netzHängig

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Eva Maria

Erfüllt saß Marie vor ihrem Computer. Ihre zierlichen Hände ruhten im Schoß und sie las mit großen Augen die Antwort. Er hatte auf ihre Onlineanzeige: "Suche niveauvollen, ehrlichen, gut aussehenden Partner fürs Leben und mehr" reagiert. Nicht anstößig, nicht überschwänglich, wie die meisten anderen.
Sondern nett.
So nett, dass ihr seine Worte unter die Haut krochen und ein Lächeln schenkten.
Sie schrieb zurück.

Seit diesem Tag verbrachte Marie jede verfügbare Minute vor dem PC.
Anfangs unterhielten sie sich nur via Tastatur, wobei ihre Finger flink über die Buchstaben huschten. Manchmal waren sie zittrig oder feucht. Genauso feucht, wie sie in diesen Augenblicken zwischen ihren Schenkeln war. Denn er beschrieb ihr ausführlich seine Art der Zärtlichkeiten. Ließ virtuell die Lippen über ihren Nacken, dem Hals bis zu ihren Brüsten wandern.
Dort verharrte er.
Schwieg.
Ungeduldig bat sie ihn, er möge weiter schreiben.
Seufzte. Lauerte.
Und er begann zu tippen, erhöhte die Spannung, erregte sie immer mehr, bis sie sich verabschiedeten. Zuweilen nahm Marie ihre Lust mit ins Bett. Dann pochte ihr Herz wild, ihr Atem raste und ihre Finger waren in ihr.

Später ergänzten Telefonate die Unterhaltung. Seine warme, weiche Stimme hatte Marie auf unerklärliche Weise in den Bann gezogen. Schließlich erzählte sie ihm von ihren geheimen Phantasien. Sie flüsterte, wo sie seinen Mund spüren wollte, wie sie seinen Schwanz anfassen und ihn mit ihrer Zunge, ihren Lippe verwöhnen würde.
Ihm gefiel das sehr.
Dabei hörte sie seinen schweren Atem, vernahm, wie er heftiger wurde, wie er zu stöhnen begann.

Wochen vergingen, in denen sie ihre Körper mit Worten erkundeten, in denen er ihr ein reales Leben miteinander versprach. Trennen wollte er sich von Frau und Kind.
Für sie, für ihre innige Liebe.

Marie war glücklich.

Und so trafen sie sich in einem Hotel.
Vorsorglich hatte er die Fenstervorhänge geschlossen. Das nüchterne Zimmer tünchte Kerzenschein in ein mildes Licht und das Bukett des eingeschenkten Rotweines gemischt mit dem noch unbekannten männlichen Geruch lag in der Luft.

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