„Ach Bastian, wenn ich dich nicht hätte!“, seufzte Kevin, als der Zivi ihn mit bierernster Miene vom stillen Örtchen auf sein Zimmer begleitete. Die neu eingerichtete Klinik hatte den Patienten mit speziellem Handicap den ungeheuren Luxus einer vollautomatischen Toilette gegönnt. Das Wunder-WC desinfizierte sich selbsttätig und nahm seinem Nutzer durch den diskreten Einsatz einer Wasserdüse und eines Warmluftföhns die sonst üblichen Handgriffe komplett ab. Das Hinsetzen und Aufrichten geriet durch die sinnreiche Unterstützung mittels einer elektrisch bewegten Brille selbst für doppelt Armamputierte zum Kinderspiel.
Nachdem Bastian ihn mit einem Waschlappen abgerieben hatte, zog er Kevin die schauderhafte Krankenhauskluft über die Schultern und verschnürte sie im Rücken. Wenigstens hatte man ihm erlaubt, seine eigenen Shorts zu tragen. Der Zivi stellte die Neigung der Matratze ein und verschaffte seinem Patienten eine halbwegs erträgliche Position.
„Soll ich ihnen den Fernseher einschalten?“
„Lass mal. Heute habe ich keinen Bock drauf. Kommt ja eh nur Mist. Aber auf Musik hätte ich Lust. Die CDs liegen in der Nachttischschublade.“
Bastian nahm die oberste CD aus der Hülle und legte sie in das Abspielgerät.
„Bevor ich es vergesse: heute fängt eine neue Nachtschwester an, eine Japanerin. Spricht aber ausgezeichnet Deutsch. Soll sehr tüchtig sein - und sehr gutaussehend, falls sie Wert darauf legen.“
„Was haben wir Patienten davon, ob eine Schwester gut aussieht?“
„Vielleicht hebt es ihre Laune ein wenig. Sie scheinen in letzter Zeit etwas gereizt zu sein.“
„Das könnte vielleicht auch am männlichen Pflegepersonal liegen.“
Bastian überhörte die Spitze großzügig, setzte Kevin die Kopfhörer auf und regulierte die Lautstärke. Zum Schluss kontrollierte er, ob der Alarmknopf in erreichbarer Nähe lag, dimmte die Beleuchtung herunter und verließ mit einem aufmunternden Grinsen das Zimmer.
Kevin fiel es schwer, sich auf die Musik zu konzentrieren. Mozarts Klaviersonaten - sonst ein Garant für Entspannung und Beruhigung - verfehlten heute ihre sedative Wirkung. Stattdessen quälten ihn Fragen. Wie es Sonja wohl ging? Ob sie in diesem Augenblick an ihn dachte? Oder bedeutete er ihr nichts mehr? Wäre ihre Beziehung nicht eingeschlafen, würde sie ihn sicher jeden Tag besuchen. So aber musste er damit rechnen, dass sie wahrscheinlich nicht einmal wusste, was ihm zugestoßen war und wo er sich befand. Möglicherweise wäre es ihr sogar gleichgültig.
Wehmütig dachte Kevin an die kurze, aber intensive Beziehung mit Sonja. Vor seinem geistigen Auge sah er sie in ihrem schwarzen Negligé auf ihn zukriechen, den rot geschminkten Mund halb geöffnet, die Zungenspitze aufreizend im Mundwinkel. Er erinnerte sich, wie sich ihre harten Brustwarzen anfühlten und wie sich ihr Schoß fordernd an ihn drängte. Mit fast schmerzhafter Intensität entsann er sich der lustvollen Stöße, die ihn immer tiefer in sie hineintrieben, bis er sich in ihr Innerstes verströmte. Kevin spürte, wie das Blut in seinen Lenden pochte. Längst drückte sein Ständer gegen die Bettdecke, ohne dass er sich um das arme Kerlchen kümmern konnte. Desillusioniert vermied er jede weitere erotische Fantasie und gab sich den klassischen Harmonien hin, die aus den Kopfhörern in sein frustriertes Bewusstsein drangen.
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