrum trugen. Es gab ja noch kein „Intimissimi“, noch kein „Hanro“, noch kein „Sloggi“. Bare, unverfälschte Nacktheit. Ein hübsches, dunkles, gekraustes Dreieck. Und die damaligen Männer waren keine wirklichen Feinschmecker. Die zarte Anatomie der Vulva interessierte sie nicht wirklich. Frauen waren da, um bestiegen zu werden, entweder fromm in der Rückenlage, oder anstössig in der Bauchlage, a tergo, wie man damals sagte. Die „a-tergo-Stellung“ hat sich bis heute gehalten und wird, etwas profaner, mit „Hündchenstellung“ oder „Stuten-Position“ umschrieben. In dieser Position geben Frauen am Meisten von sich preis. Die Michaelis-Raute. Den Anus. Den Damm. Und, klar, die Möse.
Aber in Mariangelas Taverne war der Zugang zu Mariangelas „inneren Werten“ rohe Fantasie alkoholisierter Männer. Dass Frauen untenrum über ein süsses Dreieck verfügen, war ihnen nur allzu bewusst. Dass es aber noch sehr viel mehr Erfreuliches zu erblicken gibt, etwa wenn eine Frau, auf dem Rücken liegend, die Beine anzieht, war ihnen nicht bewusst. Bestiegen wurden die Frauen im Dämmerlicht, bei flackerndem Wachskerzenlicht oder hinter Butzenscheiben, die kaum Tageslicht hereinliessen.
In Gedanken der Tavernenbesucher war Mariangela längste eine Metze, „eine von denen“ – und es war diese Form von Verachtung, die den Männern darüber hinweg half, dass Mariangela eine kratzbürstige, für sie uneinnehmbare Festung war. „Mariangela, Tochter“, sagte ihre blasse, überarbeitete Mutter oft. „Wir müssen einen Gemahl für dich finden. So geht es nicht weiter“. Seufzend rührte sie im Eintopf und sehnte sich nach einer würdigen Hochzeit für ihre einzige Tochter, wenngleich das kleine Vermögen, über das die Familie verfügte, dadurch arg strapaziert würde. Nino, Mariangelas Vater, sah das anders. Ihm war es lieber, dass Mariangela für immer „seine“ Tavernentochter blieb, dass sie ihm niemand wegnahm, und er wäre lieber im Tiber ertrunken, als dass er sie einem der Dorfbewohner, die um sie buhlten, übergeben hätte.
Dann entdeckte Mariangela eines Abends vor dem Einschlafen den „kleinen Tod“. Ihre Bettdecke hatte sie an einer empfindlichen Stelle gestreift, und Gänsehaut hatte ihren Körper überzogen. Sie hatte ihr Hemd hochgeschoben und an sich gespielt – im Wissen, dass sich das für eine gläubige Christin nicht geziemte. Von kirchlicher Seite war es den Frauen sogar untersagt, sich an ganz bestimmten Stellen zu waschen, weil diese als derart sündig galten. Auch darüber setzte Mariangela sich hinweg. Sie liess den besagten Stellen sogar Wasser zukommen, das in weiten Kreisen als schädlich galt. Eine alte Hebamme, mit der Mariangela befreundet war, hatte ihr aber empfohlen, gerade zwischen den Beinen reinlich zu bleiben – der Gesundheit zuliebe. Weil die alte Frau auch kräuterkundig war und sehr wohl wusste, wie etwa Ringelblumensalbe einzusetzen war, vertraute ihr Mariangela und sie hatte tägliche Waschungen ihrer Vulva in ihr Körperpflege-Ritual eingebaut.
Nun lag sie also da, mit gespreizten Schenkeln, und hatte die Bettdecke zur Seite gestossen. Der Mond beschien ihren süssen kleinen Vulkan, und ihre Atmung wurde heftiger. Wie fliessendes schwarzes Gold breite sich ihr Haar auf dem Kopfkissen aus, ihr Antlitz glich einem Gemälde. Das Fingerspiel, das sie sich angedeihen liess, liess Hitzewellen über ihren Körper hinweg rollen, und Mariangela schwebte Jupiter entgegen, und Zeus, und dem Papst, und was der Hohen Herren mehr waren. Sie hätte sich in diesem Moment von allen nehmen lassen und fantasierte auch über die betrunkenen Tavernengäste, die sie immer stärker zu begehren schienen.
Sich einem Mann hingeben. Mariangelas Wunsch wurde übermächtig. Das hiess doch noch lange nicht, ihn zu heiraten, denn noch immer hatte sie den leisen Verdacht, dass eine männerlose Welt eine bessere Welt sein könnte. Aber einmal nur… ein einziges Mal… zu erleben, wie ein Ritter, ein Mönch oder ein Knecht sich in ihr entlud, so, wie ihre Freundinnen ihr das lachend beschrieben, während sie am Dorfbrunnen Wäsche wuschen, darauf wollte Mariangela in diesem Leben keinesfalls verzichten. Im Nachhinein würde sie ja in der kleinen Chiesa, der Kirche in Trastevere in der Nähe ihrer Taverne, beichten und sich von ihrer Schuld reinwaschen können.
Ihre Finger glitten tiefer, und sie erkundete die faszinierende Anatomie ihrer Vulva. Oh herrliche, mittelalterliche Römerinnen-Vulva. Es ist wohl schon so, dass sich die Vulva bis zum heutigen Tag nicht gross verändert hat – ob wir uns nun im Pleistozän oder im Holozän befinden. Frau ist Frau. Dennoch… diese Unverbrauchte, Naturnahe… Mariangela konnte nicht mehr von sich lassen und begann sich in den Hüften zu winden. Sie war derart mit sich beschäftigt, dass es ihr entging, dass sich ihre Zimmertür langsam öffnete. Nicht einmal das Quietschen in den Angeln nahm sie wahr.
Stefano, der Küchengehilfe, hatte schon lange ein Auge auf Mariangela geworfen, so, wie viele andere auch, und ganz besonders erregt hatte es ihn, von der Küchendurchreiche aus zu beobachten, wie Männer an Mariangela fummelten, während sie sich bückte. Auch war ihm Mariangelas gerötetes Gesicht nicht entgangen – bei bestimmten Männern hatte sie an sich machen lassen, während andere den Weinkrug über die Rübe gezogen bekamen. Mariangelas Verhältnis zu Stefano war gut; beide gingen einander seit Jahren zur Hand, wenn gerade im Sommer der letzte Winkel der Taverne belegt war.
Schon seit längerem hatte er in jener Nacht die ahnungslose Mariangela durch eine Spalte in der Holzwand beobachtet, eine Spalte, die er mit Hilfe eines Zimmermannswerkzeugs so erweitert hatte, dass er Mariangelas Bett im Blick hatte. Die schlafende Mariangela war der Heilige Gral von Stefanos Träumen gewesen, über viele Jahre hinweg. Und jetzt… spielte sie an sich, und er hatte sich an ihrem nackten Prachtskörper, den schweren Birnenbrüsten, dem leicht gewölbten Bauch, den runden Hüften ergötzen können. Auch Stefano würde am nächsten Tag in der kleinen Kirche in Trastevere beichten, denn auch er war ein tiefgläubiger Christ.
Auf leisen Sohlen näherte er sich der masturbierenden Mariangela und beugte sich über sie. „Cara diabolina“, sagte er leise. „Liebe Teufelin…“. Mariangela starrte ihn mit schreckgeweiteten Augen an und verdeckte schamhaft ihre riesigen Brüste. „Troppo tardi“, lächelte Stefano. „Zu spät“. Da ahnte Mariangela, dass er sie seit längerem beobachtet hatte und war zwischen Scham und Erregung hin und her gerissen. Langsam zog Stefano sich sein Hemd über den Kopf; darunter war er splitternackt. Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Mariangela diese enorme Lanze, von der ihre Freundinnen am Dorfbrunnen bereits berichtet hatten. Stefano war schon mit anderen Frauen aus Trastevere zu Gange gewesen. „Fammi vedere il tuo seno“, flehte er. „Zeig mir Deine Brüste“. Wie in Trance liess Mariangela ihre Hände zur Seite gleiten und gab den Blick frei auf ihre Prachtsdrüsen. Stefano kniete sich hin und spielte mit dem Mund an einer ihrer Brustwarzen. Mariangela unterdrückte ein Stöhnen, wohl wissend, wie dünn die Wände ihres Zimmerchens waren. Wenn ihr Vater wüsste…
Dann stach sie der Hafer und sie ergriff Stefanos Lanze. „Haiiii“… entfuhr es diesem. „Che cosa fai…?“ „Was machst Du da?“. „Fammi l’ amore“, forderte Mariangela ihn beherzt auf. „Nimm mich“. Stefano liess sich das nicht zweimal sagen und schob die Bettdecke zu Boden. Mariangela in ihrer drallen, wenngleich unschuldigen Nacktheit, raubte ihm den Verstand. Als wäre sie eine Delikatesse, machte er sich über sie her und schob seinen Körper über sie. „Dammi il tuo culo“, „gib mir Deinen Hintern“. Gierig griff Stefano ins Fleisch von Mariangelas Pobacken. Intuitiv zog sie die Schenkel an und gab Stefano ihr Innerstes preis. Stefano spielte mit einer fürs Mittelalter ungewöhnlichen Zärtlichkeit minutenlang an Mariangelas heisser Vulva, bevor er entschieden, mit einem kräftigen Stoss, in seine Geliebte eindrang. „Haiii“… dieses Mal war es Mariangela, die einen unterdrückten Aufschrei fahren liess.
Dann waren die beiden nur noch ein Knäuel aus Füssen, Beinen, Achseln und Händen. Die Lust, die beide über Jahre aufgebaut hatten, brach sich Bahn. Lange konnte Stefano sich nicht beherrschen und spritzte ganz tief in Mariangela ab. Als beide, vom Mondlicht beschienen, erschöpft nebeneinander lagen, wurde ihnen schmerzlich bewusst, dass sie offiziell nicht zusammenkommen würden. Zu streng waren die Vorstellungen von Mariangelas Vater. Wenn sie ihn schon eines Tages verlassen würde, dann nur mittels Heirat in einen höheren Stand. Der Küchenjunge genügte ihm nicht.
So kam es, dass es Stefano weiterhin beschieden war, Mariangela zwischen den Tavernentischen zu beobachten. Wie sie den Männern ihren Ausschnitt zeigte. Wie sie sich bückte, um da und dort eine Münze aufzuheben. Wie Männerhände an ihr spielten. Wie sie Weinkrüge schwang, aber ab und an auch eine Hand willig gewähren liess. Einmal weniger lang, einmal länger. Wenn sie mit hochrotem Kopf die Küche betrat und ihm zulächelte, fühlte er jedes Mal einen Stich im Herzen.
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