Megan und Matilda – Erwachen

Geschichten vom Anfang der Sinnlichkeit

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Megan und Matilda – Erwachen

Megan und Matilda – Erwachen

Stayhungry

„Madam, ich bin gläubig! Ich will nicht sündigen!“
„Matilda, gläubig, das bin ich auch! Aber wie Gott uns geschaffen hat, das kann nicht falsch und niemals Sünde sein!“
Matilda fühlte schon lange, dass dem so sein müsse. Aber es auszusprechen, hätte sie in all der ihr seit Kindheit auferlegten Angst nie gewagt. Was Matilda in allen ihren sittlichen, von religiösen Verboten und daraus erwachsenen Ängsten geprägten Überzeugungen schwach werden ließ, waren Megans Berührungen. Schon frühzeitig hatte sie sie einfach in den Arm genommen, wenn es ihr nicht gut ging, und genauso, wenn sie zusammen freuten. Megans körperliche Zärtlichkeit war nie übergriffig, sondern die einer mütterlichen Freundin, die Geborgenheit vermittelte, die sie schon als Kind nie bekommen hatte und die ihr nun als junge Frau wie durch Wunder zuteil wurde.

Die Botschaft der Religion von der Umwertung aller Werte und der Entschädigung für alle Demütigung und jedes Ungemach in diesem irdischen Leben war ihr Trost und Hoffnung. Und diese Hoffnung wollte sie nicht verlieren durch ein sündiges Leben. Nur, was der Priester predigte an Schönem und Gutem und gelegentlich auch tat mit hartem Herzen, das schenkte Megan warmherzig im Übermaß und voller Liebe. Und wenn Matilda es recht bedachte und nicht in jedem Fehler und Versagen ein böses Teufelswerk verortete, so war es plötzlich leicht und unbeschwert, zu lieben und freudig zu bestehen im unvollkommenen, aber einzigen und einzigartigen Leben! Weil sie spürte, dass alles richtig war, was Megan ihr tat und bot, fühlte sie sich mehr und mehr zu ihr hingezogen, ihr, die sie nie verletzen und niemals benutzen würde, sondern ihre schützende Hand über sie hielt, damit sie sich entfalten und befreien könnte zu einem selbstbestimmten Leben als Frau, Mensch, Gottesgeschöpf, geliebt und angenommen und berufen zu lieben und anderer Plage zu lindern, wie dies auch ihr geschehen war. Megan war ihre Götterbotin.

Die einen verbieten das Tanzen, erklärte Megan, weil es Lebensfreude und sinnliche Erfahrung verkörpert, uns lehrt zu harmonieren, uns hinführt zur Nähe der Liebenden. Die anderen den Wein, der nur im Übermaß zerstört, uns eigentlich nur vorsichtig lehrt, uns mit allen Sinnen dem zu öffnen, was das Leben schenkt, Genuss in all der Gefahr. Und sie alle, wirklich alle verbieten uns die Liebe in Berührung und Vereinigung, weil wir in dieser ganz bei uns sind und in der Ekstase kein Wesen im Himmel und auf Erden Macht über uns hat. Wenn wir lieben mit Leib und Seele, dann sind wir frei, unendlich frei! Nie, nie hatten Worte Matilda so gutgetan, wie diese aus Megans Mund, leise kundgetan und doch voller Inbrunst gesprochen aus Liebe zum Leben! Und verloren fühlte sie sich, als sie beide aus dem Wasser stiegen, als wäre mit dem wärmenden Umfangensein durch das Wasser auch alle Geborgenheit entschwunden. Doch Megan rieb sie und sich trocken und führte sie zu dem breiten Diwan am Kamin, in dem das Feuer prasselte. Sie ließen sich nieder, wickelten sich in Decken und drückten sich eng aneinander. Matilda schluchzte leise, doch Megan ließ sie einfach gewähren, zog sie einfach nur ein wenig enger an sich. Irgendwann in dieser Nacht suchten Hände und Lippen einander.

Und fanden sich.

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Schöne Gefühle

schreibt Lulu

Die Szene, in der Megan und Matilda sich zum ersten Mal küssen, ist sehr schön, weil man sieht, wie sich ihre Gefühle füreinander entwickeln und wie sie sich langsam öffnen. Es ist auch interessant, wie die Reaktionen von Matilda sind, wenn sie zum ersten Mal ihre Gefühle für Megan zugibt.

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