Prolog
Iostrates war schon seit seiner Kindheit ein gewitzter Händler. Er entwickelte früh ein Gespür davon, was sich Menschen wünschen und was sie bereit waren dafür zu geben. Mit den Jahren profitierte er von seiner wachsenden Menschkenntnis. Sein Charme sowie die Auffassung, dass nur mit einem Kunden weitere Geschäfte zu treiben wären, der sich nicht übervorteilt fühlte, trugen ihm den Ruf ein, ein angenehmer und fairer Verkäufer zu sein. Und dieser Ruf war nicht allzu verbreitet, denn das antike Korinth war nicht gerade berühmt für die Fairness seine Geschäftsleute. Da kam es schon einmal vor, dass ein Teil der Hirsesäcke zu Ungunsten des Käufers falsch abgewogen, oder dass das feine Tuch nicht wie angegeben aus Phönizien mit seinen bekannt hochwertigen Webereien stammte, sondern nur aus Kalatrien. Auch war die Glasur von Porzellangeschirr zum Teil nicht von der Qualität, wie sie angepriesen wurde. Die Käufer wechselten zu anderen Händler, die zahlreich in den breiten Straßen Korinths vertreten waren. Der griechische Stadtstaat war durch das militärische Bündnis mit Athen, Sparta und Olympia seit Jahrzehnten von Kriegen verschont geblieben. Die Infrastruktur entwickelte sich rasant. Straßen, Plätze und Tempel formten sich zu einem Bild, für das Korinth bald als der „steinerne Garten“ berühmt wurde. Die hygienischen Bedingungen waren selbst für griechische Verhältnisse diese Epoche vorbildhaft.
Und so gediehen die Stadt und seine Bevölkerung. Auch Iostrates Wunsch nach einer Familie wurde erfüllt, er nahm die äußerst hübsche Tochter des Befehlshabers der Stadtgarde zur Frau. Sie gebar ihm einen stattlichen Sohn und über eine Tochter, die der Schönheit ihrer Mutter noch übertraf.
Mit dem Verkauf von Ölen häufte er ein Vermögen an und wurde zu einem angesehensten Bürger der Stadt. Die Nachfrage nach Oliven- und Kräuterölen, sowie Lampenölen und Fetten zum Schmieren der Achsen von Fuhrwagen und Eselskarren war immens. Iostrates war froh, dass auch die Quellen in den entfernten Kolonien für ausreichenden Nachschub sorgten.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.