Mit der quirligen Spanierin kamen Susi und Paul vor der Venus von Milo ins Gespräch und nahmen sie gleich auf einen Kaffee mit. Es wäre allerdings etwas hoch geschworen, das Sprachengewirr, das sie veranstalteten, Gespräch zu nennen. Beim Abendessen kugelten sich die drei schier vor Lachen, wenn sie mit Händen und Füßen etwas zu erklären versuchten, wofür die Worte fehlten.
Das Deutsch von Mercedes war, gelinde gesagt, defizitär. Ihre französischen Einlassungen verstand Paul einigermaßen, dafür blieb Susi außen vor. Die wiederum bekam etwa die Hälfte mit, wenn die kleine Schwarzhaarige zum Spanischen wechselte. Den Versuch, verbleibende Probleme mit Rückgriff auf das Englische aus dem Weg zu räumen, rief bei Mercedes zumeist ein fragendes Lächeln hervor. Dass sie aber in Paris irgendetwas mit Kunstgeschichte machte und dass das mit nackten Frauen und Männern zu tun hatte, das klärte sich trotzdem schnell.
Dank der körperlichen Anstrengungen des Nachmittags waren die zwei Deutschen aller drängenden Bedürfnisse vorerst entledigt. Und so parlierten sie mit der Kunstexpertin nach Herzenslust über Gott und die Welt, über Bildhauerei und Paris, über die kleine Arschspalte der Venus aus dem Louvre und über die mit Pelzchen besetzten Schubladen in der Nachbildung von Dalí. An diesem Punkt angekommen und sicherlich angefacht von den drei Flaschen Rotwein, die sie schon intus hatten, führte Merce die Assoziationskette konsequent weiter und beichtete.
Sie hatte die beiden im Museum beobachtet und gesehen, wie Paul seiner tröpfelnden amiga in einer Ecke den Rock hochgekrempelt und ihr behände mitten rein ins mutmaßliche Pelzchen gelangt hatte. Das hätte sie unheimlich angemacht. Auf einmal war mein Schlüpfer klitschnass, fuhr sie fort, und zwar nicht vom Schweiß oder weil ich in die Hose gepinkelt hatte, sondern einfach weil ich nur noch erregt und geil war. So etwas ist mir in meinem Leben noch nie passiert, ehrlich.
Deshalb bin ich dann einfach hinter euch her wie eine rollige Katze und habe auf eine Gelegenheit gewartet, euch anzusprechen. Warum, weiß ich eigentlich selber nicht. Ich weiß nur, dass ich da unten immer noch auslaufe wie ein undichtes Weinfässchen. Dabei machte sie ein Gesicht wie der allerunschuldigste Engel von Raffael.
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.