Myriams Rettung

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Myriams Rettung

Myriams Rettung

Sven Solge

„Hallo, ist da jemand?“, etwas lauter.
Es kam keine Antwort.

Vorsichtig stand sie auf, immer in Erwartung eines Schmerzes, doch da war nichts, kein Schmerz war zu spüren.
Im Gegenteil, ihr Bein fühlte sich wunderbar warm und leicht an.
Und dann spürte sie noch etwas.
Etwas angenehm prickelndes in ihrem Schoß.
Ein Prickeln, dass sie schon lange nicht mehr gespürt hatte. Seit, ja seit sie sich von Claus getrennt hatte.
Aber dieses Gefühl in ihrem Schoß war viel intensiver als sie es je bei Claus empfunden hatte.
Bei dem Gedanken an Claus, konnte sie plötzlich wieder die Hand auf ihrem Oberschenkel spüren.

Was war passiert?

Die Erkenntnis traf sie unvermittelt. Der Fremde, was hatte er mit ihr gemacht?

War sie von dem Mann missbraucht worden?
Angst kam in ihr hoch und ihre Hände fingen an, zu zittern.
Im gleichen Augenblick wusste sie aber, dass nichts dergleichen passiert war. Im Gegenteil sie konnte sich noch gut an das Zögern der Hand erinnern, als sie ungewollt in ihren Intimbereich gekommen war.
Myriams Gedanken wanderten zurück und wieder überkam sie dieses wunderbare Gefühl der Zärtlichkeit und Wärme.
Wie die Hand ihr die Schmerzen genommen und sie weiter gestreichelt hatte, weil sie es so wollte. Sehr klar hatte sie gespürt, dass der Fremde nur weiter machte, weil sie es brauchte.
Myriam beruhigte sich wieder, langsam tastete sie sich in der Dunkelheit zum Zeichensaal, immer darauf gefasst plötzlich dem Fremden gegenüber zu stehen.
An der Zeichenplatte angekommen, knipste sie zuerst das Licht an und bemerkte zu ihrem Erstaunen, dass die Zeichnung fertig war.

Myriam wusste genau, dass noch etliche Linien nachgezeichnet werden mussten, doch nun waren alle Linien in der richtigen Strichstärke nachgezogen.
Anhand der sauberen Strichführung konnte sie erkennen, dass hier ein Fachmann am Werk gewesen war. Besser hätte sie es auch nicht gekonnt, stellte sie mit Bewunderung für den Fremden fest.

Warum hatte er sie nur allein gelassen? Sie hätte sich so gern bei ihm bedankt.
Im gleichen Moment spürte sie aber auch wie ihr die Schamesröte ins Gesicht stieg.
Wie konnte sie diesem Mann gegenüber treten, den sie, unbewusst zwar, aber dennoch veranlasst hatte sie mehr zu streicheln als er es von sich aus getan hätte.
Wahrscheinlich war er deshalb gegangen, um ihr diese Peinlichkeit zu ersparen.
Und wieder überflutete eine nie gekannte Wärme für diesen Mann, ihr Herz.
Ein Mann, der mit seinem Streicheln soviel Zärtlichkeit verströmen konnte, war ihr noch nie begegnet.

-*-

Drei Wochen waren seit dem vergangen.
Für Torsten hatte sich in dieser kurzen Zeit vieles verändert. Regina war aus ihrer gemeinsamen Wohnung ausgezogen und alles, nur weil er zu spät zum Essen gekommen war.
Nein, dieses war nur der Auslöser gewesen. Sie behauptete einfach er hätte eine Freundin und überhaupt würde er sich nicht mehr um sie kümmern und nur noch seinen Interessen nachgehen.
Zwei Tage lang hatten sie sich fürchterlich gestritten und als er am dritten Tag von der Arbeit kam, waren ihre persönlichen Sachen fort.

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