Regenwetter

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Regenwetter

Regenwetter

MalteD

Wahre Fluten ließ der Himmel an diesem Novembertag herabstürzen. Schon am Morgen goss es wie aus Kübeln und den ganzen Tag wurde es nicht richtig hell. Jetzt dämmerte es bereits wieder. Die wenigen Menschen in der Stadt suchten Schutz in Kaufhäusern, oder eilten weit vornübergebeugt, die Schirme und Kapuzen festhaltend, von einem trockenen Platz zum nächsten.

Dass in wenigen Tagen der Advent begann, und damit auch die weihnachtliche Stimmung Einzug halten sollte, konnte er beim besten Willen nicht glauben. Halb durchnässt erreichte er den Bus, der ihn nach Hause bringen würde. Dann noch ein paar hundert Meter und er käme endlich in seiner warmen und auch trockenen Wohnung an.

An den paar Stationen stiegen nicht viele Menschen ein und aus. Doch jedes Gesicht sprach Bände ob des Wetters. Dabei waren ja die Hamburger eigentlich mit jedem Wasser gewaschen und kümmerten sich wenig um das Schmuddelwetter. Was jedoch nun schon Tage über Hamburg hing wie eine Glocke, brachte selbst den eingefleischtesten Hanseaten an die Grenzen dessen, was man ertragen konnte. Es schüttete seit fast einer Woche ohne Unterbrechung.

Endlich hatte er seinen rettenden Hafen erreicht. Triefend und tropfend leerte er noch den Briefkasten und verschwand hinter der Tür, die diesen Aufruhr der Elemente draußen ließ. Schnell zog er die Schuhe im Flur aus und hastete auf Zehenspitzen in großen Sätzen ins Bad. Während er die Wanne volllaufen ließ, zog er sich aus. Nur noch in ein heißes und wohlig duftendes Schaumbad wollte er eintauchen. Es würde ihn für eine halbe Stunde entführen und seine halbsteifen Glieder wieder auftauen.

Entspannt streckte er sich aus. Was für ein wunderbares Gefühl. Wärme.

Vorhin hatte er nur kurz die Umschläge durchgesehen, wer ihm alles geschrieben hatte. Werbung von verschiedenen Versicherungen war dabei. Der 30. November galt als Stichtag, um die Autoversicherung zu wechseln. Doch er hatte schon seit zwei Jahren keinen Wagen mehr. Wozu auch? Wo er hinmusste, fuhr die Bahn oder der öffentliche Nahverkehr. Im Notfall tat es auch mal eine Taxe. Ein Brief vom notariellen Nachlassverwalter seiner Tante. Sie verstarb vor acht Wochen und hatte ihn im Testament bedacht. Er wusste, was darin stand. Noch zu Lebzeiten hatte sie ihn informiert. Und ein Brief von seiner Schwester aus Australien.

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