Die neue Palmers Kollektion

Geschichten vom Anfang der Träume

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Die neue Palmers Kollektion

Die neue Palmers Kollektion

Stayhungry

Das, und nicht der der aktuellen Mode mehr oder weniger geschmackvoll nacheifernde Fummel, war das Geheimnis des über alle Zeiten unschlagbaren Erfolges. Und es erklärt die tiefe Verletzung des Mannes, wenn dessen Liebste, die einst dieses Spiel genussvoll lebte und vermeintlich nie versiegende sinnliche Freuden schenkte, sich hiervon zurückzieht.

*

Der gallige Austausch über die Abwehr solchen Ansinnens hatte schon bittere Distanz zwischen ihnen geschaffen und alle Erklärungen und Rechtfertigungen konnten nie wirklich darlegen, weshalb, was gut gewesen war, es nicht mehr sein konnte.

In seinen inneren Kämpfen, denn wegen Äußerlichkeiten wollte er keinen Krieg mehr vom Zaun brechen, sah er ihre zementierte Weigerung, für ihn keinerlei Aufwand mehr zu betreiben, die aktive Verweigerung von sinnlicher Erfüllung. Er litt schwer an der Veränderung ihrer Haltung ihm gegenüber.

Die Wirklichkeit aber, das ahnte er mittlerweile, war viel banaler: sie verschwendete einfach keinen Gedanken mehr daran, was ihm gefallen könnte oder welchen Wünschen sie ohne Not entsprechen könnte.

Nicht, dass es irgendeinen physischen Grund gegeben hätte, weshalb sie sich in diesen reizvollen Wäschestücken hätte unwohl fühlen müssen, denn figürlich unterschied sie sich nur absolut unmerklich von jener attraktiven jungen Frau, die sie zwei Jahrzehnte vorher gewesen war, und in seinem Empfinden hatte sie mit den Jahren der Reife an Ausstrahlung ohnehin nur gewonnen.

Mit dem Wunsch- und Spielverbot hatte sie sich wohl aus dem Gefühl des Ausgeliefertseins befreit, sich letztlich im Ringen um die fragile Balance von Abgrenzung und Hingabe in der erotischen Beziehung für erstere entschieden. Und war‘s zufrieden.

Ihr Kommentar war also nur eine kurze Bestätigung jener Entwicklung, die ihren Lauf genommen hatte, unumkehrbar wie er wieder einmal bitter erfahren musste — der Wunsch nach einem Neubeginn von ihr in liebevoller Herablassung weggelächelt

Doch dieses Mal würde sich nicht damit zufrieden geben, auf jeden Wunsch zu verzichten.

* * *

Mädchenhaft, zart, schüchtern und fast ein wenig traurig erschien sie ihm, als sie das Cafe betrat und ihr Blick nach dem vereinbarten Erkennungszeichen suchend durch den Raum schweifte. Als sie ihn sah, erhellte ein Lächeln ihr Gesicht und sie kam ohne Zögern auf ihn zu. Schlank, hoch gewachsen war sie und trug schwarze Pumps und Strümpfe zu einem ebensolchen kurzen, engen Rock, darüber eine dunkelgraue Bluse. Ihr schmales, ovales Gesicht war ein klein wenig pausbäckig, umrahmt, von dunkelbraunen, dünnen, glatten, schulterlangen Haaren, das Pony leicht links gescheitelt.

Man hätte sie auf den ersten Blick für eine graue Maus halten können, doch ihre Haltung war jene der zurückhaltenden Gelassenheit, eine Souveränität, die den demonstrativen Auftritt nicht braucht, Verletzlichkeit zulassen kann und sich von innen nährt. Endlos tief schienen ihre dunklen Augen, denen die zunächst vermutete Traurigkeit durch das melancholische Lächeln ein wenig genommen war.

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