"Die Fantasie ist das einzige Paradies,
aus dem wir nicht vertrieben werden können"
(Jean Paul)
(Der folgende Text ist eigentlich keine richtige Geschichte. Eher ein Bild in Worten. Die Beschreibung der Idee eines schönen Tages.) In meinem Traum befand ich mich in einem großen, alten Haus. Alles kam mir vertraut vor, wahrscheinlich wohnte ich darin schon länger, aber immer wieder entdeckte ich versteckte Türen zu neuen Räumen. Diese Zimmer waren nie leer. Sie waren vollständig eingerichtet - teilweise von Spinnenweben und zarten Staubfäden überzogen. Als wäre jemand vor langer Zeit aufgestanden, einfach gegangen und nie wiedergekehrt.
Jedes Mal begann ich sofort damit aufzuräumen. Wischte die Vergangenheit, die nicht meine war, von den Gegenständen, Möbeln und Tapeten. Erfreute mich an den Schätzen, die ein anderer vergessen hatte oder vergessen wollte oder mußte. Es schien fast, als würde das Haus in sich wachsen, ohne die äußere Form zu verändern, je länger ich darin lebte.
Langsam verblaßte der Traum und es gab kein Zurück mehr. Eine Weile lag ich einfach noch so da. Diese Art Träume hatte ich oft. Manchmal waren es auch Treppenhäuser, in denen Gänge oder Türen mich an Orte oder in Räume führten, die ich vorher nicht bemerkt hatte. Vielleicht waren sie auch vorher nicht da.
Wahrscheinlich war das einfach ein Traumbild, daß das Leben an sich darstellte. Daß es immer wieder etwas zu entdecken gibt. Man nie alles gesehen oder gehört haben kann und sich immer wieder Türen zu Räumen öffnen, an die man nie gedacht hätte.
Ich setzte mich auf und guckte auf die Uhr. Ein kleiner, weißer Wecker mit römischen Zahlen stand neben mir auf dem Nachttisch. Wann er das letzte Mal geklingelt hatte, weiß ich nicht mehr. Ich brauchte ihn nur als Uhr. Es war kurz nach acht Uhr morgens. Gähnend stand ich auf, öffnete das Fenster und atmete die kühle, salzige Luft ein, die sich sofort im ganzen Zimmer verteilte. Das Meer war noch weit weg, die Ebbe hatte ihren tiefsten Punkt erreicht. Bei Flut ging das Wasser bis etwa höchstens hundert Meter vor meinen Bungalow.
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