Mit dem Rolli ins Glück - Kapitel 8 - 10

71 4-7 Minuten 0 Kommentare
Mit dem Rolli ins Glück - Kapitel 8 - 10

Mit dem Rolli ins Glück - Kapitel 8 - 10

Gero Hard

Kapitel 8

Unsere Termine und Aktivitäten holen uns schnell in den Alltag zurück. Mit dem Unterschied, dass Svea nicht mehr zu Hause schläft, sondern auch nachts nicht mehr von meiner Seite weicht. Es war eine gemeinsame Entscheidung. Ich hatte es mir gewünscht, weil ich sie nicht mehr hergeben will. Keine Minute meines künftigen Lebens wollte ich ohne sie sein. Strahlend vor Glück hat sie mich auf dem Rolli umarmt.

„Das mache ich sehr gern, mein Schatz“, bekomme ich ohne Zögern ihre Antwort. Wir sind uns aber auch einig, ihre Wohnung vorerst nicht aufzulösen, falls sie mal einen Rückzugsort für sich brauchen würde.

Sie kümmert sich rührend um mich. Liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Ist aber auch unerbittlich, wenn es um das Training meiner Beine geht. Zusätzlich zur Physio gehen wir 3x die Woche in die Therme und machen dort unsere Übungen im warmen Wasser.

Bei der Therapie haben wir den Barren mit ins Programm genommen. So kann ich mich mit beiden Armen festhalten und gleichzeitig die Bewegungsabläufe beim Gehen üben.

Keine Minute lässt Svea mich dabei aus den Augen. Wo nimmt diese Frau nur diese Geduld und die Ausdauer her? Vor allem die Hoffnung, die sie niemals zu verlieren scheint.

Nicht nur beim Training sind wir ein eingespieltes Team geworden. Auch im Bett kennen wir beide uns schon ziemlich gut. Kennen die erogenen Zonen des anderes. Lieben uns auf vielfältige Weise. Wir probieren gerne was Neues aus, aber wegen meiner Beine artet es nie in einen Stellungskrieg aus. Von Langeweile sind wir trotzdem weit entfernt.

So gehen die nächsten drei Wochen schnell vorüber. Fast täglich telefoniert Svea mit ihren Eltern. Oder ihre Schwägerinnen rufen bei uns an, was dann stundenlange Gespräche zur Folge hat.

Unsere Fernsehabende habe ich gegen Lerneinheiten in Schwedisch eingetauscht. Auch hierbei beweist meine Fee eine

Engelsgeduld. Wenn sie den Haushalt macht, sitze ich oft auf meiner Terrasse und lerne Vokabeln wie ein Schüler im Leistungskurs.

Mit einer Schürze vor dem Bauch kommt sie zu mir, umarmt mich von hinten und küsst mich. „Na Schatz, lernst du fleißig?“ 

„Natürlich mein Engelchen. Ich möchte beim nächsten Besuch bei deinen Eltern doch am Gespräch teilnehmen können, damit ihr nicht heimlich über mich ablästern könnt“, necke ich sie.

„Frechdachs, das würden wir niemals tun“, zwinkert sie zurück. Aus dem Haus duftet es nach frischem Kuchen. Es ist einfach ein schönes Gefühl, seine Liebste an seiner Seite zu wissen. Mittlerweile benehmen wir uns wie ein altes Ehepaar.

Kapitel 9

„Was hältst du von 14 Tagen Bali?“

Die Frage trifft Svea völlig unerwartet, was mir ihre weit aufgerissenen Augen verraten. „Was siehst du mich so an“, frage ich weiter „ich war da noch nie. Aber allein schaffe ich das nicht“, zeige dabei vorwurfsvoll auf meinen Rolli.

„Du bist ja immer noch verrückt. Aber dafür liebe ich dich umso mehr, mein Schatz“, strahlt sie mich an, „ja, dahin würde ich dich sehr gern begleiten.“

„Na dann komm, wir suchen uns am PC was Schönes aus und buchen schnell, bevor ich es mir anders überlege“, dabei ziehe ich sie auf meinen Rolli und wir fahren gemeinsam an meinen Schreibtisch.

Bereits zwei Wochen später sitzen wir im Flugzeug. 18 Stunden werden wir in der Luft sein, bevor wir mit unseren Füßen den Boden der zu Indonesien gehörenden Insel betreten. Eine wahrhaft paradiesische Welt des indischen Ozeans eröffnet sich uns.

Die ganzen 11 Tage Aufenthalt hier zu schildern, würde den Rahmen sprengen. Aber ich versichere Ihnen, wir verlebten wunderbare Tage. Ausflüge zu Traumwelten im Dschungel gehörten ebenso zum Programm, wie faule Strandtage am azurblauen, glasklaren Meer oder Besichtigungen von Tempelanlagen. Eindrucksvoll angelegte Reisterrassen, ließen uns tief beeindruckt staunen.

Ganze Tage, an denen wir nicht aus dem Bett gekommen sind, weil unsere Lust aufeinander nicht gestillt werden konnte, ließen uns immer neue Spielarten der Lust erleben. Nur zu gern gaben wir uns immer wieder dem schier unstillbaren Verlangen hin. Endlose Orgasmen brachten uns nicht selten an den Rand völliger Erschöpfung.

Wir klebten förmlich aneinander. Kaum eine Sekunde, in der wir nicht Händchenhaltend zu sehen waren.

Die Kehrseite der Medaille war, dass Svea auch hier keine Möglichkeit des Trainings verstreichen ließ. Oft zu meinem Unmut, den ich nicht selten auch zum Ausdruck brachte.

„Du weißt genau, wofür und für wen ich das mache. Und ich tue es gern“, ließ sie keinen Zweifel an ihrem festen Willen aufkommen.

Wir genossen das herrliche Klima, den Service, die Massagen und das Baumeln- lassen unserer Seelen. Tankten neue Kraft, füllten den Vitamin-D-Akku voll auf. Mit offenen Mündern saugten wir die scheinbar unerschöpflichen und beeindruckenden Eindrücke in uns auf.

Aber auch so ein Urlaub geht irgendwann zu Ende. Wehmütig, glücklich und mit ein paar Andenken im Gepäck an diese schöne Zeit, stiegen wir in den Flieger zurück nach Deutschland. Das wir ein ganz besonderes Andenken an diese schöne Zeit im Gepäck hatten, ahnten wir zu dieser Zeit noch nicht!

Kapitel 10

Monate intensivsten, harten Trainings mit meinem Engel musste ich über mich ergehen lassen. Manchmal spüre ich ein leichtes Kribbeln in meinen Füßen oder ein Zucken meiner Oberschenkelmuskeln.

Gelegentlich kann man die Kontraktionen sogar sehen. Sind es erste Anzeichen der Heilung? Zeigen sich erste Erfolge der zahllosen und zehrenden Übungen? Mein Herz macht innerlich Freudensprünge. Aber ich behalte es für mich. Sicherheitshalber. Ich weiß genau, dass sich Svea unbändig freuen, vor Freude weinen würde. Aber was, wenn es vielleicht nur ein letztes Aufflackern der Nerven ist? Aber mir selbst gibt es neue Hoffnung und Motivation.

Am Barren fühle ich den Druck unter den Füßen. Wenn Svea unaufmerksam ist, was selten vorkommt, ziehe ich mal das rechte, mal das linke Bein mit eigener Kraft nach vorne. Es ist also wahr, langsam kommt das Gefühl in meine Beine zurück. Ich beschließe einen besonderen Moment daraus zu machen, wenn ich Svea mit meinen neuen Möglichkeiten überrasche.

Ist sie beim Einkaufen oder erledigt Botengänge, schnappe ich mir heimlich meine Krücken, drücke mich selbst aus

dem Rolli und ziehe mich Schritt für Schritt nach vorn. Zuerst mühsam und unter heftigen Schmerzen. Aber nach ein paar Tagen schaffe ich schon ein paar wenige Meter auf meinen eigenen Füßen, gestützt auf Krücken. Tränen der Freuden schießen mir in die Augen. Ich bin so unfassbar stolz auf meine Leistung. Und ich bin dankbar! Bin Svea so unsagbar dankbar! Für ihre Mühen, ihren unermüdlichen Willen, für die Qualen die sie mir zugefügt hat. Ihre Ideen, mit denen sie mich immer wieder aufs Neue motiviert hat. „Ich danke dir mein Engel!“ hebe ich meine gefalteten Hände Richtung Himmel.

„Geht es dir gut mein Schatz?“, fragt sie mich.

„Ja bestens. Warum fragst du?“

„Weil du dich verändert hast! Du bist manchmal so in dich gekehrt, so nachdenklich. So kenne ich dich sonst nicht.“

„Nein wirklich, mein Liebling, es ist alles ok. Ich dachte nur, es wäre schön, noch mal nach Schweden zu fahren, bevor der Winter kommt.“ 

„Schatz, das ist eine wunderbare Idee“, freut sich Svea.

„Dann lass uns mal in Ruhe nach einem geeigneten Termin suchen, ok?“ antworte ich ihr mit einem hinterlistigen Gedanken im Kopf.

In Schweden wird der Moment sein, in dem ich mich vor ihren Augen erstmals mit eigener Kraft aus dem Rolli erheben will. Nicht mal ein halbes Jahr hat es gedauert, dass Svea aus mir einen völlig neuen Menschen gemacht hat. Mich aus der Depression geholt und mich vor dem sehr wahrscheinlichen Selbstmord bewahrt hat.

Weitere zwei Wochen vergehen, bis wir an einem Donnerstag in Richtung Osby aufbrechen. Zwei Wochen, in denen ich keine Gelegenheit auslasse, meine Beine mit unermüdlichen Geh- und Wasserübungen zu stärken. Mein Schwedisch ist auch schon einigermaßen. Auch das habe ich Svea zu verdanken, die mit einer Wahnsinnsgeduld mit mir gepaukt hat. Blamieren werde ich mich damit sicher nicht, auch wenn es natürlich noch nicht perfekt ist. Es sind vier Tage Aufenthalt geplant. Und am Sonntag, wenn auch ihre Geschwister da sein werden, möchte ich meine Geliebte überraschen. Das es insgesamt drei, genaugenommen sogar vier Überraschungen werden sollen, wissen wir beide noch nicht!

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 2969

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben