„Sir“ er räusperte sich kurz und wartete, bis sein Kapitän den Blick von den Karten auf seinem Schreibtisch hob „ich bringe euch wie befohlen das Mädchen.“
Der Angesprochene nickte.
„Danke Mr. Finch. Und noch mehr würde euch mein Dank gebühren, wenn ihr heute Abend ein Auge auf die Mannschaft halten würdet. Mein Befehl ist klar, die Hälfte der Männer hat heute Landgang, der Rest hält Wache und kann sich morgen Nacht vergnügen. Ich dulde keine Ausschreitungen auf dem Schiff und betrunkene Händel an Bord werden sofort streng geahndet. Ich hoffe nur“ er grinste schief „ich halte euch damit nicht von eurem eigenen Vergnügen ab.“
Der alte Seemann erwiderte das Grinsen seines Kapitäns und schüttelte den Kopf.
„Sir, in meinem Alter sind die Bedürfnisse nicht mehr ganz so dringend. Und außerdem“ er deutete mit dem Kinn auf Mary „solange mir nicht solch ein appetitlicher Happen über den Weg läuft, kann ich auch gerne noch eine Nacht warten.“
Er nickte zum Abschied noch einmal und schloss dann die Kabinentür hinter sich.
Mary stand etwas verloren im Raum und sah sich neugierig um. Die Kabine war für die Ansprüche eines Kapitäns recht spartanisch eingerichtet. Ein Waschtisch, ein Stuhl, ein Schreibtisch beladen mit Büchern und Seekarten sowie einige Truhen waren die Einrichtung. Allein das großzügige Bett, das anstelle der sonst üblichen, engen Koje den größten Teil der Backbordwand einnahm, kündete davon, dass hier der Herr über das Schiff schlief.
„Komm her!“
Sein Befehl riss sie aus der Betrachtung seiner Besitztümer.
Langsam näherte sie sich ihm und blieb eine Armlänge von ihm entfernt stehen.
„Sieh mich an“ forderte er mit strenger Stimme und Mary beeilte sich, ihm zu gehorchen.
Er ließ seinen Blick über ihr Gesicht und ihren Körper wandern, verweilte kurz bei ihren noch immer gebundenen Händen und lehnte sich dann entspannt zurück.
„Nun“ sagte er „wie mein Erster schon gesagt hat, du bist wirklich ein hübsches Stück Frau. Aber nichtsdestotrotz könnte auch mein Bootsmann Recht haben und du spionierst für dieses Freibeuterpack. Was sollte mich also davon abhalten, dir erst eine ordentliche Tracht Prügel zu verabreichen und dich dann in die Abendflut zu werfen?“
Piraten?
12 16-26 Minuten 0 Kommentare

Piraten?
Zugriffe gesamt: 8960
Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.