Neinichbinüberhauptkeinschlimmer. Eher scheu, schmalschultrig, klein, blass. Das sind meine Markenzeichen, mein Branding. Die Gedanken in meinem Kopf sind aber gross wie die Ozeane, heiter wie alle Sonnen, lüstern wie die Satyrn am Blocksberg, so sie sich denn dort einfinden.
Nils Familie war sehr unkonventionell – ganz im Gegensatz zu meiner eigenen. Mein Vater wurde von seinem Job als Spitalverwalter aufgefressen, der Vater von Nils arbeitete nicht wirklich. Er war Berufsdrummer. Klar ist drummen auch Arbeit. Aber doch was ganz anderes, als wenn man seine Lebensenergie in Sitzungen an langen Tischen investiert.
Unsere Mütter: Meine wie ich: Scheu, blass, klein. Keine Frau mit Selbstvertrauen. Nils Mutter hingegen war ne echte Wucht: Sie hatte einen wunderschönen Hals, sinnliche Hände (so weit ich das mit meinen 18 Jahren beurteilen kann) und einen nicht zähmbaren dunkelbraunen Lockenkopf. Sie war das wahre Ultrafiltrat einer Frau. Steckte immer in tollen bunten Jeans. Duftete paradiesisch. Hatte männersinnenverwirrende Melonenbrüste. Kochte lecker. Spielte Klavier wie ein Orkan. Hatte ein verführerisches Lachen.
Die Mutter von Nils hiess Lea, stand gerade zuoberst auf der Leiter, hatte eine Malschürze an und besserte die Hausfassade aus. „Pass auf, dass Du nicht runterfällst“, rief ihr Urs, ihr Mann, im Vorbeigehen zu. „Es ist so heiß heute, Mensch“, beklagte sich Lea. „Zieh doch die Bluse aus.“ Drummer können so was von unsensibel sein. „Ich hab nichts drunter an“, lachte Lea. „Ist doch egal. Ich bin ja Dein Mann – und vor den beiden Jungs brauchst Du Dich auch nicht zu schämen.“
Dann tat Lea etwas, womit wohl auch Urs nicht gerechnet hätte. Sie schob die Träger der Malschürze über ihre Schultern, und die Welt hielt den Atem an. Der Stoff von Leas Bluse spannte sich über ihren männersinnenverwirrenden Melonenbrüsten. Die Malschürze fiel zu Boden, und Lea knöpfte langsam ihre Bluse auf.
Ich wäre gern Lea..
schreibt Gabi.K