Private Eyes - Kapitel 3

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Private Eyes - Kapitel 3

Private Eyes - Kapitel 3

Gero Hard

Anni: „Sorry, is it possible, to rent … “ Mitten im Satz versagte meine Stimme, Tränen schossen mir aus den Augen und trüben meinen Blick. Basti, mein geliebter Basti. Endlich…
Ich stürmte die letzten Meter mit aller Macht vorwärts, stolperte und verlor das Gleichgewicht. Er war stehengeblieben, starrte mich an und fing mich auf. Er hatte wieder auf mich aufgepasst, mein Schatz.
„Es tut mir so leid Basti. Es tut mir leid, alles. Bitte verzeih mir. Entschuldige, das willst du doch hören, oder? Ich war so eine dumme Gans. Ich liebe dich doch auch Basti, ich brauche dich, will dich. Halt mich bitte.“ Nicht ein einziges Wort von denen, die ich mir gut überlegt zurecht gelegt hatte, kam über meine Lippen. Stattdessen sprudelte eine Sammlung von Entschuldigungen wie Selbstverständlich aus mir heraus.
„Anni, was zum Teufel … was sagst du da?“
„Ich liebe dich. Eigentlich schon immer. Basti, Liebling, ich war so blöd. Es tut mir wirklich, wirklich leid, dass ich dich so verletzt habe. Können wir bitte reden? Es ist mir wichtig. Und wenn du mich dann nicht willst, was ich absolut verstehen könnte, fliege ich wieder nach Hause, du hast mein Ehrenwort.“
„Und was machst du, wenn ich dich nicht fliegen lasse?“
„Du meinst, du würdest mir vergeben und mich immer noch wollen?“
„Weiß nicht Anni, du hast eine fiese Art mit Männern umzugehen. Ich frage ja nur was du machen würdest, wenn ich dich nicht fliegen ließe.“
„Dann würde ich hierbleiben müssen und dich lieb fragen, ob ich bei euch arbeiten dürfte.“
„Na komm erstmal mit und sie dir an, worauf du dich einlassen willst. Für mich gibt es nämlich keinen Weg zurück nach D. Außerdem muss ich dir Peter vorstellen. Er muss seine Angestellte schließlich auch kennenlernen.“
„Du jagst mich nicht weg, Basti?“
„Ne, mach ich nicht. Aber dies ist ein freies, großes Land und ich werde dich nicht aufhalten, wenn es dir hier nicht gefällt. Es steht mir nicht zu, dich hier zu binden.“
„Doch Bastian, es steht dir zu. Wenn überhaupt jemandem, dann dir. Ich habe dir so unendlich viel zu verdanken und ich hatte nichts Besseres zu tun, als dich mit meinem idiotischen Verhalten zu verletzen.“
„Wir müssen zur Insel, bevor es dunkel wird.“, antwortete er ungerührt, ohne weiter auf mich einzugehen. Basti hob mich einfach hoch und trug mich zum Boot, dass noch immer im Sand wartete. Wie dunkel seine Haut in der kurzen Zeit geworden war. Es stand im gut, passte zu seinen dunklen Haaren.
Mit einer einzigen, fließenden Bewegung hatte er sein Shirt über den Kopf gezogen. Mit nacktem Oberkörper schob er nun das Boot mit einer Leichtigkeit ins Wasser zurück, die mich beeindruckte. Selbst mein zusätzliches Gewicht im Bug machte ihm nichts aus. Dick traten seine Adern aus dem Fleisch seiner Arme hervor und seine Muskeln formten runde Berge auf seinen Oberarmen. Sehnig, drahtig, vor Kraft strotzend, definierten sich seine Muskelgruppen an den Armen und im Schulterbereich. Das er derart gut durchtrainiert ist, war mir vorher nicht aufgefallen.
„Verdammt, sieht der Kerl gut aus, wo hatte ich nur meine Augen?“, schimpfte ich still in mich hinein. Was er kann … ich sah ihn nur kurz an, öffnete die Bluse und saß in Nullkommanichts mit nacktem Busen vor ihm. Ich sah ihn schlucken. Offensichtlich hatte er einen Klos im Hals und trotzdem brachte er schelmisches Lächeln zustande. Basti zwinkerte mir zu, zeigte seine weißen Zähne und faselte:
„Traumhaft schön sind die. Wenn wir bei Peter sind, ziehst du dich bitte wieder an. Außerdem kann ich dir unter den Rock sehen. Das macht mich nervös.“
„Und geil, dein Steifer verrät dich. Es macht mir nichts aus, du hast eh schon alles von mir gesehen. Oder soll ich mich jetzt schon anziehen?“, grinste ich frech zurück.
„Von mir aus nicht. Sie sind einzigartig.“
„Und du bist ab jetzt der Einzige, der meine Titten sehen darf.“
„Anni, wir sind in Thailand und dann auch noch in Pattaya. Hier dreht sich alles um Sex, Spaß und Urlaub. Die Dinger sind nicht mein Eigentum.“
„Na ja, dass wohl nicht. Es werden meine bleiben müssen. Und ich werde es sein, die entscheidet, wer sie sehen darf.“
„Hier läuft fast jede Frau oben ohne rum. Du wirst es auch tun, weil du die hässlichen hellen Stellen nicht mehr haben möchtest.“
„Und du hättest nichts dagegen?“
„Es steht mir nicht zu, etwas dagegen zu haben. Aber wenn du mich fragst und meine Meinung wirklich wissen willst, dann sage ich: Oben ohne ist ok, unten rum solltest du dich nicht so offen zeigen.“
„Also habe ich deine Erlaubnis, mich oben ohne zu sonnen?“
„Die brauchst du nicht. Kleiner Tipp: Bei deiner hellen Haut solltest du langsam anfangen und immer schön eincremen.“
„Übernimmst du das?“
„Anni, lass es. Wir sind nicht zusammen. Und vor vier Wochen hattest du das für unmöglich gehalten. Also hör auf mich zu verarschen. Bitte.“
Das Boot hatte keine Mühe, sich seinen Weg durch die seichte Dünung zu bahnen. Leise tuckerte der Inboarder vor sich hin und verlieh der Fahrt etwas Beruhigendes. Ich träumte vor mich hin, sah den Wellen beim Spielen zu und strich mit den Fingern durch das türkisfarbene Wasser. Ein Glücksgefühl ließ meinen Puls schneller werden. Es durchströmte mich und ich realisierte, dass es genau das gleiche Gefühl war, das ich immer fühlte, in D schon, wenn Basti in meiner Nähe war. Dieser blöde Kerl war schuld daran, dass alle Probleme, die mich bis vor einer Stunde noch belastet hatten, mit einem Schlag in der heißen Sonne verdampft waren. Genau wie die Feuchtigkeit meiner Haut, die in diesen wenigen Minuten schon leicht rot geworden war. Mir ging unser Gespräch und die Zeit mit Bastian in D durch den Kopf. Jedes Bild von uns, jedes gesprochene Wort, dass mir in den Sinn kam, hatte ihn immer weiter von mir weggetrieben. Dass er jetzt an einer Paarbildung zwischen uns zweifelte, war mehr als logisch. Wir fuhren um die Insel herum. Die Eindrücke verzauberten mich. Strände, Palmen, traumhafte Badebuchten, einladende Fleckchen, die man nur mit dem Boot erreichen konnte und auf denen man seine Ruhe hatte. Von Felsen vor neugierigen Blicken geschützt, konnte man dort auch Spiele nur für Erwachsene machen. So wie hier, hatte ich mir immer das Paradies vorgestellt. Gedanklich völlig entrückt hatte nicht mitbekommen, wie wir an einen kleinen Steg angelegt hatten. Erschrocken zuckte ich zusammen, als das Holz dicht neben meinem Kopf anschlug. Basti hatte nicht damit gerechnet, dass Peter auf den Steg gerannt kam. Oder er hatte, so wie wir das besprochen hatten, die „oben-ohne-Regel“ angewandt. Peter jedenfalls bekam Stielaugen, starrte wie versteinert unverblümt auf meine Möpse und baute in Windeseile ein Zelt in seiner Shorts.
„Genug sehen, junger Mann?“, giftete ich ihn an.
„Oh, Entschuldigung, ich wollte nicht …“
„Doch, Sie wollten und Sie haben.“, konterte ich mit bösem Blick. Dann drehte sich der Typ von mir ab und unterhielt sich mit Basti.
„Was ist los man, wir hatten doch gesagt keine Frauen. Und überhaupt, wo hast du denn die Hammerbraut aufgerissen?“ Sein Grinsen war frech, zeigte überdies, dass ihm durchaus gefiel, was er zu sehen bekam. Und sein Blick, eine Mischung aus Neid und Bewunderung für die Eroberung, die sein Kumpel aufgetan hatte, unterstrich das.
Ich fühlte mich unwohl und zog mir schnell meine Bluse über meine Blöße, die ich bis dahin notdürftig mit meinem Armen und Händen zu verbergen versuchte.
„Darf ich vorstellen, das ist Anni Wendt.“ Basti hatte sich neben mich gestellt und seinen Arm freundschaftlich um meine Schulter gelegt. In seinem Arm fühlte ich mich geborgen.

Peter, der kleiner als Basti und sein Körper eine eher gedrungene, leicht untersetzte Form hatte, klatschte sich mit flacher Hand vor seine Stirn und lachte lauthals los.

„Ach du scheiße … und nu? Will sie dich nach D zurückholen? Will sie sich hier einnisten? Und wie hat sie dich überhaupt gefunden? Ich fass das alles nicht. Der Supergau nach nur vier Wochen.“

Peter schien sichtlich am Ende zu sein, sah seine Felle für eine gemeinsame Zukunft mit Bastian in diesem Paradies schwimmen. Sein Blick wechselte zwischen mir und Schatzi hin und her. Deutete ich eben noch seine Blicke als durchaus wohlwollend, veränderten die sich jetzt auf verächtlich. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten und seine Stirn zog grimmige Falten. Ab jetzt war klar, dicke Freunde würden wir wohl nicht werden. Aber dafür war ich schließlich und endlich auch nicht hierher geflogen. Mir schien der Augenblick gekommen zu sein, mich einzumischen.

„Hallo, du musst Peter sein. Basti hatte vergessen dich vorzustellen. Ich bin nicht hier, um irgendjemanden von hier wegzuholen und du musst auch keine Angst haben, dass ich mich zwischen euch dränge oder mich in eure Freundschaft einmische. Was ich allerdings möchte ist, mich mit Basti unterhalten. Es gibt da einiges zu klären zwischen uns. Und das, wirst du mir nicht verbieten können. Wenn Basti mich dann nicht mehr um sich haben mag, werde ich wieder fliegen. Wenn aber, was ich inständig hoffe, er mir noch eine Chance gibt, dann würde ich gern bleiben. Hier bei euch.“ Peter starrte nicht mehr, er glotze nun blöd. Und zwar mich an, als hätte ihn ein Bus gerammt. Innerlich amüsierte es mich zuzusehen, wie er kurz davor war, die Fassung zu verlieren. Sein Gesicht bekam eine Zornesröte, die sich kaum von einem heftigen Sonnenbrand unterschied.

„Macht doch was ihr wollt. Ihr seid doch eh nicht mehr zu retten.“, blaffte er mich an.
„Und du? Erinnerst du dich, wie du dich bei mir ausgeheult hast? Weißt du noch, wie sie mit dir umgegangen ist? Und du willst sie wirklich anhören? Ernsthaft? Du tickst doch nicht richtig!“, kriegte nun Bastian in der Reihe gleich sein Fett mit weg. Die Ansage ging direkt in das Gesicht von Bastian, der dabei nicht einen Millimeter zurückwich. Peter registrierte, dass er mit seiner Tirade niemanden beeindruckte. Mich nicht und Basti erstrecht nicht. Mein Schatz hatte sich in den letzten Wochen verändert. Der Prozess dazu, musste schon in Berlin angefangen haben. Er war härter geworden. Körperlich auch, aber besonders sein Selbstbewusstsein war stärker geworden. Ich hatte ihn dazu getrieben, es war der Selbstschutz, den er sich aufgebaut hatte. Was ich in der kurzen Zeit heute Nachmittag beobachten konnte, gefiel mir und brachte ihm eine gute Handvoll zusätzlicher Bonuspunkte bei mir ein.
„Lass uns ein Stück gehen.“, bestimmte er. Bastian hatte sich meine Hand genommen und sah mich mit festem Blick an. Nur seine Augen forderten meine Zustimmung für den tätlichen Angriff seiner Finger auf meine Hand ein. Endlich fragte er nicht, er bestimmte.
„Nichts lieber als das.“, antwortete ich und drückte seine Hand noch ein kleines Stück fester. Ich ließ mich nur zu gern von ihm führen. Meine Füße, auch der Künstliche, schoben sich langsam durch den warmen Sand. Schulter an Schulter mit ihm, meinem Schatz. Obwohl mir noch nicht klar war, ob er es werden würde und wenn ja, ob ich so nennen durfte. Es spielte keine Rolle für mich, denn mit jedem Schritt fühlte ich mich mehr mit ihm verbunden, was spielte da die Anrede noch für eine Rolle.

****

Die Sonne war zu einem feuerroten Ball geworden, der kurz über dem Meeresspiegel stand. An dieser Stelle des Strandes gab es zu dieser Uhrzeit keine Menschen mehr. Die Touris saßen sicher alle vor ihrem

„All-in-Buffet“ und stopften sich die Bäuche voll. Ich selbst hatte zuletzt heute morgen was gegessen, aber in meinem Bauch wäre gar kein Platz für Nahrung gewesen, denn der wurde von den Schmetterlingen gebraucht, die mit ihren Flügelschlägen dieses süße Kribbeln verursachten, das mich unruhig werden ließ. Unsere Hände, längst schweißnass geworden, konnten sich nicht loslassen, selbst, wenn sie es gewollt hätten. Und gesagt hatten wir die letzten zwanzig Minuten auch nichts mehr. Dass ich mit ihm an diesem wunderschönen Strand stand, die Sonne am Horizont, vom Wind gebogene Palmen auf der anderen Seite … all das kam mir wie ein Traum vor, aus dem ich bitte niemals wieder erwachen durfte. Bastian blieb stehen. Ich hatte beim Gehen vor mir in den weißen Sand gesehen und ging weiter, bis unsere Arme stramm gespannt waren. Ich sah in verliebt an, denn anders konnte ich sowieso nicht gucken.
„Was?“, fragte ich, weil ich mir nicht erklären konnte, warum er stehengeblieben war. Nichts um uns herum gab Anlass dazu.
Er kam die zwei Schritte auf mich zu, ohne die feste Verbindung unserer Hände zu lösen. Dann legte er seine freie Hand um meinen Nacken, ganz langsam und leicht wie eine Feder, kam mit seinem Mund auf mich zu, zögerte kurz und als er sah, dass sich meine Lippen ein klein wenig öffneten, küsste er mich. Zuerst ganz vorsichtig, meine Reaktion abwartend, dann fordernder, fester. Seine Zungenspitze spielte mit meinen Lippen.

Unsere Hände trennten sich, nur um eine neue Aufgabe zu übernehmen. Ihnen war bestimmt, sich um unsere Hüften zu legen und unsere Körper aneinander zu ziehen.

„Ich liebe dich, du verrücktes Huhn.“, hauchte er mir in meinen Mund. Sein warmer Atem trocknete meine Zunge, die nun unruhig nach seiner suchte. Sein Rückzug hatte eine Leere hinterlassen, die ich sofort wieder zu füllen versuchte. Natürlich wollte ich ihm damit auch zeigen, dass es mir genauso ging.
„Ich dich mehr.“, flüsterte ich zurück. Mehr ging nicht, weil mein Mund mit seinen Lippen verschlossen wurde, die so unendlich weiß und sanft waren. Geradezu liebevoll küsste er mich, während seine Hände auf meinen Beckenknochen lagen. Anders als alle anderen Männer vor ihm, ließ er die Augen beim Küssen offen. Ich wusste, dass es durch und durch ging, sich mit geschlossenen Augen zu küssen. Aber Bastian sah mich die ganze Zeit an und sein Blick zwang mich, auch ihm in die Augen zu sehen. Ein völlig neues Gefühl, dass ich da erlebte. Und es brachte unsere Herzen weiter zusammen, weil wir in den Augen des anderen die tiefe Zuneigung füreinander erkannten. Das war küssen auf einem anderen Level, zumindest für mich. Bastian zog mich zu einer Palme und setzte sich so, dass er sich mit dem Rücken dagegen lehnen konnte.
„Komm Mietze, setz dich zwischen meine Beine, damit wir den Sonnenuntergang zusammen beobachten können.“ Ich lehnte mich rückwärts an ihn, umklammerte mit meinen Armen seine Oberschenkel und streichelte von unten seine Kniekehlen. Er legte seine Arme um mich herum, seine Hände auf meinen Bauch, den ich ihm schutzlos anbot. Seine Umarmung war wie eine warme, schützende Decke für mich. Gaben mir wieder das Gefühl von Sicher- und Geborgenheit. Dieser Mann nahm seine Aufgabe, die ich ihm angedacht hatte, sehr ernst. Er würde immer auf mich aufpassen, mich vor allem Bösen verteidigen. Seine Augen waren zu meinen geworden, meine ‚Private Eyes‘.

Das Schauspiel vor uns war überwältigend. Es hatte was Endgültiges, als der Horizont und der Feuerball langsam miteinander verschmolzen. Bastis Hände lagen immer noch brav auf meinem Bauch. Nur seine Daumen hatten angefangen das Territorium unter meinen Brüsten zu liebkosen.

Entweder hinter meinem Rücken hatte sich ein Stück Holz aus dem Sand erhoben, oder Basti hatte eine knochenharte Latte.

„Was ist, traust du dich nicht?“, erkundigte ich mich bei meinem Schatz.
„Doch schon, aber ich möchte den Augenblick nicht kaputt machen, verstehst du?“, hauchte er mir in den Nacken.
„Ja das tue ich. Es ist aber auch schön. Alles, der Sonnenuntergang, dass du bei mir bist. Ich wünschte, das würde nicht aufhören.“
„Du hast mir wirklich sehr weh getan Anni. Mehr, als du dir vielleicht denken kannst. Und wenn ich ehrlich sein soll, bin ich mir nicht sicher, ob ich das einfach so ausblenden kann. Neu anfangen, als wäre nichts gewesen. Ich liebe dich, das weißt du. Wie könnte ich dich auch in nur vier Wochen vergessen. Das wäre Selbstbetrug. Wenn ich nur wüsste, was ich tun soll. Was ist das richtige Anni, ich weiß es nicht.“ Ich schob mich aus seinen Armen, drehte meinen Oberkörper zu ihm um. Sein Blick war ratlos, gesenkt, und die Tränen, die ihm die Wangen herunterliefen, ehrlich. Mit dem Zeigefinger spielte er im Sand, wie ein kleiner Junge, dem man sein Eis weggenommen hatte. Seine innere Zerrissenheit war deutlich. Ihn so zu sehen, machte mich traurig.
„Hey Basti mein Schatz. Eine perfekte Lösung habe ich auch nicht für dich. Ich kann dir nur versprechen, dir nie wieder so etwas anzutun. Das schwöre ich beim Leben meiner Mutter.“
„Tu das nicht Anni, schwöre niemals auf das Leben eines Menschen, der dir viel bedeutet.“, schüttelte er den Kopf.
„Stimmt, war blöd. Aber im Ernst. Als du plötzlich weg warst und mir niemand sagen konnte oder wollte, wo du abgeblieben bist, da habe ich erst gemerkt, wie wichtig du für mich warst. Als du weg warst, das war … es war … leer. Ganz ehrlich, ich weiß im Nachhinein auch nicht mehr, warum ich mir die Männer genommen habe, wo doch meine wahre Liebe längst in meiner Nähe war. Vielleicht wollte ich mir etwas beweisen, wollte mich begehrt fühlen. Matthias hatte mich hässlich dargestellt, ich wäre nicht mehr schön genug, würde ihn abturnen und impotent werden lassen. Das hat mich verletzt. Vielleicht wollte ich mich an allen Männern rächen, weil dieser eine mir das angetan hatte.

Das war verrückt, unüberlegt, dämlich und schäbig. Vor allem dir gegenüber, weil du mir nie etwas getan hast, immer an meiner Seite war und mich wieder ins Leben zurück gebracht hat.“

„Die anderen mögen dir ja egal gewesen sein, Mittel zum Zweck sozusagen. Aber warum ich, Anni, warum hast du alle deine schlechten Erfahrungen an mir ausgelassen?“
„Das kann ich dir nicht erklären, ich weiß es nicht. Aber als du weg warst, erkannte ich nicht nur die riesen Dummheit, sondern auch klar, wie sehr ich dich in Wirklichkeit liebe. Bitte Basti, gib uns nicht auf. Ich weiß, es ist nicht einfach für dich und du hast alles Recht der Welt, auf mich sauer zu sein und mich zum Teufel zu jagen.“
„Darüber muss ich nachdenken. Das du hier bist, ist eine völlig neue Lage, damit hätte ich nie gerechnet. In einem halben Jahr wäre genug Gras über die Sache gewachsen und unsere letzten Monaten vergessen gewesen. Und nun sitzt du vor mir im Sand, verdrehst mir wieder den Kopf, so dass ich im Sand spiele wie ein blöder Bengel und wünscht dir eine Entscheidung, die selbst einen Erwachsenen überfordert. Gib mir etwas Zeit, ok?“
„Alle Zeit der Welt. Aber sag mal: jetzt ist es fast dunkel, wo soll ich denn schlafen.?“
„Du kannst bei uns schlafen. Es gibt ein kleines Zimmer, dass wir als Abstellraum nutzen. Es steht ein Bett drin. Bestimmt kein Fünf-Sterne-Service, aber für die Nacht sollte es reichen. Ich habe voll Kohldampf, wie ist es bei dir Schönheit?“ „Hunger habe ich auch. Übrigens hat mir unser Gespräch gut getan. Endlich konnte ich loswerden, was mir auf der Seele brannte.“
„Ich weiß, was du meinst. Ging mir ähnlich, als ich den Brief schrieb. Und jetzt auch.“ Basti stand auf und zog mich hoch. Dicht kam ich vor ihm zu stehen und sofort umfasste seine Hand meine Hüfte.
„Ich liebe dich wirklich Bastian, das musst du mir …“, brachte ich gerade noch raus, bevor er mich küsste, erst auf den Mund, dann auf die Stirn. Es mag albern sein, aber der Kuss auf die Stirn bedeutete mir fast noch mehr, als der auf den Mund. In meiner Wertevorstellung küsst man nur jemanden auf die Stirn, der einem viel bedeutet und so kam es mir auch vor. Auf dem Rückweg legte ich meinen Kopf auf seine Schulter und er strich mir erst über die Wange und dann durch meine Haare, die mir von dem aufgekommenen Wind ins Gesicht geweht waren.

Fortsetzung folgt ...

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