Nachtschicht

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Lars Koch

Auf dem kleinen Glas brannte eine winzige blaue Flamme. John legte seine flache Hand auf den Rand des Glases um die Flamme zu ersticken. Dann setzte er das Glas vorsichtig an seine Lippen, schloss seine Augen und stürzte das Getränk in den Rachen, danach verzog er kurz das Gesicht und stellte schließlich das Glas
verkehrt herum auf den Tresen. Er sah auf die klebrige Theke, auf sein Glas, dann sah er in das besorgte Gesicht von Maria, die gerade mit einem Handtuch ein Glas polierte.
" Sieh mich nicht so an, es war ein beschissener Tag," sagte John und bestellte noch einen.
" Es ist immer ein beschissener Tag. Ich mach mir nur Sorgen, dass du dich um den Verstand trinkst, nichts weiter," antwortete Maria, goss ihm aber noch einen Drink ein, setzte mit einem Feuerzeug die trübe Flüssigkeit in brand und stellte das Glas auf die Theke und räumte das leere weg.
" Du kommst jeden Abend hier her, trinkst einen nach dem anderen und gehst, wenn wir schließen."
" Und? Seih doch froh, so kommt Kohle in die Kasse, oder nicht?"
" Sicher, aber ich kann es trotzdem schade finden oder?"
" Was findest du schade?" fragte John und kippte den Drink hinunter
" Ach nichts," antwortete sie und ging zum anderen Ende der Bar.
" Hey Maria, was findest du schade?" Rief er quer durch den Raum, setzte sein Glas an den Mund, merkte aber schnell dass, das Glas schon leer war.
" Komm schon Maria," fing er an zu betteln.
" Hör auf zu schreien, ich höre dich ja," sagte Maria und kam wieder zurück und sagte dann: " Ich finde es schade, dass du so viel trinkst, denn dann kann man sich nicht mehr mit dir unterhalten. Denn ich unterhalte mich eigentlich gerne mit dir."
John sah sie nur ungläubig an. " Sieh mal," erklärte Maria einfach weiter, " ich kenne dich schon recht gut. Du hast mir erzählt, dass du in Scheidung lebst, das deine Kinder nicht mit dir reden wollen, weil deine Frau Mist über dich erzählt. Ich weiß, das du unglücklich mit deinem Job bist, weil du glaubst das du demnächst gefeuert wirst. Und du hast gesagt deine einzigen Freunde die du hast, sind Leute die du gar nicht kennst, nämlich die Gäste dieser Bar...", sie wollte weiter sprechen doch John unterbrach sie: " Jetzt ist es aber gut, das muss doch nicht die ganze Welt mitbekommen."

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