Szene 3: Veränderung im Anfang
Megan war zu Besuch bei Mrs Thunders und ihrer Schwester, Angehörigen der besseren Gesellschaft. Sie hatte dort, wie ihr zugetragen worden war, bedingt durch ihren Lebenswandel natürlich keinen guten Ruf. Aber wie das so ist, wenn frau reich und einflussreich ist, da macht das dann nicht allzu viel aus. Schließlich folgte der Austausch in Konversation gesellschaftlicher und geschäftlicher Verpflichtung, weshalb einer ohne die andere nicht sein konnte. Megan liebte dieses Spiel mit Konvention, Abhängigkeit und unterschwelliger Provokation. Natürlich war ihr bewusst, dass ihr nur ihr Reichtum solche Türen öffnete. Aber wenn er schon da war, warum ihn nicht nutzen dafür, ein bisschen frischen Wind in muffige alte Häuser zu bringen und dabei auch noch Spaß zu haben? Nur war es diesmal plötzlich nicht mehr lustig für Megan. Wegen eines Missgeschicks in ihrem Beisein wurde das Dienstmädchen in unangemessener Härte gedemütigt und fristlos entlassen. Das war nicht harmlos, denn eine Anstellung zu finden, standen unzählige junge Frauen Schlange und wer als ungeeignet entlassen wurde, hatte es schwer. Es hieß schließlich, von einem Moment auf den anderen ohne Geld auf der Straße zu stehen.
„Das trifft sich gut!“, meldete sich Megan etwas ungehörig zu Wort, als die Hausherrin dem Dienstmädchen die Tür wies. „Ich bin auf der Suche nach einer Hausangestellten und würde Sie bitten, sich bei mir vorzustellen! Wann hätten Sie denn Zeit?“ Matilda, mit den Tränen kämpfend und noch ohne echtes Verständnis von diesem Glück im Unglück, brachte keinen Ton heraus. „Meine Damen!“, verabschiedete sich Megan abrupt, „es hat mich gefreut! Herzlichen Dank für exzellenten Tee und Kuchen! Ich werde mich demnächst gerne revanchieren! Aber nun, Sie haben es ja mitbekommen, muss ich Geschäftliches regeln!“ Verneigte sich kurz, packte Matilda am Arm und zerrte sie aus dem Haus. „Jetzt komm!“, munterte Megan sie auf. „Sei doch froh, dass du da raus bist.“ „Aber Madam, ich weiß doch nicht, ob Sie zufrieden sein werden mit mir. Ich bin so ungeschickt!“
„Das lass mal meine Sorge sein!“, lachte Megan und schob sie zu einer dieser neumodischen Höllenmaschinen, genannt Automobil. „Wo ist denn der Fahrer?“, fragte Matilda.
„Fahrer?“, äffte Megan sie nach. „Fahrerin!“, rief sie begeistert, schob Matilda auf den Beifahrersitz und bretterte unbekümmert durch das Gewühl der Menschen, Kutschen und anderer moderner Gefährte. Matilda hatte noch nie so inständig um Rettung aus der Not gebetet wie bei dieser Fahrt!
Megan und Matilda – Erwachen
Geschichten vom Anfang der Sinnlichkeit
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Schöne Gefühle
schreibt Lulu