Woran denken eigentlich Frauen nach dem Sex - fragte mich ein guter Freund. An nichts Bestimmtes - antwortete ich unbestimmt.
Woran hast du nach deinem letzten Mal gedacht - fragte er weiter.
An Züge - meinte ich und nahm grinsend einen von meiner Zigarette - Was machen eigentlich Nichtraucher nach dem Akt?
Keine Ahnung, nichts, vermute ich, also das selbe, was Nichtraucher nach dem Essen tun - mutmaßte er - An Züge hast du gedacht? Was für Züge? An die Bahn?
Auch – sagte ich - Ist dir schon einmal aufgefallen, dass Zugfahren eine tolle Metapher für das Leben ist: Du sitzt in deinem Abteil, hast dir einen Platz ergattert oder reserviert, die Welt rauscht am Fenster vorbei, du hast Ausblick auf schöne Landschaften, auf dreckige Industriegebiete, auf kleine Häuschen mit Garten, auf Wohnsiedlungen mit Einkaufscentern, und ab und zu öffnet sich die Tür zu deinem Abteil und andere Fahrgäste nehmen neben dir Platz. Manche sind dir sympathisch, manche weniger. Manchmal bleiben sie länger, manchmal nur kurze Zeit, denn jeder hat irgendwo sein eigenes Ziel. Es gibt auch Zeiten, wo du ganz alleine in einem Abteil sitzt und hoffst, dass dich keiner belästigt.
Hhm – machte er und trank dabei sein Bierglas mit einem Zug leer.
Oder – erzählte ich weiter – denke mal an Strategiespiele wie Schach. „Den nächsten Zug planen oder ausführen“. Das ganze Leben besteht daraus Strategien zu entwerfen und daraufhin seine Züge zu tätigen.
Also, du hast „Zug-Metaphern“ fürs Leben gesucht, nach dem Sex? – fragte er.
Auch – musste ich zugeben – ich dachte auch an „Zugluft“, und habe, bei „Zugvögel“ angelangt, die Lust verloren und bin aufgestanden und mit der S-Bahn nach Hause gefahren.
POSTKOITALE ZÜGE
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