Nachtschwester

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Nachtschwester

Nachtschwester

Leif Larsson

Zunächst fand Kevin Gefallen am ständigen Balancieren an der Grenze zwischen kontrolliertem Lustempfinden und orgiastischer Wollust. Doch bald wünschte er, Chisato möge es zu einem Ende bringen und sein unbändiges Verlangen nach Befriedigung stillen. Tatsächlich schien sie seine Ungeduld gespürt zu haben. Die wohldosierte Umklammerung durch ihre Finger erinnerte ihn an das Zupacken von Sonjas Vagina, wenn sie ihren Höhepunkt erreichte. Mit drei, vier heftigen Zuckungen schnellte das Sperma aus ihm heraus.
Als Kevin wieder zu Atem gekommen war, sah er Chisato mit merkwürdig entrücktem Gesichtsausdruck und wiegendem Oberkörper neben sich stehen. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, doch ihr Blick schien durch ihn hindurchzugehen. Ihre Brust hob und senkte sich heftig und ein kaum merkliches Zittern durchlief ihren Körper. Dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Sie holte ein Glas Wasser und setzte es an seine Lippen.
„Mein stiller Genießer! War es schön für dich?“
„Da fragst du noch? Sieh dir doch die Bescherung an!“
„Das macht nichts. Kleckern gehört einfach dazu. Warte, ich wische es weg…“
Während sie ihn wusch, stellte Kevin Chisato die Frage, die ihn seit gestern am meisten beschäftigte.
„Machst du das eigentlich bei allen Patienten?“
„Nein, Kevin. Nur bei dir. Weil du deine Hände nicht gebrauchen kannst.“
„Und wenn ich sie wieder gebrauchen könnte? Wenn der Gips abgenommen wird? Würdest du es dann auch tun?“
Diesmal war sie es, die eine Antwort schuldig blieb. Sie sah ihn nur mit ihrem unergründlichen Lächeln an und streifte sich den Kasack über.
»Sie ist ein einziges Rätsel, ein Sphinx.« dachte er und sah ihr zu, wie sie ihr Haar hochsteckte.
„Danke, Chisato.“
„Auch du hast mir heute etwas Schönes geschenkt, Kevin.“
Sie beugte sich zu ihm hinab und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Völlig perplex sah er sie zur Tür gehen.
“Ich muss jetzt weiter, meine Runde machen. Morgen Abend bin ich wieder für dich da.“
Kevin war nun völlig verwirrt. Was ging hier vor? Wo war er da nur hineingeraten? Obwohl er die Situation genoss, bereitete sie ihm doch allmählich Unbehagen. Er nahm sich vor, Chisato morgen ein paar Fragen zu stellen. Als er versuchte, sie im Geiste vorzuformulieren, schlief er ein.
*
„Der Aufenthalt in unserer Klinik scheint ihnen zu bekommen.“, stellte der behandelnde Oberarzt bei der Röntgenuntersuchung fest.
„Ich kann mich nicht beklagen, Herr Doktor.“
„Das hört man gern. Auch der Heilungsprozess macht große Fortschritte. Hier, sehen sie …die Brüche verheilen gut. Wenn das so weitergeht, können wir sie in acht Tagen nach Hause schicken.“
Kevin erschrak.
„So bald schon?“
Der Arzt lachte.
„Na hören sie mal! Vor ein paar Tagen konnten sie nicht schnell genug entlassen werden.“
„Schon, aber ich habe mich eben jetzt akklimatisiert.“, versuchte Kevin seinen überraschenden Sinneswandel zu rechtfertigen. „Die Behandlung tut mir gut, ehrlich. Ich weiß selbst nicht, warum ich so ungeduldig war.“
„Das geht vielen Patienten so. Es ist fast wie im Urlaub: die ersten Tage läuft die Maschine noch mit Volldampf, ehe die Abschaltphase einsetzt.“

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