Piraten?

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Piraten?

Piraten?

Zina Straudt

Mary zwang sich, ein schelmisches Lächeln auf ihre Lippen zu zaubern und trat mit einem sinnlichen Schlenker ihrer Hüften noch einen kleinen Schritt zu ihm heran.
„Herr, vielleicht kann ich euch davon überzeugen, dass ich wirklich eine Hafendirne bin, wenn ihr meine Hände losbindet und mir Gelegenheit gebt, zu beweisen, dass ich mich auf mein Gewerbe verstehe.“
Der Kapitän musterte sie ausgiebig, schenkte sich aus einer Karaffe Wein nach und trank, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Dann blitzte der Schalk in seinen blauen Augen auf und er schüttelte den Kopf.
„Nein, meine Hübsche. Deine Hände bleiben gebunden wie sie sind. Das soll deine Strafe dafür sein, dass du mein Schiff ohne Erlaubnis betreten hast!“
Kalt lief es Mary den Rücken hinunter. Was würde er mit ihr anstellen wollen, dass es ihm gefiel, sie dabei in Fesseln zu halten? Sie wagte einen letzten Vorstoß, schluckte ihren Stolz herunter und ging mit gesenktem Haupt vor ihm in die Knie.
„Bitte Herr“ flüsterte sie demütig „die Seile sind rau und schneiden in mein Fleisch.“
Stirnrunzelnd beugte er sich zu ihr herab, umfasste ihre Hände und hielt sie so, dass das Licht der einzelnen Lampe, die über seinem Schreibtisch hing, darauf fiel.
„Hm“ er strich mit dem Finger sanft über eine Abschürfung auf ihrer gebräunten Haut und erhob sich dann. Bangend sah Mary ihm zu, wie er eine seiner Seekisten öffnete und eine Rolle Tuch heraus nahm. Mit Hilfe seines Rasiermessers schnitt er einen langen Streifen davon ab und trat damit wieder zu ihr.
„Heb deine Arme“ befahl er ihr.
Zögernd gehorchte Mary ihm und musste zusehen, wie er den weichen, roten Stoff um den kleinen Streifen ihres Handgelenks schlang, der nicht von dem groben Hanfseil bedeckt wurde. Er verknotete das Stoffband und zerteilte schließlich das harte Seil mit seinem Rasiermesser, so dass die abgeschnittenen Stücke zu ihren Füßen auf den Boden fielen.
„So“ sagte er zufrieden „das erfüllt denselben Zweck, schindet aber nicht deine hübsche Haut.“
Innerlich musste Mary lachen. Wenn er wirklich glaubte, das dieser Fetzten Stoff sie halten würde, dann war er dümmer als sie gedacht hatte. Nach außen hin seufzte sie dankbar, bevor sie es wagte, den Kopf wieder zu heben. Er hatte sich in der Zwischenzeit wieder auf seinem Stuhl nieder gelassen und da sich ihr Kopf nun schon einmal auf der gleichen Höhe wie sein Schritt befand, gedachte sie, das Spiel auch sofort zu beginnen.

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