Phryne

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Phryne

Phryne

Leif Larsson

„Ist leider nicht von mir.“ gab sie zu. „Das habe ich bei Umberto Eco gelesen, in Die Insel des anderen Tages.“
Sina watete zu der kleinen Treppe, wobei sie ihre Schamlippen immer noch mit den Fingern zusammendrückte. Über die Schulter rief sie ihm zu: „Solange ich unter der Dusche bin, kannst du es dir schon mal da oben in einer der kuscheligen Grotten bequem machen. Ich bin gleich zurück.“

Obwohl er nur ungern seinen wohligen Sitzplatz aufgab, ging Carlo zu der Freitreppe hinüber, hinter der sich die besagten Grotten befanden. Da sie von außen alle gleich aussahen, entschied er sich gleich für die erste. Ihren Eingang erreichte man über steinerne Platten, die durch ein nierenförmiges Beet mit exotisch anmutenden Pflanzen und Sträuchern führten. Im Inneren der aus Granitfelsen errichteten Grotte war ein anthrazitfarbener Whirlpool eingelassen. Die gedämpfte Beleuchtung bestand im Wesentlichen aus einem im Pool angebrachten, mehrfarbigen Unterwasserstrahler und einem Spotlight, das die perfekten Formen einer weiteren Venus-Statue raffiniert umschmeichelte. Eine unsichtbare Düse verströmte nach Lavendel duftenden Dampf. Carlo ließ sich in der ergonomisch geformten Sitzmulde nieder und genoss das warme, sprudelnde Wasser.

Einige Minuten später huschte Sina in die Grotte. Zu seinem Erstaunen hatte sie sich den Mund mit dem erotischsten Rot geschminkt, das man sich vorstellen konnte. Sie trug zudem als einziges Kleidungsstück eine weiße Seidenbluse, die sie lediglich unter der Brust verknotet hatte. Der klatschnasse, halbtransparente Stoff klebte wie ein hauchfeiner Schleier an ihrer Haut und gewährte mehr als nur eine Andeutung ihrer Anatomie.
„Überraschung, Überraschung!“ rief sie, drückte ihm eine gefüllte Sektflöte in die Hand und setzte sich neben ihn.“ Ich denke, diese kleine Erfrischung haben wir uns verdient.“
Sie stießen an und tranken, lässig aneinander gelehnt.
„Sag mal,“ begann Carlo und deutete mit dem Glas auf die Statue. „spielen mir meine vom Wasser getrübten Augen einen Streich, oder besitzen alle Venusstandbilder hier eine gewisse Ähnlichkeit mit dir?“
„Schön, dass du es bemerkt hast.“ antwortete sie. In ihrer Stimme schwangen Stolz und Verlegenheit zugleich. „Als ich die Therme plante, schlug mir eine Freundin vor, kleine Standbilder von Aphrodite oder von Venus aufzustellen. Da ich das Bad damals Venus-Therme nennen wollte, war ich von der Idee begeistert. Meine Freundin, die Kunstgeschichte und Bildhauerei studierte, bot sich an, die Statuen zu entwerfen und anzufertigen. Das würde preiswerter kommen, als sie bei einem Künstler in Auftrag zu geben. Es kostete mich nur einige Stunden, in denen ich Modell sitzen musste.“
„Ich weiß nicht, was ich mehr bewundern soll: die Kunstfertigkeit deiner Freundin oder deine Schönheit.“
„Danke für die Blumen. Aber mein Vater war von den Figuren gar nicht begeistert. Wahrscheinlich hatte er mich in ihnen wiedererkannt. Deshalb wurde das Bad dann Delfin-Therme genannt und ohne Statuen eröffnet. Nach seinem Tod habe ich sie dann hier aufstellen lassen.“

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