Maurice tippelte nervös auf der Stelle hin und her. In der Hand hielt er etwas ungeschickt eine halb gerauchte Zigarette und merkte nicht, wie der aufsteigende Rauch seinen Zeige- und Mittelfinger nikotingelb einfärbte, erst als die heran nahende Glut seinen Fingerkuppen ordentlich einheizte, ließ er den noch qualmenden Zigarettenstummel fallen und rief laut „Merde", und steckte sich die noch leicht schmerzenden und nach Nikotin riechenden Finger in seinen Schmollmund; dabei hüpfte er nun auf einem Bein und mit der unverletzten Hand wedelte er hektisch in der Luft herum, als wollte er einen Schwarm imaginäre Mücken vertreiben.
Maurice bemerkte nicht, wie die junge Frau auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig in ein herzhaftes Lachen verfiel.
Als die Metro zum Stehen kam, öffneten sich die Türen und Maurice stieg ein.
„Salut Robert, wie geht es dir?", fragte Maurice lächelnd seinen Freund und setzte sich zu ihm an den Tisch. Robert lächelte zurück und hielt die rechte Wange den Lippen seines Freundes entgegen. Zärtliche Lippenbekenntnisse wurden auf zarter Haut platziert.
„Maurice, ich liebe dich.", flüsterte der junge Student.
„Ich dich auch.", und Maurices Fingerspitzen wanderten am Nacken entlang und verfingen sich in den langen Haaren.
„Lass uns gehen."
„Ich bin gerade erst gekommen."
„Bitte Maurice, ich bin heiß auf dich."
„Liebling ... lass uns etwas trinken und dann gehen wir zu dir."
Etwas beleidigt trennte sich Robert von Maurices Wangen und runzelte seine schmalen Lippen schmollend zusammen. Maurice hingegen bestellte beim Kellner einen Milchkaffee und zündete sich eine Zigarette an.
„Wie war dein Tag?", wollte er wissen und Robert fing an zu erzählen, was alles in der Galerie schief ging und was für bemerkenswerte Künstler sein Chef aufgetrieben hatte und das dieses Bild die Hauptattraktion der Ausstellung wird und das jene Madam das Bild gekauft hätte und das jener Kerl ihn frech angemacht hätte und so weiter und so weiter. Maurice hörte schon nach wenigen Augenblicken nicht mehr richtig zu, er starrte nach draußen auf die Strasse und beobachtete die Menschen, wie sie im Neonlicht der Laterne die Avenue entlang spazierten. Sehnsucht nach Zweisamkeit machte sich in Maurice breit. Als sein Kaffee vom Kellner gebracht wurde, bezahlte er gleich die Rechnung und flüsterte seinem Liebhaber zu: „Komm lass uns gehen."
Monsieur Rencontre
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