Verschlafen streckte sich Anabel (ja, genau die, mit einem „L“) auf der Pritsche des zwielichtigen Backpacker-Hotels „Banana Plaza“, als der Radiowecker ihre vormittägliche Nachtruhe beendete.
… piit… piip ...piep … „...der Entdecker und eine Journalistin werden seit einigen Tagen vermisst...“
„...die Kultische Aanlage wird in Fachkreisen schon jetzt als der bedeutendste archäologische Fund in der Geschichte Orangas, ja gar Südamerikas diskutiert….“
Der erste Teil der Nachrichten, ging noch in der verschlafenen Aufwachphase der Hörerin verloren.
Die junge Deutsche war nun seit fünf Jahren auf Weltreise (wer sich für ihre prickelnde Vorgeschichte interessiert, möge den Autor über das Kontaktformular in seiner Biografie anschreiben). Seit ihr vermögender Gönner verstorben war, konnte sie sich das leisten. Schon zu Lebzeiten hatte ihr der betagte Ex-Fremdenlegionär einige Häuserzeilen überschrieben, deren Mieteinnahmen ihr ein beachtliches Einkommen sicherten.
Verschlagene, vierschrötige Type, dieser Karl. Während irgendwelcher Kriegswirren hatte er sich einen schlecht bewachten Staatsschatz geschnappt, und sich als Altersvorsorge zur Seite gelegt… Die schöne Langbeinige (mit atemberaubenden Modellmaßen) vermisste ihren verblichenen Herren schon irgendwie sehr; ...noch immer. Denn der Altersunterschied war zwar enorm, ...aber der perverse alte Sack hatte sie auf Linie gebracht. ...Die junge, selbstverliebte Exhibitionistin in ihre Schranken gewiesen, aber auch ihre Neigungen und Talente gefördert.
Nein, nicht etwa, dass sie ihre Selbstverliebtheit abgelegt hätte. Die inzwischen Siebenundzwanzigjährige war noch immer extrem narzisstisch veranlagt. Die Schwarzmähnige spielte mit ihren Reizen, wo sie nur konnte. Sie liebte es, zu erregen; ...ließ die Erregten aber auch allzu gern mit ihrer Erregung allein zurück.
Karl hatte sie dafür bestraft; ...auf die geilste Weise bestraft. Karl hatte die Gertenschlanke niemals gefickt, wenngleich er durch das Spiel auf vielfältige Weise Befriedigung fand. Schön-Anabel wollte das nicht. Und er fühlte sich auch einfach schon zu alt für solch akrobatische Übungen.
Aber der alte Sack hatte sie in perverse Wonnen eingeführt, von denen die flachbrüstige Gazelle zuvor noch nicht einmal zu träumen wagte.
Ja, ihre Titten waren wirklich flach. Kaum mehr, als straffe Muskelgruppen und ein bisschen Fettgewebe für die Andeutung einer weiblichen Rundung unter der Haut. ...Aber ein paar unverschämt dick ausgeprägte Brustwarzen mitten auf den Hügeln. Brustspitzen, die schon ohne ihren radikalen Schmuck auffielen. Und das stand ihr ganz vorzüglich. Mit oder ohne Shirt...
Aber auch zwischen den gut trainierten Oberschenkeln der Ex-Ballerina, gab es reichlich Schmuck zu bewundern.
Auch in dieser heruntergekommenen (besser gesagt - nie empor gestiegenen) Goldgräberstadt, tanzte Anabel einzig zur Freude des Publikums. ...Nicht Ballett, ...sondern an der Stange. Nicht etwa des Geldes wegen, ...denn daheim hatte sie genug davon. Es ging ihr einzig um gierige Blicke und die Befriedigung ihrer exhibitionistischen Leidenschaft. Ihr Honorar spendete sie regelmäßig für soziale Zwecke...
Anabel war vor einigen Monaten nach Oranga gekommen, weil hier so eine besondere Goldgräberstimmung herrschte. Mitten im Urwald war man auf goldhaltigen Flussschlamm gestoßen. Der landesüblichen Tradition folgend, hatte man die Stadt nach einem Obst benannt: „Banana“ (nicht wenige Hauptstädter spotteten hinter vorgehaltener Hand, das habe etwas phallisches und mit dem untervögelten Zustand der Schürfer zu tun, ...wegen des gewaltigen Herrenüberschusses in der provisorischen Barackenstadt). Hier ging es rau und schmutzig zu, ...aber auch herzlich. Striplokale, Tabledance-Bars und Bordelle boomten. Ein Paradies für Exhibitionistinnen...
Noch immer stand sie unter Karls Schutz; ...irgendwie.
Zwar lag der alte Ex-Legionär schon seit fast sechs Jahren unter der Erde. Aber er hatte sich zu Lebzeiten einen besonderen Ruf geschaffen. Auch unter den goldschürfenden Glücksrittern in Banana, gab es manchen Veteranen der Legion (In Banana hießen sie Clode und Gerome ...und teilten sich eine Flussschlamm-Waschmaschine). Seit die junge „Witwe“ auf der Beerdigung seine besten Kameraden kennen gelernt hatte, hatte sie weltweit ihre Beschützer. Auch wenn sie nackt an der Stange tanzte. Niemand würde es wagen…
Anabels Wecker ging stets zur Mittagszeit. Die schöne Brünette tanzte schließlich bis tief in die Nacht. Seit einiger Zeit spielte sie schon mit dem Gedanken weiter zu ziehen. Doch was der Radiosprecher gerade zu berichten hatte, ließ sie aufhorchen und diesen Gedanken einstweilen bei Seite schieben. Gedankenverloren spielte sie mit den dicken Stiften in ihren dunklen Brustwarzen. Im tropisch feuchten Klima juckten die Löcher ständig; ...was sich nicht ungeil anfühlte. Aber sie musste sie ständig sauber halten.
Auf besonderen Wunsch, tanzte sie manchmal für ausgesuchte Gäste auch ohne Stifte an der Stange. Auch die Durchsicht faszinierte halt manchen Zuschauer...
Der Wunsch gesehen zu werden, ...zu provozieren, ...zu erregen, hatte sich in all den Jahren nicht gelegt. Im Gegenteil. Anabel war Exhibitionistin durch und durch. Und dieser Radiobericht erinnerte sie auch an ihre zweite, ungewöhnliche Neigung. Eine Neigung, die erst Karl so richtig in ihr entfacht hatte. Auch wenn sie schon immer tief in ihr schlummerte.
Anabel fühlte sich sofort erinnert, an jenen höchst erotischen Roman, den sie einst daheim am Baggersee gelesen hatte. Die Geschichte jener schönen Maya-Prinzessin, die sich erregend tapfer für ihr Volk opferte, indem sie ihren makellosen Körper kasteite, um die Götter zu erfreuen; ...und den Regen zu rufen...
Wie diese Prinzessin in Person, fühlte Anabel sich in diesem Augenblick, da sie nackt vor dem Spiegel stand, ...und die frisch gecremten Stifte wieder durch die Löcher in ihren extravaganten Nippeln führte. Nun fühlte sie wieder diese lustvolle, vertraute Spannung; ...das herrliche Gewicht, das geile Ziehen. Jetzt standen ihre geschmückten Zitzen wieder stolz provozierend hervor. Im ständigen Kampf mit der Schwerkraft. Sie hatten nichts von ihrer Lustempfindlichkeit verloren. Nur die Art des Fühlens hatte sich verändert, seit sie diesen kompromisslosen Schmuck trug...
...Man hatte vor einigen Tagen eine Maya-Pyramide entdeckt (jedenfalls nannte man sie in Ermangelung tieferen Hintergrundwissens noch so). Mitten im Urwald von Oranga. So weit entfernt von Mexiko, dass sie vielleicht sogar auf eine ganz andere Kultur zurück zu führen war. Mutmaßungen hin oder her. Kulturelle Verwandtschaft, ...oder auch nicht? Das Einzige, was man zu diesem Zeitpunkt sicher sagen konnte war, dass sie eine exakte Nord-Süd Ausrichtung hatte. Genau wie die Pyramiden in Mexiko und Ägypten. Eine Sensation war es in jedem Fall.
Anabel war wie elektrisiert. Ihr ultimativer Lusttraum: Sie war ihm plötzlich näher, als sie es je zu glauben wagte.
Sie wollte unbedingt dabei sein, wenn erste Erkundungen stattfanden. Inoffizielle Erkundungen waren ihr noch lieber. Kunstdiebstäle und Grabräubereien lagen ihr fern (dafür gab es anderes Fachpersonal). Anabel wollte die unverfälschte Aura dieses Ortes spüren, bevor er wegen archäologischer Grabungsarbeiten abgesperrt wurde. Die touristische Freigabe würde wohl noch Jahrzehnte auf sich warten lassen...
Zum Glück sah unsere Schöne so verdammt gut aus…
Sowohl Regierungsvertreter, als auch Beamtenapparat der Region, waren, welch ein Segen, traditionell korrupt und selbstverständlich bestechlich.
Anabels lange Beine waren bestechend schön. Und wer den Rest zu sehen bekam, war ihr in der Regel hoffnungslos verfallen. War vielleicht auch das der Grund dafür, dass sie nach Karl keinen würdigen Meister mehr finden konnte? Bei ihrem Anblick wurden alle Männer schwach. Und sie liebte keine schwachen Männer...
Später konnte man folgenden Text in ihrem Reisetagebuch nachlesen:
...Der Innenminister hatte schon lange ein Auge auf mich geworfen. Trotz der gewaltigen Flächenausdehnungen: Oranga war ein Kleinstaat.
Außer Oranga Citi, gab es kaum eine nennenswerte Metropole im Staate. Wenn der „Mann von Welt“ hier also etwas Aufregendes erleben wollte, musste er entweder mit Krokodilen im Fluss schwimmen, ...oder er besuchte die neue Goldgräberstadt „Banana“ mit ihrem ausschweifenden Nachtleben.
Der Höhepunkt dieses Nachtlebens war seit einigen Monaten ICH, ...die weiße Prinzessin an der Stange. Weiß Gott nicht die einzige Nackttänzerin vor Ort. Doch mit Abstand die begehrteste.
Es war so ungewohnt, ...aber auch ungewöhnlich erregend für mich: Schon meiner Hautfarbe wegen. Denn als weiße Europäerin war ich hier, neben meinen beiden schwarzen Kolleginnen, eine absolute Exotin. Ganz zu schweigen von meinem extremen Körperschmuck. Gerade die indianischen Uhreinwohner, die immerhin dreiundneunzig Prozent der Bevölkerung stellten, fuhren total darauf ab.
Das mochte wohl an ihrem unterbewussten Erbe liegen. Bevor die Eroberer mit ihren christlichen Werten kamen, waren körpergeschmückte Frauen bei den Männern hoch geschätzt. Wegen ihres gesellschaftlichen Ranges und wegen ihrer Tapferkeit, galten sie als höchst begehrenswert. Körperschmuck war nur dem Adel vorbehalten. Silber dem Hochadel, ...und Gold nur den Königen Doch die christlichen Missionare hatten ganze Arbeit geleistet…
Kein Wunder also, dass der Minister des Inneren wöchentlich in meine Show kam. Selbstverständlich saß er stets in der ersten Reihe.
Ich fand ihn zu keiner Zeit besonders attraktiv; ...was gewiss auch mit seinem fortgeschrittenen Alter zusammen hing. Doch seit ich dieses Anliegen hatte…
...Er fraß mir aus der Hand.
Natürlich war er sofort Feuer und Flamme. Er organisierte sogar einen der beiden funktionstüchtigen Armeehubschrauber, als ich ihm im Gegenzug eine kleine Privatshow im Urwald versprach…
Dass mich diese Reise derart erregen sollte, hätte ich selbst nicht für möglich gehalten. Schon während des Fluges war ich feucht. Ich trug knallenge Shorts, ...und wegen des dornigen Unterholzes kniehohe Lederstiefel. Dazu eine dünne, durchsichtige Seidenbluse. Selbst der Pilot war durch meine Erscheinung derart abgelenkt, dass es mich zwar extrem erregte, aber auch ein wenig besorgte. Schließlich waren ja auch diese Journalistin und der fliegende Entdecker plötzlich vom Radar verschwunden. Wer weiß schon, was die Alte auf diesem Flug am Leibe hatte?…
...Als der Hubschrauber auf dem verwilderten Vorplatz der Pyramide aufsetzte, erfasste mich ein seltsamer Rasch. Meine sexuelle Erregung verzehnfachte sich augenblicklich. Was nichts mit meinen beiden Begleitern zu tun hatte. Auch wenn sie mich inzwischen mit den Augen verschlangen.
Hatte ich dem Innenminister eine private Extrashow versprochen? Er sollte sie bekommen! Und der hübsche Pilot gleich dazu.
Die Anlage lag unter dem wuchernden Grün von Jahrhunderten begraben. Das ungeschulte Auge konnte hier wirklich nicht viel mehr erkennen, als einen grünen Berg mit harten Kanten und einer perfekten Spitze.
Doch ich war im Rausch. Gab es wirklich so etwas wie Wiedergeburt? In diesem Augenblick hatte ich keinen Zweifel daran. Ich war mir ganz sicher, dass ich in einem früheren Leben schon einmal hier gewesen bin. Plötzlich erklärten sich meine speziellen, bizarren, ja teilweise sogar pervers anmutenden Neigungen wie von selbst. Meine Eitelkeit, meine Zeigefreudigkeit, meine Arroganz…
Vor meinem geistigen Auge wich der Urwald zurück. Ich hätte jede Frage der Wissenschaftler beantworten können. Denn einst hatte ich hier geherrscht: ...Als Königin, an der Seite meines Herrn und Ehemannes. Und als die höchste Priesterin und erste Dienerin meines Volkes.
Wir befanden uns im Allerheiligsten unseres Reiches: Dem Tempelbezirk.
Hier opferten wir den Göttern; dankten ihnen für große Siege, für gute Ernten, politisches Geschick und den wirtschaftlichen Gedeih unserer reichen Stadt.
Doch in Zeiten der Not, flehten wir sie hier auch um Hilfe an; ...opferten zunächst unsere besiegten Feinde, ...dann unsere Bauern, ...schließlich unsere Besten. Und am Ende schritt selbst ich die lange Treppe zum Dach der Welt hinauf, um den Göttern mein Blut zu geben. …Im Tausch gegen Wasser...
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