Robofly

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Robofly

Robofly

Bright Angel

Bettina lackierte sich die Zehennägel, rosarot, das passte gut zu ihrem hellen Teint, sie war ja eine echte Blondine, künstlich noch blonder gemacht. Diese große fette Fleischfliege zog vor ihr Schleifen, nie setzte sie sich, sodass Bettina Gelegenheit gehabt hätte, sie mit der flachen Hand zu erschlagen. Summer war ja schon over, was tat dieses Miniatur-Monstrum noch um diese Zeit? In ihrer fleischfarbenen Unterwäsche sah sie unnatürlich natürlich aus, wie nackt, ohne es zu sein. Sie zog sich Rock und Bluse an. Die Fliege verschwand. Bettina legte Make-up auf und zupfte an ihrer Frisur herum, sie schlüpfte in flache Schuhe, da sie als Lehrerin viel stehen musste und düste mit ihrem Kleinwagen ab in die Schule.

Die Fliege setzte neben Knuts Monitor auf. Gäbe es einen Nobelpreis für Handwerker, würde er ihn kriegen, Knut, der Erbauer von Robofly. Miniaturisierte Elektronik, Flügelantrieb, Kameraaugen. Knut nahm die rechte Hand vom Joystick, schloss die Datei „Bettina051020100641“. 05102010 stand für das Datum, 0641 für die Uhrzeit des Beginns der Aufzeichnung. Schade, dass nicht noch Sommer ist, dachte Knut, denn Bettina schlief dann oft nackt, und Robofly war mit einem Nachtsichtmodus ausgestattet, ihre Hautfarbe hatte immer etwas Rötliches an sich, wenn sie richtig müde war, drehte sie sich gerne auf den Bauch, und ihr Hintern stand heraus wie eine Aprikose, war sogar auch mit ganz feinen weißen Härchen besetzt, selten, aber Knut wollte manchmal das Mikro-Zittern am Joystick erleben, landete Robofly sogar auf ihm, gefährlich war das, denn Bettina verfügte über trainierte Reflexe, einmal hatte ihre Hand seinen rechten Flügel zum Teil abgebrochen, trotzdem schaffte er es noch wegzufliegen, das brachte Knut eine Extrastunde Löten ein. Knut nahm sich ein Taschentuch aus der Hunderter-Packung, diesmal, weil die Nase lief.

In der Schule war es stressig, fünf Stunden durch, keine einzige frei. Halb zwölf, Beginn der fünften Schulstunde, Mathematik, eine vierte Hauptschulklasse. Einige Jugendliche waren schon älter, zwei sogar sechzehn, sie überragten Bettina um Haupteslänge, viele waren aus schwierigen sozialen Verhältnissen, manche im Heim. Bettina kam in die Klasse, alle standen, auf der Tafel war ein hellbrauner Kreidestrich. Da fiel ihr die Bosheit ein, die ihr älterer Bruder sich und seinen Kumpanen in diesem Alter bereitet hatte. Mit einem Spiegel die Farbe der Unterwäsche der Lehrerin zu erkunden und in der Pause an der Tafel zu markieren. Meisten war der Strich weiß gewesen. Bettina sah erbost in die Menge der Schüler, grinste wer?, schwitzte wer?, wer hatte rote Ohren? Wenn ihr das wirklich getan haben solltet, ihr Schweine!, dann …, dachte sie sich. Ja, was dann? Was sollte sie denn tun, sie hatte ja keine Handhabe. Doch es schien okay zu sein, die Burschen waren locker. Sie nahm das Tafeltuch und löschte den Strich. Trotzdem würde sie morgen eine Hose anziehen.

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