Phryne

40 41-63 Minuten 0 Kommentare
Phryne

Phryne

Leif Larsson

Wie seine Gastgeberin es versprochen hatte, händigte der Chauffeur ihm den Generalschlüssel aus und versicherte, er werde sich um die Schwimmbadtechnik kümmern. Carlo dankte ihm und fuhr mit dem Lift nach oben. Er machte sich nicht erst die Mühe, seinen Abendanzug gegen Freizeitklamotten einzutauschen. Er schnappte sich ein großes Handtuch und seine Badehose und fuhr sofort hinunter in die Wellnessetage. Als sich die Tür des Aufzuges öffnete, lag die kleine Halle vor dem Eingang im schummrigen Licht der Notbeleuchtung vor ihm. Carlo ging zu der Glastür, hinter der sich die Delfin-Therme befand. Er steckte den Schlüssel ins Schloss. Tatsächlich ließ sich die Schwingtür ohne Mühe öffnen. Zögernd betrat er das Bad.

Die Laternen der Außenanlage hinter der großflächigen Glasfront spendeten zu so später Stunde keine Helligkeit mehr. Das Notlicht reichte gerade aus, um sich zu orientieren und um nicht zu stolpern. Die Luft war gesättigt mit der feuchten Wärme und dem charakteristischen Geruch, an dem man alle Hallenbäder der Welt mit geschlossenen Augen erkennt. Carlo ging langsam über die stumpfglänzenden Bodenfließen. Langsam gewöhnten sich seine Augen an das schummrige Licht. Wie flüssiges Blei lag die vollkommen glatte Wasserfläche des Bades vor ihm. Die wenigen Lichtreflexe verteilten sich darauf wie Sterne am Nachthimmel.

Nur kurz überlegte Carlo, ob das Ganze nicht ein ausgemachter Spaß sein könnte und er nicht lieber wieder verschwinden sollte. Andererseits: wann hatte man schon ein komplettes Schwimmbad für sich alleine! Ohnehin begann ihm in der schwülwarmen Luft der Schweiß auszubrechen. An Ort und Stelle legte er seinen Anzug ab, warf alles auf einen der zahlreichen Liegestühle und ging unter die Dusche. Nur mit einer knappen Badehose bekleidet trat er an den Rand des Beckens, holte Schwung und hechtete in das tintenschwarze Wasser. Prustend tauchte er auf und legte sich mit ausgebreiteten Armen auf den Rücken. Das warme Wasser tat gut und nahm auf angenehme Weise die Schwere aus dem Körper.

Carlo kraulte einige Züge und ließ sich eben erneut in Rückenlage treiben, als mit einem leisen Summen die Umwälzpumpen ansprangen. Sekunden später stürzte ein Wasserfall von einem Felsenriff rauschend in das Becken, sprangen die Fontänen auf der künstlichen Insel zischend in die Höhe und erwachten die Whirlpools und Massagedüsen brausend zum Leben. Gleichzeitig senkten sich die elektrischen Rollos vor die Glasfront und schirmten die Therme vor den Blicken ungebetener Zaungäste ab. Dann begannen die Lampen der indirekten Beleuchtung zu glühen. Kaum merklich erzeugten sie zunächst ein fahles Leuchten wie in der frühen Morgendämmerung, bis ein mildes, gelbes Licht die Halle erfüllte.

Und dann kam sie! Sina van der Moelen stieg gemessenen Schrittes die Stufen der weit geschwungenen Freitreppe, die den Badebereich mit dem Ruheraum verband, herab. Ihre kastanienbraune Mähne fiel nun auf ihre Schultern, die Ohrringe hatte sie abgelegt. Ein gelbes Badetuch war um ihren Leib geschlungen, verhüllte ihren Körper von der Brust bis zur Mitte der Oberschenkel. Doch allein schon die Beine waren eine Augenweide. Carlo spürte, wie sich sein edelstes Körperteil erneut gegen seine knappe textile Bedeckung zu stemmen begann.

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 12969

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben