Marion beherrschte ihn perfekt, den Zehendrehtrick. Scheinbar ohne den Fuss zu bewegen, an dessen Grosszeh der hellgrüne Croc hing, konnte sie diesen im Kreis herum wirbeln, was aussah wie der bewegte Rotor eines Helikopters. Ein weiteres Merkmal von Marion waren ihre roten Wangen. Es war schwer zu sagen, woher sie rührten, ob von der Sommerhitze, von der Anstrengung, die ihr der Zehendrehtrick abverlangte, oder wegen der Erregung, die es ihr bereitete, mit guten Freunden am Tisch zu sitzen und auf den Kartoffelgratin zu warten, der noch im Ofen schmorte. Marion war eine schöne Frau, natürlich wirkend. Sie schminkte sich kaum, hatte glänzendes schwarzes Haar, eine ausdrucksstarke Gesichtsform, hohe Wangenknochen, leuchtende Augen und einen Mund, dem man schlicht alles zutraute. Richtige Böses-Mädchen-Lippen hatte sie, Lippen, die schon anderes umschlossen hatten als Erdbeereis. Und Marion trug einen quergestreiften Sommerrock.
Nun ist ja die Designvielfalt, was Sommerröcke angeht, nahezu unendlich. Seitlich geschlitzt, einseitig, beidseitig, mit V-Ausschnitt, der die BH-Bordüren freigibt, mit V-Ausschnitt, der die besagten Bordüren knapp bedeckt, tailliert oder mehlsackartig geschnitten, mit Reissverschlüssen an unerwarteten Stellen. Der von Marion war einfach quergestreift. Das Farbmuster war nicht etwa Ton in Ton, schwarz-weiss, mintgrün-kobaltblau oder orange-rot, sondern gleich alles zusammen. Rosa. Orange. Gelb. Türkis. Lila. Der Rock reichte ihr bis zur Mitte der Oberschenkel, was als durchaus züchtig gilt. Im Abschnitt zwischen Oberschenkel unf Hüften werden solche Röcke aber interessant, und da bildete auch Marions Kleid keine Ausnahme. Die Streifen dehnen sich nämlich, perspektivisch, in einer Art, die kaum ein Maler nachzuvollziehen vermag. Maler mögen sich mit der vierten Dimension befassen, mit psilocybingetränkten Leinwänden, mit Kubismus, Naturalismus, der Geliebten in Oel. Die realistische Darstellung eines quergestreiften Sommerrocks an einer Frau, die diesen gut ausfüllt, bleibt ihnen aber verwehrt. Gäbe es solche Kunstwerke, würden sie zu Dutzenden ersteigert, bei Sotheby’s, ebay oder so.
Marions gedehnte Sommerrockstreifen entgingen auch Dominik, dem Herrn des Hauses, nicht. Seine Frau war in der Küche mit dem Vorbereiten der Salate beschäftigt, Marions Partner Fred spielte im Garten mit der kleinen Tochter. Marion und Dominik unterhielten sich angeregt über Berufliches – beide arbeiteten in der Reisebranche. Dazu liess Marion lasziv ihren hellgrünen Croc kreisen. Dominik bekundete grösste Mühe, seinen Blick von ihren Oberschenkeln abzuwenden. Dabei hätte sich das nun wirklich gehört! Beide Paare waren seit Jahren verheiratet, lebten mit ihren Kindern in standesgemässen Reiheneinfamilienhäusern und waren, so weit das beurteilt werden kann, rechtschaffen. Nur eben: In die Köpfe sieht keiner, in die Seelen schon gar nicht. Dominik war ein ausgeprägter Querstreifenrockfetischist. Seine Helene würde ein derart stilloses Teil niemals tragen. Selbst die Kombination von Höschen und BH überliess sie nie dem Zufall. Lachsfarben zu lachsfarben, altrosa zu altrosa. Verglichen mit Marion erschien sie eher knochig. Während bei Marion volle, runde Brüste den Oberkörper dominierten, waren es bei Helene die Schlüsselbeine über dem grosszügig ausgeschnittenen schwarzen Kleid.
Dann erhob sich Marion, um sich zu ihrem Mann zu gesellen, der sich noch immer im Garten vergnügte. Ihr Höschen war für den Bruchteil einer Sekunde zu sehen; Marion wusste, wie man sich in Männergesellschaft bewegte. Es war weiss, das Höschen, mit blauen Punkten. Dominiks Schläfen pochten. Die Crocs zwangen Marion zu einer Art Watschelgang, und Dominiks Augen saugten sich förmlich an ihrem Hintern fest, der sich die Verandatreppe hinab bewegte und um die Hausecke verschwand. Wie sich die Sommerrockstreifen über Marions Prachtsarsch dehnten, lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Anstatt sich aber in die Küche zu begeben und seiner Frau bei der Zubereitung der Salate zu helfen, eilte Dominik ebenfalls die Treppe hinunter und ging im Stechschritt auf den Sandkasten zu, um weitere Blicke auf Marions Wundergesäss zu erhaschen. Er war spitz wie eine Rübe und wusste gleichzeitig, dass er an sich halten musste – als Gastgeber. Sie kniete am Boden und schaufelte mit der kleinen Lina Sand. “Kommst Du uns auch helfen?” scherzte Fred und beendete mit einem Plastikförmchen den Bau einer Sandburg. “Klaro”, sagte Dominik und kniete sich neben Marion. Ganz kurz, wirklich nur ganz kurz – das sei zu seiner Verteidigung gesagt – stellte er sich vor, er würde Marion zu einem Tittenfick rannehmen. Hier und jetzt. Im Sandkasten. Einfach mal... ihre Brüste zusammendrücken und abreiben. Nur das. Mehr nicht. Dann schrie Lisa, dass sie gewickelt werden wollte, was bei Marion den Mama-Reflex auslöste. “Hast Du Windeln dabei?” fragte sie ihren Fred. Dieser eine Satz beendete schlagartig Dominiks Erektion. Dann rief Helene zum Essen. “Darauf hab ich mich so gefreut”, seufzte Marion und errötete einmal mehr. Bestimmt hatte sie sie auch im Bett, diese roten Wangen, diese glänzenden Augen, diese “Böses-Mädchen-Lippen” – wenn sie sich an Freds Glückspilz festsaugte. Hinter Marion ging Dominik die Treppe hoch, gefolgt von Fred und dessen Tochter. Der Gratin schmeckte vorzüglich, die vielfarbigen Salate rundeten das Bild eines gemütlichen Abends ab. Kopfsalat, Endiviensalat, Tomatensalat, Maissalat, Reissalat mit Huhn und Ananas. Es fehlte der Wein. “Hättest auch früher daran denken können”, schalt die etwas gestresst wirkende Helene ihren Dominik. Ihre Schlüsselbeine wirkten im gedimmten Terrassenlicht gespenstisch. Etwas an Helene erinnerte an eine Fledermaus. Dominik erhob sich entschuldigend, ging zurück in die Wohnung und suchte den Kellerschlüssel. “Wickeln”, schrie Lisa. “Ach ja, Dich haben wir ja ganz vergessen”, quittierte Fred den Schrei seiner Tochter und machte sich in seinem Rucksack auf die Suche nach Windeln. “Soll ich mit in den Keller?” Ohne von irgendjemandem eine Antwort abzuwarten, folgte Marin Dominik ins Haus. Ihr Interesse für Wein war nicht gespielt; vor kurzem erst hatte sie einen Weinkurs besucht, in dem gelehrt wurde, zu welchem Essen sich ein bestimmter Rebensaft eignet. Dominik hatte den Schlüssel endlich gefunden und musterte Marion von der Seite. Der quergestreifte Sommerrock betonte ihren Busen, ihre Hüften und ihren Hintern derart unverblümt, dass Dominik hinter dieser Art, sich zu kleiden, eine Absicht zu vermuten begann. Eine Frau, die sich so anzog, wenn sie zu Besuch ging, wollte doch etwas ganz Bestimmtes aussagen. Marions Haar glänzte im Kronleuchterschein, ihre geröteten Wangen strahlten Hitze ab. Geile, begehrliche, intime, weibliche Hitze. “Willst Du mit?” fragte Dominik überflüssigerweise. “Ich verfüge über Wein aus zwei Jahrhunderten, komm, sieh Dir das an.” Während Helene allein auf dem Balkon sass und den Gratin nochmals zudeckte um ihn nicht erkalten zu lassen, wickelte Fred seine Tochter Lisa. Dominik ging neben Marion die Kellertreppe hinunter. “Als Erstes hätten wir hier die Burgunderweine”, sagte er stolz, während er das Kellerabteil aufschloss. “Etwas schwer, aber für einen Gratin gar nicht so ungeeignet, findest Du nicht?” “Ich würde einen Oeil de Perdrix vorziehen”, konterte Marion. Selbst im Neonlicht wirkte ihr quergestreifter Sommerrock hinreissend. Sie stand jetzt ganz dicht neben Dominik. Er konnte ihren Oberschenkel an seinem spüren. “Mmmmh...”, sagte er. “Oeil de Perdrix”, wiederholte er seine Begleiterin. “Ich hab da was... weiter hinten.” Dann ergriff Marion die Initiative. “Wir müssen schnell machen. Glaubst Du ich hätte nicht gemerkt, dass Du mich die ganze Zeit mit den Augen ausgezogen hast, hm?” Dominik blieben vor Verlegenheit die Worte im Hals stecken – und da spürte er sie mit einem Mal, die fruchtigen, feuchten Böses-Mädchen-Lippen. Marion küsste gut, so, als hätte sie das schon lange nicht mehr getan und müsste dieses Defizit jetzt mit Inbrunst überkompensieren. Es gab kein Halten mehr. Ihre Wangen leuchteten, dass es eine Freude war, und sie schmiegte sich mit ihrem ganzen, schweren Sommerfrauenkörper an Dominik. “Komm, nimm mich einfach, aber mach schnell”, keuchte sie zwischen zwei Küssen und führte Dominiks rechte Hand zwischen ihre Schenkel. Das warme, feuchte Höschen brachte ihn um den Verstand. Er klaubte seinen Schwanz aus der Cordhose. “Halt Dich an diesem Tisch da fest”, sagte er energisch, “ich will Dich von hinten”. Er wollte keinesfalls die Chance verpassen, beim Vögeln den quergestreiften Sommerrock zu betrachten, der sich über Marions Rücken und Hintern spannte. Eindringen wollte er, so rasch als möglich, ohne Vorspiel, und in den folgenden Minuten einfach diesen wundervollen quergestreiften Sommerrock bewundern, der sich an Marion so hocherotisch ausnahm. Ihre Liebesöffnung musste er nicht lange suchen. Mit einem Ruck stiess er in sie, Marion quittierte mit einem langgezogenen Seufzer. “Bumse mich jetzt, aber mach rasch, verdammt”, sagte sie. Das Wissen um die Unmöglichkeit der Situation, um die knappe Zeit machte Dominik noch geiler als er es sowieso schon war. Er griff nach Marions schweren, warmen Brüsten und drang noch tiefer in sie. “Wo seid Ihr?” rief Helene die Kellertreppe hinunter. “Wir können uns über den Wein nicht einigen”, antwortete Marion schlagfertig. “Mach schon”, zischte sie zu Dominik. Dieser kam, als gäbe es kein Morgen. Sekundengenau zog er seinen Schwanz aus Marions Scheide und spritzte auf den Kiesboden. Sie strich ihren quergestreiften Sommerrock glatt, Dominik angelte sich einen Oeil de Perdrix aus dem Weinregal.
Die Terrasse war in warmes Licht getaucht. Helenes Schlüsselbeine wirkten ästhetisch, fast schon elegant. Lisa sass auf dem linken Knie von Papa und stocherte im Gratin. Die Kristallgläser funkelten. Aus dem Nachbargarten zirpte eine Grille. Fliederduft mischte sich mit dem unverkennbaren Geruch von Pinien. Marions quergestreifter Sommerrock hob sich wohltuend vom Abendhimmel ab.
Der Sommer konnte beginnen.
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