Plan B

8 6-11 Minuten 0 Kommentare
Plan B

Plan B

Graefinjutsch

Schon während der Zugfahrt wurde ich von meinen schwülen Vorstellungen heimgesucht.

Ich saß in einem dieser modernen Großraumabteile. Der Zug sauste lautlos voran und ich versuchte, mich auf mein Buch zu konzentrieren. Doch es gelang mir nicht. Ich schaute immer wieder aus dem Fenster.

Die Zeit verging zähflüssig. Wie träger Schleim lief sie von innen am Zugfenster hinab und tropfte mir warm und anzüglich auf mein Knie. Ich schob meinen Rock ein wenig höher und wedelte mit dem Saum. Obwohl die Klimaanlage in dem Waggon offensichtlich funktionierte, war mir heiß. Meine Schenkel klebten aneinander. Ich rutschte im Sitz etwas tiefer, öffnete leicht die Beine und fühlte einen Lufthauch im Schritt.

Natürlich hatte ich den Slip längst ausgezogen. Nicht, dass das notwenig gewesen wäre, jetzt schon, meine ich. Aber diese Tatsache alleine machte mich schon dermaßen an, dass ich Sorge hatte, man könne einen feuchten Fleck an der Rückseite des Rockes sehen, sobald ich aufstünde. Ich dachte daran, wie es wäre, wenn du deine Hand unter diesen Rock schöbest, sie mit der ganzen Fläche auf mein Vlies lägest, deinen Finger tiefer rutschen und in mich hinein gleiten ließest und wie du mit den Fingern deiner anderer Hand an meiner Brustwarze zögest. Ich konnte es dort im Zug sitzend förmlich spüren, wie du mich dabei gegen die Wand drücktest, wie deine herrische Zunge meine Lippen öffnete und wie du mich dann hochheben, gegen die Wand pressend in mich eindringen würdest, nachdem ich meine Beine um deine Hüften geschlungen hätte. Tief in mir träfest du mit der Spitze deines Schwanzes an meine Grenze, auf meine maßlose Gier nach Schmerz und Lust, immer im Wechsel und immer nur mehr…

Ich machte „Hmmmmmm…“ und die ältere Dame mir gegenüber blickte irritiert zu mir herüber.

Einen Augenblick zappelte ich noch unruhig auf meinem Sitz herum, schaute dann auf die Uhr (Herrgott, noch über eine Stunde!), hielt es nicht mehr aus, stand auf und ging den langen Gang bis zur Toilette hinunter. Als ich die Tür hinter mir abschloss, spürte ich die Feuchtigkeit an der Innenseite meiner Schenkel. Ich setzte mich auf das Waschbecken (Ja, ich werde noch mal duschen, ja!) und fasste mich an. Geduld war noch nie meine Stärke gewesen und so ließ ich meinen Finger (wenn schon nicht Deinen!) einen kurzen Augenblick kreisen und kam so schnell, dass ich mich vor mir selber erschrak und fast das Gleichgewicht verlor.

Aber auch das half nichts gegen meine Phantasien. Für einen Moment waren die Gedanken still. Doch es dauerte nicht lange, nur gerade solange, wie ich mich ordnen und zu meinem Sitzplatz zurückkehren konnte, da fielen sie wieder über mich her und bestimmten meinen Geist, meinen Körper.

Plan B…..

Du hattest das Hotelzimmer organisiert. Du hattest mir die Adresse geschrieben und hinzugefügt, dass ich mich melden solle, sobald ich angekommen sei. Du hattest mir eine Liste der Dinge mitgeschickt, die ich einpacken sollte. Du hattest mir geschrieben, welche Kleidungsstücke ich tragen und wie ich mich schminken solle. Nämlich gar nicht. Meintest du. Und du hattest nebenbei erwähnt, es wäre noch nicht ganz sicher, ob du überhaupt kommen könntest. Nur, nicht dass ich enttäuscht sei, wenn es nicht klappen sollte. Wenn es nicht klappen sollte! Sowas! Es wird klappen! Schließlich war ich schon so lange hungrig. Und du sagtest selber einmal:

Du musst richtig hungrig sein, mein Herz, dann ist Essen am Schönsten!

Bist du nicht hungrig? Richtig, meine ich…?

Ich lehnte mich im Sitz zurück und schloss die Augen. Unversehens schlief ich ein, träumte von schweißigen, ineinander verschlungen Gliedmaßen, von teuflischen, endlosen Höhepunkten und animalisch schnellen Bewegungen, von tausend Zungen überall an und in meinem Körper und dem Geschmack von Salz, Sperma und Brausepulver in meinem Mund und auf Deiner Haut.
Als ich aufwachte und die Augen öffnete, blickte mich die alte Dame streng an. Ich rückte mich zurecht, fuhr mir über die heiße Stirn und sah zur Uhr. Okay, in 10 Minuten. Puh! Ich schnappte mir meine Tasche und ging schon mal zum Ausstieg. Lüstern pflanzte sich das Rütteln des Zuges in meinem Unterleib fort. Ich schimpfte mich innerlich ob meinem Mangel an Disziplin. In meiner Unruhe hüpfte ich von einem Bein aufs andere, wackelte mit dem Hintern und schob an meinem Brüsten herum.

Wie konnte es sein, dass ich so geil war? Wieso wurde ich im Laufe der Jahre so lüstern, so unglaublich wollüstig, so fixiert? Und warum wurdest ausgerechnet du das Objekt meiner Begierde? Wo du dich doch ewig ziertest, ewig kurz angebunden warst, manchmal beleidigend, manchmal wieder so zuckersüß. Wie oft schon hatte ich mir deinen Körper als Vorlage für meine Lust vorgestellt, deinen Blick auf mir gespürt, wenn ich es mir selber gemacht hatte? Warum war das so? Immer und immer wieder…Und, ja, wieso ließt du dich plötzlich darauf ein, auf diesen Plan. Auf den Plan B., den wir planten, monatelang bewahrten in uns und nun einfach ausführen wollten, vielleicht mussten? Auf den Plan, den eigentlich du plantest. In dem ich nur meine Bilder einfließen lassen durfte und in dem ich ausgeliefert und mit gespreizten Beinen auf dich warten würde. Devot und um Anweisung bettelnd.

Der Zug hielt, die Türen öffneten sich. Ich trat hinaus und wurde vom Bahnhofslärm empfangen. Ich ging zur Rolltreppe, stellte mich darauf, konnte einfach nicht stehen bleiben und ging voran und bei jedem Schritt glitten meine Hautfalten im Schritt geschmeidig umeinander. Wieder verteilte ich mich bis zu beiden Knie hinab. Ich drückte den Stoff des Rockes dagegen und hoffte, dass mich niemand beobachtete.

Wie obszön meine Geilheit doch war, wie unglaublich nieder meine Motive. Nie würde ich behaupten, ich wäre verliebt in dich. Nein, das nicht. Obwohl die Gefahr bestand, ich könne es werden, ging ich dieses Risiko ein und ließ mich von meinen (auch deinen) Trieben hierher in diese fremde Stadt geleiten. Bei jedem Anderen hätte ich genau das widerlich gefunden.

Du hattest mir den Weg zum Hotel genau beschrieben. Es lag nicht weit vom Bahnhof entfernt und ich fand es schnell. Die junge Frau an der Anmeldung lächelte freundlich, ließ mich unterschreiben, gab mir den Schlüssel und ich ging die knarrenden Treppenstufen in den ersten Stock hinauf. In dem langen Flur suchte ich nach der richtigen Tür, öffnete sie, schloss sie hinter mir und lehnte mich dagegen. So. Angekommen. Ich schrieb die versprochene Sms und legte das Handy auf das Schränkchen an der Wand.

Du hast geschrieben, du möchtest gern von mir festgebunden werden. Ich ließ meinen Blick durch den Raum schweifen, erkannte schnell, dass die vier Bettpfosten dafür geeignet schienen und atmete erleichtert aus. Eine Sorge weniger. Ich suchte nach dem Badezimmer, fand es, fand es hübsch und sauber, fand mich plötzlich klebrig und schmutzig, entkleidete mich vor der Duschkabine und hüpfte hinein.

Der Strahl war kräftig, das Wasser heiß. Das hoteleigene Shampoo roch angenehm, schäumte stark und beim Abseifen flutschten meine Hände an meinen Körper entlang. Erneut gelang es meinem Finger, die richtige Stelle zu finden und ich lehnte mich gegen die kühlen Kacheln, rutschte an ihnen hinunter, bis zu dem kleinen Vorsprung an der Duschwanne. Ich setzte mich darauf und klappte die Knie auseinander. Das Wasser prasselte von oben herab, der Schaum lief mir in die Augen Ich schloss sie und überließ mich meinem Fingerkreisen und meiner Phantasie:
Ein Hauch von Arroganz in deinen Augen. Du siehst mir zu, wie ich meine Finger gleiten lasse. Du fixierst mich prüfend, ja, kritisch und ich weiß nicht, was du denkst. Du sitzt entspannt in dem kleinen Sessel neben der Tür. Deine Hände liegen ruhig auf den Lehnen. Ich sitze oben auf dem Schränkchen dir gegenüber. Es ist unbequem für mich und wackelig. Ich habe meine Knie angewinkelt, gespreizt, du siehst direkt in mich hinein und ich weiß einfach nicht, was du denkst! Es verunsichert mich und gleichzeitig schärft es meine Geilheit, gibt mir die nötige Würze um weiterzumachen, um mich hochzutreiben, mich zu schmieren und mich zu quälen. Dann gibst du Anweisung: „Stell Dich hin und zieh Deinen BH aus!“ und ich tu’ s. „Dreh Dich um!“, sagst du und ich tu’ s. Plötzlich stehst du hinter mir. Du greifst an meine Brüste, drückst und ziehst an ihnen, krallst dich fest, bis ich jammere, nicht so doll, bitte, nicht so doll… Du lässt los und ich drehe mich um. Du stehst ganz dicht. Du siehst mich an und ich sehe nichts in deinem Blick. “Hier. Mach!“, sagst du und drückst mir die Tube Erdbeersirup in die Hand. Ganz langsam öffnest du deine Hose und lässt sie an deinen Beinen hinunterfallen. Mit deiner Shorts machst du das Gleiche und ich sehe auf einmal, dass du doch was fühlst, dass wir eine Gemeinsamkeit haben, wir beide, jetzt und hier. Denn es scheint dir zu gefallen zu haben, was ich vorher getan habe. Dein Schwanz reckt sich empor, mir entgegen und ich lasse mich auf die Knie nieder, küsse ihn zart. Du tippst mir auf die Schulter und zeigst auf die Tube in meiner Hand. Ich öffne sie und lasse die zähe Flüssigkeit auf deine Schwanzspitze laufen. Sie fließt träge hinab bis zu meiner Hand, die dich festhält. Ich lecke von unten nach oben. Der Sirup ist so zäh, so klebrig und ich muss meine Zunge hart machen, feste ziehen. Es reicht nicht und ich beuge mich weiter nach vorn und stülpe meine Lippen über deine erdbeerrote Kuppe und sauge. Süß bist du, so süß und klebrig! Und nach schier endloser Zeit greifst du mir unter die Achseln und hilfst mir hoch, nimmst meine Haare nach hinten zum Zopf zusammen, ziehst meinen Kopf zurück und lutscht mir den Sirup von den Lippen. Dann rutschen deine Hände hinab, schieben meine Rock hoch, streicheln über meine Hinterbacken, kratzen dann und nehmen sie fester und ja, sie krallen wieder und ziehen sie auseinander, schieben mich zurück, heben meinen Hintern schmerzhaft hoch und drängen mich auf das unbequeme Schränkchen zurück. Dein Leib schiebt mich, bedrängt mich und ich nehme meine Hand, packe deinen Schwanz und führe ihn ein…Kein Ton von dir. Ich schaue hoch zu dir, suche deinen Blick und ich finde ihn und endlich, endlich sehe ich die Lust in deinen Augen. Und als du tiefer stößt, fang ich an zu stöhnen, werde lauter und lauter und du bist still vor mir. Doch ich kann sie sehen, deine Lust und es beruhigt mich…

Die Wogen kamen heran, sie schwappten über mich hinüber und zogen sich dann gemächlich wieder zurück. Ich blieb noch einen Augenblick sitzen, genoss die Betäubung in meinem Kopf. Dann erhob ich mich, kramte mein Rasierzeug aus meiner Tasche, die ich vor der Kabinentür fallengelassen hatte, rasierte mich gründlich, ja, akribisch, überprüfte noch mal das Fehlen störender Stoppeln, stellte das Wasser aus und verließ die Kabine.

Du hast auch gemeint, du hättest manchmal Angst vor mir. Vor dem was ich tun könnte mit dir. Erst glaubte ich dir nicht so richtig, dachte noch: Wenn der wüsste, wie devot ich eigentlich bin! Und vielleicht hattest du das auch nur so dahin gesagt. Aber vielleicht, vielleicht hattest du ja auch recht damit. Als du meintest, man wüsste nie, was ich als nächstes täte. Vielleicht wusste ich es selber nicht…

Der Plan sah vor, dass ich nicht nackt sein darf. Wenn du an die Tür klopfst. Ein Hemd, das man vorne aufknöpfen konnte, natürlich den schwarzen BH und einen Rock, ohne etwas darunter. Nackte Füße sollt ich haben, lackierte Fußnägel, ja. Der Martini und nur ein Glas sollte auf dem Nachtschrank bereitstehen, direkt neben dem Fläschchen Öl, der Tube Erdbeersirup. Daneben sollten die Kondome, der Pinsel und die Brausepulvertütchen liegen. Ich sollte eines der fünf Seidentücher schon vorher an die Türklinke hängen. Denn bätest du um Einlass, müsste ich mir erst die Augen verbinden, ehe ich die Tür öffnen dürfte. Trätest du dann ein, wäre mein Teil der Vorbereitung erledigt und du entschiedest den weiteren Verlauf und genau an dieser Stelle endete der Plan. Unser Plan B. Also, mein Plan vom Plan…

Und nun saß ich dort auf der Bettkante im Hotelzimmer und wartete. Die Zeiger der großen Uhr an der Wand ruckten rhythmisch in die Stille hinein und mein Gedankensturm hatte sich endlich gelegt. Ich begann zu frieren und holte mir die Flauschdecke, die einladend über der Lehne des Sessels lag. Ich wickelte mich hinein, ließ mich zurückfallen, rutschte noch ein Stückchen höher auf die Matratze und rollte mich auf die Seite. Bewegte mich nicht mehr. Schloss die Augen. Wartete.

Tick, tack. Tick, tack. Kommst du?

Kommst du nicht?

Klicke auf das Herz, wenn
Dir die Geschichte gefällt
Zugriffe gesamt: 3218

Sie müssen sich anmelden, um Kommentare hinzuzufügen.

Gedichte auf den Leib geschrieben