Myriams Rettung

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Myriams Rettung

Myriams Rettung

Sven Solge

Überrascht erwiderte Torsten den Gruß, bemerkte dann aber als er langsam weiter fuhr, dass die Armbewegungen der Frau hektischer wurden.
Nachdem ihm die Sicht auf die Frau durch das nächste Haus genommen wurde, machte das ganze auf ihn einen merkwürdigen Eindruck. Nachdenklich geworden hielt er sein Fahrrad an und ließ die Situation noch einmal im Geiste an sich vorüber ziehen.
Ihm wurde klar, dass die Frau nicht gewunken hatte, sondern ihm ein Zeichen geben wollte.
Langsam wendete Torsten sein Fahrrad und schob es bis zu der Einfahrt zurück.

- * -

Seit fast einer Stunde befand sich Myriam in dieser misslichen Lage. Halb verrückt vor schmerzen und einer Ohnmacht nahe, klammerte sie sich an den Gedanken, dass irgendjemand auf der Straße vorbeigehen würde der ihr helfen könnte.
Endlos langsam verging die Zeit. Jede Bewegung, die sie machte bereitete ihr Schmerzen. Nur mit dem rechten Fuß konnte sie sich etwas abstützen. Doch auch da ließen die Kräfte immer mehr nach, weil sie den Fußboden nur mit den Zehenspitzen erreichen konnte.
Was hatte sie nicht alles versucht um an etwas heranzukommen, wo sie ihren rechten Fuß etwas höher platzieren konnte. Aber alles war zu weit weg.
Das Bein fing schon an zu zittern, wegen der ungewohnten Belastung und mit grausen dachte sie an eine dicht bevorstehende Ohnmacht.
Sie hämmerte sich immer wieder ein nur nicht die Besinnung verlieren, wach bleiben und nicht die Hoffnung aufgeben.
Plötzlich war in dem schmalen Stück zwischen dem Buschwerk hinter dem ihr Auto stand und dem Nachbargebäude, ein Radfahrer aufgetaucht.
Myriam konnte ihr Glück kaum fassen. Heftig begann sie zu winken, und versuchte dem Radfahrer ein Zeichen zu geben, als er sie bemerkt hatte. Doch der winkte nur zurück und fuhr einfach weiter.
Myriam glaubte, zu träumen. Das durfte doch nicht wahr sein, er musste doch bemerken, dass sie nicht mit ihm anbändeln wollte, sondern seine Hilfe brauchte.
Sie versuchte trotz großer Schmerzen mit beiden Armen ihr Zeichen deutlicher zu machen, aber da war der Mann auch schon um die Hausecke verschwunden.
Myriams Enttäuschung machte sich in einem lauten hysterischen Schrei luft. Sie lehnte sich an die kalte Fensterscheibe und weinte hemmungslos.
Sie wurde erst wieder aufmerksam als draußen mehrfach jemand, „Hallo!“, rief.
Und langsam wurde ihr bewusst, dass sie mit dem „Hallo!“, gemeint war.
Myriam schaute auf und sah den Mann mit dem Fahrrad draußen stehen. Der Mann, der eben noch vorbei gefahren war, stand unter dem Fenster und schaut zu ihr rauf.
Sie sah, dass sich seine Lippen bewegten, aber erst nach einer ganzen Weile drangen die Worte bis zu Ihrem Gehirn durch.

„Hallo, was ist mit ihnen?“
„Brauchen sie Hilfe?“
Im ersten Moment konnte sie nur mit dem Kopf nicken, doch dann brach es förmlich aus ihr heraus.
„Hilfe, bitte helfen sie mir!“, schluchzte sie.
„Was ist mit ihnen?“, hörte sie den Mann fragen.
Wie konnte er solche Fragen stellen, schoß es Myriam durch den Kopf. Er sah doch, dass sie in Not war und Hilfe brauchte.
Gerade wollte sie ihn zurechtweisen, als ihr bewusst wurde, dass er von da draußen nicht sehen konnte, in welcher misslichen Lage sie sich befand.

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