Kevin mochte es nicht, gefüttert zu werden. Noch weniger konnte er es leiden, dass man ihn wusch. Am meisten verhasst war ihm seine absolute Hilflosigkeit bei der Verrichtung seiner Notdurft. Es verging kein Tag, an dem er den Umstand, bei intimen Dingen auf fremde Hilfe angewiesen zu sein, mit nicht zitierfähigen Ausdrücken lautstark verwünschte. Dabei konnte er von Glück reden, dass dieser erniedrigende Zustand für ihn nur eine vorübergehende Episode bleiben sollte.
„Betrachten sie es einfach als Vorgeschmack auf die Zeit jenseits der Achtzig.“, hatte ihm Bastian, sein Pfleger, so einfühlsam wie ein Zahnarztbohrer, geraten. Wenn Kevin dazu in der Lage gewesen wäre, hätte er dem Zivi die Urinflasche, die an seinem Bett hing, an den Kopf geworfen. Aber er musste sich widerstrebend eingestehen, dass er ohne diesen Ausbund an Nonchalance niemals zurechtkommen würde.
Oft schweiften Kevins Gedanken zurück zu jenem Montag vor acht Tagen, an dem ihn das Unglück ereilt hatte. Es war sein erster Urlaubstag gewesen. Seit Wochen hatte er sich auf die Spritztour mit seiner alten, aber liebevoll gepflegten Suzuki Katana gefreut. Nach mehreren Stunden entspannter Fahrt über kurvige Landsträßchen hatte er Kurs auf einen größeren Ort genommen, um sich und seiner Maschine »frischen Betriebsstoff« zu genehmigen, wie er seine Tank- und Kaffeepausen nannte. Den weißen Wagen, der rechts in einer Grundstücksausfahrt lauerte, hatte er nur unbewusst wahrgenommen. Die Situation war so kristallklar wie in einem Lehrfilm einer Fahrschule: der Wagen würde ihm die Vorfahrt einräumen. Doch er tat es nicht. Boshaft setzte er sich just in dem Moment in Bewegung, als die Zeit - abzüglich der Schrecksekunde - nicht mehr ausreichte, die kinetische Energie von Fahrzeug und Fahrer trotz eines beherzten Bremsmanövers vollständig in Wärme umzuwandeln. Aus Rache rammte die betagte Elfhunderter das unverhoffte Hindernis in Höhe der Hinterachse und Kevin lernte Dank der Massenträgheit das Fliegen. Der Zustand der Schwerelosigkeit fand jedoch ein abruptes Ende, als er, dem unerbittlichen Gesetz der Gravitation gehorchend, auf den harten Boden der Tatsachen zurückkehrte. Seither lag er mit mehreren Frakturen beider Arme in der Klinik, gewissermaßen in Stereo von der Handwurzel bis zum Schultergelenk in unnachgiebigen Gips gehüllt. Der Umstand, dass sein Unglück dem Glasauge seines Unfallgegners geschuldet war, tröstete ihn nicht wirklich.
„Ach Bastian, wenn ich dich nicht hätte!“, seufzte Kevin, als der Zivi ihn mit bierernster Miene vom stillen Örtchen auf sein Zimmer begleitete. Die neu eingerichtete Klinik hatte den Patienten mit speziellem Handicap den ungeheuren Luxus einer vollautomatischen Toilette gegönnt. Das Wunder-WC desinfizierte sich selbsttätig und nahm seinem Nutzer durch den diskreten Einsatz einer Wasserdüse und eines Warmluftföhns die sonst üblichen Handgriffe komplett ab. Das Hinsetzen und Aufrichten geriet durch die sinnreiche Unterstützung mittels einer elektrisch bewegten Brille selbst für doppelt Armamputierte zum Kinderspiel.
Nachdem Bastian ihn mit einem Waschlappen abgerieben hatte, zog er Kevin die schauderhafte Krankenhauskluft über die Schultern und verschnürte sie im Rücken. Wenigstens hatte man ihm erlaubt, seine eigenen Shorts zu tragen. Der Zivi stellte die Neigung der Matratze ein und verschaffte seinem Patienten eine halbwegs erträgliche Position.
„Soll ich ihnen den Fernseher einschalten?“
„Lass mal. Heute habe ich keinen Bock drauf. Kommt ja eh nur Mist. Aber auf Musik hätte ich Lust. Die CDs liegen in der Nachttischschublade.“
Bastian nahm die oberste CD aus der Hülle und legte sie in das Abspielgerät.
„Bevor ich es vergesse: heute fängt eine neue Nachtschwester an, eine Japanerin. Spricht aber ausgezeichnet Deutsch. Soll sehr tüchtig sein - und sehr gutaussehend, falls sie Wert darauf legen.“
„Was haben wir Patienten davon, ob eine Schwester gut aussieht?“
„Vielleicht hebt es ihre Laune ein wenig. Sie scheinen in letzter Zeit etwas gereizt zu sein.“
„Das könnte vielleicht auch am männlichen Pflegepersonal liegen.“
Bastian überhörte die Spitze großzügig, setzte Kevin die Kopfhörer auf und regulierte die Lautstärke. Zum Schluss kontrollierte er, ob der Alarmknopf in erreichbarer Nähe lag, dimmte die Beleuchtung herunter und verließ mit einem aufmunternden Grinsen das Zimmer.
Kevin fiel es schwer, sich auf die Musik zu konzentrieren. Mozarts Klaviersonaten - sonst ein Garant für Entspannung und Beruhigung - verfehlten heute ihre sedative Wirkung. Stattdessen quälten ihn Fragen. Wie es Sonja wohl ging? Ob sie in diesem Augenblick an ihn dachte? Oder bedeutete er ihr nichts mehr? Wäre ihre Beziehung nicht eingeschlafen, würde sie ihn sicher jeden Tag besuchen. So aber musste er damit rechnen, dass sie wahrscheinlich nicht einmal wusste, was ihm zugestoßen war und wo er sich befand. Möglicherweise wäre es ihr sogar gleichgültig.
Wehmütig dachte Kevin an die kurze, aber intensive Beziehung mit Sonja. Vor seinem geistigen Auge sah er sie in ihrem schwarzen Negligé auf ihn zukriechen, den rot geschminkten Mund halb geöffnet, die Zungenspitze aufreizend im Mundwinkel. Er erinnerte sich, wie sich ihre harten Brustwarzen anfühlten und wie sich ihr Schoß fordernd an ihn drängte. Mit fast schmerzhafter Intensität entsann er sich der lustvollen Stöße, die ihn immer tiefer in sie hineintrieben, bis er sich in ihr Innerstes verströmte. Kevin spürte, wie das Blut in seinen Lenden pochte. Längst drückte sein Ständer gegen die Bettdecke, ohne dass er sich um das arme Kerlchen kümmern konnte. Desillusioniert vermied er jede weitere erotische Fantasie und gab sich den klassischen Harmonien hin, die aus den Kopfhörern in sein frustriertes Bewusstsein drangen.
*
Kevin schrak auf. Nicht, weil die Musik aufgehört hatte, sondern weil ihm jemand die Kopfhörer abstreifte. Im gedämpften Licht der Notbeleuchtung erkannte er das Gesicht einer jungen Frau. Sie war offensichtlich eine Asiatin, und sie war ausgesprochen hübsch. Bastian hatte entweder tiefgestapelt oder absolut keine Ahnung. Das Gesicht schenkte ihm ein bezauberndes Lächeln.
„Oh, ich habe sie wohl geweckt. Das tut mir leid.“
„Das muss ihnen nicht leidtun. Sind sie die neue Nachtschwester?“
„Ja, das bin ich. Haben sie irgendeinen Wunsch? Soll ich ihnen etwas zu trinken bringen?“
„Einen Schluck Wasser vielleicht, bitte.“
Kevin musterte die Nachtschwester, die zum Waschbecken ging, um ein Wasserglas zu füllen. Sie war von zierlicher Gestalt, ohne dabei klein zu wirken. Ihr blütenweiser Kasack und die hautenge Stretchhose saßen wie maßgeschneidert und standen ihr ausgezeichnet. Die pechschwarzen Haare trug sie vorschriftsmäßig hochgesteckt. Sie setzte das Glas an seine Lippen. Kevin trank in kleinen Schlucken, wobei er die Japanerin nicht aus den Augen ließ. Ihr ovales Gesicht, ihre dunklen, mandelförmigen Augen und ihre zierliche Nase erfüllten mit Sicherheit die strengen Anforderungen an eine klassische Geisha. Ihr voller, ungeschminkter Mund war eine einzige Verheißung. Kevins Blick wanderte über ihre schmalen Schultern hinunter zu dem auf der Brust angebrachten Namensschild (ihr Name war Chisato). Verstohlen bewunderte er ihren hohen Busen, der sich ihm unter dem Kasack keck entgegenwölbte.
Artig bedankte er sich, als sie das geleerte Glas absetzte. Lächelnd lüftete sie die dünne Bettdecke, um sie aufzuschütteln. Dabei musste ihr Blick auf den feuchten Fleck auf seinen Shorts gefallen sein, denn ihr hübsches Gesicht wirkte plötzlich seltsam betrübt.
„Wie lange sind sie schon hier?“
Ihre dunkle, weiche Stimme mit dem leicht exotischen Akzent klang sorgenvoll.
„Acht Tage genau.“, antwortete Kevin und bemühte sich, seine Verlegenheit wegen des Flecks zu verbergen.
„Kommt ihre Frau sie besuchen? Oder eine Freundin?“
Kevin wunderte sich über die eigenartigen Fragen, beantwortete sie jedoch wahrheitsgemäß.
„Mein Kompagnon schaut ab und zu herein. Meine Eltern waren auch schon hier.“
Die Nachtschwester schüttelte bekümmert den Kopf.
„Das ist nicht gut für einen jungen Mann wie sie.“, murmelte sie, während sie die Decke glattstrich. „Schlafen sie gut. Ich werde später nochmal nach ihnen schauen.“
Sie schenkte ihm wieder ihr geheimnisvolles Lächeln und verließ den Raum so geräuschlos, wie sie ihn betreten hatte.
*
„Na, ist die nicht nett, die neue Nachtschwester?“ fragte Bastian, als er die Frühstücksbrötchen schmierte. Obwohl sich Kevin mit Bastian oft aus purer Opposition stritt, fiel ihm kein Gegenargument ein.
„Kein Vergleich zur alten, diesem Feldwebel. Ein wenig exotisch vielleicht…“
„Daran gewöhnen sie sich schnell.“ meinte der Zivi leichthin. „Nix gegen unser einheimisches Personal, aber die Asiatinnen haben ein ausgesprochen gutes Händchen für Patienten. Liegt wohl an dem Yin und Yang. Akupunktur und die fernöstliche Schule eben. Ich kenne mich da auch nicht so aus. Machen sie einfach, was sie sagt. Es wird ihnen guttun.“
Kevin versprach, den Rat zu beherzigen. Insgeheim freute er sich bereits auf Schwester Chisatos nächsten Besuch. Er ertappte sich dabei, wie er umso öfter auf die Uhr sah, je weiter der Tag vorangeschritten war.
Am Abend entspannte sich Kevin bei Jan Akkermans virtuosen Gitarrenimprovisationen über Werke von Bach und Mozart. Besonders das Zusammenspiel von Kirchenorgel und elektrischer Gitarre hatte es ihm angetan. Mit geschlossenen Augen ließ er die kunstvollen Harmonien auf sich wirken. An Sonja dachte er diesmal überhaupt nicht. Als er einen sanften Luftzug verspürte, blickte er auf. Neben dem Bett stand Chisato und lächelte ihn mit ihren wunderschönen Mandelaugen an.
„Ah, Schwester Chisato! Keine Angst, diesmal haben sie mich nicht geweckt.“
„Möchten sie weiter Musik hören?“
„Nein, aber lassen sie mich einfach bei ihrer Arbeit zusehen. Ich bin für jede Abwechslung dankbar.“
„Wie fühlen sie sich heute?“, erkundigte sie sich, während sie ihm die Kopfhörer abnahm.
„Gegenfrage: wie würden sie sich in meiner Lage fühlen?“
„Vermutlich wäre ich sehr deprimiert!“, lachte sie. Kevin fand, dass ihre asiatischen Züge dadurch noch reizvoller wirkten.
„Wieso deprimiert?“, wollte er wissen.
„Wer seine Hände nicht gebrauchen kann, kann auch seine Bedürfnisse nicht befriedigen. Das erzeugt Unzufriedenheit und Frustration.“
„Hier gibt es viele Hände, die für mich sorgen.“, wandte er ein.
„Für Hunger und Durst mag das zutreffen. Aber was ist mit anderen Bedürfnissen des Körpers? Wer kümmert sich um die?“
Um den Sinn ihrer Frage zu verdeutlichen, legte sie eine Hand auf die Stelle der Bettdecke, unter der sie am Abend zuvor den feuchten Fleck entdeckt hatte.
„In ihrer Krankenakte steht, dass sie nicht verheiratet sind. Eine Freundin oder Lebenspartnerin scheinen sie auch nicht zu haben. Wer also sorgt für den notwendigen Spannungsabbau?“
Kevin glaubte, zu träumen. Da stand eine wahnsinnig attraktive Krankenschwester an seinem Bett, befühlte statt des Pulses sein sensibelstes Körperteil und hielt ihm Vorträge über die Folgen erzwungener Enthaltsamkeit! Prompt begann sich etwas in seiner erogenen Zone zu regen.
“Es ist nicht gut für einen Mann, seine natürlichen Triebe zu unterdrücken.“, dozierte sie und schlug die Decke zurück. Kevins einsetzende Erregung zeichnete sich bereits deutlich unter dem dünnen Stoff der Shorts ab. Ehe er wusste, wie ihm geschah, dehnte Chisato den Hosengummi und legte einen beachtlichen Ständer frei.
„Entspanne dich. Lasse es einfach geschehen. Hinterher wirst du dich viel, viel besser fühlen.“
Unvermittelt war sie zum vertraulichen Du übergegangen, während ihre feingliedrigen Finger seinen Hodensack umschlossen.
„Du bist wie der Fujiyama, der heilige Berg Japans, kurz vor einer Eruption. Ich fühle, dass deine Magmakammer gut gefüllt ist. Ich spüre einen unglaublichen Druck.“
Chisato sprach ihm aus der Seele. Sie begann mit sanften Bewegungen die weiche Haut des Hodensacks zwischen den Fingerspitzen zu reiben.
„Magst du das? Sag´ mir sofort, wenn du etwas nicht möchtest.“, forderte sie ihn leise auf. Kevin gurgelte eine Art Zustimmung. Er war sogar damit einverstanden, dass sie ihre Fingernägel in das nachgiebige Körperteil grub und über ihre dezent lackierten Nägel gleiten ließ. Die Frau hatte nicht nur Ahnung von der männlichen Physiologie, sondern auch von der Anatomie! Sonja hatte seinen Hoden nie große Aufmerksamkeit geschenkt. Die Japanerin behandelte sie nach allen Regeln der - wahrscheinlich fernöstlichen - Kunst. Geschickt vermied sie die Berührung des Penis, der sich mittlerweile unübersehbar in die Höhe reckte.
Endlich widmete sie sich dem augenfälligsten Wahrzeichen seiner Männlichkeit. Mit beiden Händen umfasste sie den aufgerichteten Schaft und betastete ihn mit den Fingerspitzen. Längst hatte seine Eichel wie eine exotische Frucht ihre häutige Hülle zurückgestreift und war in zarter Röte erblüht. Schimmernd sammelte sich an ihrer Spitze ein Tropfen klaren Nektars, den Chisato mit der Daumenkuppe auf der samtenen Haut verteilte. Sie umfasste mit der rechten Hand die geschmeidige Speerspitze und bewegte sie gefühlvoll an dem prallen Schaft auf und nieder. Ihre Linke umklammerte fest die Peniswurzel.
„Fühlst du, wie sich deine gesamte Energie in einem Punkt sammelt?“, flüsterte sie kaum hörbar. In der Tat spürte Kevin, wie der Druck in der Magmakammer rasch anstieg und nach einem Ausweg drängte. Als Chisato das dem Vulkanausbruch vorangehende Erdbeben mit ihren sensiblen Fingerspitzen erspürte und daraufhin ihren Griff verstärkte, war es um ihn geschehen.
Mit animalischer Gewalt brach sich sein viel zu lange zurückgehaltenes, maskulines Konzentrat Bahn. Gerade noch rechtzeitig hatte Chisato den kleinen Plastikbecher ergriffen, in welchem Kevin seine Tabletten bekam. Akrobatisch fing sie die druckvoll herausgeschleuderten Strahlen auf. Kevin seufzte erleichtert. Diese Frau hatte ihm der Himmel geschickt!
„Wie fühlst du dich?“, fragte sie leise und ließ sanft ihre Hand auf seinem besten Stück liegen, das sich langsam zu entspannen begann.
„Einfach nur gut.“, antwortete er matt. Sie zeigte ihm das in dem Medikamentenbecher aufgefangene Ejakulat.
„Es musste aber auch dringend etwas geschehen. Ich wasche sie jetzt, dann können sie schlafen. Sie werden heute Nacht sehr gut schlafen.“
Nun war sie wieder die Nachtschwester, die ihren Dienst wie gewöhnlich versah. Sie ging ans Waschbecken, befeuchtete einen Waschlappen und beseitigte die Spuren der wollüstigen Entladung. Sie zog ihm die Shorts an, deckte ihn zu und strich die Bettdecke glatt. Kevin deutete mit dem Kopf auf das Becherchen mit seinem Sperma.
„Und was passiert damit?“
„Das ist mangels Empfängerin für die Nachwelt leider verloren. Samenspenden werden im Haus nicht angenommen.“
Sie spülte das Gefäß aus und warf es in den Abfalleimer. Leise ging sie zur Tür.
„Schlafen sie gut, Kevin. Morgen Abend komme ich wieder.“
Er war wieder allein. Einen Moment glaubte er, alles nur geträumt zu haben. Doch die angenehme Schwere in seinen Lenden war real.
„Chisato.“ Er murmelte ihren Namen wie ein Gebet. „Chisato, oh Chisato…“
*
In Kevins Dasein als Klinikpatient war eine Wende eingetreten, die das Pflegepersonal und die Ärzte mit Erstaunen zur Kenntnis nahmen. Plötzlich nahm er den Krankenhausalltag, den er kurz zuvor noch als bedrückend empfunden hatte, mit ganz anderen Augen wahr. Selbst der ungeliebten Fütterung mit seiner Ansicht nach ungenießbarem Kantinenfraß konnte er nun positive Seiten abgewinnen. Alle hielten ihn nun für einen Vorzeigepatienten, für ein Muster an Ausgeglichenheit und Gemütsruhe. Niemand, nicht einmal Bastian ahnte den wahren Grund seiner neuen Umgänglichkeit.
Chisato war für Kevin zu einem Sedativum geworden, zu einer Droge, unter der er die ödeste Routine gelassen ertrug. Ob bei der Physiotherapie oder beim Röntgentermin: die Japanerin sorgte in seinen Gedanken stets für ein erotisches Hintergrundrauschen. Das aufregende Gefühl pausenloser sexueller Bereitschaft brachte ihn jedoch auch um ein Haar in Verlegenheit, als Bastian zur täglichen Körperpflege schritt. Zum Glück konnte er den Zivi mit dem Hinweis auf das vor kurzem genommene Bad in der Physiotherapie dazu überreden, die üblichen hygienischen Maßnahmen unterhalb der Gürtellinie zu verschieben. Auch auf den abendlichen Musikgenuss verzichtete Kevin. Seine Sinne waren wie ein Parabolspiegel einzig und allein auf Chisato gerichtet. Sein einziger Zeitvertreib bestand darin, unentwegt das quälend langsame Vorrücken des Uhrzeigers zu beobachten. Kurz vor halb elf starrte er gebannt zur Tür. Endlich bewegte sich die Klinke und die so sehnsüchtig Erwartete betrat das abgedunkelte Zimmer.
„Wie fühlen sie sich heute?“, erkundigte sie sich, als sie mit seltsam wiegendem Gang näherkam. Erleichtert über ihr Kommen wollte Kevin ihr spontan die Wahrheit sagen, doch im letzten Augenblick zögerte er. Wie würde sie reagieren, wenn er sagte, er fühle sich großartig? Sähe sie sich dann noch veranlasst, ihm ihre besondere Zuwendung zu schenken? Statt zu antworten sogen sich Kevins Augen an ihrem ovalen Gesicht fest. Allein dieses exotische Antlitz mit seinem unergründlichen Lächeln konnte einen um den Verstand bringen! Zu seiner Beruhigung legte sie, ohne eine Antwort abzuwarten, eine Hand auf die gewisse Stelle der Bettdecke.
„Ah, ich merke schon, der Patient benötigt seine Medizin.“
Lächelnd schlug sie die Decke zurück.
„Sie sagen ja gar nichts.“, bemerkte sie und sah ihn aus ihren wunderschönen Mandelaugen forschend an. „Ich glaube, ich werde die Dosis heute etwas erhöhen.“
Ehe Kevin den Sinn ihrer Worte begriff, hatte Chisato den Kasack abgestreift und die Haarspange gelöst. Entgeistert starrte er die Nachtschwester an. Ihr tiefschwarzes, glattes Haar umrahmte das Oval ihres Gesichts und verstärkte den ohnehin exotischen Eindruck ihrer Erscheinung. Ihr blütenweiser BH, der ihren Brüsten eine spitze Form verlieh, stand in reizvollem Kontrast zu ihrem fernöstlichen Teint.
Chisatos aufreizender Aufzug löste bei Kevin auf der Stelle einen gewaltigen Hormonschub aus. Noch bevor sie die Pyjamahose auch nur berührt hatte, stemmte sein kapitaler Ständer den Stoff wie ein Zeltdach nach oben. Sie zog die Shorts nach unten und legte ohne weitere Umstände die Fingerspitzen an den strammen Gesellen, der vor lauter Wiedersehensfreude prompt zu zucken begann.
„Ich grüße dich, mein starker Freund …Hoppla, du freust dich wohl, mich zu sehen?“
Während Chisato den pulsierenden Schaft sanft zu massieren begann, ließ Kevin seine Blicke über den Oberkörper der Japanerin schweifen. Ihre makellose Haut sah so weich und samtig aus, dass er zutiefst bedauerte, sie nicht berühren zu können. Notgedrungen begnügte er sich mit den optischen Erkundungen ihrer Reize. Wie ihre vom BH straff und fest umschlossenen Brüste sich wohl in Natura präsentieren mochten? Am Ziehen in seinen Lenden merkte Kevin, dass Chisatos Fingerfertigkeit bereits ihre Wirkung zu entfalten begann. Sachte glitt ihr Daumen über die empfindlichste Stelle der geschmeidigen Eichel, die durch reichliches Spenden von Ambrosia im Licht der Notbeleuchtung glänzte. An dem senkrecht aufgerichteten Stab pochte eine Ader wie am Bizeps eines Bodybuilders, der für den WM-Titel trainiert. Doch diesmal war Chisatos Ziel nicht die schnelle Erlösung, sondern das lustvoll-quälende Hinauszögern derselben. Zu Kevins besonderem Leidwesen unterbrach sie ihre erotischen Dienste immer wieder, um vom Bett zurückzutreten und sich merkwürdig anmutenden Bewegungen hinzugeben. Mit geschlossenen Augen und wiegenden Hüften schien sie eine Art Tanz aufzuführen, dessen tiefere Bedeutung Kevin verborgen blieb. Doch genauso unvermittelt trat sie wieder an ihn heran und trieb ihn erneut einem furiosen Höhepunkt entgegen.
Zunächst fand Kevin Gefallen am ständigen Balancieren an der Grenze zwischen kontrolliertem Lustempfinden und orgiastischer Wollust. Doch bald wünschte er, Chisato möge es zu einem Ende bringen und sein unbändiges Verlangen nach Befriedigung stillen. Tatsächlich schien sie seine Ungeduld gespürt zu haben. Die wohldosierte Umklammerung durch ihre Finger erinnerte ihn an das Zupacken von Sonjas Vagina, wenn sie ihren Höhepunkt erreichte. Mit drei, vier heftigen Zuckungen schnellte das Sperma aus ihm heraus.
Als Kevin wieder zu Atem gekommen war, sah er Chisato mit merkwürdig entrücktem Gesichtsausdruck und wiegendem Oberkörper neben sich stehen. Ihre Augen waren auf ihn gerichtet, doch ihr Blick schien durch ihn hindurchzugehen. Ihre Brust hob und senkte sich heftig und ein kaum merkliches Zittern durchlief ihren Körper. Dann hatte sie sich wieder in der Gewalt. Sie holte ein Glas Wasser und setzte es an seine Lippen.
„Mein stiller Genießer! War es schön für dich?“
„Da fragst du noch? Sieh dir doch die Bescherung an!“
„Das macht nichts. Kleckern gehört einfach dazu. Warte, ich wische es weg…“
Während sie ihn wusch, stellte Kevin Chisato die Frage, die ihn seit gestern am meisten beschäftigte.
„Machst du das eigentlich bei allen Patienten?“
„Nein, Kevin. Nur bei dir. Weil du deine Hände nicht gebrauchen kannst.“
„Und wenn ich sie wieder gebrauchen könnte? Wenn der Gips abgenommen wird? Würdest du es dann auch tun?“
Diesmal war sie es, die eine Antwort schuldig blieb. Sie sah ihn nur mit ihrem unergründlichen Lächeln an und streifte sich den Kasack über.
»Sie ist ein einziges Rätsel, ein Sphinx.« dachte er und sah ihr zu, wie sie ihr Haar hochsteckte.
„Danke, Chisato.“
„Auch du hast mir heute etwas Schönes geschenkt, Kevin.“
Sie beugte sich zu ihm hinab und drückte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Lippen. Völlig perplex sah er sie zur Tür gehen.
“Ich muss jetzt weiter, meine Runde machen. Morgen Abend bin ich wieder für dich da.“
Kevin war nun völlig verwirrt. Was ging hier vor? Wo war er da nur hineingeraten? Obwohl er die Situation genoss, bereitete sie ihm doch allmählich Unbehagen. Er nahm sich vor, Chisato morgen ein paar Fragen zu stellen. Als er versuchte, sie im Geiste vorzuformulieren, schlief er ein.
*
„Der Aufenthalt in unserer Klinik scheint ihnen zu bekommen.“, stellte der behandelnde Oberarzt bei der Röntgenuntersuchung fest.
„Ich kann mich nicht beklagen, Herr Doktor.“
„Das hört man gern. Auch der Heilungsprozess macht große Fortschritte. Hier, sehen sie …die Brüche verheilen gut. Wenn das so weitergeht, können wir sie in acht Tagen nach Hause schicken.“
Kevin erschrak.
„So bald schon?“
Der Arzt lachte.
„Na hören sie mal! Vor ein paar Tagen konnten sie nicht schnell genug entlassen werden.“
„Schon, aber ich habe mich eben jetzt akklimatisiert.“, versuchte Kevin seinen überraschenden Sinneswandel zu rechtfertigen. „Die Behandlung tut mir gut, ehrlich. Ich weiß selbst nicht, warum ich so ungeduldig war.“
„Das geht vielen Patienten so. Es ist fast wie im Urlaub: die ersten Tage läuft die Maschine noch mit Volldampf, ehe die Abschaltphase einsetzt.“
„Aber acht Tage sind zu wenig, um einen Erholungseffekt zu erzielen. Das sagen alle Arbeitsmediziner.“
„Warten wir es einfach ab.“, schlug ihm der Arzt begütigend vor. „In einer Woche wissen wir mehr.“
Mehr zu wissen wünschte sich Kevin auch von und über Chisato. Er war sich jedoch nicht sicher, ob er Antworten auf seine Fragen erhalten würde. Je näher der Abend rückte, umso unwichtiger erschienen sie ihm. Bereits nach dem ungeliebten Nachmittags-Kräutertee wünschte er sich nichts sehnlicher, als dass es möglichst schnell Nacht werden möge.
Chisato erschien diesmal überraschend in Begleitung einer jungen Schwesternschülerin. Sie zwinkerte ihm verschwörerisch zu. Geschäftsmäßig gab sie ihm zu trinken und schüttelte seine Bettdecke auf. Sie vor den Augen der Schülerin aufzuschlagen, unterließ sie wohlweislich.
„Heute gibt es keine Sonderbehandlung.“, erklärte sie resolut und mit strenger Miene. „Die Säfte müssen sich erst wieder sammeln, ehe sie fließen können.“
„Verstehe.“, versicherte die Lernschwester, die gläubig an Chisatos Lippen hing, beflissen.
„Wünsche wohl zu ruhen.“, verabschiedete sich Chisato knapp und eilte auch schon hinaus, die gehorsame Schwesternschülerin ergeben im Schlepptau.
Trotz der durch die Lappen gegangenen Freuden musste Kevin schmunzeln. Die Japanerin war wirklich mit allen Wassern gewaschen.
Am nächsten Abend betrat eine völlig andere Chisato das Zimmer. Wie zwei Tage zuvor war ihr Gang eigenartig wiegend und ihre braunen Augen wirkten seltsam verklärt. Ihre geschäftsmäßige Miene war jenem typischen Lächeln gewichen, das Kevin so ungeheuer fesselte und faszinierte. Er spürte, heute stand ihm etwas Besonderes bevor.
„Eine kleine Entschädigung für den entgangenen Gute-Nacht-Kuss.“, hauchte sie in sein Ohr und ließ ihren halbgeöffneten Mund über seinem Gesicht schweben. Kevin erkannte makellos weiße Zähne, eingerahmt von zwei vollen, heute dezent geschminkten Lippen, die sie verführerisch mit der Zungenspitze befeuchtete. Berückt und betört schloss Kevin die Augen, als sich diese Lippen auf die seinen niedersenkten. Sie fühlten sich weich und warm und feucht an. Wie ein Eichhörnchen huschte ohne Vorwarnung Chisatos Zunge aus ihrem Versteck, tastete sich neugierig voran und forderte ihre Partnerin ungestüm zum Spielen auf. Es verstand sich von selbst, dass Kevin dieser Versuchung nicht widerstehen konnte. Während sie sich küssten, verwünschte er ein ums andere Mal den Umstand, dass er seine vermaledeiten Arme nicht um ihren Nacken legen und sie an sich ziehen konnte. Doch die Japanerin verstand auch so ihr Handwerk. Er musste nach Luft schnappen, als sie sich von ihm löste. Kaum hatte er durchgeatmet, schlug sie bereits die Bettdecke zurück und tastete flink nach dem harten Riegel, der ihrer schmalen Hand rasch entgegenschnellte.
„Ich glaube, heute ist eine weitere Erhöhung der Dosis angebracht.“
Sie legte den Kasack ab, öffnete behände den Verschluss ihres Büstenhalters und streifte die Träger von den Schultern. Kevin musste schlucken, als Chisato die Cups lüftete. Zwei ebenmäßige, von fast kirschgroßen Nippeln gekrönte Halbkugeln kamen zum Vorschein. Während Sonjas Brüste so eng zusammenstanden, dass zwischen ihnen kaum Platz blieb, formten Chisatos Brüste einen klassischen Busen, der vom weichen Schattenwurf der schummrigen Beleuchtung delikat modelliert wurde. Sie drapierte den BH auf Kevins Brust. Erregt sog er den Duft ein, der den noch warmen Körbchen entströmte.
Angesichts der betörendenen Rundungen war Kevins Phallus im Begriff, sämtliche persönlichen Bestwerte bezüglich Länge und Dicke zu übertreffen. Chisatos kundige Hand tat ein Übriges, das schwellende Organ zu Höchstleistungen anzuspornen.
„Wie hälst d u das eigentlich aus?“, fragte er, bemüht, sich einen peinlichen Frühstart zu ersparen. „Verspürst du kein Verlangen, wenn du es mir besorgst?“
„Ach, mein lieber, unwissender Kevin!“, lachte sie. „Im Gegensatz zu euch Männern hat uns Mutter Natur besonders fürsorglich ausgestattet. Wir brauchen nicht einmal unsere Hände, um ihre Gaben zu empfangen. Ein Ben-wa an der richtigen Stelle, und wir erleben unser blaues Wunder, wie man hier so schön sagt.“
„Bitte, was ist ein Ben-wa?“
„Loveballs! Lust- oder Liebesperlen. Auch Rin-no-tama genannt. Eine alte japanische Erfindung. Sie werden in die Scheide eingeführt und stimulieren bei entsprechender Bewegung den G-Punkt. Das kann die schönsten vaginalen Höhepunkte auslösen.“
Kevin ging ein Licht auf.
„Dann hattest du vorgestern schon solche Liebeskugeln mit?“
„Aber sicher! Ich trage meistens welche bei mir. Was meinst du, wie ich sonst die öden Nächte überstehen würde? Außerdem sind sie gesund. Sie stärken den Beckenboden und beugen der Altersinkontinenz vor. Funktioniert leider nicht bei Männern.“
„Und? Hattest du einen Orgasmus?“
„Einen? Eine ganze Serie!“
„Das war also der Grund, weshalb du so gezittert hast.“
„Natürlich verberge ich normalerweise, wenn ich komme. Aber vorgestern hatte ich echt Mühe, es nicht allzu offen zu zeigen.“
„Tust du mir einen Gefallen?“
„Ist das etwa nicht genug?“, erwiderte sie schelmisch und ließ seine hochaufgerichtete, schlüpfrige Lanze durch die Hand gleiten.
„Ich möchte, dass du dich heute gehen lässt. Ich will sehen, wie du kommst.“
„Mhm, aber dafür musst du auch etwas tun …“
Sie beugte sich über ihn. Langsam senkte sich eine Brust auf seine Lippen hinab.
“Sie will geküsst werden!“, befahl Chisato. Folgsam ließ Kevin seine Zunge über die warme, nachgiebige Halbkugel gleiten und lutschte an dem verführerischen Nippel.
„Jetzt musst du an ihr saugen!“, bestimmte sie das Drehbuch. Kevins Lippen schmiegten sich um die harte Knospe und sogen behutsam daran.
„Mehr! Stärker! Nicht so zaghaft!“, forderte Chisato mit vor Wonne geschlossenen Augen. Vorsichtig verstärkte er den Zug, bis ihm ihr gleichmäßiges Stöhnen die richtige Intensität signalisierte.
„Jetzt schnell die andere!“, stieß sie heißer hervor und drängte die Zwillingsschwester an seine Lippen.
Während Kevin sich beeilte, ihren Ansprüchen zu genügen, ließ Chisato ihre Hüften kreisen. Gleichzeitig legte sie ihre ausgestreckte Hand an den Abzug seines schussbereiten Revolvers. Sein Saugen an ihren schwellenden Brüsten und die vibrierenden Kugeln in ihrer Vagina trieben sie unaufhaltsam auf den Höhepunkt zu. Nun stand es allein in ihrer Macht, ihre und seine Erregung so zu synchronisieren, dass sie gemeinsam den köstlichen Gipfel der Wollust erreichten.
„Ich komme …ich komme …ICH KOMME!“ keuchte sie in ihrer Muttersprache, als tief in ihrem Schoß ein Brillantfeuerwerk explodierte. Bei Kevin, der den Sinn ihrer Worte unschwer erriet, löste ihr eiserner Griff um seinen strammen Max einen wahren Ausbruch von Ekstase aus. Der Erguss war so gewaltig, dass sich die weiße Pracht nicht nur auf ihm, sondern auch auf Chisato verteilte. Selbst ihr BH bekam etwas ab.
Sie benötigten eine Weile, um von der rauschhaften Höhe des gemeinsamen Orgasmus herunterzukommen. Chisato atmete tief durch und rappelte sich mühsam auf.
„Nun? Hast du alles mitbekommen?“
„Das kann man wohl sagen. Diese Ben-wa-Dinger müssen eine Wucht sein. Eigentlich ist es ungerecht, dass es so etwas nur für Frauen gibt. Direkt diskriminierend ist das.“
„Nur kein Neid.“, beschwichtigte sie ihn und streichelte seine Kronjuwelen. „Du hast deine eigenen Perlen …Herrjeh! Schau, was du angerichtet hast!“
Bekümmert betrachtete sie den nassen Fleck auf einem der Körbchen ihres Büstenhalters. Kevin grinste sie an.
„Kleckern gehört dazu, hat mal jemand gesagt. An deinem rechten Unterarm hängt übrigens auch etwas von mir.“
Chisato ging zum Waschbecken und entfernte Kevins Liebeselexier mit warmem Wasser.
„Soll ich dir mal etwas zeigen?“
Sie öffnete den Bund und schob die Stretchhose samt Slip über ihre Hüften nach unten. Zum Vorschein kam ein meisterhaft rasierter Venushügel, aus dessen Spalte ein roter Faden hing. Durch Spreizen der Schenkel und Ziehen an dem Faden förderte sie zwei glänzende, durch eine kurze Strippe miteinander verbundene Kugeln zutage. Rasch zog sie die Hose wieder hoch, reinigte den Ben-wa sorgfältig unter dem Wasserhahn und legte ihn auf Kevins Brust.
„Fühlt sich schwer an.“, bemerkte er und betrachtete die unscheinbaren, mit rotem Silikon überzogenen Kugeln.
„Das müssen sie auch sein.“, klärte Chisato ihn auf, während sie BH und Kasack anzog. „In ihrem Innern befinden sich kleinere Kugeln aus einem schwereren Material. Durch das Herumkullern und Vibrieren stimulieren sie sämtliche Nervenenden, die sich in der Nähe befinden, auch den G-Punkt. Man muss sie natürlich richtig festhalten, damit sie nicht herausflutschen, aber das trainiert die Scheidenmuskulatur. Wehe dem Penis, der in einen solchen, durch Ben-wa gestählten Schraubstock gerät …“
Sie nahm den Ben-wa von Kevins Brustkorb und steckte ihn in die Seitentasche ihres Kasacks. Kevin glaubte, ein leises Klacken zu hören.
„Heute brauche ich sie nicht mehr. Und jetzt mache ich dich erst mal sauber und packe dich wieder unter die Decke. Sonst erkältest du dich womöglich noch.“
“Wenn ich dadurch länger dein Patient bleiben kann, wäre mir das nicht unangenehm.“
„Eine Erkältung ist noch kein hinreichender Grund, dich hierzubehalten. Und eine Lungenentzündung wirst du dir meinetwegen kaum zuziehen wollen.“
„Für dich würde ich noch ganz andere Dinge in Kauf nehmen.“, erwiderte er ernst.
„Du bist todmüde und redest Unsinn.“, tadelte sie ihn. Tief in ihrem Herzen jedoch hatten seine Worte sie seltsam angenehm berührt.
*
Chisato besuchte Kevin auch die nächsten Tage regelmäßig. Wenn es ihre Zeit erlaubte, blieb sie nach dem Liebesspiel noch eine Weile bei ihm. Sie führten angeregte Gespräche über die Unterschiede zwischen westlicher und fernöstlicher Lebensweise, stritten über den Sinn und Unsinn deutscher Einwanderungspolitik und diskutierten über Japans ambivalentes Verhältnis zur Atomenergie. Nachdem sie sich in den vergangenen Nächten körperlich näher gekommen waren, lernten sie sich jetzt intellektuell kennen. Doch am Abend bevor Kevin entlassen werden sollte, wartete er zu seinem grenzenlosen Bedauern vergebens auf sie. Die Nachtschwester, die an ihrer Stelle kam, wusste auf seine Frage lediglich zu berichten, die Japanerin habe sich freigenommen.
»Vielleicht ist es wirklich besser so.« dachte er, als er morgens seine Sachen packte. Zumindest Bastian ließ es sich nicht nehmen, ihm seinen Rollkoffer bis zur Eingangshalle zu ziehen. Kevin dankte ihm für seine Hilfe. Gerne hätte er sich auch bei Chisato bedankt, doch sie war in keinem Tagesdienstplan eingetragen. Er setzte sich auf eine Bank, um auf das bestellte Taxi zu warten. Wehmütig dachte er an die furiosen Nächte, die sie ihm geschenkt hatte. Ein leises Geräusch hinter ihm ließ ihn aus seinen trüben Gedanken aufschrecken. Dieses Klackern hatte er doch schon irgendwo gehört! Irritiert drehte er sich um. Chisato stand hinter ihm. In ihrem lila Jersey-Sommerkleid mit dem verspielten Schlüssellochausschnitt hätte er sie fast nicht wiedererkannt. Sie hielt die Schnur mit der Ben-wa zwischen Daumen und Zeigefinger und ließ die beiden Kugeln hin- und herschwingen. Sie waren es, die das Geräusch verursachten.
Kevin sprang auf und lief hinter die Bank, blieb aber auf halbem Wege verlegen stehen.
„Wolltest du mich nicht schon vor Tagen in die Arme nehmen? Wo ist der Gipsverband, der dich daran hindern könnte?“, ermunterte sie ihn. Gerührt schloss er die zierliche Japanerin in die Arme. Seine so lange zur Tatenlosigkeit verurteilten Hände streichelten ihr duftendes Haar, ihren Rücken, ihre Wangen.
„Warum bist du gekommen, Chisato?“
„ich dachte, du könntest eine private Nachtschwester gebrauchen - und gutes Personal ist heutzutage verdammt schwer zu bekommen …“
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