Piraten?

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Piraten?

Piraten?

Zina Straudt

„Die Hafenhuren wissen genau, dass es ihnen verboten ist, die Schiffe ohne Erlaubnis zu betreten und das ihnen die Peitsche droht, wenn sie dabei erwischt werden. Außerdem hat es fünf kräftiger Männer bedurft, um dieses Flittchen zu binden, so hat sie um sich geschlagen als wir sie erwischt hatten. So benimmt sich wohl kaum eine Hure, die Kunden sucht!“
„Nun“ die Brauen des Kapitäns zogen sich misstrauisch zusammen „da mögt ihr Recht haben, Mr. Wilkins. Was hast du dazu zu sagen, Dirne?“
Mary warf stolz den Kopf in den Nacken und antwortete mit einer Gegenfrage.
„Sir, sehen diese Halunken so aus, als hätten sie Silber in der Tasche?“
Wieder lachte der Kapitän und Mary sah erneut das Glitzern in seinen Augen.
„Nun gut! Das überzeugt mich fast. Aber du hast trotzdem Strafe dafür verdient, dass du dich ohne Erlaubnis auf mein Schiff geschlichen hast, das ist dir doch wohl klar?“
Mary senkte die Lider und nickte ergeben.
„Aber bitte Sir“ hauchte sie leise „lasst nicht zu, dass sie mir mit der Neunschwänzigen den Rücken zerfetzen. Ich lebe von meiner hübschen Haut und mit solchen Narben wäre ich nicht mal mehr Kupferlinge wert.“
Er fuhr mit seiner Hand unter ihr Kinn und zwang sie erneut, den Kopf zu heben.
„Hm“ brummte er „ich denke, dann werde ich deine Bestrafung wohl am besten selbst in die Hand nehmen.“
Er trat einen Schritt zurück und nickte dem älteren Mann, der ihn bislang schweigend begleitet hatte, kurz zu.
„Mr. Finch, sorgt dafür, dass das Mädchen vom Mast gebunden wird und schafft sie in meine Kabine. Aber“ fuhr er fort und Mary, die bereits erleichtert ausatmen wollte, hielt erschreckt den Atem an „lasst ihre Hände gebunden!“

Der Mann, den der Kapitän Mr. Finch genannt hatte, war nicht von ihrer Seite gewichen, seit die Matrosen murrend die Seile, mit denen sie sie am Mast gefesselt worden war, gekappt hatten. Schweigend hatte er ihr geholfen, sich auf die wackeligen Beine zu stellen und fürsorglich auch ihre Bluse im Rücken zusammengeknotet, so dass sie nicht der Scham ausgesetzt war, mit nackten Brüsten über das Schiff stolpern zu müssen. Nun schob sie vor sich her und das gleichförmige Klacken seines Holzbeins auf den Planken hallte durch den schmalen Flur des Deckhauses. Vor der Kapitänskabine hielt er sie am Arm zurück und wartete, bis auf sein lautes Klopfen die Aufforderung zum Eintreten ertönte, bevor er die Tür öffnete und Mary hinein schob.

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