New Planet

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New Planet

New Planet

Anita Isiris

Marlise wohnt in einem dieser typischen Zierrasenquartiere. Sie ist eine unscheinbare 24jährige Frau, mit der man gelegentlich „über den Gartenzaun hinweg“ ein nettes Gespräch führt, die man aber kaum im Gedächtnis behält – weil sie eben so unscheinbar ist. Meist trägt sie geblümte Kleider, irgendwie „out of fashion“ – aber zu ihr passen sie. Wenn sie sich schminkt, dann wirklich sehr dezent, so, dass nicht mal ihr Mann es merkt, wenn er am Abend müde von der Arbeit nach Hause kommt. Marlise ist – vielleicht gerade ihrer unauffälligen Erscheinung wegen – eine Frau, die auf der Strasse sehr oft angesprochen wird. Um Geld von den Junkies, die um den Bahnhof herum lungern. Um Unterschriften von Greenpeace, Peta, vier Pfoten und was der respektablen Organisationen mehr sind. Um Statements von so genannten Konsumentenorganisationen und religiösen Vereinen. Und hier sind wir beim Thema. Lieber Leser; erinnerst Du Dich an Jehovas Zeugen? Hattest Du mal einen „Wachtturm“ in Händen? Bluttransfusionsverbot und so…? O.K. Ich verbitte mir hier ein Statement. Soll doch jeder denken, was er will. Penetrant wird es erst, wenn sie an der Haustür klingeln und einen Schuh in den Türeingang halten. Im Internet-Zeitalter ist aber alles unphysischer, smarter, sublimer geworden. Suggestiver, sozusagen. Zeit für Dianetik, Ihr Lieben. Und Zeit für „New Planet“. Marlise nun war sehr empfänglich für geistig-spirituelle Höhenflüge – das profane Leben mit Zierrasen und Geranien konnte doch nicht alles gewesen sein. Offenheit und Neugierde für besagte Belange strahlt sie aus, und die „New Planet“-Schnüffelhunde Jeb und Tom sind auf solche Frauen getrimmt worden. Frauen, die jungfräuliche Unschuld ausstrahlen, Frauen mit blondem Pferdeschwanz und geblümten Kleidern. Frauen wie Marlise. Frauen, die in Zierrasenquartieren wohnen. Und: Frauen, die tagsüber alleine sind. Jung und allein.

Am Dienstagmorgen um 09:30 Uhr klingeln Jeb und Tom an ihrer Tür. „Dürfen wir Sie kurz sprechen? Sie werden nichts bereuen.“ Marlise denkt erst an Hausierer und will die beiden eigentlich abwimmeln. Sie ist aber nicht eine Frau, die nein sagen kann. Jedenfalls nicht immer. In diesem Fall lässt sie sich von Jebs tiefliegenden Augen hypnotisieren und bittet die beiden herein. Sie kennt sich selbst nicht mehr; man weiss doch um die Gefahr, die von Fremden ausgeht, die an der Haustür klingeln. Als sie vor den beiden Männern die Treppe hoch steigt, zeichnen sich unter dem Blumenkleid kleine, freche Pobacken ab. Jeb hebt die Augenbrauen und knufft Tom in die Seite. „Sie wird nichts bereuen“, denken beide im selben Augenblick. „Kann ich Ihnen etwas anbieten?“ Marlise führt die beiden auf die ausladende Veranda. Hier ist es etwas weniger anonym als in der kleinen Wohnung; zudem würden ihre Nachbarinnen sofort reagieren, falls sie um Hilfe schreien musste. „Worum geht es überhaupt?“ Als sie sich setzt, ist für den Bruchteil einer Sekunde ihr himmelblaues Höschen zu sehen, was Tom nicht entgeht. Hier, lieber Leser, beschreibe ich die so genannte „Zwischensekunde“. Es handelt sich um den Sekundenbruchteil, in dem eine berockte Frau die Beine übereinander schlägt und den Slip blitzen lässt. Aufmerksamen Männern entgeht die Zwischensekunde nie, falls sie einer so angezogenen Frau gegenüber sitzen. Es ist nicht fair, einfach nur hinzuglotzen, Leser! Der Zwischensekunde entziehen kann sich aber kaum einer. Wie ein schwarzes Loch im Universum oder wie das Bermudadreieck gehen von der Zwischensekunde Negativenergien aus, ein Sog, ein Strudel, ein Orkan gar... und Mann MUSS einfach hinschauen, in den Bereich, in dem der weibliche Tempel liegt. „Wir glauben, dass Du eine sehr unsichere Frau bist, Marlise“, beginnt Jeb das Gespräch sehr direkt und duzt das Objekt seiner Begierde ohne Zögern. „Deine Körperhaltung, das Übereinanderschlagen Deiner Beine, der gesenkte Blick, Deine Art, Dich zu kleiden… all das weist darauf hin, dass Du den Messias nicht spürst.“ Marlise verspürt ein flaues Gefühl im Magen. Sie weiss um ihre Unsicherheit, aber auf ihre Kleidung hat sie noch niemand so direkt angesprochen, geschweige denn, ein Mann. „Du hast in Deiner Vergangenheit dunkle Flecken, Marlise, Flecken, von denen wohl nicht mal Du etwas weißt. Träumst Du gut?“ Marlise kann sich nur an traumlose Nächte erinnern, ganz selten erwacht sie mal mitten in der Nacht und spürt, dass sie feucht ist. Dann weiss sie, dass ihr wohl ein Mann das gegeben hat, wozu der schnarchende Stef neben ihr nie und nimmer im Stande ist. An Details erinnern kann sie sich bei allem Bemühen aber nie. Ist es möglich, dass der Mann, der jetzt über einem Himbeersirup ihr gegenüber sitzt, davon ahnt oder gar weiss? Wir kommen von „New Planet“, Marlise, und wir wissen, dass Du uns brauchst. Du brauchst uns einfach, und Du brauchst „es“. „“Es“ ist das Heilige Fluidum, eine Flüssigkeit, die Deiner Seele Flügel verleiht und Dich über Dein bisheriges Leben hinweg hebt. Du bist auserwählt, Marlise.“ Sie schluckt leer und richtet mit der linken Hand ihren Pferdeschwanz. Dabei offenbart sie ihre sorgfältig rasierte Achselhöhle. Es beginnt zu knistern. Von Ferne sirrt ein Rasenmäher. Jeb fixiert sie. Marlise kann sich seinen dunklen Augen nicht entziehen. „Entspann Dich, Marlise, wir können Dir helfen. Ist Deine momentane Körperhaltung bequem?“ Marlise, die mit übereinander geschlagenen Beinen da sitzt, zupft ihr Kleid zurecht und ändert die Sitzposition. Sie öffnet ihre Schenkel, und das blaue Höschen ist wieder zu sehen, ein neuer Sloggi Slip. „Wir werden Dir Feuer geben, Marlise, Du wirst ganz tief in Dir den Messias spüren. Du wirst nichts bereuen. Lass uns einfach machen, ja?“ Marlise weiss nicht, wie ihr geschah. Die raue Stimme dieses Unbekannten mit den hypnotisierenden Augen. Sein etwas scheu anmutender Partner, der ihr zwischen die Beine starrt. Das Unkraut im Garten, das getilgt werden und die Äpfel, die gepflückt werden müssten für den Kuchen, am Abend. „Lass mich Deine Fusssohle lesen“, lässtTom sich vernehmen. „Wir begeben uns auf eine Analysereise.“ Warm scheint die Sonne, die Forsythien leuchten und die warme Stimme tut ihr Übriges. „Wenn das mein Mann wüsste…“, sagt sie und streckt Tom ihren rechten Fuss entgegen. Dieser zieht ein Ölfläschen aus seinem Anzug und wärmt ein paar Tropfen in seiner Hand. Dann massiert er Marlises sorgfältig manikürten Fuss. Er beginnt mit kreisenden Bewegungen bei der Ferse und arbeitet sich zu den Zehen vor. Es kitzelt leicht; dann gehen Hitzewellen durch Marlises Körper. Rote Flecken erscheinen an ihrem Hals. „Ganz ruhig, Mädchen, ganz ruhig“, lässt Jeb sich vernehmen und greift nach Marlises Hand. Diese entzieht sich ihm nicht und hört gebannt auf Toms Stimme. „Ich fühle ein Energieloch, Verlust und Trauer“, sagt er leise, „Du hast sehr tiefe Schwingungen, Liebes“. „Liebes“? Hat er wirklich „Liebes“ zu ihr gesagt? Marlise wirft den Kopf nach hinten und wirkt das erste Mal ein ganz klein wenig lasziv.

„Öffne jetzt langsam Dein Kleid.“ Jeb lässt Marlises Hand los, und tatsächlich: Diese wandert zum obersten Knopf und folgt Toms Aufforderung. Auf Bauchhöhe angelangt, fällt der Sommerrock von ihren Schultern und gibt ihre Apfelbrüste frei, die von einem lindgrünen BH nur knapp bedeckt werden. „Luder“, denkt Jeb, und „atme ganz tief“, sagt er. „Geile Nutte“, denkt Tom, und „ich sehe Licht“, sagt er. Marlise ist jetzt Wachs in seinen Händen. „Wir sollten jetzt nach drinnen gehen. Wenn nur mein Mann nicht…“. „Kein Problem mit Deinem Mann“, beruhigt sie Tom, „wir haben jetzt 10:30 Uhr, und bis Mittag ist noch viel Zeit“. Marlise führt die beiden in ihr Schlafzimmer. Kurz vor der Tür fällt ihr Kleid ganz von ihr ab; der lindgrüne BH kontrastiert prima mit dem himmelblauen Slip. Marlise ist ganz einfach zum Vernaschen. „Wir geben Dir gleich den „New Planet“, Süsses, gleich… wirst Du von Schwingungen erfüllt, von Lebensfreude, von Lust, von Begierde“. Das erste Mal kommt in Marlise so etwas wie Scham hoch. Was bringt sie bloss dazu, mit zwei fremden Männern in ihrem Schlafzimmer… „Das Höschen behalte ich an“, sagt sie bestimmt. „Aber klar doch, Kleines, wer redet denn von Deinem Höschen. Wir reden von Schwingungen, dem Inneren Messias, dem Heiligen Fluidum. Komm, setz Dich jetzt aufs Bett.“ Marlise tut, wie ihr geheissen, und Tom streichelt ihr Haar. „Wir bringen Dir das Feuer, Süsse. Das Heilige Feuer. Mit diesem Feuer kannst Du noch manchen Apfelkuchen backen. Jeb kniet sich hinter ihr hin und massiert ihre Schultern. Dabei schiebt er die BH-Träger nach unten und öffnet die Ösen. „Das ist besser so“, erklärt er, „Du musst jetzt ganz frei atmen, Marlise.“ Tom steht auf und öffnet das Schlafzimmerfenster. „Nicht… die Nachbarn könnten uns sehen…“ protestiert Marlise. „Du musst Dich öffnen, Mädchen, öffnen für die Welt, öffnen für den „New Planet““. Alle Bedenken fallen von Marlise ab; mit kräftigen, warmen Händen liebkost Jeb ihre Oberarme, den Rücken und die Hüften. Ein Windhauch streift Marlises Brustwarzen. Sie sind steil aufgerichtet, und Tom muss sich sehr beherrschen, um nicht daran zu lutschen. Marlise verschränkt die Arme hinter dem Kopf und streckt ihren Oberkörper. Tom setzt sich neben sie und streichelt mit dem Fingerrücken ihre rechte Achselhöhle. „Bist empfindlich da, hm? Geile Apfelbrüste hast Du ja… Bald wirst Du bereit sein, bereit für das Heilige Fluidum.“ Marlise ist feuerrot im Gesicht, öffnet intuitiv die Schenkel, und atmet schwer. Die beiden „New Planet“-Männer wirken irgendwie cool, professionell, und noch keinem Mann war es bisher gelungen, Marlise derart hoch zu jagen. Der Zeiger rückt gegen elf Uhr. Tom streichelt ihren rechten Oberschenkel und nähert sich mit kreisenden Bewegungen ihrem Tempel. Marlise weiss nicht, wie ihr geschieht. „Du kannst den Slip problemlos anbehalten“, lässt Jeb sich vernehmen. „Problemlos, hörst Du?“ Er zieht Marlise nach hinten, so dass sie auf den Rücken zu liegen kommt. Unter dem engen Slip zeichnen sich wunderbar ihre Schamlippen ab. Das ist fast zu viel für Tom. Wie gern hätte er sie gevögelt. Jetzt. Auf der Stelle. Er hält aber an sich und massiert ihren Bauch. Marlise schliesst die Augen und sieht mit einem Mal Jeb vor sich. Jeb mit einem herrlichen, prallen Schwanz, der ihrer harrt. Ein Stück dünne Baumwolle trennt sie von ihm und verwehrt ihm den Blick auf ihr Innerstes. Gestern ist Tom dran gewesen, bei Lisa, einer 18jährigen Violinistin. „Feuergeige“, hatten sie sie zärtlich genannt. „Feuergeige, willkommen auf dem „New Planet.““ Auch für Marlise haben sie bereits einen Namen. Apfelbrüstchen. Der „New Planet“ wird allmählich besiedelt, aber nicht von virtuellen, sondern von realen Figuren, von Frauen, die die Liebe geniessen wollen – mal ganz abseits vom normalen Werden und Vergehen. „Mach mit mir, was Du willst“, sagt Marlise noch, während Jeb ihren Slip zur Seite schiebt und sein Heiliges Fluidum in die feuchten Tiefen der scheuen, unscheinbaren Frau spritzt. Der Rasenmäher sirrt noch immer.
Am Abend gibt’s dann Apfelkuchen.

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