Pause

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Pause

Pause

Erwin Matleitz

Ich will versuchen, etwas zu schlafen.

Es wird nicht schwer sein.
Das gleichmäßige Geräusch der Triebwerke wirkt einschläfernd.
Nicht nur das.
Die Beleuchtung im Flieger ist auf die dunkelste Stufe gedimmt.
Das Essen und der Cognac danach tun ihre Wirkung.
Ich bin müde, schläfrig.

Mit der Transatlantik-Strecke hatte ich heute Glück.
Die Fluggesellschaft nicht.
Schnee in New York.
Viele Zubringerflüge sind nicht mehr rechtzeitig eingetroffen.
Nur meiner war pünktlich.
Und die Machine nach Deutschland muss jetzt raus.
Sonst wird's zu eng mit dem nächsten Slot.

Die Kabine ist höchstens zu einem Viertel belegt.
Eine Reihe gehört alleine mir.
Die viertletzte.
Ich sitze im Mittelblock, Fensterplätze sind auf einem Nachtflug meist witzlos.
Finde ich.
Außerdem könnte ich später noch wecheln.
Bei Morgenrot und Sonnenaufgang das Frühstück vor der Landung genießen.
Im Moment sitze ich aber am Gang.
So ist der Blick auf den Videoschirm am besten.
Der Spielfilm ist allerdings seit 10 Minuten vorbei.
Der Bildschirm zeigt nun wieder Kartenausschnitte im Wechsel mit anderen Flugdaten.

Links von mir der Gang, rechts von mir drei freie Sitzplätze.
Ich stehe nochmal auf.
Gehe ein bißchen auf und ab.
Füße vertreten.
Auch viele andere Reihen sind praktisch leer.
Ganz hinten ist die Kabinen-Crew versammelt.
Einige unterhalten sich leise.
Andere blättern ziellos in Magazinen.
Eine kleine, zierliche Stewardess verlässt den Waschraum als ich gerade dorthin will.
Hat sich wohl gerade frisch gemacht.
Sie riecht gut.
Leicht und luftig und blumig, wie ein Garten im Frühling.

Ich könnte mich vielleicht hinlegen.
Es sind immerhin vier Sitze in der Reihe.
Die Armlehnen dazwischen schon hochgeklappt.
Nur am Ende, jeweils an den Gängen, geht das anscheinend nicht.
Vielleicht kann man sie dort überhaupt nicht hochklappen.
Oder muss sie vorher irgendwie entriegeln.
Ich werde vielleicht ein wenig eingeklemmt liegen.
Also doch besser einfach die Rückenlehne nach hinten stellen, so weit es geht?

Stunden liegen noch vor mir und auch schon die vorhergehende Nacht war kurz.

Einen Schluck Cognac habe ich noch, den muss ich noch austrinken.
Dabei dämmere ich weg.
Ich gehe einen Gartenweg entlang.
Der Geruch ist zu intensiv und real für einen Traum.
Dezenter Duft, nicht von Blüten.
Eher von einem Deo oder Parfum.
Es ist ihr Geruch.
Die zierliche Stewardess steht im Gang neben mir, beugt sich über mich.
Nimmt mir das fast leere Plastikglas aus der Hand.
Ihre Uniformjacke hat sie im Moment abgelegt.
Beinahe hätte ihre Bluse mein Gesicht gestreift.
Oder hat sie?
Hat mich das geweckt?
Sie lächelt mich an als wolle sie sagen "Darf ich?".
Nachdem sie weg ist, schließe ich wieder die Augen.
Ich versuche weiterzuträumen.
Von einem Frühlingsgarten.

Wieder weckt mich das Parfum der Stewardess.
Diesmal steht sie nicht im Gang neben mir.
Ich brauche einen Moment Zeit, muss mich erst zurechtfinden.
Sie hat es sich auf den freien Sitzen bequem gemacht.
Auf den Sitzen rechts von mir.
Direkt neben mir.
Ihr zierlicher Körper in eine Decke eingehüllt.
Für sie passt die Länge der Reihe beinahe, aber nicht ganz.
Sie hat die Beine angezogen, liegt mit angewinkelten Knien auf dem Rücken.
Ich fühle, fühle etwas.
Ihr Kopf liegt auf meinem Schoß.
Ich bin erstaunt als ich hinunterblicke, ihr direkt ins Gesicht.
Sie benutzt meinen Schoß als Kopfkissen.
Spricht kein Wort.
Nur ein fast schüchternes "Ich störe doch nicht?" liegt in ihrem Blick.

Dann scheint auch sie wegzudämmern.
Dafür lässt sich mein Schlaf jetzt Zeit.
Ist es ihr Parfum?
Ich habe das Gefühl, ich werde immer wacher.
Wo ist eigentlich meine Hand?
Auch unter Decke.
Unter der Decke, in der sie eingehüllt ist.
Sie hält sich an mir fest, umklammert unter der Decke mein rechtes Handgelenk.
Woher weiß sie es?
Dass ich das mag.
Auf jeden Fall darf sie es.
Gerne darf sich Mrs. Frühling im Schlaf an mir festhalten.

Ich versuche, ihr Gesicht zu betrachten.
Wenn die Bildschirme die Karte zeigen, geht es.
Wird das Flugdatenbild angezeigt, reicht das Licht kaum noch.
So nah wirkt sie älter, vielleicht Mitte bis Ende 30.
Oder schon darüberhinaus?
Gar deutlich darüberhinaus?
Täuscht aus der Entfernung einfach ihre zierliche Figur?
Dennoch, ein sehr attraktives Gesicht.
Zart und gleichmäßig, eher lebenserfahren als "alt" wirkend.
Auch eine Spur von Strenge kann ich ausmachen.
Strenge im Sinne von Autorität und Durchsetzungskraft, keinesfalls Verbitterung.
Sie wirkt sehr zufrieden.

Schläft sie überhaupt?

Ihr Atem ist gleichmäßig.
Aber doch ein wenig schneller als bei einer Schlafenden.
Nicht viel, aber doch zu schnell, finde ich.
Auch wenn sie die Augen die ganze Zeit geschlossen hält.
Unter der Decke spüre ich ihren festen Griff um mein Handgelenk.
Als wolle sie sagen "Denk bloß nicht, dass du die Hand da wegnehmem darfst".

Ich fühle, wie sich ihr Brustkorb regelmäßig hebt und senkt.
Weiches warme Haut unter meiner Hand.
Nun bin ich fast vollends wach.
Wie es bei ihr ist, weiß ich immer noch nicht.
Schläft sie oder tut sie nur so?
Und hat sie meine Hand absichtlich an diese Stelle geschoben.
Genau an diese Stelle, ihre rechte Brust halb umschließend?
Ich denke, sie hat einen schönen Busen.
Passt gut in die Hand und fühlt sich gut an.
Ein weiches, warmes Gefühl.
Seidig warm und der Geruch von Frühling.

Daumen Zeigefinger müssten direkt am Nippel liegen.
Ich mache eine unwillkürliche Tastbewegung.
Noch bevor ich den Gedanken wirklich fertig gedacht habe.
Meine Finger fühlen die runzlige Haut ihres Warzenhofs.
Spontanes Zusammenziehen.
Sie scheint kleine, sehr festen Brustwarzen zu haben.
Bei Licht betrachtet sehen sie warscheinlich dunkel aus.
Und sie sind schon so hart.
Trüge sie ein T-Shirt ohne BH, alles würde jetzt schamlos verraten.
Durchgedrückter Stoff, kein Versteckspielen möglich.
So sagen es mir meine Finger.
So stelle ich sie mir vor, im T-Shirt, Frühlingsgeruch verströmend ...

Ist ihr Atem schneller geworden?
Ihre Hand umschließt nach wie vor fest mein Handgelenk.
Drückt sie meine Hand jetzt fester an ihre Brust?
Ja, ich habe diesen Eindruck.
Sie presst meine Handfläche gegen ihre nackte Haut, während ich mit Daumen und Zeigefinger die ultraharten Nippel massiere.
Dann ein kurzer, etwas festerer Druck von mir.
Kurz, nicht wirklich fest, aber bestimmt.
Ich habe den Eindruck, sie unterdrückt ein Aufstöhnen.
Kein Aufstöhnen im Schmerzes sondern im Überraschtsein.
Bisher ging die Kontrolle doch quasi von ihr aus?
Die Bildschirme sind gerade zu dunkel, als dass ihr Gesicht erkennen könnte.
Dann liegt sie wieder völlig ruhig.

Ihr Oberkörper liegt völlig ruhig, nicht ihre Beine.
Auch ihr Kopf nicht.
Drückt sie ihn absichtlich fester in meinen Schoß?
Kleine, rhytmischen Drehbewegungen, zu wenig, um es deutlich wahrzunehmen.
Aber genug, um zu wissen, dass sie von ihr ausgehen.
Sanft und mit größter Vorsicht rolle ich ihren Nippel zwischen den Fingern.
So leicht und fast unmerklich wie sich ihr Kopf auf meinem Schoß bewegt.
Fast als wäre ihr Nippel der Knopf, mit dem ich ihre Bewegungen steuere.
Oder ist es umgekehrt, steuert sie meine Finger?

Wo hat sie eigentlich ihre andere Hand?
Ich ahne, wo die Hand ist.
Spätestens seit sich meine Augen an die Dunkelheit gewöhnt haben.
Langsam kann ich ein wenig von ihrem Gesicht erkennen.
Ihre Augen sind immer noch geschlossen.
Aber nicht ihr Mund.
Ihre Zungenspitze fährt über ihre Lippen.
Erst ein paar Mal kurz, fast wie unbewusst.
Dann öfter, öfter und schneller, immer öfter.
Machmal sehe ich das Weiß ihrer Zähne aufblitzen.
Ab und zu kleine kurze, saugende Bisse in die eigenen Lippen.
Es ist klar, was ihre andere Hand tut - und dass es sie nicht kalt lässt.
Auch mich lässt es nicht kalt.
Ihr Kopf drückt schwerer.
Nicht zu schwer, nicht unangenehm schwer.
Aber verstärkter Druck auf meinen Schoß.
Wo es auch mich nicht kalt lässt.

Spürt sie meine Reaktion?
Biegt sie nun gar ihren Rücken etwas durch?
Erhöht sie absichtlich den Druck auf meinen Schoß?
Wieviel spürt sie.
Nach dem Essen hatte ich die Jeans mit einer leichten Jogging-Hose getauscht.
Eigentlich wollte ich ja schlafen.
Ich kann meine Reaktion nicht verbergen, unterdrücken.
Will sie auch überhaupt nicht unterdrücken.
Mehr und mehr scheint sie Mühe zu haben, ihre Beine ruhig zu halten.
Der Druck ihres Kopfes wird rhythmischer.
Kleine Bewegungen werden größer, schneller.
Auch ihr Atem.
Die Umklammerung meines wird Handgelenks heftiger.
Unwillkürlich passe ich den Druck meiner Finger an ihrem Nippel ihrem veränderten Rhythmus an.
Also hat sie die Kontrolle, nicht umgekehrt.
Ihr Atemgeräusch ändert sich mit nahezu jedem Atemzug.
Ihr Ausatmen kommt beinahe stoßweise, das Luftholen ist tiefer, heftiger.
Dazwischen Pausen mit angehaltenem Atem.
Erhöhter Sauerstoffbedarf.

Plötzlich zieht sie ihre Hand unter der Decke hervor.
Nein, nicht die, die mein Handgelenk so unverückbar fest hält.
Ihre andere, vielbeschäftigte Hand.
Für Sekunden greift sie suchend um sich.
Ertastet meinen linken freien Arm, greift meine freie Hand.
Führt sie zu ihrem Gesicht, auf ihre Lippen.
Dort lässt sie meine linke hand liegen.
Schnell wieder zurück unter die Decke.
Ihr Atem ist durch die Unterbrechung nicht mehr so schnell.
Fast schon wieder normal.
Dafür spüre ich den Druck ihrer Zungenspitze.
Sie kitzelt an meiner Handfläche.
Und ihr Atem geht auch schon wieder schneller.

Mein Zeigefinger öffnet ihre Lippen.
Gleitet übers Zahnfleisch und die Reihe ihrer Zähne entlang.
Gute Zähne, weiße Zähne.
Wahrscheinlich sogar gerade frisch geputzt.
Leichter Geruch nach Pfefferminz.
Schon wieder ist ihre fleißige Hand draußen.
Greift nach meiner.
Sanft richtet sie den gekrümmten Zeigefinger gerade.
Kurz legt sie den eigenen Zeigefinger über ihre Lippen und zieht dann meine Hand wieder dorthin, wo sie jetzt sein soll.
Die Handfläche mit leichtem Druck über ihrem Mund, Nase frei.
Ich verstehe.
Keine lauten Geräusche.
Nicht alle schlafen.
Und die Triebwerke können nicht alles übertönen.

Sie scheint auch eine Technik zu haben, ihren Unterkörper ruhigzustellen.
Ihre Füße unter die Armlehne am Ende der Sitzreihe geklemmt.
Freiwillig eingeschränkte Bewegungsfähigkeit.
Nicht wirklich fest angebunden, aber doch irgendwie als ob.
Ich wette, sie macht es nicht zum ersten Mal so.
Mein Eindruck, erprobte Technik.
Erhöhung der Muskelanspannung, während sie auf den Höhepunkt hinarbeitet.
Wozu ist meine Hand über ihrem Mund wirklich nötig?
Dass sie jetzt nicht gleich das gesamte Flugzeug zusammenschreit?

Oder verstärkt die Hand auf ihrem Mund nur ihr Gefühl, nicht mehr entkommen zu können?
Ausgeliefert zu sein im Moment des Höhepunkts.
Sie weiß Bescheid, kennt die Wirkung gesteigerter Muskelspannung.
Ankämpfen aber doch nicht mehr entkommmen können.
Ausgeliefert sein.
Ausgeliefert ihrem Höhepunkt.
"Point of no Return" jetzt.
Oder ist sie schon lange darüberhinaus.

Sie kann nicht entkommen.
Plötzlich und überraschend drücke ich auch mit zwei Fingernägeln zu.
Nicht wirklich hart.
Aber doch entschieden und fest.
Hart und intensiv und zart und zärtlich zugleich.
Manchmal geht das alles zusammen, ist kein Widerspruch.
Überraschend und ohne jede Vorwarnung kam meine Attacke.
Sie meinte die Kontrolle zu haben, aber hatte nie auch nur die Spur einer Chance.
Das Ende ihres Ausatmens abgewartet,
bleibt ihr nur ein kehlig aufstöhnendes Luftholen.
Leicht zu dämpfen, da ich darauf gefasst war.
Die erste intensive Welle bemächtigt sich ihres Körpers.
Erprobte Technik.
Auch für sie.
Füße unter der Armlehne festgeklemmt.
Kein schnelles Entkommen möglich.
Mit Muskelanspannung die Intensität hochtreiben.
Lungen gefüllt, Atem angehalten.

Nicht wirklich lasse ich ihr einen Moment der Entspannung und schicke ihr eine zweite Welle.
Ja Mädchen, Sorry, beschwere dich nicht, genau so wolltest du es doch!
Festgehalten, intensives Überströmen im Ausgeliefersein.
Nur Sekunden später eine dritte Welle, doch diesmal nicht von mir geschickt ...
Dann noch ein schwacher kleiner, vierter Stoß.
Schwach aber doch erkennbar.
Nachbeben.

Tiefes ein- und ausatmen, Muskelentspannung.
Sie liegt wieder ganz ruhig.
Ihr schneller Atem fast schon wieder normal.
Noch immer liegt meine Hand leicht über ihren Lippen.
Aber ich muss nicht mehr darauf achten, Geräusche zu dämpfen.
Leicht, sehr leicht liegt meine Hand da.
Genuss des Abklingens der Spannung.
Gleichmäßige, tiefe Atemzüge.
Kommt jetzt der Schlaf?

Plötzlich schwingt sie ohne jede Vorwarnung die Füße zur Seite,
richtet ihren Oberkörper auf.
Geschicktes Zurechtzupfen der Frisur.
Noch weitgehend im Schutz der Decke offene Knöpfe schließen.
Herauschälen aus der Decke,
den festen Wickel um Beine und Unterschenkel lösen.
Nur der Rock noch hoch über den Po geschoben.
Bitte keine feuchten Stellen in der Kleidung, hinterher.

Alles geht extrem flink und geübt.
Wieder im Kabinengang ist blitzschnell auch der Rock unten.
Ein Griff nach ihrer Kostümjacke, die eine Reihe weiter über der Lehne hängt.
Züchtig wirkt sie jetzt und fast ein wenig abweisend.
Nur ich weiß, dass sie nichts drunter trägt.
Wie nackt sie dort unten wirklich ist.
Weil sie eben noch mit hochgeschobenen Rock über mich hinwegstieg,
anstatt die Sitzreihe am freien Ende zu verlassen.
Für einen Sekundenbruchteil ihr blitzblank rasiertes Lustzentrum vor mir zur Schau stellend.

"Ich muss wieder" scheint ihr entschuldigender Blick mir zu sagen zu wollen,
"Pause vorbei".
Im Weggehen bückt sie sich noch einmal zu mir herunter,
streicht ganz kurz über meine Wange und haucht mir ein "Thank you" ins Ohr.
Dann bin ich wieder allein.
Ich fühle mich ein wenig wie die Wolldecke neben mir, benutzt und fallengelassen.
Kühle Leere auf meinem Schoß, wo gerade noch ihr Kopf lag.
Nur noch, was sie dort angestachelt hat.

Und noch gut vier Stunden bis zur Ankunft.
Stunden, weitgehend erfüllt von Dämmerlicht und gleichmäßigem Summen,
nur selten unterbrochen von gelegentlichen Kurskorrekturen des Piloten.

Einschläfernd, aber auch ausreichend zum Schlafen?
Ich fühle mich allein, allein und ohne Plan.
Noch hängt ein bisschen ihres Frühlings in der Luft.
Aber es wird jetzt schon schwächer und bald ganz weg sein.
Wahrscheinlich steh sie schon wieder hinten bei der Kabinen-Crew.
Als wäre die letzte halbe Stunde die normalste Sache der Welt gewesen.
Mag sein, dass es für sie genau so ist.

Ich sollte mich jetzt hinlegen.
Vielleicht kann ich im Polster und der achtlos liegengelassenen
Decke noch etwas vom Geruch ihrer Lust finden.

Ich will versuchen, damit zu einzuschlafen.
Aber es wird schwer sein.

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