Red Flush

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Red Flush

Red Flush

Anita Isiris

Marlise war die Frau, die jeder und jede kennt. Sie sitzt an der Aldi-Kasse, überreicht im Blumenladen lächelnd Gestecke, brät Würstchen am Dorffest, sitzt hinter dem verglasten Schalter, in dem sich ihre dezente Halskette spiegelt. Marlise trägt streng nach hinten gekämmtes Haar, und sie liebt Röcke mit kleinen Blumenmustern. Zeitlose Kleider, die ihrem jungen Körper Frische verleihen. Marlise ist sich dessen nicht bewusst.

Sie ist sehr scheu. Bei geringsten Anlässen rötet sich ihr Gesicht, und die Rötung setzt sich in ihrem Ausschnitt fort. Marlise wird rot, wenn sie sich vor ihrer Klasse verhaspelt. Sie ist Grundschullehrerin. Sie wird rot, wenn sie in der Strassenbahn erwischt wird, weil der Entwertungsautomat kapputt war. Marlise würde niemals Schwarzfahrten unternehmen. Aber ausgerechnet, wenn der Entwertungsautomat ausgestiegen ist, kommt der Kontrolleur, der sie über seine Brillenränder hinweg väterlich-streng anschaut.

Marlise ist 25 Jahre alt. Sie ist verheiratet mit Jannik, dem Buchhalter einer Versicherungsgesellschaft. Vor der Ehe hatte sie keinen Sex. Sie hat sich für ihn aufbewahrt, und sich Jannik mit 23 Jahren geöffnet, eine Woche nach der Hochzeit. In der Hochzeitsnacht war sie zu aufgeregt gewesen für Liebesspiele und hatte sich ihrem Gatten entzogen. Eine Woche später aber, in Südfrankreich, hatte sie sich gesagt, dass es „eines Tages einfach sein muss.“ Es war schön gewesen. Sie hatte sich vergewissert, dass die Vorhänge gezogen waren, und hätte sich lieber die Zunge abgebissen statt zu stöhnen. Man wusste ja nie, wer im Nebenzimmer lag. Beim ersten Sex hatte Marlise ihr blau geblümtes Nachthemd anbehalten. Jannik war in sie eingedrungen, während sie auf dem Rücken lag. Später mal hatte er ihr gesagt, dass er die Missionarsstellung bevorzugte. „Von hinten – das ist höchstens was für Tiere.“ Jannik ging gelegentlich auf die Jagd, lag oft stundenlang auf der Lauer, und musste es wissen.

Marlise, die blonde Grundschullehrerin. Das lädt zum Phantasieren ein. Im Lehrerkollegium war die junge Frau sehr beliebt. Sie war gesprächig, teilte sich mit und war zugleich eine gute Zuhörerin, Seelendoktorin für ihre Berufskolleginnen und -kollegen.

Sie lebte in einem kleinen aber feinen Quartier; sie und ihr Mann verfügten über einen kleinen Garten mit grossen Sonnenblumen, wo er einen Grossteil seiner Freizeit verbrachte. Er rodete den abschüssigen Teil des Gartens mit den kleinen Buchen, setzte Efeu, versah die Pergola mit feinen Fäden, auf dass sich Reben daran emporrankten. Marlise sah ihm gerne bei der Arbeit zu, mit übereinander geschlagenen Beinen und einer Tasse Tee in der Hand.
Marlise vermisste eigentlich nichts in diesem Leben, hatte aber auch nicht viel – schon gar nicht den Liebhaber, den sie eigentlich verdient hätte. In letzter Zeit war es immer mal wieder vorgekommen, dass Jannik eingeschlafen war, während er noch in ihr weilte. Die Stösse wurden immer langsamer, kamen ganz zum Ruhen, und dann legte er den Kopf an ihre Schulter und schlief ein. Marlise, die kaum Erfahrung mit Sex hatte, wusste nicht, was sie davon halten sollte, konnte aber mit niemandem darüber reden. Sie blieb jeweils still liegen und lauschte dem Atem ihres Gatten.

Dann entdeckte sie ihren Körper. Schon als Teenager hatte sie sich ab und an gestreichelt, klar, und der Mond hatte die Härchen auf ihrem Bauch zum Leuchten gebracht. Sie hatte ihre Brüste gestreichelt und war ob der versteiften Nippel fast ein wenig erschrocken. Wieder war da die Röte in ihrem Gesicht gewesen, aber im Dunkel sah das ja nicht einmal der Sandmann.

Eines Nachts rutschte sie behutsam unter ihrem Mann weg. Sie wollte ihn keinesfalls wecken – der Arme hatte vermutlich anstrengende Sitzungen hinter sich und war aus diesem Grund weggeschnarcht. Marlises Unterleib war schwer in jener Nacht, und sie hätte viel darum gegeben, einen liebenden Mann in sich zu spüren. Sie streichelte behutsam ihr Wäldchen. Jaja, das Wäldchen. Bis ca. 1995 haben noch über 98 % der Frauen über ein gottgegebens Schamhaardreieck verfügt. Es waren glückliche, normale Frauen gewesen damals, im Vor-Internet-Zeitalter, und sie hatten das Schreiben langer Briefe beherrscht. Sie hatten sich an FKK-Stränden gesonnt, und sich den süssen Busch wärmen lassen.

Erst in den Folgejahren hatte sich der „Landing Strip“, der „Brazilian“ und „nude shave“ durchgesetzt. An Marlise war diese Entwicklung vorüber gegangen. Sie hatte noch immer dieses Wäldchen, und es war blond. Marlises Schambehaarung war spärlich und verdeckte eigentlich nichts. Jannik jedenfalls konnte alles sehen – so er sich denn dafür interessiert hätte.

Marlise hatte eine kleine, kecke Cliti, und jetzt nahm sie sie zwischen Daumen und Mittelfinger. Sie atmete tief. Sie kamen bald, die ersehnten Wellen, und sie spülten Röte in Marlises Gesicht. Erschrocken wandte sie sich ihrem Jannik zu. Hatte er etwas mitbekommen? Aber ihr Gatte hatte die Augen fest geschlossen und befand sich in einer tiefen Schlafphase.

Marlise verschaffte sich einen zweiten Orgasmus, indem sie mit zwei Fingern in sich eindrang. Durfte das eine Ehefrau überhaupt? Mit sich selbst...

Am folgenden Morgen duschte die Grundschullehrerin ausgiebig. Lange richtete sie den Duschkopf auf ihre Muschi. Ihr wurde warm, und draussen wartete der Kaffee. Ihr Unterricht begann um 10:00 Uhr. Wieder würde sie vor diesen adoleszenten Jungs stehen, und versuchen, ihnen den Konjunktiv beizubringen. Die Jungs hatten aber nur Augen für Marlises blonden Zopf, ihren Rücken und ihren Po, der sich unter dem etwas zu engen Rock abzeichnete. Marlise war unangenehm berührt als sie feststellte, dass sich unter ihren Armen Schwitzflecken gebildet hatten. Dieses rote T-Shirt aber auch! Sie hatte den rechten Arm gehoben um an die Tafel zu schreiben und sah die dunkle Stelle.

„Sie ist feucht“, murmelte Mirko in der vordersten Reihe. Ein paar Schüler glucksten laut.

Marlise war froh, als der Deutschunterricht vorüber war und ging entschlossenen Schrittes Richtung Lehrerzimmer. Dort befand sich auch ein Waschraum mit Duschkoje. Sie zog sich aus und stellte sich unter den warmen Strahl. Sie schloss die Augen und sah plötzlich Mirko vor sich, der sich über ihre Schwitzflecken lustig gemacht hatte. Was, wenn er jetzt zur Tür hereinkäme? Mirko war gut gebaut und hatte warme, grosse Augen. Bestimmt war er ein ganz anderer Liebhaber als Jannik.

Oben an der Dusche befand sich ein Fenster, das nach dem Duschen geöffnet werden musste, damit der Wasserdampf entweichen konnte. Es gab keinen Abzug. Marlise stellte sich vor, Mirko würde sie durch dieses Fenster beobachten. Ihr Gesicht rötete sich, und auch an ihrem Brustkorb zeigten sich ein paar Flecken. Marlise streichelte ihren Busen und schaute zum Fenster hoch. Wenn ihr Mirko jetzt doch bloss zuschauen würde! Dann presste sie den Duschkopf an die Muschi. Bevor die Wellen kamen, stellte sie die Dusche ab. Sie wandte ihren Rücken dem Fenster zu und berührte mit den Fingerspitzen den Boden – mit durchgestreckten Knien! „Mirko“, flüsterte sie. Würde es ihn erregen, wenn er sie so sähe?

Dann kam das schlechte Gewissen. Was tat sie da? Sie war doch verheiratet und bestimmt acht Jahre älter als der Schüler, der ihre Sinne besetzte. Dann schloss sie erneut die Augen und presste den Duschkopf zwischen die Beine. Sie stellte sich vor, Mirko stünde jetzt vor ihr, nackt, mit erigiertem Schwanz. Marlise kühlte seine Eichel mit ihrem Speichel und massierte seinen Hoden. Wie gerne sie das auch mit Jannik getan hätte – aber dieser tat derartige Praktiken als „Schweinkram“ ab.

Dann kam Marlise, und sie konnte ein lang gezogenes Stöhnen nicht unterdrücken. Zu heftig war der Orgasmus, der ihren zarten, feenhaften Körper durchschüttelte.

Eilends trat sie aus der Dusche, trocknete sich ab und zog sich an. Sie hatte zum Glück noch ein frisches, gelbes T-Shirt bei sich. Als sie den Waschraum verliess und das Lehrerzimmer durchquerte, erstarrte sie. In der Tür, die zum Korridor führte, stand Mirko und lächelte verloren. „Ich hätte da noch eine Frage, Frau Dennis“, sagte er. „Mir ist da etwas mit dem Konjunktiv nicht ganz klar.“

Marlise errötete, und an ihrem Ausschnitt zeigten sich rote Flecken.

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