Kapitel 4
„Würdest du mit mir ein Eis essen fahren? Ich lade dich ein.“
„Sehr gern.“, strahlt sie mich an. In der Eisdiele erzählt sie mir, wie sehr sie ihr altes Zuhause vermisst, ihre Eltern und Geschwister. Das Elternhaus mit dem See. Verträumt und traurig beschreibt sie ihr Elternhaus im Landhausstil, mit dem Ofen und der so typischen Sauna. „Warum gehst du nicht zurück?“, frage ich sie.
„Weil meine Scheidung noch nicht durch ist. Und weil ich hier noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen habe. Dich.“, erklärt sie mir.
„Lass uns hinfahren!“, schlage ich spontan vor.
„Was hast du gesagt?“
„Lass uns hinfahren! Nur ein paar Tage. Oder du fährst allein, wenn dir das lieber ist.“
„Ist das dein Ernst?“, sieht sie mich ungläubig an.
„Mein voller.“, antworte ich trocken mit einem bekräftigenden Nicken.
„Ich kann es mir nicht leisten.“, sagt sie leise vor sich hin. Aber ich höre und verstehe es.
„Aber ich. Entweder wir fahren zusammen, dann zahle ich die Fahrtkosten und meine Unterkunft oder du fährst allein und ich gebe dir, … sagen wir… 300€ Benzingeld dazu. Als eine Art Bonus für geleistete Dienste.“
„Bist du verrückt? Das kann ich niemals annehmen.“
„Doch du kannst und du wirst!“, bestimme ich. Sie versucht es mir auszureden, aber ich bleibe hart.
„Dann wir beide zusammen, bitte. Ich würde dir gern zeigen, wie schön es dort ist. Meinen Exmann hat das leider nie interessiert.“
Zeitlich bin ich ungebunden und sie ist eh tagsüber bei mir. Ein Termin ist daher schnell gefunden. Freudig springt sie mir auf den Schoß und umarmt mich. Völlig überraschend küsst sie mich auf den Mund. „Danke, danke, danke.“, haucht sie mir auf die Lippen.
„Sehr gern“, flüstere ich zurück.
Mit einem Schubs schwingt sie sich vom Rolli auf ihre Füße und greift sich ihr Handy. Sie ist ganz aufgeregt und hüpft vor Freude, als sie mit ihrer Mutter spricht. Ich verstehe nur Bahnhof. Natürlich überbringt sie die freudige Nachricht unseres Besuches in ihrer Muttersprache. Svea hat süße, kleine, rote Hektikflecken auf ihrem Dekolleté. Ein Dauergrinsen ziert ihr Gesicht.
„Ich kann es noch gar nicht glauben.“, sagt sie, nachdem sie das Telefonat beendet hat. „Warum nicht?“, frage ich zurück.
„Weil ich die letzten 4 Jahre nur telefonisch Kontakt zu meiner Familie haben durfte. So lange schon, habe ich meine Lieben nicht mehr gesehen. Mein Ex hat es mir verboten. Ich kenne dich gerade mal 5 Wochen und dann bietest du … du bist so anders. Warum tust du das?“
„Weil ich möchte, dass du deine Familie wiedersiehst. Niemand sollte ohne seine Familie leben müssen. Nichts ist wichtiger als die eigene Familie. Und ich denke, nach deinen letzten Jahren, hast du dir eine Auszeit mehr als verdient.“
Aufgeregt erzählt sie, wie sehr sich ihre Mutter gefreut hat.
„Sie möchte dich unbedingt kennenlernen. Im Haus gibt es ein Gästezimmer, das du selbstverständlich nutzen darfst. Wenn ich daran denke, dass es mit uns fast nicht geklappt hätte. Und jetzt sowas. Du bist echt verrückt, weißt du das?“, schenkt sie mir dabei ein glücklich strahlendes Lächeln, bei dem sie ihr blitzweißen Zähne zeigt. In diesem Augenblick kann ich mir kaum vorstellen, dass es im Umkreis von 100 Kilometern einen glücklicheren Menschen als Svea gibt.
„Am liebsten würde ich dich jetzt küssen vor Glück.“, kniet sie vor mir.
„Was hält dich davon ab?“, grinse ich frech zurück.
Kurz sieht sie mich an und fast im selben Moment schiebt sich ihre Zunge zwischen meine Lippen. Eine atemraubende Rangelei entwickelt sich in unseren Mundhöhlen.
„Und du bist immer noch verrückt“, flüstert sie mit ihrer warmen Hand auf meiner Wange und einem liebevollen Blick in meine Augen.
„Lust auf Pizza?“, frage ich wieder zu Atem gekommen, „ich bestelle uns eine.“
„Das klingt toll, darf ich solange baden?“
„Immer gern, sagte ich doch.“
Sie verschwindet im Bad und ich bestelle Pizza. 45Minuten Lieferzeit, na toll. Schon kurze Zeit später höre ich sie ein schwedisches Lied singen. Nach weiteren 30 Minuten steht sie barfuß bei mir im Wohnzimmer, nur im Slip und einem großen T-Shirt von mir. Den BH hat sie weggelassen. Ihre Brüste schwingen bei jedem ihrer Schritte nur leicht hin und her, wobei ihre Spitzen hart gegen den Stoff reiben.
„Hab ich mir mal geborgt“, zieht sie kurz die Schultern nach oben.
Im Schneidersitz hockt sie sich auf die Couch. Sie gewährt mir freie Sicht auf ihr Schatzkästen, was sich deutlich unter ihrem engen Höschen abzeichnet. In Bruchteilen von Sekunden leitet mein Gehirn den Blutkreislauf in untere Regionen um. Fest und schmerzhaft drückt mein Stab gegen den Reißverschluss der Jeans. Ich rolle in die Küche, um mich dem Anblick zu entziehen, öffne eine Flasche Rotwein, den ich zusammen mit den Gläsern im Wohnzimmer abstelle.
„Du magst doch Rotwein?“, frage ich Svea.
„Wenn schon, dann rot“, nickt sie zustimmend.
Als ich mit der frischen Pizza von der Haustür zurückkomme, hat sie sich eine leichte Wolldecke über ihre hübschen Beine gelegt.
„Ich fände es schön, wenn du dich neben mich setzen würdest.“, klopft sie neben sich auf das Sofa.
„Wenn du mir hilfst, sehr gern.“
Die Pizza war lecker und der Wein geht in den Kopf. „Finn, kann ich heute bei dir schlafen? Autofahren geht nicht mehr.“
„Oder soll ich dir ein Taxi rufen?“
„Nein, ich würde lieber hierbleiben. Ich schlafe auch auf der Couch“, sagt sie. Dann machen wir uns bettfertig.
Am nächsten Morgen wache ich auf. Irgendwas ist anders als noch gestern Abend. Etwas Warmes, Weiches schmiegt sich von hinten an mich an. Svea. Ihren rechten Arm hat sie um meine Brust gelegt. Sie atmet ruhig und gleichmäßig, der warme Luftstrom trifft mich im Nacken. Langsam drehe ich mich zu ihr um und betrachte sie. Ein Teil ihrer goldblonden Haare umschmeichelt ihr Gesicht, während der Rest wie ein Fächer auf dem Kissen liegt, dass sie sich unter den Kopf gezogen hat. Eine Strähne hat sich über ihre Augen gelegt. Sanft streiche ich sie aus ihrem Gesicht. Sie öffnet ihre Augen.
„Bitte entschuldige. Ich konnte auf der Couch nicht schlafen, sie ist so hart. Da habe ich mich zu dir gelegt. Bitte nicht böse sein, ja?“
„Ich bin dir nicht böse. Wir sind beide erwachsen. Aber jetzt aufstehen, wir haben noch viel vor.“, bestimme ich. „Und übrigens: Guten Morgen erstmal.“ Gebe ich ihr ein kleines Küsschen auf ihre Nasenspitze.
„Was hast du denn noch Großes vor?“, fragt sie mich mit krauser Stirn.
„Einkaufen! Klamotten für mich, Geschenke für deine Familie, sowas eben.“
Im Bad hilft mir Svea wieder beim Toilettengang und beim Duschen. Dieses Mal zieht sie sich sofort aus und wir duschen zusammen. Ganz brav.
Nach dem Frühstück geht’s erst zur Physio und von da aus gleich zum Shoppen. Unermüdlich schiebt mich Svea von Geschäft zu Geschäft. Wühlt auf Grabbeltischen, stöbert in Regalen und in Kleiderständern. Hilft mir beim Anprobieren. Auch für sie finden wir schöne Sachen. Oberteile, Röcke, Hosen und Unterwäsche.
Ich zahle mit Kreditkarte, so dass Svea nicht sehen kann, wieviel Geld ich für sie ausgegeben habe. Und ich habe es gern getan. Der Tag vergeht wie im Fluge. Es ist Mittwoch, übermorgen geht’s los.
„Finn? Ich möchte mich bei dir bedanken. Für die schönen Sachen und die Geschenke. Aber vor allem dafür, dass du heute Morgen die Situation nicht ausgenutzt hast. Ich neben dir im Bett oder nackt mit dir unter der Dusche. Männer können nun mal schlecht verstecken, wie es um ihre Gefühle steht. Ich konnte sehen, wie schwer es dir gefallen sein muss. Danke.“, haucht sie mir einen leichten Kuss auf die Wange.
„Ich hatte es dir doch versprochen. Und ich pflege meine Versprechen für gewöhnlich zu halten.“
Eine Stunde später macht sie Feierabend und ich bin allein. Der Tag war anstrengend, aber auch schön. Geschafft falle ich ins Bett und schlafe schnell ein. Schwerpunkt morgen: packen und einladen.
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