Was, verdammt nochmal, ist am Vögeln so schlimm? fragte ich verständnislos. K. zuckte die Schultern. Mit mir fragst du den Falschen. Ich kann mich nicht hineinversetzen in die Lustlosigkeit. Ich könnte mir nicht vorstellen, ein Interesse meiner Frau als unangenehm oder unpassend zu empfinden. Und wenn ich unpässlich wäre, würde ich es ihr halt mit dem Mund besorgen. Eure weibliche Sexualität ist ja so vielschichtig, dass die Möglichkeiten schier unbegrenzt sind. Ich bin fast neidisch, grinste er. Sie kommt mir ja auch entgegen. Aber es würde mich deprimieren, wenn meine Frau sich einfach nur fügte. Sie lässt sich nicht verbiegen. Wenn sie mich will, will sie mich wirklich.
Das ist trotzdem trostlos, bohrte ich in unser Wunde. Warum lässt du dir das gefallen? Warum nicht protestieren, auf den Tisch hauen, fremdgehen? provozierte ich ihn. Ich habe ihr Vorwürfe gemacht, gefleht, gedroht, um endlich dieses verletzende Schweigen zu brechen, verteidigte K. sich. Die folgenden Auseinandersetzungen waren von einer Heftigkeit, dass mir das Interesse an allem verging. Kraftlos, ratlos brauchten wir einige Zeit, um herauszufinden, ob überhaupt und wenn, dann wie wir weiter miteinander umgehen sollten. Es war eine quälende Hölle, doch es hatte auch sein Gutes. Ich gewann die Gewissheit, ich wollte sie keinesfalls verlieren. Ich spürte einmal mehr, wie sehr ich sie liebe, wie sehr es mich schmerzt, sie zu verletzen, erkannte, was mir vor allem anderen wirklich wichtig ist. Die Freude an den Liebesgefühlen kehrte zurück zu uns, und vorsichtig wagten wir uns auch wieder an die intime Begegnung, immer bedacht, nicht wieder zerstörerisch zu wirken. Wenn die Lust zur Last wird und in der Liebe die Leidenschaft nur Leiden schafft, dann werden sie irgendwann auch dem Hungrigen zu ungebetenen Gästen. Liebevolle Annäherungen habe ich seither nicht mehr ganz so begeistert wie eine Erlösung aus aller Qual aufgenommen, anders als früher, als ich im liebesblinden Überschwang immer das Gefühl hatte: jetzt wird alles gut. Große Visionen über die Machbarkeit des Möglichen habe ich vorbeugend bei Seite geschoben. Jetzt wollen auch meine Gefühle abwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Ich will nicht zurückfallen in alte, verhängnisvolle Rituale und Gesetzmäßigkeiten. Für den Anderen etwas zu tun kann auch heißen, sich einzustellen auf dessen Veränderungen, und wer derart über den Berg ist, hat die Mühen der Ebene vor sich, diese Erkenntnis als Vorsatz auch durchzuhalten.
Du hast dich also einfach gefügt! wertete ich sein Arrangement mit seiner Ehefrau sarkastisch ab. Wir haben ein ganzes Leben zusammen, entgegnete er ruhig, nicht nur unsere intime Beziehung. Wir haben viel Freude miteinander und im Unglück hat sie immer zu mir gehalten, gab K. zu bedenken. Das hat mein Mann auch, widersprach ich. Er hat Johanna jeden Moment wie seine eigene Tochter behandelt und alles immer bestens für uns gehalten. Sex ist nicht alles, aber ohne Sex ist alles Nichts! Warum kann jemand den geliebten Menschen in tiefen ehrenwertesten Bedürfnissen allein lassen? Ich kochte wegen dieses so selbstgefällig beschlossenen Liebesentzuges unserer unverdient begehrten geliebten Ehepartner. Was machst du denn, wenn du einsam bist? fragte ich giftig. Nie eine andere Frau, nur wichsen vor dem Notebook? Gut, zu Hause bist du unter Kontrolle, aber auf Dienstreise? Los, jetzt rück schon raus mit der Sprache! Du bist verheiratet, nicht tot! K. schwieg, dann bekannte er verkniffen: gelegentlich, sehr selten gehe ich in eine Tabeldancebar und bestelle mir eine Dame ins Separee. An der schnuppere ich lange und dann bespritze ich sie. Na bitte! triumphierte ich im Stillen. So ein Mönch bist du also auch nicht! Dich werde ich schon noch knacken heut Nacht! Mit weit gespreizten Schenkeln begann ich zu masturbieren. Und, gefällt dir das? raunte ich lasziv.
Du trägst deine Liebeskugeln ja gar nicht? stichelte K. Du meinst, ich hätte diesem langweiligen Geschäftsessen mehr Begeisterung einfließen lassen können, wenn ich unerkannt stimuliert gewesen wäre? lachte ich. Interessanter Gedanke, aber er birgt eine nicht zu unterschätzende Gefahr: unsere Gesprächspartner hätten sich in Unkenntnis der wahren Quelle meiner angeregten Stimmung dann als charmante und kurzweilige Abendbegleitung verstanden, und das könnte eine Anhänglichkeit ins Leben rufen, die auf Dauer sehr anstrengend wäre. Auch K. musste lachen, die Heiterkeit entspannte ihn etwas. Aber sein Blick auf meine feuchte Vulva sprach Bände. Überhaupt, frozzelte ich, kannst du dir nur vorstellen, dass immer irgendein Ding in meinem Paradies stecken muss? Wie wäre es denn, wenn ich dein hartes heißes Fleisch nach so vielen Jahren wieder einmal in mir spüren könnte? K. zuckte zusammen, aber nicht mehr so schlimm wie unlängst in meinem Büro. Er verkniff nur den Mund, schwieg und starrte weiter auf meine Schamlippen, schnupperte betont unauffällig, denn mein Mösenduft breitete sich im Hotelzimmer schon aus. Ich wäre da in Bezug auf meinen Mann nicht so voller Skrupel wie du bei deiner Frau! Treffer! Ich hatte seinen wundesten Punkt gefunden. Meinst du nicht, provozierte ich weiter, dass sie nicht genauso verletzt wäre, wenn sie wüsste, dass du Peepshow bei einer Verflossenen machst? Und dir sicherlich in Kürze einen runterholen und dein Sperma auf mich spritzen wirst? Auf meine Brüste, meinen Bauch, meine Vulva? So richtig viel von deinem vielen angestauten klebrigen Saft, den sie nicht mehr will? Spritzer für Spritzer wie in einer unappetitlichen Bukakesession?
K. ignorierte meine Bosheit. Er gab sich nicht mehr willenlos in meine Gewalt, konnte mir widerstehen, wenn auch nicht ganz. Immerhin war er mit auf mein Zimmer gekommen.
Nur spottete er jetzt ungewohnt selbstsicher über die Liebeskugeln von letztens in meinem Büro! Warte Freundchen, dachte ich insgeheim, ich krieg dich schon noch so weit! Ich streifte den Bademantel vollends ab und räkelte mich auf das Bett. Stumm sahen wir uns an, unsere Augen fanden ineinander, aber es war nicht der Blick in den brodelnden Schlund eines Vulkans, so wie wir es früher empfunden hatten. Wir erlebten Erinnerung, nicht den Moment. Ich führte meinen Mittelfinger zwischen die Piercings meiner kleinen Schamlippen in meine Spalte, drückte leicht auf die Klitoris, begann zu massieren. Ich hielt inne, formte mit Zeige- und Mittelfinger dieses auf den Kopf gestellte V, das meine Schamlippen teilte und meine Perle ganz offenbarte, eben diese Geste, die Männer endgültig erkennen lässt, wie anbetungswürdig Frauen sind. Nach einem langen Augenblick des Verweilens führte ich diese himmlische Figur wieder über in anregende Aktivität. Mein Mittelfinger glitt langsam tief in mich und wieder nach außen. Ich konnte das so, dass Männer gefangen sind, und ohne Scheu massierte ich meine Vulva.
K. hatte einst wieder und wieder bekannt, was für ein wunderschöner Anblick es ist, wenn eine Frau sich einfach ihrer Lust hingibt, nur sie selbst ist und das offenkundig genießt. Er hatte sich zurückgelehnt, aber seine Aufmerksamkeit ließ nicht nach. Trotz eindeutig sichtbarer Erregung schien er keinen Drang zu verspüren, selbst Handelnder zu werden, sah nur mich. Mein Duft hing mittlerweile schwer in der Luft. Mehrfach zögerte ich meinen Orgasmus hinaus bis ich schließlich, fast lautlos zwar, aber unverkennbar heftig kam. Ich sank zurück auf das Bett, wälzte mich auf den Bauch, den Po gereckt. Noch mit meiner Hand im Schritt spielten meine feuchten Finger im Abklingen mit meinen äußeren Schamlippen bis hoch zu meinem After. Weißt du überhaupt, was dir entgeht? lockte ich ihn. Ich bin auch nach drei Geburten noch eng! Aus den Weibergesprächen in Fitnessstudio und Sauna weiß ich, dass alle mit dem Beckenbodentraining erst anfangen, wenn es zu spät ist. Ich habe das immer schon gemacht! flüsterte ich lüstern. K. nickte stumm, mehr nicht. Hätte mir der Orgasmus in dieser sehr persönlichen Peepshow nicht so gutgetan, mir wäre wohl zum Heulen gewesen. Konnte ich keinen Mann mehr verführen, also keinen, der mir etwas bedeutete?
K. bekam meine ganze Wut auf meinen Mann ab! Weißt du nicht, wie sehr ich dich heute Nacht verschont habe? Was wäre denn, wenn ich dich einfach umgarnt hätte, berührt, angemacht, angefasst dort, wo du keine Gegenwehr mehr leisten möchtest, weil ich die Erfüllung all deiner Träume und Sehnsüchte bin? Mich auf deinen harten Schoß gesetzt, dir meine Brüste ins Gesicht gedrückt und meine feuchten Schamlippen auf deinem eingesperrten Schwanz gerieben hätte? Hättest du mich dann zurückweisen können? Hättest du? Tina! Du bist eine Versuchung! gab K. zu. Aber ich bin nicht auf der Suche nach einem neuen Leben! Vielleicht wäre ich schwach geworden, bekannte er leise. Nicht bei einer anderen, aber bei dir! Zu intensiv war die Erfahrung mit dir, als dass ich sie hätte vergessen können! Aber es hätte mich nicht zu dir gebracht, wir hätte keine neue Geschichte, weil wir in anderen Lieben leben. Du brauchst die Bestätigung, einem Menschen etwas wert zu seinen, der dir etwas wert ist. Ich weiß, wie das ist und das steht dir zu, auch wenn es mir das Herz sehr schwer macht. Aber ich bin hier, und das nicht ohne Grund! Also nimm es als Geschenk und Bezeugung meiner Verehrung für dich und unsere Vergangenheit, aber das muss reichen!
Das hörte sich für mich fast wie eine Liebeserklärung an, aber etwas fehlte mir. Komm! hauchte ich! Komm, bespritz mich! Ich beugte mich zu ihm, fasste ihn bei der Hand und zog ihn ans Bett. Ich öffnete seine Hose, fummelte sein erigiertes Glied heraus und begann sanft zu massieren. K. rang mit sich und verlor den Kampf gegen sich sehr schnell. Er schob die Hosen runter bis zu den Knöcheln, kniete sich über mich und begann mit kräftigem Griff zu wichsen. Dabei sah er mir ruhig tief in die Augen. Oh Gott, hätte ich diesen harten Prügel jetzt gerne in mir gehabt, aber ich hielt mich zurück. Nur seine Hoden kraulte ich sanft, seinen Schwanz lutschte ich nicht. Mit all der angestauten Erregung, die ich mit meinen Reizen in ihm herbei gereizt hatte, dauerte es nur einige wenige Augenblicke und er kam mit einer gewaltigen Ladung. Mehrere klebrige Stränge seines Spermas, das ich früher doch so gerne geschluckt hatte, spritzten auf meine Brüste, meinen Bauch, meinen Schoß. Ohne Triumph, aber mit tiefer Genugtuung verrieb ich es auf meiner Haut und zwischen meinen Schenkeln, leckte ein wenig an meinen Fingern und lachte ihn an. Schlimm? fragte ich. Nein, schüttelte er lächelnd den Kopf. Es war sehr schön, auf dir zu kommen. Aber er packte sich gleich wieder ein und lag nun angezogen neben mir auf dem Bett.
Ich griff zum Glas, schnupperte am Bouquet des Weines und prostete ihm zu: Auf die Liebe! Auf die Hoffnung! antwortete er in das Klingen der Gläser hinein. Der Wein ist vortrefflich, lobte K., du hast wirklich Geschmack! Er hielt inne. Das wird wohl auch in Bezug auf deinen mir unbekannten Gatten zutreffen, den du schon schmerzlich vermisst, noch bevor er gegangen ist. Das ist doch der Mann auf dem Bild mit der Tanzszene in deinem Büro, das dich mit ihm im Großformat zeigt, vom Typ ein bisschen der junge Andy Garcia, nur einen Kopf größer, nicht ganz so traurige Augen, ein kraftvoller, nachdenklicher Blick. Erzähl mir von ihm!
Willst du wirklich die ganze Geschichte hören? Das wird spät werden und wir haben morgen einen harten Tag und die Heimreise vor uns! Ja, nickte K., ich bin gespannt. So lag ich weit weg von meiner Familie im Arm eines anderen Mannes und erzählte ihm die ganze Geschichte von mir und meinem Gatten. Es war das erste Mal, dass K. mich weinen sah.
Das, worüber ich erzählte, waren die besten Jahre meines Lebens.
Als ich aufwachte, war ich allein.
*
Es begann gerade wieder zu schneien. Ich stand mit meinem Rollkoffer vor dem Hotel und wartete auf meinen Fahrer, als K.s Auto aus der Tiefgarage fuhr. Er hielt an neben mir und ließ die Scheibe runter. Wünsch mir Glück, bat ich bedrückt. Nie habe ich Dir etwas anderes gewünscht, antwortete K. ernst und ich spürte, es kam von Herzen. Im Wagen lief die BAP's Hymne „Frau, ich freu mich (unbeschreiblich auf Dich)“, die wilde Fassung der 1980er, nicht die gediegene Altersversion.
Deutlicher konnte ich nicht darauf hingewiesen werden, was in ihm vorging, etwas, das sich fundamental unterschied von seiner Stimmung früher, wenn ich etwas von ihm wollte.
Ihn trug etwas, von dem ich nicht wusste, ob ich es in mir oder mehr noch in meiner Ehe noch einmal finden würde. Ich hatte gut daran getan, ihn nicht vollends zu überrumpeln in meiner gewohnten Selbstsicherheit. Höchstwahrscheinlich hätte er mich weggestoßen, und wenn nicht hätte ihn schon mit dem Kleinen Tod der Katzenjammer befallen. So oder so hätte ich alles zerstört, was nun am Wiederaufleben war zwischen ihm und mir. Gerade das aber war mir, wie ich mir eingestehen musste, mittlerweile zu wichtig, als dass ich mich dieser Gefahr hätte aussetzen wollen.
Mit sehr gemischten Gefühlen fuhr ich nach Hause.
Nacht im Hotel
Tinas Geschichte - Teil 17
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