….. war ansprechend präsentiert im Schaufenster, nicht so, wie die drolligen Dinger im Sex-Shop, die krampfhaft Abwechslung schaffen sollen, aber immer ein bisschen nach Karneval in den Kissen aussehen. Nein, Lavish Lace in Schwarz und Flieder war kraftvoll, feminin, selbstbewusst, ohne jede Verniedlichung, die mit solchem Textil manchmal verbunden wird.
Sie traf ihn wie ein Hammer.
Schon auf dem Weg zur Verabredung mit seiner Liebsten hatte er gebannt in die Auslage gestarrt, nach außen hin um den Eindruck gelangweilten Desinteresses bemüht, innerlich jedoch aufgewühlt ob der plastischen Erinnerung an vergangene, verlorene Freuden am gemeinsamen Spiel mit dem Reiz.
Auf dem Rückweg zusammen mit ihr gelang es ihm, sich souverän und humorvoll im Hinblick auf die Lockungen der so äußerst geschmackvoll und stilsicher drapierten Puppen zu äußern, was Außenstehenden nichts von seiner Not verraten hätte. Ja, ja, ist schon recht, ich denk mir, dass dir das gefällt, war die von einem Schmunzeln begleitete Antwort der zunehmend vergeblich heiß Begehrten. Das hieß nicht: ich weiß um deine Wünsche und werde das Nötige veranlassen, dir deinen Sehnsüchten gemäß Gutes zu tun. Das hieß schlicht und einfach: Traum weiter, die Zeiten sind endgültig vorbei!
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Schlimm genug, dass Wäsche, Dessous, Lingerie, Strümpfe, Strumpfhalter, Korsette, Korsagen, High-Heels und was auch immer an weniger auf einfachen Nutzeffekt gerichtete Ausstattungsmitteln schon eines Mannes Brust schmerzhaft beengten, weil sie so meisterlich alle weiblichen Vorzüge betonten und in dieser dezenten Hervorhebung das Begehren noch steigerten gegenüber dem unverhohlenen Blick auf unverhüllte nackte Tatsachen. Die Lust zu sehen hatte sich einst mit jener der verehrten Dame vereint, verlangend angesehen zu werden. Der Sehnsucht, einander nahe zu kommen, sich zu berühren, eins zu werden stand der Wunsch entgegen, zu betrachten, Schönheit zu genießen für die Dauer einer Ewigkeit, ein sinnlich- kontemplativer Akt.
Doch mit den visuellen Reizen eleganter Zierde des weiblichen Körpers war noch längst nicht alles erklärt. Denn hatte sie sich ausstaffiert im Sinne seiner Vorlieben, so hieß das, dass sie sich Zeit genommen hatte, das ihr Entsprechende zu finden. Sie hatte sich den Moment gut überlegt, an dem sie ihn damit überraschen wollte. Im Auftritt in High-Heels, Strümpfen und Co. war die ganze lange Zeit, das ganze Ausmaß der Hingabe enthalten, in der sie sich selbst in sinnlicher Gefühlslage vorbereitet hatte, auch sie in Vorfreude auf die kommende erotische Begegnung. Ja, all das war verkörpert in diesem Moment der Offenbarung des Geheimnisses.
Das, und nicht der der aktuellen Mode mehr oder weniger geschmackvoll nacheifernde Fummel, war das Geheimnis des über alle Zeiten unschlagbaren Erfolges. Und es erklärt die tiefe Verletzung des Mannes, wenn dessen Liebste, die einst dieses Spiel genussvoll lebte und vermeintlich nie versiegende sinnliche Freuden schenkte, sich hiervon zurückzieht.
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Der gallige Austausch über die Abwehr solchen Ansinnens hatte schon bittere Distanz zwischen ihnen geschaffen und alle Erklärungen und Rechtfertigungen konnten nie wirklich darlegen, weshalb, was gut gewesen war, es nicht mehr sein konnte.
In seinen inneren Kämpfen, denn wegen Äußerlichkeiten wollte er keinen Krieg mehr vom Zaun brechen, sah er ihre zementierte Weigerung, für ihn keinerlei Aufwand mehr zu betreiben, die aktive Verweigerung von sinnlicher Erfüllung. Er litt schwer an der Veränderung ihrer Haltung ihm gegenüber.
Die Wirklichkeit aber, das ahnte er mittlerweile, war viel banaler: sie verschwendete einfach keinen Gedanken mehr daran, was ihm gefallen könnte oder welchen Wünschen sie ohne Not entsprechen könnte.
Nicht, dass es irgendeinen physischen Grund gegeben hätte, weshalb sie sich in diesen reizvollen Wäschestücken hätte unwohl fühlen müssen, denn figürlich unterschied sie sich nur absolut unmerklich von jener attraktiven jungen Frau, die sie zwei Jahrzehnte vorher gewesen war, und in seinem Empfinden hatte sie mit den Jahren der Reife an Ausstrahlung ohnehin nur gewonnen.
Mit dem Wunsch- und Spielverbot hatte sie sich wohl aus dem Gefühl des Ausgeliefertseins befreit, sich letztlich im Ringen um die fragile Balance von Abgrenzung und Hingabe in der erotischen Beziehung für erstere entschieden. Und war‘s zufrieden.
Ihr Kommentar war also nur eine kurze Bestätigung jener Entwicklung, die ihren Lauf genommen hatte, unumkehrbar wie er wieder einmal bitter erfahren musste — der Wunsch nach einem Neubeginn von ihr in liebevoller Herablassung weggelächelt
Doch dieses Mal würde sich nicht damit zufrieden geben, auf jeden Wunsch zu verzichten.
* * *
Mädchenhaft, zart, schüchtern und fast ein wenig traurig erschien sie ihm, als sie das Cafe betrat und ihr Blick nach dem vereinbarten Erkennungszeichen suchend durch den Raum schweifte. Als sie ihn sah, erhellte ein Lächeln ihr Gesicht und sie kam ohne Zögern auf ihn zu. Schlank, hoch gewachsen war sie und trug schwarze Pumps und Strümpfe zu einem ebensolchen kurzen, engen Rock, darüber eine dunkelgraue Bluse. Ihr schmales, ovales Gesicht war ein klein wenig pausbäckig, umrahmt, von dunkelbraunen, dünnen, glatten, schulterlangen Haaren, das Pony leicht links gescheitelt.
Man hätte sie auf den ersten Blick für eine graue Maus halten können, doch ihre Haltung war jene der zurückhaltenden Gelassenheit, eine Souveränität, die den demonstrativen Auftritt nicht braucht, Verletzlichkeit zulassen kann und sich von innen nährt. Endlos tief schienen ihre dunklen Augen, denen die zunächst vermutete Traurigkeit durch das melancholische Lächeln ein wenig genommen war.
Sie hatte auf einer Vorbesprechung in neutraler Umgebung bestanden und das war ihm ganz recht so, sein Vorhaben bedurfte eines ruhigen, überlegten Herangehens, in dem Missstimmungen frühzeitig erkannt und ausgeräumt wurden, sonst würde es ihm nicht die erhoffte Befriedigung verschaffen. Freundlich begrüßte sie ihn, ohne jede Verlegenheit, und setzte sich zu ihm an den Tisch. Er merkte, dass sein erster Eindruck von wenigen Momenten vorher wohl ziemlich unzutreffend gewesen war. Unbefangen plaudernd kam sie in kaum merkbarer Zielstrebigkeit auf alles zu sprechen, was die näheren Umstände ihrer Aufgabenstellung betraf. Von den genannten Rahmenbedingungen wie auch von seiner Person schien sie einen positiven Eindruck zu gewinnen, da ihr Gespräch sich vom zentralen Thema entfernte und zwanglos in eines über Gott und die Welt mündete, alltägliche Vorlieben in Freizeit, Musik und Kulinarischen behandelnd. Bei all dem entwickelte sie keinerlei Redefluss, wahrte ihren Stil der stillen, zurückhaltenden, aber sehr aufmerksamen, interessierten Gesprächspartnerin, der er am Ende wesentlich mehr offenbart hatte als sie ihm.
Als sie sich verabschiedete, erschien sie ihm vertraut und geheimnisvoll zugleich. Gebannt sah er ihr nach. Dieser ruhige Schritt war nicht einmal ansatzweise auf Wirkung bedacht und ließ ihn gerade deshalb frösteln in all der Hitze, die ihn durchströmte. In seinem begehrenden Blick auf ihre Beine, ihre Taille, ihren Po, ihre Schultern, ihr Haar ertappte ihn ihr Lächeln über die Schulter zurück, kein wenig kokett, nur warmherzig, liebevoll, fast, ja fast schon ein wenig intim.
Er sehnte sich jetzt schon nach einem Wiedersehen.
* * *
Eigentlich war es ihm viel zu grell in diesem Geschäft, ein Flutlicht aus Neonröhren ließ nicht den geringsten Schatten zu. Aber seinen Zweck erfüllte es in idealer Weise.
Carola hatte die Aufgabe übernommen, den ersten Teil des beschlossenen Projekts zu verwirklichen. Er hatte ein Inserat im Anzeigenblatt jener Großstadt veröffentlicht, die er regelmäßig im Rahmen seiner Dienstreisen besuchte, und ihre Bewerbung hatte ihn in ihrem zögerlichen Interesse sofort angesprochen. Anfang Zwanzig war sie, studierte Mediendesign, jobbte als Kellnerin und gelegentlich als Komparsin am Staatstheater.
An einem markanten Punkt in der Fußgängerzone hatten sie sich verabredet, nachdem er ihr telefonisch das Ende seiner geschäftlichen Verpflichtungen mitgeteilt hafte. Freudig hatte sie ihn begrüßt mit ihrer stillen Art, die alles andere war als verschlossen. Nur vermied sie eben jeden belanglosen SmaII-Talk, der immer nur ablenken soll von Unsicherheit oder Ratlosigkeit, wie denn mit dem Anderen umzugehen sei. Das wiederum schien sie sehr genau zu wissen, ohne irgendwie bestimmend zu wirken. Es hätte ihn auch abgeschreckt, obwohl er zu Beginn seiner Unternehmung damit gerechnet hatte, einer solchen Dame zu begegnen, ein ungutes Gefühl, und er hatte nicht gewusst, ob er dann nicht das Handtuch geworfen hätte.
Unendlich weit entfernt lag dies bereits, obwohl seither erst knappe vier Wochen vergangen waren. Er jedenfalls fühlte sich unglaublich wohl in ihrer Begleitung, und so strebten sie beide gut gelaunt ihrem Ziel zu. Nur schlug ihm das Herz bis zum Hals, was er nicht ganz verbergen konnte. Sie hingegen schien derlei Irritation nicht zu verspüren.
Sie wurde als bekannte Kundin begrüßt, da sie im Vorfeld schon dafür Sorge getragen hatte, dass alles, was sein Herz begehren könnte, in ihrer Größe zur Verfügung stand. Ihn hieß man in formeller, diskreter Freundlichkeit willkommen. Er galt wohl als ältlicher Geliebter, Chef, begüterter Zweitverheirateter oder sonst etwas in dieser Richtung, was nichts Ungewöhnliches zu sein schien. Auf einem geräumigen Designersofa durfte er Platz nehmen und sein Getränk wählen, um dann aus den angebotenen Dessous zu wählen.
Sie schien richtig Spaß zu haben an der fachkundigen Auswahl dessen, was ihr stehen und ihm gefallen könnte. Für ihn war es eine lustvolle Qual, in der er sich mehr und mehr orientierungslos treiben ließ: Sie sah einfach blendend aus in Korsett, Korsage, Strümpfen mit und ohne Strumpfhaltern, Push-Ups, Balcontees, Panties, Strings, Rio-Slips, in weiß, schwarz, flieder, dunkelrot sowie diversen Kombinationen unterschiedlicher Gewebestrukturen, mal fest einschnürend und formend, mal als hauchdünne Gaze mehr ent- als verhüllend.
Wie sollte er hier eine Entscheidung treffen? Mit seinem Leiden und seiner glücklichen Ratlosigkeit wuchs ihre Fröhlichkeit. In gut gelaunter Nüchternheit unterband sie seine im Status der erregten Verwirrung geäußerte Kapitulation: Alles einpacken! Sie bemängelte ein Detail bei dem einen, die Farbnuance bei dem anderen Kleindungsstück und filterte damit die Juwelen heraus, jene Teile, die für sie bestimmt waren. Jede Wahl, die seine Zustimmung fand, begleitete sie mit einem breiten, zufriedenen Lächeln.
Auch die beiden Verkäuferinnen hatten Freude an der Arbeit. Denn hier fehlte jene nicht seltene Verbissenheit, mit der immer wieder nach der textilen Lösung für ein Problem gesucht wurde, das sich nicht im Bereich des Dinglichen bewältigen ließ.
Zu allem trug sie ihre hohen schwarzen Lackschuhe, zu diesen musste das gewählte Stück passen, hier akzeptierte sie keinen Kompromiss — Tanzschuhe mit Wildledersohle, auf denen sie jederzeit sicheren Stand hatte, wie er mit dem Blick des Kenners schon festgestellt hatte.
Es war ihm sehr recht so. Gelegentlich, vor langer Zeit, in einem anderen Leben hatte seine Liebste auch einfach nur diese Klassiker getragen, wenn sie ihn ins Bett oder vor die Spiegelkommode, auf den Küchentisch oder ans Waschbecken lockte. Warum ihn das stets mitten ins Herz getroffen hatte, verstehen letztlich wohl nur Männer. Dies noch einmal hautnah zu erleben, erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung.
Nach einer endlosen Folge von Vorhang auf, Herantreten an das Sofa, auf dem er saß, ein fragender, amüsierter Blick in seine Richtung, umdrehen, prüfender Blick in die Spiegel, Diskussion, schlossen sie die Modenschau ab und er bezahlte Dank Carolas beherzter Interventionen in seinem Kaufrausch nur eine annähernd astronomische Summe. Mit Tüten bepackt verließen sie heiter den Laden.
Das war nur der Anfang.
* * *
Die Suite war riesig. Wie er gebeten hatte, war die Polstersitzgruppe an die Wand gegenüber der vollverglasten Fassadenseite verlagert worden und Tische und Stühle des ausladenden Speise- und Konferenzbereichs hatte man gänzlich entfernt. Zwischen Flur, Bade- und Schlafzimmer hin zum Wohnbereich war nun fast ein Ballsaal entstanden.
Carola hatte sich zurückgezogen ins Bad, Plätschern, Fönen, Tröpfeln, ein bisschen Pupsen, Spülung, all diese gängigen Geräusche nahm er wahr, während er sich im Rückzugsbereich der Suite umsah, und lenkten seine Phantasien über seine charmante Begleitung in heikle Bereiche. Er ging also zurück in den weitläufigen Wohnbereich und blickte aus dem Fenster über die Dächer der Stadt, vom klaren Licht der spätsommerlichen Abendsonne in kräftige Farben getaucht. Noch immer fühlte er sich unglaublich wohl, hatte keinerlei schlechtes Gewissen und war nicht einmal ungeduldig, wann es denn endlich beginne.
Nach dem Einkauf hatten sie in einem Bistro noch einen Imbiss zu sich genommen und Kaffee getrunken, geplaudert über alles Mögliche, heiter und vollkommen unverkrampft. Es war wirklich ein herrlicher Nachmittag gewesen, der eigentlich ganz anders verlaufen war, als er sich vorgestellt hatte. Er hatte jeden Augenblick als solchen genossen, und nicht nur ständig an den Zweck dieses Treffens gedacht, der Moment war das einzige, was zählte. Und trotz einer sehr andauernden Stimmung der Erregung war er unglaublich entspannt.
Seit langem hatte er freie Zeit überwiegend mit Grübeln verbracht. Nun endlich konnte wieder die Seele baumeln lassen.
An einem eleganten Strumpfhalter quasi. Das war das etwas Ungewöhnliche.
*
Nicht, dass er sich das alles auch nur annähernd hätte leisten können. Der Einkauf edler Wäsche hatte das Kontingent für die geplante digitale Spiegelreflexkamera aufgebraucht und die Miete der Suite das Traumfahrrad wieder in weite Ferne gerückt. Fast schämte er sich dafür, dass Carolas Honorar hier gar nicht mehr groß ins Gewicht fiel, es drückte ihn lediglich auf seinem persönlichen Konto ins Minus.
Ja, er war was sein privates finanzielles Kontingent betraf, annähernd ruiniert, aber er fühlte sich gut wie lange nicht mehr. Seit Wochen lebte er seinen Traum und nun ging er in Erfüllung, über Stunden hinweg schon. Heiß war ihm, das Adrenalin pumpte in sein Hirn und seine Erregung war nicht die der kurzen, spontanen Gier, sondern jene, die sich im Genuss des Augenblicks und der Freude auf das Kommende aufbaut, einen ganz erfüllt und kein Ziel kennt, nur den ewigen Moment, den kein Ende beschieden sein soll.
Hellwach, unwirklich, ganz und ganz klar nahm er das Jetzt wahr, mit jedem Atemzug spürte er, wie intensiv das Leben in ihm pulsierte. Nein, er sehnte sich gar nicht danach, es möge nie enden, er konnte gar nicht daran denken, dass es enden würde, es gab nur sie und nichts sonst auf der Welt.
* * *
Mit Little Caesar‘s Dirty Water wummerte plötzlich ein treibender Rhythm’n‘Blues aus den Lautsprechern. Er war perplex. Lasziven Cool-Jazz oder synkopierende Synthesizer-Musik hatte er erwartet für die Präsentation. Woher wusste sie nur, welche Musik ihm wirklich unter die Haut ging? Doch gleich war ihm klar: sie hatte sich bei ihrer ersten Begegnung im Cafe alles gemerkt, was er auf ihre unauffällige Veranlassung hin über seine persönlichen Vorlieben erzählt hatte, und bei ihrer Planung berücksichtigt. Nur ein kurzer Gedanke war dies, denn sie, diese ruhige, zarte, melancholische junge Frau begann ihre Vorführung mit einem Feuerwerk.
Aus dem Stand wirbelte sie durch die Suite, mit langen, spagat-gleichen Schritten sprang sie in Spiraldrehungen, stoppte, um sich unverzüglich in die Gegenrichtung zu drehen, hielt inne in attraktiver Pose, mit vornüber gebeugtem Kopf und hängendem Haar, aus der sie sich unendlich langsam aufrichtete, um exakt zum nächsten wilden Einsatz der Musik wieder loszulegen. Unzählige Figuren, von denen er die wenigsten aktiv als Tänzer beherrschte, packte sie in wenige Takte ihrer Choreographie.
Eins mit der Musik ließ sie jede Faser ihres Körpers eine Hauptrolle spielen, ihre Arme, ihre Beine, ihre Hüften, ihre Backen, ihr Haar, ständig wanderten ihre Hände über ihren Körper, durch ihr Haar, von ihrem Nacken über ihre Brüste, ihre Schenkel, ihren Bauch, ihren Schoß, sobald ihre Arme nicht gestreckt öder gebeugt für die Balance in den Tanzschritten benötigt wurden.
Die Dessous waren wie für sie entworfen, er konnte sich nicht vorstellen, was ihren Körper, ihren Ausdruck besser zur Geltung bringen könnte. Am meisten in den Bann schlugen ihn aber ihre Augen, diese tiefen, traurigen Augen waren nun voller Feuer und Energie. Es war, als hätte sie mit der ihr zugedachten Rolle ihre Bestimmung gefunden.
Mit dem letzten Takt des Liedes wirbelte sie in mehreren Drehungen eine exakte, kraftvolle Pose, wie eine Tänzerin einer großen, professionellen Rockshow.
Spontan applaudierte er, gab seiner ehrlichen Begeisterung Ausdruck, was sie mit erfreutem Lachen kommentierte. Trotz dieser sportlichen Leistung war sie kaum außer Atem geraten. Sie nahm das Glas Champagner, das er für sie eingeschenkt hatte, stieß an mit ihm und trank einen kräftigen Schluck. Dann stellte sie das Glas ab und wollte sich umziehen gehen. Doch er bat sie, Lavish Lace noch weiter zu tragen. Amüsiert zuckte sie die Schultern, er war der Boss in dieser Hinsicht. Sie wählte mit der Fernbedienung die nächste Begleitmusik und stellte sich mit dem Rücken zu ihm auf.
Allison‘s The River’s Rising kroch behäbig, energiegeladen aus den Boxen, das Unheil beschreibend, das langsam, aber mit unaufhaltsamer Bedrohlichkeit näher kommt. Sie glich in ihrer zunehmend vorüber gebeugten Haltung, mit diesen ungewöhnlich scharf funkelnden Augen mehr und mehr einer Wildkatze, ein fremder Zug an ihr, aber dennoch irgendwie vertraut, so wie sie sich, sich ihm darbietend, öffnete. Die wuchtigen Riffs der Gitarren begleitete ausladendes Kreisen ihres Beckens und ihres Haars. Sie war eins mit der Musik und die war für den Unterleib, erdverbunden, kraftvoll, wild, mit jedem ihrer virtuosen Schritte schien sie Energie aufzusaugen in sich.
Ihr Blick veränderte sich und sie zog ihre Kreise näher vor ihm. Sie suchte seine Augen und schien sich wieder loszureißen, ignorierte ihn, um ihn gleich darauf zu fixieren. Plötzlich schien sie auf ihn herab zu fallen.
Auf die Armlehnen seines Sessels gestützt hing sie keuchend über ihm, ihre Lippen nur zwei Handbreit entfernt von seinen. Er konnte ihren heißen Atem in seinem Gesicht spüren, ihren frischen Schweiß riechen und mehr noch als das. Ihre sonst so sanften Augen funkelten wild, ihre Hände krallten sich in die Lehnen des Sessels und zwischen zusammen gebissenen Zahnen giftete sie hervor: Ich wollte das nicht!
Was? fragte er heiser, erschreckt angesichts ihrer plötzlichen, nur noch mühsam im Zaum gehaltenen Wut.
Du siehst nur mich! Du siehst nicht einfach den teuren Fummel, nicht einfach meine Taille, meine Brüste, meinen Arsch, Du siehst nur meine Augen! Du siehst nur mich!
Ja, gestand er heiser, ich sehe nur Dich!
Oh Gott! stöhnte sie, kraftlos, resigniert, fast verzweifelt für einen Augenblick. Dann stieß sie sich energisch weg und positionierte sich breitbeinig vor ihm. Fast meinte er, Hass in ihren Augen zu erkennen. Wie gelähmt betrachtete er sie, zu keiner eigenen Regung fähig.
Langsam baute sich in Joanne Tayler‘s Going Home die Spannung auf und genauso langsam schob Carola ihr linkes gestrecktes Bein zur Seite, während sie mit dem rechten Bein tief in die Knie ging, eine der schönsten Figuren aus dem Tango. Mit dem Einsetzen der Band begann sie wieder eine schnelle Folge von Drehungen, Samba-Walks, Chasses, nicht raumgreifend, sondern nah vor ihm. Sie schien nicht mehr unter Strom zu stehen wie gerade eben noch, nur noch ernste Gewissheit sprach aus ihren Augen. Wieder glitten ihre Hände über ihren Körper, ihren Schoß, doch nun waren die Berührungen nicht mehr angedeutet, sie fasste sich wirklich an, drückte ihre Brüste, wühlte in ihrem Haar. In einer schnellen Drehung war der Büstenhalter gelöst, doch ihre Arme bedeckten ihre Brüste, verbargen sie vor seinem Blick.
Gebannt sah er ihr zu, wie sie sich darbot. Er wusste nicht recht, wie ihm geschah, denn ein Striptease war nicht vereinbart. Er hatte sie für eine private Dessous-Modenschau engagiert und sie hatte den Auftrag übernommen, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass Übergriffigkeiten von seiner Seite nicht zu erwarten waren. Heiß war ihm, das Herz schlug ihm bis zum Hals, in seinen Schläfen pochte der Puls.
Nun gab sie ihren Busen preis, legte die H an die Hüften und kam im Catwalk auf ihn zu. Hart waren ihre Brustwarzen, steil aufragend standen sie auf ihren festen Brüsten. Wieder fasste sie sie, drückte sie nach oben, presste sie zusammen und warf den Kopf in den Nacken. Bli drehte sie sich, griff mit den Daumen in die Seiten des Slips und zog ihn langsam nach unten, gab ihre Pobacken frei. Die Zeit schien stehen zu bleiben, wie sie sich so in Zeitlupe bückte, bis das Höschen kein Halt mehr hatte an ihren Beinen und nach unten glitt. Ein Höschen um die Fesseln einer Dame, das war eines seiner geliebtesten Bilder, und der Strapsgürtel, die schwarzen Strümpfe, die hohen Schuhe bildeten den vollendeten Rahmen für ihre göttliche Haltung.
Aber jetzt konnte er nicht in diesem Anblick schwelgen. Sie blieb vornüber gebeugt, reckte ihren Po soweit es ging zu ihm hin. Ihre Arschbacken teilten sich und er sah ihren Anus und ihre Spalte, feucht schimmerte sie und duftete herrlich. Sie war erregt, keine Frage.
Er schaute über ihren Hintern nach oben, suchte ihren Blick, der im zeigen könnte, was sie wollte. Aber sie hatte die Augen geschlossen, war angespannt, ließ ihr Becken kreisen vor ihm, das Kreuz weit durchgedrückt, damit die Pobacken den Blick nicht verhüllen auf ihr Geheimnis. Sie konnte seinen Atem spüren an ihrer Möse, wie er ihren Geruch einsog und ausatmete.
Es ist diese Stellung, die Männer hemmungslos macht, süchtig, die Begehrte zu bespringen, zumindest sich an sie zu drücken, von hinten ihre Brüste zu umfassen, hektisch in sie zu suchen oder auf die Knie zu sinken und sie zu liebkosen. Zart wollte er sein, nichts anderes als das, doch seine Berührung geriet ungewollt heftig. Seine Hände krallte er in die Beugen ihrer Hüfte und drückte sein Gesicht zwischen ihre Backen. Seine Zunge drang in ihre nasse Spalte, seine Lippen suchten ihre Perle. Wild saugte, leckte er sich hoch an ihre Rosette, seine Zunge forderte Einlass.
Heftig stöhnte sie auf mit der ersten feuchten Berührung, drückte sich ihm entgegen, presste ihren Unterleib auf sein Gesicht. Für jede Liebkosung war sie empfänglich, auch die des Anus, dessen Darbietung die Verwirklichung wahrer Nacktheit bedeutet und dessen Liebkosung zu dulden, die Öffnung zu wahrer, inniger Intimität.
Ganz wollten sie zueinander kommen, ein kurzes wildes Gerangel, sie stürzte, noch im Höschen stehend und derart gefesselt, zog ihn im Fallen mit sich, der sich ohnehin auf sie werfen wollte. Sie zerrte an seinem Hemd, seinem Gürtel, seiner Hose, er entledigte sich all seiner Kleidung, wollte ganz und gar nackt sein. Sie befreite mit zittrigen Fingern sein Glied aus der Enge, küsste ihn wild, drängte hinab an sein Geschlecht und nahm es auf in ihrem Mund, er drängte zu ihrem und schob sich unter sie. Endlich konnte er direkt ihre Klitoris stimulieren, leckend, saugend, vibrierend, mit der Nase an ihrer Vulva und dem Blick auf ihr Poloch aus nächster Nähe.
Ihre Zunge und ihre Lippen glitten an seinem Glied auf und nieder, dann umspielte mit der Spitze ihrer Zunge den Rand der Eichel die empfindlichste Stelle. Er befürchtete, zu schnell zu kommen, aber sie ließ nach in ihren Bemühungen, denn er trieb sie auf den Höhepunkt zu. Er umfasste ihren Unterleib mit beiden Armen, hielt sie mit aller Kraft gefangen, sie sollte sich dem gewaltigen Orgasmus, der sich anbahnte, nicht entziehen können. Ihr ganzer Körper spannte sich, ein ziehender, mühsam unterdrückter Schrei drang aus ihrer Kehle. Ein heftiges Zittern begleitete sein Kommen, in mehreren Wellen wurde sie von Schauern geschüttelt, bis sie sich mühsam der fortdauernden Folter durch seine Zunge entrang.
Sie drehte sich um, kroch an seine Seite und bestieg ihn, fasste zwischen ihre Beine und führte seinen steil aufragenden Penis in sich ein. Kurz glitt sie sanft über ihn, um dann schneller zu werden. Eng, feucht, heiß war sie, er stöhnte tief auf, seufzte, als sie ihren Ritt begann. Er krallte sich in ihren Arsch und zog sie im Stoßen auf sein Glied hinab.
Oh Gott, nein, er wollte nicht kommen. Er zog sie zu sich herab, küsste sie in den Mund, während er sein Glied in ihr kreisen ließ, ohne sich selbst allzu sehr zu stimulieren. Sie wimmerte, ruckelte auf ihm herum, wollte weiter stoßen. Er machte sich frei aus ihrem Griff und zog sie hoch auf das Sofa. Wieder bestieg sie ihn und begann ein wenig sachter zu reiten. Endlich wollte auch sie genießen und nicht hektisch dem neuen, vaginalen Höhepunkt zueilen. Aus fast verschlossenen Augen betrachtete sie ihn, hörbar atmend. Immer wieder im sanften Auf und Ab suchten ihre Lippen die seinen. Er streichelte ihre Brüste, ihre Nippel mit der einen und hielt sie fest umfangen mit der anderen. Dann suchte sein Finger ihren Anus, feucht war er von der erregten Spalte, und führte ihn ein wenig ein. Sie stöhnte, wehrte ihn nicht ab, wurde unruhiger auf ihm.
Auch er wollte nicht länger warten. Er zog sie in die Kissen hinab, fasste ihre Beine in seine Armbeugen und zog sie hoch, bis ihre Knie fast ihre Schultern berührten. Sein Glied setzte er wieder an ihre feuchte Scheide und drang ein. Diesmal hielt er sich nicht zurück und stieß bald tief in sie, viele Male, mit jedem Stoß entfuhr ihr ein unterdrückter Schrei, sie krallte sich in die Kissen, in seinen Hintern – zog ihn auf ihr Becken hinab. In mehreren sehr harten Stößen ergoss er sich in sie und sank dann über ihr zusammen. Sie mussten beide lachen, so außer Puste wie sie waren. Die plötzliche Ermattung ließ sie nicht wegdösen, zu aufgewühlt waren sie beide von der Lust, die sie überwältigt hatte. Ja, seine zurückhaltende Begeisterung für sie als ganze Person hatte ein Begehren in ihr geweckt wie schon lange nicht mehr, gestand sie ihm.
Sie schäkerten, plauderten, schmusten zärtlich, tranken edlen Wein. Haut auf Haut drückten sie sich aneinander, und ihre Lippen gingen wieder auf Wanderschaft. Sie züngelte ihn in eine zweite Erregung und ließ sich hart von hinten nehmen. Wie sehr sie es genoss, war nicht zu überhören.
Ein letztes Mal, schon im Bett, jagte er sie mit den Künsten seines Mundes auf den Gipfel der Lust, dann schliefen sie Arm in Arm ein.
* * *
Dass Carola über Nacht bliebe, war nicht geplant gewesen. Er stahl sich sachte aus dem Bett, um sie nicht zu wecken. Sie räkelte sich ein wenig, griff nach ihm, murmelte Unverständliches und tappte ins Leere, wachte aber nicht auf. Er liebte es, schlafende Frauen im Morgenlicht zu betrachten, diesen friedlichen Ausdruck von tiefer Entspannung, mit zerzaustem Haar und ohne Schminke. Wunderschön fand er sie und er war froh, den Morgen nach dieser sinnlichen Nacht nicht ohne sie zu verbringen.
Am Empfang bat er um die Bereitstellung zweier Tische und Stühle der entfernten Konferenzrunde, damit er mit ihr im Zimmer frühstücken könnte, sowie eine reichliche Auswahl aus dem opulenten Frühstücksbuffet.
In dieser Preisklasse war die Erfüllung spontaner Wünsche kein Diskussionsthema. Während er an Tür den Hotelangestellten ihr Trinkgeld gab, hörte er, wie Carola vom Schlafzimmer ins Bad wechselte.
Er setzte sich an den Frühstückstisch, schenkte sich Kaffee und Orangensaft ein und wartete auf sie.
*
Sie stand in der Tür des Badezimmers, an den Türrahmen gelehnt. Aus dem erworbenen Fundus
hafte sie Slip, Strumpfhalter und Korsage in Schwarz mir dunkelroter, asymmetrischer Sprenkelung gewählt, von ihren Schultern hing, weit geöffnet, der silbrig schimmernde, seidene Morgenmantel — ein Traum.
Sie schien ihn schon eine Weile beobachtet zu haben, wie er in die Zeitung vertieft an seinem Croissant knabberte. Als er sie sah, ihr liebevolles Lächeln, strahlte er, bat sie zu Tisch und schenkte ihr ebenfalls ein.
Gute Laune hatte sie, schien sich zu freuen auf dieses gemeinsame Frühstück. Ganz nah kam sie, umarmte ihn, küsste ihn, und wieder überkamen ihn die Schauer der Erregung. Gut, dass Carola sich hungrig hermachte über die feinen Fruchtsalate, Säfte, Joghurt- und Quarkkreationen, filigranen Röllchen aus feinsten Schinkenspezialitäten mit Füllung aus undefinierbaren Gemüsepasten und derlei Köstlichkeiten. Der einen nächtlichen Sinnenlust folgte die anders geartete morgendliche, der sie sich genauso hemmungslos hingaben, jede feine Nuance auskosteten. Angesichts der wirklich makellosen Figur von Carola war es wahrlich eine Freude, ihr zuzusehen, wie maßlos sie auch im Genießen kulinarischer Freuden sein konnte. Bei all dem unterhielten sie sich angeregt und kein Katzenjammer plagte die beiden.
Schließlich forderte die Völlerei ihren Tribut. Carola stand auf, beugte sich zu ihm hinunter, drückte ihre warme Wange an seine, knabberte kurz an seinem Ohrläppchen, biss ihn zärtlich in den Hals und sagte: Ich geh mal Pipi machen!
Eine Zärtlichkeit im Vorbeigehen war das, und die Ankündigung keine frivole Einladung. Er sah ihr nach, wie sie mit leicht wehendem Mantel in Richtung Badezimmer schritt, keine einladende Geste forderte ihn auf, ihr zu folgen. Wie auch, von seinen abgründigen voyeuristischen Neigungen wusste sie nichts. Nein, hier zu fordern hatte er nicht den Mut, so schön wie alles gewesen war, wenngleich er das Gefühl hatte, ihr könnte er sich ganz offenbaren. So haderte er während ihrer Abwesenheit mit sich und seiner zögerlichen Maßlosigkeit. Warum eigentlich konnte er nie genug kriegen? Das belastete seine Ehe, und nun, nach dieser wunderbaren Zeit mit diesem sündigen Engel, trübte sich seine Stimmung ein, bloß weil nicht gleich eine Grenzüberschreitung Wirklichkeit wurde? Er war ein Getriebener, das wusste er, und ärgerte sich über sich selbst.
So ins Grübeln versunken, nahm er ihren leisen Schritt nicht wahr, als sie sich ihm von hinten näherte.
*
Ein Slip baumelte vor seinen Augen, duftete nach ihr! Hier, für Dich! hauchte sie ihm ins Ohr. Er hat meinen Duft schon ein wenig aufgenommen, dann hast Du was zu schnuppern, wenn Du mich vermisst.
Er fuhr herum. Nackt stand sie vor ihm, ohne Slip und Korsage genauer gesagt. Sie beugte sich herunter zu ihm und ihre pfirsichgleichen Brüste hingen vor seinen Lippen. Er musste sie küssen, ihre Nippel zu beschmusen, ihren Hals, ihre Kehle Sie griff schmusend in seinen Morgenmantel und streichelte sein Glied, das längst schon wieder aufgerichtet war.
Dann setzte sie sich auf den Tisch, schob das Geschirr mit ihren Pobacken sachte nach hinten, stützte beide Beine in den hohen schwarzen Schuhen auf die Lehnen seines Sessels und bot ihm ihren geöffneten, feuchten, duftenden Schoß dar. Genüsslich beobachtete sie die Faszination, die ihr Geschlecht bei ihm zum wiederholten Male auslöste. Mit gerötetem Kopf blickte er in schnellem Wechsel von ihren Augen zwischen ihre Beine, wieder in ihre Augen, auf ihre Brüste. Aus seinem Morgenmantel ragte sein Glied schon wieder erigiert hervor.
Langsam hob sie ihr rechtes Bein von seiner Armlehne und fuhr mit der Spitze ihres Schuhs vorsichtig an seinem Schaft entlang, auf und nieder. Dann streifte sie behutsam mit ihrem spitzen Absatz an seinem Damm zwischen seinen Hoden hinunter bis zu seinem Anus. Er reckte sich ihr entgegen, ließ sich den Muskel ein wenig drücken.
Die Situation war unglaublich erregend für ihn. Dass sie nicht wirklich angenehm war angesichts des kantigen, schlanken Absatzes, merkte sie sofort am Zucken in seinem Gesicht. Sie zog den Fuß ein wenig zurück und setzte den Absatz an die wegen der erregten Härte straff am Schaft anliegenden Hoden, hob zuerst den rechten, dann den linken ein wenig an, um dann, das Glied in der Beuge von Absatz und Sohle aufragend, an diesem entlang zu fahren, auf und nieder. Er stöhnte und rutschte unruhig hin und her. Endlich hörte sie auf, denn hatte er schon Angst, er könnte bald abspritzen.
Noch nie hatte eine Frau ihn mit Schuhen stimuliert und nun hatte er erleben dürfen, was so viele Männer an den Rand des Wahnsinns, zumindest aber vor solchen Damen auf die Knie bringt. Er sehnte sich danach, in ihre feuchte Enge einzudringen, aber noch schien es nicht an der Zeit. Er liebte es, den Moment hinauszuzögern, fiel nicht einfach über sie her, wollte sie wieder endlos mit allen Sinnen genießen, deshalb konnte erwarten.
Sie griff in die Weintrauben, biss lasziv in die Fülle, der Saft tropfte aus ihren Mundwinkeln, hinunter auf ihre Brüste. Er sah nur zu, atmete schwer, sog ihren Duft ihrer Vulva tief in sich auf.
Nun suchte sie eine schöne, große, makellose Traube und drückte sie zwischen ihre Schamlippen. Der frivole Versuch gelang nicht auf Anhieb, und die Bacchusfrucht kullerte über den Boden. Sie lachte herzerfrischend, und er mit ihr. Sie versuchte es wieder, mit Erfolg. Er sank auf die Knie und küsste sich von ihrem Nabel hinab zwischen ihre Schenkel, umspielte die Frucht, die, ihm vollkommen gleichgültig, eine so charmante Einladung in ihr Geschlecht war.
Sie, Carola, schmeckte herrlich, so ganz nach Frau, nach Erregung, unzählige Male hatte er ihren Geschmack erkundet seit gestern Abend, jedes Mal brachte eine neue Nuance sinnlichen Genusses. Es war tatsächlich ein Unterschied, ob sie Kaffee oder Brunello gepinkelt hatte.
Seine Zunge vibrierte auf ihrer Perle, drang in ihre Vagina, von wo auch diese Traube schon längst zu Boden gefallen war, fuhr tiefer an ihren Anus, umspielte ihn und kehrte zurück zu ihrer Klitoris. Sie presste sein Gesicht mit der Hand auf ihren Schoß und ihre Schenkel umklammerten seinen Kopf. Lauter, schneller, heftiger wurde ihr Stöhnen, bis sie mit einem lang gezogenen, mühsam verhaltenen, kehligen Schrei kam. Ihr Unterleib zuckte wild und seine Zunge, seine Lippen forderten weiter, bis sie ihn wegdrückte, weil sie schon überreizt war – und im Abstützen nach hinten in die weiche Butter griff.
Keuchend lachte sie, und betrachtete das Malheur an ihrer Rechten. Dann blitzte es in ihren Augen. Sie drückte ihn weg, stellte sich auf den Boden, stützte sich mit dem linken Ellbogen auf den Tisch und verrieb die Butter zwischen ihren Pobacken auf ihrem Anus. Ein noch etwas härteres Stücken drückte sie mit dem Mittelfinger in ihren Künstlereingang. Komm, hauchte sie, fick mich!
Er schüttelte den Morgenmantel ab, setzte seine Eichel an ihren Muskel und drang vorsichtig in sie ein. Sie zuckte ein wenig, wimmerte, aber ihre Hand fasste nach hinten an seinen Po und drängte ihn sanft zu ihr hin.
Langsam, ganz langsam bewegte er sich ihr. Ganz weich war sie, und ihr Hauchen, Keuchen, Stöhnen war ohne Anzeichen ernsteren Schmerzes, nur jener schwang mit ihn ihren kehligen Lauten, der die Lust befördert. Sie genoss die Penetration tatsächlich, drängte sich ihm mehr und mehr entgegen und steigerte den Rhythmus. Diese wunderbare Enge, dieser sündige, von ihr gewünschte und geliebte Akt, ließ seine Gier siegen über seine Vorsicht. Er stieß intensiver in sie, noch hellhörig, ob sie irgendwelche Anzeichen von Missfallen von sich gäbe. Aber sie gab sich seiner Leidenschaft ganz hin. Hart klatschte sein Becken an ihren Arsch, schneller und schneller und er kam tief in ihrem Rektum, herrlich schon wieder in ihr abzuspritzen.
Matt lag er auf ihr und sie mit der Last seines Körpers im Frühstück. Kurz ließ sie ihn so verweilen, japste mit ihm nach Luft. Dann befreite sie sich von ihm, umschlang ihn mit ihren Armen und drückte seinen Kopf an seine Schulter. Die Pupse, mit denen die Luft aus ihr entwich, ließen sie beide lachen, dann betrachteten sie das Chaos, das sie angerichtet hatten und machen sich daran, aufzuräumen. Ein ziemlich schöner Anblick war sie dabei, so nackt in Straps und Strümpfen.
Fand er.
* * *
Ich werde dich nicht anrufen, sagte sie, nachdem sie ihn zum Abschied geküsst hatte. Was er bis gestern Abend noch für selbstverständlich gehalten hatte auf Grund des klar bestimmten Engagements, war nun ein Stich ins Herz. Doch wie sollte er sich beklagen nach dieser Nacht? Sie lächelte spitzbübisch, durchschaute wohl seinen Gedankengang. Aber es würde mich freuen, fügte sie hinzu, wenn Du mich wissen ließest, dass wieder in der Stadt bist.
Ein Stein fiel ihm vom Herzen, wenngleich sich ein ungutes Gefühl in seinem Magen breit machte.
* * *
Im Zug nach Hause blickte er über die von der Abendsonne malerisch beschienene Landschaft, ein nicht enden wollendes Meer von Hügeln mit Feldern und Wäldern.
Doch vor seinem geistigen Auge sah er nur ihr Gesicht. Wie sollte das weitergehen? An einen Seitensprung hatte er nie ernsthaft gedacht, wiewohl sich seine einsamen Phantasien öfter anderen Damen als seiner angetrauten Liebsten zuwandten, einfach um das schmerzvolle Gefühl des Ohnehin-nicht-begehrt-werdens nicht auch noch im Träumen zu verspüren. Aber die noch jetzt nachwirkende tiefe Befriedigung, von einer attraktiven jungen Frau begehrt, verführt und unendlich einfühlsam geliebt zu werden, ohne dass er es betrieben hätte, machte es ihm schwer, Katerstimmung zu entwickeln. Im married, not dead – so hatte einst jemand seine lockere Einstellung der Untreue gegenüber ausgedrückt und er hatte nur Verachtung hierfür empfunden. Jetzt war er, der sensible, rücksichtsvolle Ehemann über seinen ganz eigenen Weg zu dieser Gefühlslage gelangt.
Mehr als die Frage seines weiteren Verhaltens seiner Frau gegenüber beschäftigte ihn jene, wie er es mit Carola halten sollte. Das Für und Wider ließ sich nicht eindeutig entscheiden. Auch wenn ihm nach allem nur nicht nach abwarten war, so war das wohl die einzige vernünftige Verhaltensweise. Das mochte ihm Zeit geben, aber hinausgeschobenes hatte ihn noch nie entlastet, es war damit einfach stets gegenwärtig. Sie hatte es ihm überlassen, sich zu melden. Damit war er nicht unter Druck von ihrer Seite.
Er selbst würde sich entscheiden müssen zwischen der Sehnsucht, dies alles noch einmal erleben zu dürfen und der Vernunft, die ihn daran erinnerte, dass Liebe mehr war als ein Strudel sinnlicher Regungen und er wirklich tiefe Gefühle für seine Frau empfand. Gerade diese machten es ihm jetzt einigermaßen leicht, seine Haltung ihr gegenüber zu finden. Nie hätte er das Bedürfnis, sie zu verlassen, sie, die in so mancher ernsten Not noch zu ihm gehalten hafte. Natürlich wäre sie tief verletzt, wüsste sie um das Geschehene und sie ließe nicht gelten, dass er nur einer anderen geschenkt hat, was sie nicht mehr wertschätzt. Es bräuchte so viel leidvolle Klärung bis wieder ein Gefühl des Vertrauens zu finden war. Was er, der einst fanatische Bekenner, nicht für möglich gehalten hatte: er entschied sich für die Abkürzung, seine Eheverfehlung für sich zu behalten und ebendieses Gefühl der Zusammengehörigkeit, das er ehrlich empfand trotz aller Schwierigkeiten, ohne überflüssigen Bruch fortbestehen zu lassen.
Für seine Heimkehr wenigstens fühlte er sich gewappnet.
*
Seine Frau bereitete ihm einen etwas unterkühlten Empfang. Das war immer so. Seine Auswärtstermine waren nicht sehr angenehm, er hatte über Menschen zu entscheiden und konnte nur selten helfen, wo schon Not war. Das belastete ihn und sie wollte sich nicht gern runterziehen lassen von dieser Stimmung – verständlich, aber ihm üblicher Weise nicht sonderlich hilfreich. Nun jedoch ermöglichte es ihm, mit seinen so gänzlich anderen Erlebnissen auf Distanz zu bleiben, ohne dass sie etwas bemerkte von der brisanten Lage. Es hatte ihnen über die Jahre geholfen, nicht immer alles in Gesprächen auszutragen, bevor die rechte Zeit gekommen war und nach ihrem Wunsch war ohnehin nicht alles zu erörtern. Das war ihm, der sein Herz auf der Zunge trug und alles und jedes zu beichten gewillt war, lange nicht leicht gefallen, bis er sich ihrem Wunsch entsprechend, nicht mehr verpflichtet sah, sie an allem teilhaben zu lassen.
Eigenartiger Weise hatte sie das nicht entfernt voneinander, sondern ihn erfahren lassen, dass sie sich in den wichtigen Dingen ihres Lebens blind verstanden und aufeinander verlassen konnten. Trotz der Verarmung ihrer erotischen Beziehung, die ohnehin nur er als solche empfand, schien die Liebe zu wachsen mit den Jahren. Und nun hatte er eine leidenschaftliche Nacht mit einer schönen, liebenswerten Frau verbracht, tiefe Gefühle für sie empfunden, doch zu seiner Frau fühlte er keinerlei Distanz. Es war verrückt, aber er war nicht im Geringsten beunruhigt. Diese beiden Frauen lebten in zwei verschiedenen Welten, und aus jeder erwuchs ihm Beglückendes.
Ein wenig aufgewühlt, aber im Grunde zutiefst zufrieden, war er in den Alltag zurückgekehrt.
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Im Halbschlaf griff sie nach ihm, nestelte gewohnt halbherzig an ihm herum, was er als Aufforderung zum Angebot einordnete.
Zart küsste er sich vom Hals hoch zu ihren Lippen und wild erwiderte sie seine Liebkosungen. Eine klitorale Stimulation wollte sie schon lange nicht mehr, doch seine Lippen brauchten ihre Brüste, ihren Schoß, ihren Anus. Dessen Verwöhnung, die sie meist abwehrte, ließ sie sich heute willig gefallen. Sanft fordernd war er gewesen. Die Erfahrung der vergangenen Nacht hatte ihm ein wenig Selbstvertrauen zurückgegeben. Nach dem ihm so wichtigen Auskosten ihres Intimbereichs mit Lippen und Zunge drehte er sie um und auf allen Vieren kauernd drängte sie sich seinem Glied entgegen. Ohne weiteres Vorspiel oder einen langsamen rhythmischen Aufbau stieß er hart in sie, so, wie sie es liebte. Da er sich unlängst schon mehrmals ergossen hatte, war seine Ausdauer enorm, sie kam mehrmals hintereinander und schrie ihre Höhepunkte in das Kissen. Als er endlich abgespritzt hatte in ihr, fielen sie zur Seite und er blieb noch ein Weilchen an sie gekuschelt in ihr, bis das schlaffe Glied sie verließ und sie in traumlosen Schlaf fiel.
So wie er bei ihr lag, unzähligen vergangenen Liebesnächten gleich, schien es ihm fast, als hätte er den jüngsten Sinnestaumel mit ihr erlebt. War Carola nur ein Traum gewesen? Nein, zu stark drängte sich nun die Erinnerung an sie in den Vordergrund. Er lag noch einige Zeit wach und fragte sich wieder und wieder, was nun? Aber er fand keine Antwort darauf und wollte es dabei belassen, wie es war. Die Erfahrungen der letzten beiden Tage waren einfach zu schön, um sich das tiefe Wohlgefühl durch Grübelei wieder zunichte zu machen.
*
Ganz so einfach war es nicht in den Tagen darauf, aber Carola rief nicht an und er beschränkte sich auf ein ausgiebiges Durchleben seiner Erinnerungen in seinen Phantasien. Diese waren schon vor der Begegnung mit ihr ein wichtiger Teil seines sinnlichen Lebens gewesen. Was er einst als armseligen Ersatz empfunden hatte, war längst zu einer Bereicherung von unschätzbarem Wert geworden. Die Gedanken sind frei, und hier war er ganz bei sich. Nur jetzt hatte der freie Flug der Gedanken und Gefühle ein Gesicht, eine reale Geschichte. Und er war nach unendlich langer Zeit wieder aus vollem Herzen begehrt worden. Er schaffte es nicht, unglücklich zu sein und auch das schlechte Gewissen hatte nur eine sehr leise Stimme.
* * *
Der Widerstreit kam erst richtig über ihn, als er wieder im Zug saß. Sollte er Carola anrufen? Er war nicht scharf auf eine Affäre, die am Ende alle unglücklich werden ließ. Und hatte sie ihn nicht längst vergessen, sie eine junge, attraktive Frau, ihn, sicherlich ein angenehmer Zeitgenosse, dessen angegraute Schläfen jedoch deutlich signalisierten, dass er seine besten Jahre unzweifelhaft hinter sich hatte? Ihre Abschiedsworte waren Balsam auf seiner Seele gewesen, aber er könnte ihr Vater sein und trotz dieses zeitlosen Schwebens im siebten Himmel konnte er sich nicht vorstellen, mit einer so jungen Frau zu leben. Ganz abgesehen von seinen nach wie vor starken Gefühlen für seine Frau.
Nur seine Träume am Tag und in der Nacht belebte Carola und er wusste nicht, wonach er sich mehr sehnte, es mit ihr zu treiben oder mit ihr zu reden in irgendeinem Cafe oder Restaurant. Diese Bilder wechselten in wahlloser, schneller Folge vor seinem inneren Auge. Anrufen?
Natürlich, aber auch: natürlich nicht! Kein Öl ins Feuer gießen! Ach was, mal sehen, wie der Geschäftstermin verläuft, dann könnte er sich immer noch entscheiden. Und wenn sie dann keine
Zeit hatte? Er fand keine Lösung.
So in endlos kreisenden Gedanken verloren, stieg er aus dem Zug und trottete mit gesenktem Blick zur Treppe in die Unterführung unter den Gleisen.
*
The Man is back in Town!
Den knurrigen Tonfall von Phil Mogg bekam die zarte Stimme neben ihm ziemlich gut hin. Verwirrt suchte er ihre Quelle.
Na, schöner Fremder, überrascht? Hast Du eine Minute oder bist du sehr in Eile?
Da stand sie, im langen dunkelgrauen, stark taillierten Wildledertrenchcoat, lässig geöffnet, darunter eine schwarze Bluse, ein sündig kurzer hellgrauer Minirock und schwarze Strümpfe, Ankleboots – ein Model eben.
Du hast nicht angerufen, dass Du kommst – hast Du keine Lust, mich zu sehen?
Sie fragte nicht als Bittstellerin, die trotz Angst, abgewiesen zu werden nicht anders konnte, als verzweifelt ihre Chancen auszuloten. Schon ihre Frage begleitete ein Lächeln, das verriet, wie sicher sie sich war über die wahre Antwort, wenn er auch noch so fahrig stammelte, Sachen wie: ich wusste nicht, ob Du mich tatsächlich wiedersehen willst, was tun wir da, ist es gut, eben all dieses Hadern der zaudernden, ängstlichen Ehemänner, die mit unverhofften wilden Gefühlen abseits gängiger Regeln dann doch nicht zu Recht kommen. Schließlich zuckte er mit den Schultern und gab sich im Kampf gegen seine mahnende innere Stimme geschlagen: natürlich habe ich ständig an Dich gedacht, verdammt nochmal: ja!
Lachend fasste sie ihn unter dem Arm und zog ihn zur Treppe. Dann ist es ja gut, dass ich die Initiative ergriffen habe. Diese wunderbare, vertraute Berührung! Warm wurde ihm, sein Puls erhöhte sich und seine Knie wurden weich.
Im Hinabgehen küsste er sie am Hals und fragte: Woher weißt Du eigentlich, das ich heute anreise?
Keine Angst, ich habe mich nicht bei dir im Büro erkundigt, beschwichtigte sie seine Bedenken. Natürlich ist man in Deinem Luxushotel sehr diskret, auch hinsichtlich Kunden, die für das Alltagsgeschäft einfachere Zimmer mieten. Aber so von Frau zu Frau war die Empfangsdame schon bereit, mir eine SMS zu schicken, falls Du wieder ein Zimmer buchst, solange sie keine persönlichen Daten herausgeben musste. Den Zug zu ermitteln, mit dem Du kommen würdest, war nicht schwer. Und strahlte über das ganze Gesicht.
Geschickte Detektivarbeit hatte sie geleistet im Interesse der Liebe. Er fühlte sich wunderbar.
Die Affäre hatte begonnen.
* * *
Es war fast wie in jungen Jahren, er konnte es kaum erwarten, seine dienstlichen Verpflichtungen zu absolvieren, war unkonzentriert, musste nachbessern, Vertagungen erwirken, eilte zum Treffen mit ihr. Ihre ruhige, innige Freude ihn zu sehen, zu küssen, zu umarmen beruhigte seine drängende Männlichkeit, doch nur um ihn kurz darauf auf den Küchentisch zu ziehen. Ihren Rock zog sie hoch, öffnete den Clip an ihrem Body, fasste sein Glied, das bereits aus seiner Hose ragte, und führte es ein. Schnell und wild liebten sie sich und sie kam wie in jener ersten Nacht, laut, unmissverständlich. Glücklich, ein wenig verlegen angesichts dieses Ausbruchs tauschten sie ein paar Zärtlichkeiten, um dann ganz einfach Kaffee zu machen.
Nun konnten sie ruhig miteinander umgehen, und es war wie es war. Sie erzählten sich vieles, Wichtiges und Belangloses, bekannten einander ihre Freude darüber, zusammen zu sein. Natürlich überkam sie abermals die die Lust und nach zwei weiteren wilden Vereinigungen, in denen sie sich durch die Wohnung liebten, war es endlich Zeit, ins Restaurant zu gehen.
*
Es folgten Wochen der Sinnlichkeit, in denen sie sich endlos liebten in Zärtlichkeit und Leidenschaft, in wildem Verlangen und zarten, zeitlosen Liebkosungen, Haut auf Haut. Endlose Gespräche in durchwachten Nächten oder bei zeitlich eingeengten Treffen in irgendeinem Cafe gaben ihnen das Gefühl, sich schon ein Leben lang zu kennen und noch im Schweigen waren sie sich nah. Selbst die Zeit, in der sie getrennt waren, konnte kein Blatt zwischen sie bringen.
Natürlich führte Carola jedes Wäscheteil seiner ureigensten Bestimmung zu, manches nicht nur einmal, und der Art, wie sie die Frühstücksbutter servierte, konnte er wirklich nicht widerstehen.
*
Was ihn selbst am meisten erstaunte: er hatte kein schlechtes Gewissen seiner Frau gegenüber. Ihm war widerfahren, was ihr nur noch am Rande etwas bedeutete und wofür sie keinen Aufwand betreiben mochte, nicht im Äußeren und nicht im sinnlichen Werben um ihn. Sie bediente sich nur einiger weniger zweideutiger Signale, die er im rechten Moment eindeutig zu verstehen hatte, ansonsten ließ sie es ohne Bedauern dabei bewenden. Die intime Begegnung mit ihr war sehr liebevoll, aber ohne Begeisterung, kein Feuer, nur noch eine starke Glut. Die gedankliche Fortschreibung dieser Entwicklung erfüllte ihn stets mit Bitterkeit.
Traf er Carola, war es, als lebte er in einer anderen Welt. Er war willkommen mit all seinen Sehnsüchten ohne eingesperrt zu werden in Erwartungen, die er nicht erfüllen konnte. Und da sie keine Anstalten machte, ihn in sein Leben zu integrieren, nur seine Anwesenheit genoss mit jedem Atemzug, zerrte nichts in ihm, diese Gratwanderung zwischen wahr gewordenem Traum und unverändertem alltäglichem Leben zu beenden.
Seine Frau nahm zufrieden zur Kenntnis, dass er ausgeglichener, weniger gestresst und niedergeschlagen war, insbesondere nicht mehr total erledigt und anlehnungsbedürftig von seinen Dienstreisen heimkehrte.
All die Signale, die Ehefrauen misstrauisch machen müssten, gute Laune beim Aufbruch in die Arbeit wie auch beim nach Hause kommen, unverhoffte Aufmerksamkeiten, unerklärliche Fröhlichkeit, einfühlsamer, leidenschaftlicher Sex, all diese Anzeichen für eine Affäre missdeutete sie. Sie schrieb es einem besseren Klima im Büro oder dem Fehlen häuslicher Probleme zu, dachte aber eigentlich überhaupt nicht darüber nach. Sie genoss es, nicht mit sexuellem Notstand und der daraus resultierenden Laune aufgekratzten männlichen Beleidigtseins konfrontiert, bei eigenem Bedarf aber aufmerksam verwöhnt zu werden. Sie hielt ihre intime Beziehung, ohne sich selbst nur annähernd bewegt zu haben, für gebessert, weil mann endlich begriffen hatte, dass die Regungen der Frau ein scheues Reh sind, für die er stets hellhörig bereit zu sein hatte, eigenes aber niemals fordernd sein dürfe. Nun war es so weit, und sie war’s zufrieden.
*
Nicht lange und Carola stieg nur noch in die hohen, schwarzen Schuhe für die intime Begegnung, eine letzte, kleine Hommage an das, was sie zusammen geführt hatte.
Das empfand er eigenartiger Weise noch gar nicht als Verlust, denn nach wie vor musste sie vieles an Vorbereitung für ihr Treffen bewältigen und nicht ein einziges Mal hatte sie ihn versetzt, nicht wegen des Jobs, nicht wegen einer Vorlesung oder eines Seminars. Seinen kleinen schmutzigen Wünschen entsprach sie wohlwollend und keine seiner ungewöhnlichen Liebkosungen wies sie je zurück. Hingebungsvoll war sie, nah, empfänglich für ihn, seinen Leib und seine Seele. Was mehr konnte er wünschen?
* * *
Die Sonne schien ihnen schon ins Gesicht, aber sie machte keine Anstalten, aus dem Bett aufzustehen. Ihre süße Melancholie war einer deprimierten Gemütslage gewichen, aus der er sie nicht erheitern konnte.
Er richtete sich auf, stützte sich auf seinen Ellbogen und streichelte ihr Haar, ihre Wangen, sah ihr lange ins Gesicht. Was ist? stellte er diese stets unselige Frage, aber die Zeit war gekommen. Endlich sah er es wieder, dieses sympathische, melancholische Lächeln. Das weißt Du selbst, antwortete sie sibyllinisch.
Er verstand nicht ganz, wenngleich er ahnte, dass sie vielleicht nicht mehr damit zufrieden sein könnte, gelegentlich diese sinnlichen Inseln in Raum und Zeit zu besuchen, um dann wieder allein in den Alltag zurückzukehren. Er zähmte seinen üblichen Redeschwall und wartete.
Sei ehrlich, Du liebst sie, und mich nur in dem begrenzten Bereich, in dem Du ein Defizit empfindest.
Das ist nicht wahr! Ich möchte Dich ganz erkunden, alles teilen mit Dir! argumentierte er hilflos und wenig überzeugend.
Das ist wahr, aber nur ein Teil der Wahrheit, schmunzelte sie bei allem Ernst und zog ihn mit der Hand in seinem Nacken auf seine Lippen. Ihre Zunge küsste ihn tief in den Mund und matt erwiderte er ihre plötzliche Leidenschaft, die nicht zu dieser unausweichlichen Aussprache passen wollte. Du willst eben nicht alles mit mir teilen. Du könntest es Dir nur vorstellen, abstrakt, wenn Du ungebunden wärst, wenn Du jünger wärst, wenn, wenn, wenn, wenn alles irgendwie anders wäre. Fast schien sie ihn zu verspotten. Er runzelte die Stirn und blickte ratlos in ihre dunklen Augen.
Keine Angst, ich will Dich nicht trennen von ihr. Und ich will unsere Affäre auch gar nicht beenden. Aber abseits des wunderbaren Sinnenrausches ist es etwas unverbindlich. So was bleibt nicht ohne Folgen.
Er verstand, was sie meinte. Auf sie wartete niemand, wenn er gegangen war. Auch wenn sie ihr quirliges Leben liebte, in dem er nur einen Teil ausmachte zu besonderen Stunden, es war nicht Fisch und nicht Fleisch. Die liebende Seele will mehr. Seine Augen wurden feucht.
Es ist nicht gut, nur eine Nebenrolle zu spielen, fuhr sie fort, auch wenn sie wunderbar war. Nur begonnen hatte sie als Hauptrolle, und deren Dauer und Ausmaß waren eigentlich begrenzt, wie jedes Engagement. Ich habe mich voll und ganz engagiert, mehr als Du gefordert hattest und mir auf Dauer gut tut. Selbst wenn Du mit fliegenden Fahnen zu mir überlaufen würdest, das Geheimnis wird schwinden mit der Vertrautheit, sowie auch bei Euch war, und dann werden wir die Unterschiede zwischen uns schmerzhaft empfinden. Wie sollen wir all das für uns erschaffen, was ihr in einem halben Leben begründet habt?
Ich bin Dir also zu alt? fragte er hilflos.
Bin ich Dir zu jung? konterte sie ein wenig giftig. Nicht bei dem, was wir gemeinsam haben, Du bist ein aufmerksamer, einfühlsamer Liebhaber. Aber insgesamt trennen uns die Jahre, gestand sie leise.
Eigentlich sprichst Du mir aus der Seele, nur schmerzt es so unendlich, Dich zu verlieren.
Du verlierst mich nicht, aber wir können die Wirklichkeit nicht ausschließen und es wird sich ändern mit der Zeit.
Das hatte es schon. Mit zärtlichen Küssen bedeckte sie sein Gesicht, seinen Nacken, forderte seine sinnliche Zuwendung ein weiteres Mal ein und es war schön wie immer. Aber sie liebten sich traurig wie nie zuvor und ihrem Abschied war erstmals Bitterkeit beschieden.
* * *
Natürlich trafen sie sich wieder, wenn er in der Stadt war – und sie Zeit hatte. Sie ordnete dem nicht mehr alles andere in ihrem Leben unter. Sie wurden sprachloser und ihre Ratlosigkeit konnten sie nur unvollkommen überdecken mit dem blinden Verstehen in der erotischen Begegnung.
Das Ende kam ganz bieder. Sie hatte einen Freund gefunden, einen, für den sie leichten Herzens alles aufgab, weil er sie ganz wollte und sie ihn.
Dass es gut war, sah K. in ihren Augen. In denen nämlich konnte er nach dieser langen Liebe lesen wie in einem Buch.
lt hurt’s so good, hieß es in vielen Liedern, und ihn traf genau dieser bittersüße Schmerz, als sie ihm liebevoll das Ende offenbarte. Tatsächlich war er erlöst, denn der Lauf der Dinge hatte ihnen eine endgültige Entscheidung erspart. Ja, er war glücklich, wie es für Carola gekommen war, denn auch wenn er sich ganz für sie entschieden hätte, hätte er nicht in ihr junges Leben gepasst.
Aber seine einsamen Stunden waren qualvoll, denn er würde sie nie wieder spüren und berühren, riechen, schmecken, liebkosen. Das war dann die Hölle. Es würde dauern, ihre Liebe als unverhofftes Geschenk einzuordnen in die guten Erinnerungen des Lebens, von denen er zehren konnte.
Bitter gestand er sich ein, dass er in keiner Liebesbeziehung gestaltend wirken konnte. Natürlich, Glück haben ist Glückssache, und davon hatte er reichlich gehabt in seinem Leben. Nur es festzuhalten, das gelang so selten.
Im Herzen war sie gegenwärtig, aber seine Lippen, seine Zunge, seine Haut, sein Glied, all seine Sinne vermissten sie.
* * *
Und K.‘s Frau?
Missmutig nahm sie zur Kenntnis, dass er nach einem Jahr ihr wohltuender Zufriedenheit wieder unausgeglichen, launisch, überempfindlich wurde und erkennen ließ, dass er sich erotisch vernachlässigt sah.
Warum nur hatte sie dem Himmel so voreilig gedankt?
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