Piraten?

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Piraten?

Piraten?

Zina Straudt

***Hüftschwingend stolzierte Mary über den Pier und machte vor der Laufplanke des Handelsschiffes halt.
„Ahoi, ist es erlaubt, an Bord zu kommen?“ rief sie den wachhabenden Matrosen an und weidete sich an seinem sabbernden Starren, als er über die Reling zu ihr hinunter blickte.
„Dirnen sind an Bord nicht willkommen, das müsstest du doch wissen“ erwiderte er grußlos ohne jedoch seinen Blick von ihrem tiefen Ausschnitt abzuwenden.
„Nun“ antwortete Mary keck und zupfte an ihrer Bluse, so dass die Rundungen ihrer Brüste noch offensichtlicher zur Geltung kamen „dann solltest du dem Kapitän ausrichten, dass ich gerne seinem Befehl gefolgt wäre, du mich aber nicht an Bord lassen wolltest. Bestimmt ist er ein nachsichtiger Mann und wird auch nicht das Geld von dir verlangen, das er mir bereits gestern gegeben hat, damit ich ihm heute Nacht noch einmal die Koje wärme.“
Sie winkte dem Matrosen noch einmal zu und wandte sich dann mit einem eleganten Schlenkern ihres Hinterns zu Gehen, als sie das Poltern von Stiefeln auf der Planke hörte.
„Halt, bleib stehen!“
Eine schwielige Hand packte sie am Arm und wirbelte sie herum. Die blutunterlaufenen Augen des Matrosen zeigten ihr, dass er wohl zu den Seeleuten gehörte, die in der gestrigen Nacht ihren Landgang genossen hatten und sie rümpfte abfällig die Nase, als ihr sein stinkender Atem ins Gesicht wehte.
„Kann ja nicht ahnen, dass du so viel Feuer unterm Rock hast, dass der Kapitän dich noch ne´ Runde reiten will. Los, hoch mit dir!“ knurrte er unfreundlich und schubste Mary auf die Planke. Hocherhobenen Hauptes ließ sie sich von ihm bis zur Kabine des Kapitäns führen und hörte erleichtert, wie auf das Klopfen des Matrosen die Erlaubnis zum Eintreten erklang. Schnell schlüpfte sie durch die Tür und schlug sie sogleich vor der Nase des Seemannes wieder zu.
„Na, da schau her“ tönte das warme Timbre des Kapitäns. „Du musst entweder besonders dumm oder besonders frech sein, dass du dich nochmal auf mein Schiff wagst, Mädchen!“
„Mhm“ Mary schlenderte aufreizend langsam zu seinem Schreibtisch, an dem er anscheinend gerade die Handelsbücher führte, nestelte die Goldmünze aus der Rocktasche und ließ sie durch die Finger gleiten „ich komme, weil ich noch Schulden bei euch habe, Kapitän. Silber für eine Nacht, Gold für zwei, das ist mein Preis. Also habt ihr noch das Recht auf eine weitere Nacht, natürlich nur“ fügte sie lächelnd hinzu, ließ die Münze wieder in ihrer Tasche verschwinden und tat, als würde sie sich bereits zum Gehen wenden „wenn ihr die Lust und vor allem die Fähigkeit dazu habt.“

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