Lea seufzte leise. Heute war überhaupt nicht ihr Tag und sie war absolut nicht in Fetenstimmung. Ausgerechnet heute sollte der neue Chef ihres Mannes mit einer offiziellen Feier vorgestellt werden. Schon morgens beim Cappuccino war ihr ein Gedicht in die Finger geraten, welches sie an alte Zeiten erinnerte.
*...die Neugier treibt *
doch Sehnsucht bleibt
......
erst die Lust
dann kommt der Frust
.......
was bleibt ist das Verlangen
der Sehnsucht verhangen
......
Lea schniefte und wischte sich über die Augen. Sie hatte heute genug geheult. Es reichte jetzt. Vorbei ist vorbei. Feierabend.
Wahllos griff sie einen schwarzen Minirock aus dem Schrank und ein passendes Top. Dazu schwarze, halterlose Strümpfe und einen langen Blazer.
Sie legte die Kleidung auf das Bett und ging hinunter ins Wohnzimmer. Lea beobachtete die Pferde auf der gegenüberliegenden Koppel, aber ihre Gedanken schweiften ab.
Ein Jahr wahr es jetzt her, dass sie nichts mehr von ihm gehört hatte. Sie hatten sich im Internet kennen gelernt und eine Weile zusammen gechattet. Mit der Zeit kannten sie sich immer besser und es knisterte zwischen ihnen. Er wusste, dass sie verheiratet war und hatte das von Anfang an akzeptiert. Beide wussten, dass es nie was werden konnte, aber sie waren machtlos. Sie hatten sich verliebt.
In einer langen Chatnacht tauschten sie ihre Telefonnummern. Jede Gelegenheit nutzten sie für endlose Telefonate. Es war Wahnsinn, sie waren sich so nah, und doch kannten sie sich nicht. Nicht mal ein Bild des Anderen hatten sie. Aber das war auch nicht wichtig. Seine Art zu Schreiben, seine Worte, seine Stimme, all das machte ihn aus, ihren Zauberer.
Ein verklärtes Lächeln spielte um Leas Lippen.
Schnell ging sie hinauf ins Badezimmer und stellte sich unter die Dusche. Während das heiße Wasser auf ihren Körper prasselte, wanderten ihre Gedanken zurück zu ihrem Zauberer.
Es wurde immer schwerer alles geheim zu halten. Lea hatte Steve gegenüber ein total schlechtes Gewissen, aber der Reiz war stärker. Sie redeten über Gott und die Welt und genossen die kostbaren Minuten. Er war beruflich sehr eingespannt und die Zeit war knapp. Sie sehnten sich nach einander und waren doch auch unzufrieden mit der Situation. Aber es gab keine Lösung.
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