Die neue Palmers Kollektion

Geschichten vom Anfang der Träume

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Die neue Palmers Kollektion

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Stayhungry

Carola hatte sich zurückgezogen ins Bad, Plätschern, Fönen, Tröpfeln, ein bisschen Pupsen, Spülung, all diese gängigen Geräusche nahm er wahr, während er sich im Rückzugsbereich der Suite umsah, und lenkten seine Phantasien über seine charmante Begleitung in heikle Bereiche. Er ging also zurück in den weitläufigen Wohnbereich und blickte aus dem Fenster über die Dächer der Stadt, vom klaren Licht der spätsommerlichen Abendsonne in kräftige Farben getaucht. Noch immer fühlte er sich unglaublich wohl, hatte keinerlei schlechtes Gewissen und war nicht einmal ungeduldig, wann es denn endlich beginne.

Nach dem Einkauf hatten sie in einem Bistro noch einen Imbiss zu sich genommen und Kaffee getrunken, geplaudert über alles Mögliche, heiter und vollkommen unverkrampft. Es war wirklich ein herrlicher Nachmittag gewesen, der eigentlich ganz anders verlaufen war, als er sich vorgestellt hatte. Er hatte jeden Augenblick als solchen genossen, und nicht nur ständig an den Zweck dieses Treffens gedacht, der Moment war das einzige, was zählte. Und trotz einer sehr andauernden Stimmung der Erregung war er unglaublich entspannt.

Seit langem hatte er freie Zeit überwiegend mit Grübeln verbracht. Nun endlich konnte wieder die Seele baumeln lassen.

An einem eleganten Strumpfhalter quasi. Das war das etwas Ungewöhnliche.

*

Nicht, dass er sich das alles auch nur annähernd hätte leisten können. Der Einkauf edler Wäsche hatte das Kontingent für die geplante digitale Spiegelreflexkamera aufgebraucht und die Miete der Suite das Traumfahrrad wieder in weite Ferne gerückt. Fast schämte er sich dafür, dass Carolas Honorar hier gar nicht mehr groß ins Gewicht fiel, es drückte ihn lediglich auf seinem persönlichen Konto ins Minus.

Ja, er war was sein privates finanzielles Kontingent betraf, annähernd ruiniert, aber er fühlte sich gut wie lange nicht mehr. Seit Wochen lebte er seinen Traum und nun ging er in Erfüllung, über Stunden hinweg schon. Heiß war ihm, das Adrenalin pumpte in sein Hirn und seine Erregung war nicht die der kurzen, spontanen Gier, sondern jene, die sich im Genuss des Augenblicks und der Freude auf das Kommende aufbaut, einen ganz erfüllt und kein Ziel kennt, nur den ewigen Moment, den kein Ende beschieden sein soll.

Hellwach, unwirklich, ganz und ganz klar nahm er das Jetzt wahr, mit jedem Atemzug spürte er, wie intensiv das Leben in ihm pulsierte. Nein, er sehnte sich gar nicht danach, es möge nie enden, er konnte gar nicht daran denken, dass es enden würde, es gab nur sie und nichts sonst auf der Welt.

* * *

Mit Little Caesar‘s Dirty Water wummerte plötzlich ein treibender Rhythm’n‘Blues aus den Lautsprechern. Er war perplex. Lasziven Cool-Jazz oder synkopierende Synthesizer-Musik hatte er erwartet für die Präsentation. Woher wusste sie nur, welche Musik ihm wirklich unter die Haut ging? Doch gleich war ihm klar: sie hatte sich bei ihrer ersten Begegnung im Cafe alles gemerkt, was er auf ihre unauffällige Veranlassung hin über seine persönlichen Vorlieben erzählt hatte, und bei ihrer Planung berücksichtigt. Nur ein kurzer Gedanke war dies, denn sie, diese ruhige, zarte, melancholische junge Frau begann ihre Vorführung mit einem Feuerwerk.

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